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MlsdrusserTaMatt W für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. b Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ ,en Teile 100 w , u--""cr;en Bekanntmachungen 40 Gold- i-r.e,le 100 Goldpfenmg. Nachweisungsgebühr 20 Goldpsennig. Dor- Platzvorschriften . Anzeige«- ^r»ggr°-r»n«onkur-serat. AnzeigennchmcnolleVcrmitllungist-llencntoeaen. WilsdrA^f-Dresden Postscheck: Dtt-dm 2840 Sonnabend den 7. August 1826 HZ« Pf",'.SP°1.°nM°-°n Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend un^ Das WN-druff-r Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen de- Amt-Hauptmannschast Meißen, de- Amtsgericht- und S^m-^tts7rT^ Nr. 183 85 Jahrgang Lel.gr Adr.: .«mtrvlatt- Sommer des Linfriedens. - Die Natur will nicht zur Ruhe kommen diesen Som mer. Fast sieht es so aus, als wolle sie nicht reifen lassen, was seine Werdezeit vollendet hat, als wolle sie nicht un- aefährdet und nicht unbeschädigt den Hafen der Erfüllung erreichen lassen, was der Mensch an Früchten seiner Arbeit braucht und ansammeln muß, um in den Monaten des Bedarfs davon zehren oder durch Warenaustausch ein handeln zu können, was ihm selber herzustellen versagt bleibt. Kann es da wundernehmen, daß auch Staat und Gesellschaft nicht zur Ruhe kommen wollen, daß Unrast überall die Welt beseelt und kein Stand, kein Beruf auch nur von einer kurzen Sommerpause etwas wissen will in dem aufreibenden Kampf um seine idealen wie um seine materiellen Forderungen? In Bonn am Rhein kommen die deutschen Stu denten zusammen, nachdem sie im vorigen Jahre mit ihrer Tagung noch vor dem Machtwort der Besatzungs mächte in die Reichshauptstadt hatten flüchten müssen. Ihre erste Tat im Angesicht des deutschesten aller Strönie ist, schon am Vorabend des eigentlichen Arbeitsbeginns, der Ausbruch eines Flaggenstreites: hier schwarz-weiß-rot, hier schwarz-rot-gold. Der Versuch, beide Steine des Anstoßes durch Niedcrholen des alten wie des neuen Symbols deutscher Reichsherrlichkeit aus dem Wege zu räumen, kostet den Urheber sein Ehrenamt an der Spitze der Bonner Studentenschaft; und als, wie nicht anders zu erwarten war, weiterhin der Streit um Profes sor Lessing von der Hochschule Hannover zur Er örterung gelangt, wächst sich die Aussprache über diesen mühsam beigelegten Konflikt zu einer wahrhaften Kriegs ansage an den preußischen Kultusminister aus, den Herrn Dr. Becker. Der Minister Becker ist uns keine Verkörpe rung der Staatsautorität, erklärt die Mehrheit der deut schen Studenten, auf die Gefahr hin, daß es danach aus dein Walde nnaefübr in derselben Tonart herausschallt, in der sie hiueingerufen haben. Aber Herr Becker tröstet sich vielleicht mit seinem Kol legen im Ministerium des Innern, Herrn Severing, der sich dieser Tage von einem preußischen Landrichter in aller Öffentlichkeit sagen lassen mußte, „daß seine Polizei maßnahmen in der Magdeburger Mordasfäre auf nichts Geringeres als auf Begünstigung eines Verbrechens hin- auslaüfen." Starker Tobak, ohne Zweifel; und nichts we niger als ein alltäglicher Vorwurf. Aber Herr Severing kann wenigens den Justizminister gegen den Ankläger in Bewegung setzen — oder in Bewegung zu fetzen versuchen. Herr Becker muß sehen, ob er mit eigenen Mitteln etwas gegen die aufsässigen Studenten auszurichten vermag. Unsere Minister von heute sind überhaupt vielgeplagte Wesen. Sogar die S a n d b u r g e n in denOst - uu 2 Nordseebädern, der unsterbliche Tummelplatz der lieben Schuljugend in den himmlischen Ferienwochen am Meeresstrand, lassen den obersten Hüter der öffentlichen Ordnung in Preußen nicht mehr ruhig schlafen. Mau Umkreis dieser zinnen- und mauerbewehrten rZeuungswerke der kriegerische Geist unseres heran- männlichen Geschlechtes sich nach Herzenslust ""/As^ücn pflegt, und man kann sich denken, daß auch die 9 e in diesen heißen Kämpfen neuer. ^ielt. Minister Severing hat dic in einem Erlaß auf diese Fe- und verlangt, daß sie sich den Schutz , »Äs"! Reichsflagge nur ja uach Kräften angedeihen lassen sollten. Es mögen ja im kindlichen Fe- Unzuträglichkeiten vorge- kommcn ,ei l, ohrm daß sic gleich so tragisch genommen werden müssen. ^;n unserem öffentlichen Leben gibt es sicherlich und oft genug unliebsam hervortretende Erschei nungen, deren Bekämpfung mindestens ebenso wichtig Wäre. Ungleich ernster ist schon der häusliche Krieg, de, wieder einmal im wunderschönen Straßburg ent brannt ist. Seit acht Zähren ist das Elsaß nicht mehr Reichsland, sondernBestandtell der Französischen Republik mud atto nickt mehr von Berlin aus regiert, sondern vor wo E auf die Kunst der Menschenbehand- ^,no ia tauf ndmal bester verstehen soll als bei uns w nnd doch erleben wir jetzt eine Neuauflage Deutschland. Schau-Ä^ Weltttieg uns dori sooft geboten wurde, Wieder fühlen die zu ihrem Recht zu kommen. Die Antwort? ^e Werden gemaßregelt, bestraft, aus den Amte rn ge;^ iHerr Poincar 6 hat, kaum zur Mimsterprastdentschast .zurückgekehrt, nichts Eiligeres zu tun, als der Kammer erv scharfes Strafgesetz zum Schutze der nationalen Emheu der Republik vorzulegen. Dabei geht es den Elsässern lediglich um die Einhaltung der ihnen in den November tagen 1918 gegebenen feierlichen Versprechungen! Herr Poincaro aber will Wohl der Welt beweisen, daß die Sorgen um den Frank seine Gedanken noch lange nicht voll- Nandig in Anspruch nehmen. Immerhin, uns kann es recht sein, daß sein Beglückungscifer diesmal aus -ww ^»ig und Kolmar gerichtet ist — und nicht auf Essen Düsseldorf! Dr. Sy. vruNchlsnci lsll ckrn Pranken rettens Ein unmöglicher Vorschlag. Berlin, 7. August. Der Pariser Korrespondent der „New York World" berichtet, das; Pariser maßgebende Kreise die Frage aufwersen, ob es nicht angebracht sei, die von Deutsch land zu zahlende ReparationssumMS genau festzusetzen und un verzüglich von Deutschland einzufordern. Die Hälfte der deut schen Eiesenbahn- und Industriebonds mache zwei Millionen Dol lar aus. Der Betrag, der Frankreich zustehe, würde, falls er un verzüglich verwertet werden könnte, zur Wiederherstellung des französischen Kredits genügen. Frankreich wäre in der Lage, den Franken zu stabilisieren, falls die deutschen Bonds sofort auf den ausländischen Märkten verkauft würden. Durch Hie Besprechun gen der Finanzleute sei die Frage wieder in Fluß gekommen, wie in allen europäischen Ländern die Goldwährung wieder hergestellt werden könne. Das sei, soweit Deutschlands Gläubiger in Be tracht kämen, möglich, wenn sie sofort in die Lage versetzt wür den, über die Reparationen zu verfügen. Ein Plan dafür könne so schnell ausgearbeitet werden, daß die Erledigung der Schuld frage dadurch überholt werden könnte. Ein Appell an Amerika Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 7. August. Es wird versichert, daß innerhalb des Kabinetts die Minister Briand, Sarrant, Bvkanowski und Tar dieu voll für eine Ratifizierung auch des Washingtoner Abkom mens eintreten. Es verlautet ferner, daß der Leiter der republi kanischen Zwischengruppe Morineau, der die Mehrzahl der Depu tierten der Kammer angehoren, einen Appell an die amerikanische Oeffentlichkeit in der Frage der Schuldenregulierung richten werde. veullAIsntls kntwattnung. Eigener Fernspr-chdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 7. August. Zwischen der Interalliierten Mili- tärkommissivn und dem Reichswehrministerium fänden auch ge stern wieder eingehende Besprechungen statt. Die Verhandlungen haben den Zweck, die Militärkommission und den Botschafters davon zu überzeugen, daß die Kontrollberichte über mangelnde deutsche Entwaffnung auf einen Irrtum zurückzuführen sein müs sen. Die deutsche Regierung hält unverändert daran fest, daß sie die Entwasfnungsverpslichtungen des Versailler Vertrages rest los erfüllt hat, und daß kein Grund zur Verlängerung des Man dats -er Entwaffnungskommission mehr vorliegt. Reue Mlferhundsordenmgen Spaniens. Für Einberufung der Ratskommission. Das Völkerbundsekretariat veröffentlicht ein Schrei- ben des spanischen Mitgliedes der Studienkommission für dre Ratsreform, Botschafter Palacios'. In dem Schreiben wird die Einberufung dieser Kommission zu einer zweiten Tagung verlangt. Ursprünglich war diese Tagung bereits für den 28. Juni vorgesehen, wurde jedoch vom Völker- bundrat im Juni fristlos verschoben. In dem am 2. 8. aus gegebenen Arbeitsprogramm des Völkerbundes figuriert diese Kommission bereits, allerdings nur für das Sitzungs- cnde. Ein genaues Datum war nicht sestgelegt. Die Ein berufung, die formell vom Ratspräsidenten und vom Kom- mrssionspräsidenten abhängt, dürfte nunmehr für die letzte Augustwoche angesetzt werden. in Genf verlautet, beabsichtigt angeblich Spanien, d" ständigen Ratsfitze und die Gleich st ellung aller Ratsmitglieder zu beantragen. Dies wäre natürlich nur durch eine Satzungs änderung möglich. Es läßt sich leicht ermessen, von welchen Schwierigkeiten eine neue und so folgenschwere Abände rung begleitet wäre. Amerikanisch-mexikanische Spannung. Neuyork, 6. August. In Mexiko werden für den kom menden Sonnt«g neue Riesendemonstrationen der Arbeiterschaft erwartet. Der Vermittlungsvorschlag der Kirche Perus wurde vom Präsidenten Calles abgelehnt. Er war aber bereit, die Ent- s scheidung über den Streit dem Parlament zu überlassen. Die - Meldungen aus Mexiko lauten durchweg wieder ernster. Die Presse Neuyorks fährt mit dem Abdruck mexikofeindlicher Mel dungen fort. Die amerikanische Regierung erklärte, -aß sie, falls es nötig sei, die amerikanischen Bürger in Mexiko mit allen Mit teln schützen werde. Es verlautet, -aß der amerikanische Bot schafter in Mexiko am 13. August vorübergehend Mexiko ver lassen werde, nachdem er vorher eine scharfe Note wegen der mexikanischen Petroleummaßnahmen überreicht habe. kurcftldsre eiiolera-kplaemle in eftins. Täglich tausend Opfer der Cholera und -er Hitze. Schanghai, 7. August. Laut nichtamtlichen Schätzungen sollen täglich tausend Chinesen infolge Lholeraerkrankungen und infolge der sehr großen Hitze sterben. Heute wurde mit 1V2 Grad Fahrenheit (etwa 39 Grad Celsius) die höchste Temperatur seit 30 Jahren gemessen. Auch einige Ausländer sind von den Er krankungen betroffen. Noileidende Agrarier. (Von unserem volkswirtschaftlichen Mitarbeiter.) In den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts entstand die Bezeichnung „notleidender Agrarier". Damit bezeichneten die Verfechter gewerblicher Interessen sowie die Wortführer der Verbraucherschaft diejenigen Land wirte, die sich bei dem Kampf gegen die ermäßigten (Caprivischen) Getreidezölle auf ihre besondere Notlage beriefen. Es war also eine feindselige und ironische Be zeichnung. — Heute wagt niemand in Deutschland, der An spruch darauf macht, für urteilsfähig und unvorein genommen zu gelten, zu leugnen, daß es der deutschen Landwirtschaft in ihren überwiegenden Teilen schlecht geht, und daß man hierbei nicht einmal von einer vorübergehen den ungünstigen Konjunktur reden kann. Deutschland ist in seiner gegenwärtigen Lage auf allen wirtschaftlichen Gebieten vorbelastet und benachteiligt. Während aber rn einer Reihe von industriellen Branchen der allgemeine Nachteil durch besondere Anstrengungen und Fähigkeiten ausgeglichen werden kann, ist das bei der Landwirtschaft nur in beschränktem Umfange möglich. Bereits vor dem Kriege hatte Deutschland als Agrarland anderen Agrar ländern gegenüber den Nachteil schlechteren Bodens und un günstigerer klimatischer Bedingungen. Nach dem Kriege sind alle diejenigen Nachteile hinzilgekommen, die mit der Aus plünderung Deutschlands durch die Entente und mit der Verarmung des deutschen Volkes Zusammenhängen. Von sachverständiger landwirtschaftlicher Seite ist un längst dargslegt worden, welchen Anteil der Kapitalmangel an der Not der deutschen Landwirtschaft hat. Bekanntlich haben Negierung und öffentliche Meinung auf die deutschen Landwirte einen starken Druck ausgeübt, die Erzeugung besonders an Brotgetreide mit allen Mitteln zu steigern, damit wir von der kostspieligen und unsere Währung be drohenden Einfuhr aus dem Auslands möglichst unab hängig werden. Das hat die deutschen Landwirte nach Neu ordnung unserer auswärtigen Schuldverhältnisse durch das Dawes-Äbkommen im August 1921 veranlaßt, große Geld beträge zu leihen, nm die Getreidewirtschaft M ..intensi vieren". Die Beträge mußten nach der Ernte zuruckerstattet werden. Um das zu können, mußten die deutschen Land ¬ wirte ihr Getreide zu jedem Preise losschlagen. Die Folget davon war, daß der Eetreidepreis in Deutschland weit unter den durchschnittlichen Weltmarktpreis sank. Die Kapitalknappheit der Landwirtschaft hat starke Preis schwankungen für Brotgetreide zur Folge, an denen weder die Erzeuger noch die Verbraucher von Brotgetreide ein Interesse haben. Ohne regelmäßigen und sogar steigenden Kapitalaufwand besteht keine Möglichkeit, die zahlreichen Fortschritte in der Bodenbewirtschaftung und Bodenaus- nutznng zu verwirklichen. Wenn also die deutsche Land wirtschaft ihre volkswirtschaftliche Aufgabe erfüllen soll, so muß alles aufaeboten werden, daß reichlicher Kapitalauf wand für sie nicht eins ewige Krise und geradezu eine Be drohung des Daseins heraufbeschwärt, sondern, daß er den Landwirt für seine Arbeit und seinen Unternehmungsgeist ausreichend entschädigt. Handelsiagung m Düsseldorf. Eine Rede des Handelsministers Dr. Schreiber. In der Kundgebung der Hauptgemeinschaft des Ver bandes des Deutschen Einzelhandels begrüßte der Vor sitzende van Norden die Erschienenen, darunter den preu ßischen Handelsminister Dr. Schreiber, den Ober bürgermeister von Düsseldorf Dr. Lehr, den Vertreter des Justizministeriums Dr. Klauer, die Vertreter der Industrie Generaldirektor Köngeter, Kommerzienrat Pöusgen und Dr. Schlenker. Anschließend sprach der preußische Handelsminister Dr. Schreiber und über brachte die Grüße seines Ministeriums sowie der Reichs regierung. Er zog einen Vergleich zwischen den Wünschen des Einzelhandels und der Gesolei, die einerseits die soziale Not zum Ausdruck bringen und auf der anderen Seite aber bemüht feien, die soziale Not mit allen Kräften zu lindern und zu beseitigen. Der deutsche Einzelhandel habe trotz der Not, besonders während der Inflationszeit gezigt, daß auch er die Kraft besitze, solche Not zu meistern, und werde auch ferner alle schweren Zeiten überstehen. Minister Schreiber ging sodann auf die Wunsche des Ein zelhandels ein und betonte, daß gerade das preußische Handelsministerium verstehe, warum ^er Emzvlah^ dere, daß er äußerlich den anderenGesellschaften, besonders