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und Tageblatt AmtMM für dir k-uigli-c« und Müschm Bchördcu M zreider« und Brand. 1 44. Jahrgang. — —, — 1/» Erscheint jeden Wochentag Nachmittags 6 Uhr für den — I n s e r a t e werden bis Bormittags 11 Uhr ! -^0 »V. andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark SS Pf., b(ll 1v TtÜköMvöV. angenommen. Preis für die Spaltzeile 13 Psg. «/I- ^LV» zweimonatlich IM.50Pfg. u.einmonatlich 75Psg. Außerhalb des LandgerichtSbezirkS 1ö Pfg. - Bekanntmachung, Vte vie-jährigen Herbstübungen betreffend. Die Hebungen der Königlichen S. Divifion Nr. SS finden im Anschluß an die in der Zeit vom 4. bis mit 11. September abzuhaltenden Hebungen der Königlichen 5. Infanterie- Brigade Nr. 63 in der Zeit vom IS. bi- mit 15. September voraussichtlich auf den Fluren Oberbobritzsch, Niederbobritzsch, Sohra und Colmnitz statt. Es werden daher in Wiederholung der von der unterzeichneten Königlichen Amtshaupt mannschaft aus Anlaß der Hebungen der gedachten Brigade unter dem 12. August erlassenen Bekanntmachung die Grundstücksbesitzer der bezeichneten und der umliegenden Orte von der vor aussichtlichen beziehungsweise möglichen Benutzung ihrer Fluren mit der Aufforderung in Kenntniß gesetzt, ihre Felder, soweit Solches thunlich sein wird, bis zum Beginn der Divisions- Uebungen (12. September) abzuernten und das Grummet einzubringen, sowie das unnöthige Stehenlassen von Getreidepuppen auf den Feldern zu vermeiden, Va den bestehenden Vor schriften gemäß Ansprüche ans Vergütung entstehender Flurschäden dann nicht begründet sind, wenn das rechtzeitige Abernten Unterlasten worden war. Es erscheint ferner wünschenswerlh, besonders Werthvolle Flurstücke (wie Raps-, Kraut-, Flachs- und Rübenfelder und dergleichen) durch Auf» beziehentlich Umstecken Von Strohwischen kenntlich zu machen, damit diese Felder von den Truppen nicht betreten werden, junge Holzanpflanzungen (Schonungen), wie überhaupt alle von der Benutzung durch Truppenübungen ausgeschlossenen Grundstücke, deren Kulturzustand nicht schon von Weitem für Jedermann deutlich wahrnehmbar ist, aber durch Anbringe» von Warnungstafel» be sonders zu bezeichnen. Sonstige Fluren jedoch, wie Kartoffelfelder, Wiesen, Kleebrachen und der gleichen sind nicht abzustecken, weil dieselben vielfach von den Truppen nicht umgangen werden können und daher ein Abstccken auch solcher minderwerthvoller Flüchen einzelne Mannschaften höchstens irre machen und eventuell im Eifer der Uebung dazu verleiten kann, auf die ausgesteckten Warnungszeichen überhaupt nicht mehr die nöthige Rücksicht zu nehmen. Steinbrüche und ähnliche Gelänvehinverniste sind durch Umzäunen mit Stroh seilen in auffälliger Weise kenntlich zu machen. Schließlich will die Königliche Amtshauptmannschast nicht Unterlasten, ausdrücklich daraus hinzuweisen, »atz für Flurbeschävigungen, welche vurch das den Truppen übungen solgende Publikum entstehen, Vergütung gesetzlich nicht gewährt werden darf. Freiberg, am 29. August 1891. ; Königliche Amtshauptmannschaft. Bekanntmachung, die Erhebung der diesjährigen Ernteergebnisse an Roggen, Weizen und Kartoffeln betreffend. Nach Anordnung des Königlichen Ministeriums des Innern macht sich, um beurtheilen zu können, ob die gegenwärtige Höhe der Brotfruchtpreise in einem angemessenen Verhältniß zu der diesjährigen Ernte steht, ausnahmsweise eine rasche Erhebung des diesjährigen Ernteausfalls in Bezug auf Roggen, Weiren und Kartoffeln nothwendig. Die unterzeichnete Königliche Amtshauptmannschast beabsichtigt das Nähere über das bei- der Einschätzung der Ernteergebnisse einzuschlagenve Verfahren in einer Sonnabend, den IS. September »fd. IS., Nachmittags 1 Uhr in der Restanration zum Burgkeller allhier abzuhaltenden Versammlung mit den Betheiligten zu besprechen. Der Herr Bürgermeister zu Brand und die Herren Gemeindevorstände und Gutsvorsteher in den Amtsgerichtsbezirken Freiberg und Brand werden daher im öffentlichen Interesse hierdurch ersucht, zu dieser Versammlung sich rinzufinden und an der Besprechung theilzunehmen. Freiberg, am 3 September 1891. Königliche Amtshauptmannschast. Oeffentliche Zustellung. Der Stadtrath zu Freiberg als Vertreter der städtischen Sparkasse daselbst, vertreten durch den Rechtsanwalt Täschner ebenda, klagt gegen den Bäckermeister Robert Paul Klotzsche, früher in Freiberg, jetzt unbekannten Aufenthaltes, wegen einer Hypothelenforderung von 6000 M. s. A. unter Bezugnahme auf vereinbarte castatorische Clausel mit dem Anträge, den Beklagten unter Kostenauferlegung zu verurtheilen, der Klägerin 6000 M. sammt Zinsen zu 5°/, vom 1. Oktober 1890 ab zur Vermeidung der Zwangsvollstreckung in daS Pfandgrundstück Folium 721 des Grunin und Hypothekenbuchs für Freiberg durch Zwangsverwaltung und Zwangsversteigerung desselben zu zahlen und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechtsstreits vor die II. Zivilkammer deS Königlichen Landgerichts zu Freiberg aus den 5. Dezember 1891, Vormittags 9 Uhr mit der Aufforderung, einen bei dem gedachten Gerichte zugelassenen Anwalt zu bestellen. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht. Freiberg, den 5. September 1891. Der Gerichtsschreiber des «öni-liche« Landgericht». G.-S. Cg. H. 240/91. Nr. 3. SU»n»i»«r, Aktuar. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über daS Vermögen des Kaufmanns Heinrich Paul Pietzsch zu Freiberg, alleinigen Inhabers der Firma Paul Pietzsch daselbst, ist infolge eines von dem Gemeinschuldner gemachten Vorschlags zu einem Zwangsvergleiche Vergleichstermin auf den S5. September 1881, vormittags 1« Uhr, vor dem Königlichen Amtsgerichte hierselbst, Zimmer Nr. 33, anberaumt. Freiberg, den 5. September 1891. Aktuar Nieolai, Gerichtsschreiber des Königl. Amtsgerichts, Abth. Ild. Verdingung. Das aus ungesühr 550 Strohsäcken der hiesigen Garnison-Anstalten zu veräußernde alte Lager stroh soll von der unterzeichneten Verwaltung im Wege der öffentlichen Ausschreibung an den Meistbietenden verkauft werden und ist hierzu auf den 15. September V. I., vormittags 1« Uhr, Termin zur Abgabe vo-i Geboten bestimmt worden. Die dem Verkauf zu Grunde liegenden Bedingungen, welche vor Abgabe eines Gebote» unterschrieben werden müssen, liegen von beute an im diesseitigen Geschäftszimmer, Jäger-Kasernr Stube Nr. 37, Vormittags von 9—12 unv Nachmittag von 3—6 Uhr zur Einsichtnahme aü». Freiberg, am 7. September 1891. Königliche Garnifon-Verwalt««g. Verdingung. Von der unterzeichneten Garnison-Verwaltung soll der Bedarf von ungefähr 1« 30« k« Roggeartchtstroh (Flegeldrufch), in Bunden zu 10 kg, für die hiesigen Garnison-Anstalten rm Wege der öffentlichen Ausschreibung vergeben werden und ist hierzu auf den 15. September, vormittags '/,11 Uhr, Termin zur Abgabe von Preisangeboten bestimmt worden. Die der Verdingung zu Grunde ge legten Bedingungen, welche vor Abgabe eines Angebotes unterschrieben werden müssen, liegen voll heute an im Geschäftszimmer der unterzeichneten Verwaltung, Jäger-Kaserne, Stube Nr. 37, Vor mittags von 9—12 und Nachmittags von 3—6 Uhr zur Einsichtnahme aus. Freiberg, den 7 September 1891. Königliche Garnison-Verwaltung. werk wäre, als welches sie ursprünglich geplant wurde. Was immer jedoch den Entschluß zur Kaiserreise zu dieser verspäteten Reife gebracht haben mag, gewiß ist, daß die politische Bedeutung, welche einer solchen Reise unter allen Umständen zukommt, eine andere geworden ist, als ursprünglich in Aussicht genommen war. Man muß sich nur erinnern, daß die Entstehung der böhmischen Landesausstellung in die Zeit der durch die Anregung des Kaisers angeknüpften Ausgleichsverhandlungen fiel Dieselbe Ausstellung, welche zu so vielen Ausschreilungcn desczechischen Chauvinismus den Schauplatz geboten hat und sowohl durch dieEnthaltung der Deutschen als nach dem Wunsche der herrschenden jungczechischen Partei eine durchaus czechische Unternehmung geworden ist, hätte nach dem Plane ihrer Veranstalter die Krönung des Ausgleichswerkes, ein sichtbarer Beweis des nach langen Kämpfen erreichten fried lichen Zusammenwirkens der beiden Volksstämme in Böhmen werden sollen. Wäre das gelungen, dann wäre die Kaiserreise nach Böhmen ein Triumphzug, die Siegesfeier des dynastischen Gedankens über die ererbte Völkerzwietracht gewesen. Der Kaiser hätte in der Ausstellung nicht blos die Proben der landwirth- schaftlichen, gewerblichen und industriellen Arbeit beider Stämme, sondern vor Allem die köstliche Frucht seines eigenen vermitteln den Eingreifens in Böhmen übersehen können. Das ist anders geworden. Die Mehrlieit des ezechischen Volkes Hit die Führer verleugnet, welche in seinem Namen den Ausgleich unterschrieben hatten, die auf den Schild gehobene neue Vertretung hat die Wiener Vereinbarungen zerrissen, die Ausstellung ist nicht das Symbol des Zusammenwirkens der beiden Vollsstämme, sondern in jeder Beziehung ein Werk der Partei und der Parteisucht ge worden. Wenn der Kaiser jetzt dennoch die Ausstellung besucht, so geschieht es, um das czechische Volk nicht zurückzusetzen, cs nicht für Diejenigen büßen zu lassen, von denen cs mißleitet worden ist. Die eigentliche politische Seite des Kaiserbesuchs in Prag erfährt in der Wiener „Deutschen Zeitung" von „besonderer und höchst vertrauenswürdiger Seite" eine in hohem Grade bemerkens- werthe Darstellung. Wir entnehmen derselben folgende Sätze: „Wohl werden durch die Thatsache, daß der Kaiser nun doch zur Ausstellung nach Prag fahren oll, all' die unliebsamen Vorgänge, die sich seil Monaten am Moldaustrande abspielte,n und sich etwa noch abspielen mögen, keineswegs aus der Welt geschasst. Wohl aber wäre, so soll man geurtheilt haben, diesen czechische» und panslavistisch französischen Demonstrationen gerade, wenn ihret wegen die Kaiserreise ausgegeben würde, erst eine ernstere poli- Äus Böhmen. Unter dem Eindruck des bevorstehenden Besuches des Kaisers Franz Joseph in Prag sind die am Sonntag daselbst zur Gedenk feier der Krönung Kaiser Leopolds II. zum König von Böhmen geplanten Kundgebungen zahmer ausgefallen als man erwarten durfte. Zwar haben sich die Jungczechen vor allen anderen Nationen Oesterreichs, vor Allem vor den Deutschen die Erfahrung zu Nutze gemacht, daß in der österreichischenMonarchie eine poli- tische Partei durch Zurückhaltung und Mäßigung nie etwas er zielen kann, daß vielmehr nur Der etwas erreichen wird, der sich durch Rücksichtslosigkeit etwas zu verschaffen weiß. In diesem Falle haben sie sich jedoch von der Erwägung leiten lassen, daß sie durch allzu tumultuöses Vorgehen die Vortheile verscherzen könnten, die sie sich von dem bevorstehenden Besuch Kaiser Franz Josephs versprechen. Hing doch die Erfüllung dieses dringenden Wunsches der Czcchen bis vor Kurzem nur an einem Haar. Die häufigen panslavistischen und deutschfeindlichen Kundgebungen aus der Prager Landesausstellung, die Verbrüderungsfeste mit Fran zosen und Slaven des Aus- und Inlandes unter Ausbrüchen eines tiefen Deutschenhasses, der Umstand, daß die Ausstellung nicht, wie es vor der Eröffnung derselben im Landtage und in der ge- sammten halbamtlichen Presse betheuert wurde, die Krönung des deutsch czechische» Ausgleiches und keine Landesausstellung ge worden ist, sondern eine rein czechische war, da die deutschen In- dustriellen und Gewerbetreibenden durch die Rücksichtslosigkeiten und Herausforderungen der Czechen, durch deren Treubruch gegenüber dem Ausgleich fernzubleiben gezwungen sind, die thät- lichen Angriffe aus friedliche deutsche Ausstellungsbesucher: Alles dies ließ mit Sicherheit erwarten, daß der Kaiser, der Träger der Bündnißpolitik und Urheber deS AusgleichunzswerkeS, ernstliche Be denken hege, der böhmischen Hauptstadt einen Besuch zu Theil werden zu lassen, der im Auslande wie im Jnlande politischen Mißdeutungen unterliegen konnte. Die Entscheidung deS Kaisers hat auch allem Anschein nach lange geschwankt. Wenn nun dennoch wenige Tage vor dem Schlüsse der böhmischen Landesausstellung der Kaiserbesuch in Prag stattfindet, so deutet dies weniger darauf hin, daß jene Bedenken unbegründet befunden wurden, als viel mehr auf eine verstärkte Einflußnahme des Statthalters Graf Thun und der ihm nahestehenden Kreise des böhmischen Jeudal- Adels, welche zwar nicht im Stande waren, jene beschämenden Vorfälle zu verhindern, gleichwohl aber den Schein aufrechterhalten möchten, als ob die böhmische Ausstellung noch immer daS FriedenS tische Bedeutung offiziell beigelegt worden. So aber, wenn trotz all dieser der kaiserlichen Politik schnurstracks zuwiderlausenden Ausschreitungen der Kaiser dennoch seine ursprüngliche Absicht, nach Prag zu gehen, zur Ausführung bringt, werden nametrtlich dem Auslande gegenüber diese Vorgänge in ihrer symptomatischen Bedeutung herabgedrückt werden, weil sie eben nicht erheblich genug seien, um den Kaiser von seinem Besuche in Prag abzu halten. Ferner weiß man sehr gut, daß ein solcher Kaiserbesuch unter allen Umständen sich unter dem Jubel und den lautesten Zurufen der Begeisterung der Volksmaffen vollzieht, und man erwartet, daß die Welt darin ein Gegengewicht wider den Ein druck erblicken werde, welchen die fortgesetzten deutschfeindlicher und panslawistischen Kundgebungen hervorgerufen haben." Als ein glücklicher Gedanke muß es begrüßt werden, daß Kaiser Franz Joseph nicht allein die Prager Ausstellung besuchen wird, sondern daß er auch einer deutschen Stadt Nordböbmens, der nächsten Fabrikstadt Reichenberg, seinen Besuch zugedacht hat, um sich dort von dem blühenden Stand der deutschen Industrie, die auf der Prager Ausstellung nicht vertreten ist, zu überzeugen. Damit wird jede einseitige Auffassung der Reise ooer deren Deu tung in parteimäßigem Sinne verhindert, welche hätte erfolge)« können, wenn die Reise auf Prag allein beschränkt worden .chäre. Die Fahrt nach Reichenberg und die dort in Aussicht genommene Besichtigung der Industrie der Weltfirmen Liebig und Ginzkey, welche auf der Ausstellung nicht vertreten sind, ist der beste Beweis dafür, daß an höchster Stelle die Gründe gewürdigt werden, welche die Deutschen abhielten, an der Prager Ausstellung theilzunehmen. Auch auf czechischcr Seite verschließt man sich dieser Deutung nicht. So schrieb die altczechische „Politik": „Die Signatur der Krönung des Ausgleichswerkes wird bsd bevor- stehende Kaiserreise nicht tragen. Trotzdem scheint unS Her Um stand, daß der Kaiser den Besuch deutscher industrieller Bezirke in Aussicht genommen hat, ein nicht mißzuverstehender Beweis dafür, daß die Krone den Ausgleich nach wie vor akS den Leitstern für die innere Politik angesehen wissen will, wobei wir loyal erklären, daß wir den Ausgleich auf Grund unseres Rechte? w«e einet« Akt der Erlösung auS der unerträglichen Situation betrachten würden." Selbst die jungczechische „Narodni Lisch" betrachtet den Bestich des Kaisers in Reicheyberg als eine Maßnahme, an der man am besten nicht zu rütteln und zu mäkeln versucht. Ein großer Theil der ezechischen Presse dagegen kann seinen Aerger nicht verbergen, daß der Besuch in Böhmen den.Kaiser auch i» deutsches Geluet sichren wird. Namentlich der klerikale „Czech" «Hut sich »DM