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liu Unabhängige Zeitung für alle Ständein Stadtund Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustriertes Sonntagsblatt Heimatkundliche Vellage Frau und Heim > Landwirtschaftliche Vellage. — Dmck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1521. Gemeindeverbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. 64 Fernsprecher Amt Lischofewerda Ne. 444 »ad 44». I» Fall» von Betriebsstörungen oder Unterbrechung der " " ' ' '' tungen durch höhere Gewalt hat der Be» .. . ' " ' - oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreise«. Anzeigenpreis: Die 46 nuu breite einspaltig« Millimrterzeile 6 Rpf. Im Textteil die SO mm breite Millimeterzeile 25 Rpf. Nachlas nach den gesetzlich vorgeschriebenen Sätzen. Für da» Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. — Erfüllungsort Bischofswerda. D-rMWLrMrr Sageöück firrAWoßwerda Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsische Erzähler ist da- zur Veröffentlichung der amtlichen Bekamt» machungen der ArMshauptmannschaft, de» Hauptzollamt- und de» Be- ztrk-schulamt» zu Bautzen sowie de- Finanzamt» und des Stadtrats zu Bischof-werda und der Gemeindebehörden behördlicherseits bestimmte Blatt -rschetnunMveq«: Täglich mit «osnahms drr Sana. mW Frier» tag«. »«n»prei, für di« Zett «ins« halbe» Monat«: Fmt in, Hau, halbmonatlich Mark 1.14 beim «bholrn in dir Grschäft». »rfördkrungseinrtLtunaen durch höher« strll« wöchrntllch « Pfg. Llnzelnmnmer 10 Pfg. (Sonnabend- zieh« keinen Anspmch auf Lieferung mmuner 1» Pfg.)Zeitung od« auf Rückzahlung di Nr. 110 Montag, den 13. Mai 1S35 so. Jahrgang Tagesschau. » Marschall pllsudsti lfi Sonntagabend «.45 Ahr gestorben. Warschau sticht ganz «al« dem Eindruck der Todesnachricht. Der Slaakrpräfident ha» einen Aufruf au dl« Bevölkerung erlassen, in dem er Msvdstt al, den gMleu Mann d« polaischeu Geschichte e-,— * Der Führ« «ad Reichskanzler ha» aus dem Anlaß de» To de, de» Marschall, pllsudfkl ein herzliche» Deileid»telegramm an den polnischen Staatspräsidenten gerichtet. 3m Auftrage de, Zilh- rer, stalkele Slaal«sekretSr vr. Meißner dem polnischen Volschafier in Berlin einen Beileidsbesuch ab. * Aus der Loufereuz d« Llaatea de» Balkanblock, hak sich der südslawische Außenminister kategorisch gegen die Wiederauf nahme der Beziehungen zu Sowjetrußland erklärt. * Da, endgülllge Lrgebni, der ftanzösischen Semeinderal,- wahlen liegt noch uicht vor. 3a pari, hat sich die sogenannte na tionale Mehrheit zwar halten können, viele Sitze aber aa die Links parteien, besonder, die «ommuniflen. abgeben müffea. 3n der Provbtz find viele Gemeinden unter eine marxistische verwalbmg gerateu. Auf Grund de» Wahlergebnisse, sind in Part, bereit, Gerücht« im llmlaaf, wonach de« Sabine« Flandlu vielleicht keine lange Lrbeu»dauer mehr beschießen sein wird. * Tlach Meldungen aa, Honolulu lfi der Dzeanflug der 4S amerikanischen Mariaefiugzeuge geglückt. Die Alagzenge legten dt« Streckt von iroo Mellen auftragsgemäß zurück. * Da» «oß« ÜGtorennen am dea Großen prel, von Tripoli, brachle elwm großen Erfolg für Deutschland. Erster war Laräc- liola ans Merceb«-L«»z. Zweiter varz« auf «ako-Anion und Drill« Fagioll auf Atttredoi-Beuz. 1 Ausführliche, an anderer Stell«. Moskaus Taktik. Es ist nicht einmal ein offenes Geheimnis, es ist viel» mehr eine offenkundige Tatsache, daß die Außenpolitik Lit» winows von mächtimm und einflußreichen Würdenträgern Räte-Rußlands angefeindet wird. Zu diesen Gegnern Lit winows gehört vor allem Manutlski, der Häuptling der Komintern, der ein enger Freund Stalins ist, also Litwi now an Einfluß sicher überragt. Der Kreis um Manutlski war besonders aufgebracht, als Litwinow die diplomatischen „Beziehungen" zu den Vereinigten Staaten „wiederher stellte", weil für die Komlntem die hochkcwitalistische Union als eines der nächsten und wichtigsten Angriffsziele galt und gilt. Di« Wiederherstellung der diplomatischen Bezie hungen zwischen der Union und Rate-Rußland hat sich nicht als sehr haltbar erwiesen in der Hauptsache deshalb, weil die Komintern die Unterwühlung der Bereinigten Staaten un unterbrochen fortsetzen. Litwinow mußte deshalb diploma tische Erfolge anderswo suchen, nämlich da, wo sich unver hofft Gelegenheit bot, durch die politische und geistige Eng stirnigkeit der französischen Regierung Domnergue-Tarthou. Räte-Rußland und sein politischer Einfluß kn Europa waren ins Hintertreffen geraten, denn daß im Winter 1933/34, also vor dem Auftauchen Barthous der Eintritt Räte-Rußlands in den Völkerbund auch nur wahrscheinlich war, wurde nicht einmal erörtert. Gab es ein Grundgesetz für die Politik Röte- Rußlands, so war es das, den Verband der hochkapitalisti schen Staaten im Völkerbund mit aller Kraft und mit allem Nachdruck zu bekämpfen. Daß die Räte-Diplomati« bereitwillig darauf einging, als Barthou in Moskau Fühler ausstrecken Netz, um zu er kunden, wie »seit Röte-Rußland bereit sein werde, Frank reichs Versailler Politik zu unterstützen, erklärt sich schon daraus, daß Litwinow unbedingt »wieder einen Erfolg brauchte. Hätte er diesen nicht emlelen können, so wöre er bei der erbitterten Gegnerschaft Manutlski- schon lange, in der Versenkung verschwunden. Das hochgerüstete Frankreich tat so, als fürchtete es sich vor Deutschland, während die Politik Barthou in Wirklichkeit darauf gerichtet war, Deutschland dauernd unter den Druck der Versailler Politik zu schen. Es ist nicht nur wahrscheinlich, es ist sicher, daß die Röte-Diplomatie ihre Hand dabei im Spiele hat, wenn die au» Deutschland flüchtigen Landesverräter und sonstigen Spießgesellen in Frankreich und anderswo als sogenannte Emigranten auftreten und wühlen dürfen. Vergessen wir nicht, daß am 17. April 1934 Barthou in der berüchtigten Note sich welaerte, über die Aufrüstung Deutschland» und über die Gleichberechtigung auch nur zu verhandeln. Gleich daraus sackte die Abrushmgstagung in sich zusammen, wo bei Litwinow sehr vorsichtig mltyalf, wen für di« Röte- Diplomatie alles darauf ankam, das nationalsozialistische Deutschland zu verleumden und ausgerechnet da» neue Deutschland dea Wiederaufbaues als friedensfeindlich htn- zusteüen. Die Ermordung Barthou» in Marseille war nicht eine ruchlose Elnzeltat; neben Barthou fiel König Alexan der von Südslawien. Aber gerade König Alexander, der in seiner Jugend Page am Zarenhof gewesen war, war einer der heftigsten und unversöhnlichsten Gegner der Bolschewik!. Es ist wenig wahrscheinlich, daß, wenn König Alexander nicht gefallen wöre, der Kleine Verband heute eine so rege Tätigkeit entfalten könnte, um in Tuchfühlung mit Moskau zu gelangen. Das schändliche Verbrechen in Marseille wird nach Urhebern und Zusammenhängen nicht so leicht aufzu- klören sein, denn es hat kaum ein politisches Verbrechen in der neuesten Geschichte gegeben, das unter Umständen von so großer Tragweite sein konnte. Daß der sogenannte Ostvertrag an dem Widerstand Deutschland» und Polens gescheitert ist, sogar scheitern muß te, damit hat die RSte-Diplomatie bestimmt gerechnet. Wenn der Ostoertrag nicht zu erzielen war, so ergab sich di« Mög lichkeit, in Beistands-Verträgen einen Ersatz zu finden, ob schon diese Beistandsverträge ihrem Wesen nach vom Völker bund als solchem nichts mehr übrig lassen. Daran ändert sich nichts dadurch, daß der französisch-räterussische Beistands- Vertrag der Völkerbundssatzung angepaßt sein fall, denn es kommt nicht darauf an, was sich nach einem Streitfall zu- traaen kann, sondern darauf, wie dieser Streitfall eingefäoelt wird. Wenn auch die Sowsetdiplomatie nicht unmittelbar, so hat doch die Komintern eine groß« Erfahrung in der Schaffung sowie in der Entwicklung von Streitfällen, wobei nur an die Ereignisse in China erinnert zu werden braucht. Es ist auch klar, daß für die Räte-Diplomatie, daß für Mos kau Nichtangriffs-Berträg« gar nicht in Frage kommen kön nen oder nur an Stellen, die an und für sich gar nicht ge fährdet sind. Beistands-Verträge, wie sie di« RLte-Diplo- matie mit Frankreich abgeschlossen hat, mit der Tschechoslo wakei und Rumänien abschließen will, bergen deshalb eine besondere Gefahr in sich, weil die Räte-Diplomatie sich al» Opfer dieser Beistandsverträg« Länder ausgesucht hat, die im engeren Sinne als Schöpfungen der Versailler Politik be zeichnet werden müssen. Wenn auch Laval in Warschau sicher auf diese und ähnliche Fragen hingewiesen worden ist, so kann er offenbar aus dem Beistands-Bertraa mit Moskau nicht wieder heraus. Die Räte-Diplomati« weiß ganz genau, daß die Wiederherstellung der deutschen Wehrhoheit nicht die Streiffrage ist, sondern daß diese Streitfragen und Rei bungsflächen von der Versailler Politik über Ost- und Mit teleuropa geschaffen worden sind. Moskaus Taktik ist dar auf gerichtet, diese Streitfragen an irgendeiner Stelle zur Entzündung zu bringen, so daß nun alles darauf ankommt, daß die Staatsmänner, die die Taktik Moskaus nur ungefähr durchschauen, sich ihrer großen Verantwortung bewußt werden und bleiben. Das gilt besonders für Eng land. de» ' sidlali schen Adelsfamilie geboren. Im Jahre 188S bezog Pilsudski Vie Universität Charkow, trat dort bald mit sozialistischen lag gegen - - . , ffjähriger Verbannung nach Sibirien verurteilt. Don dort 1892 zurück gekehrt, errang er bald in der polnischen sozial Nischen Ar beiterbewegung eine führende Stellung. Im Jahre 1901 erneut verhaftet, konnte er diesmal ins Ausland entfliehen, wo er nun von Krakau au» gegen Rußland arbeitete. Beim Ausbruch des Weltkrieges ernannte ihn die ins geheim in Krakau gebildete „Nationale Regierung" zum Oberbefehlshaber aller polnischen Streitkräfte. Als solcher nahm er unter österreichisch-ungarischem Oberbefehl an der Spitze der 1. polnischen Legionsbrigaoe an den Kämpfen in Sudpolen teil. Wahrend -er Besetzung Polens versuchte er 1916, «ine nationale Unabhängigkeltsbewegung mit einer selbständigen Armee in Polen ins Leben zu rufen. Im Januar 1917 wurde er in den provisorischen Staatsrat des kurz zuvor von den Mittelmächten ausgerufe nen polnischen Staates berufen. Anfang Juli 1917 legte er gemeinsam mit den Vertretern der Unabhcingigkeitspartei fein Mandat nieder und wurde, da er als der geistige Ur heber der Eidesverweigerung der polnischen Legionäre galt, von den deutschen Otkupationsbehörden verhaftet und in Magdeburg interniert. Nach dem Kriege kehrte er wie ein Triumphal o - nach Warschau zuruck, wo ihm der au» der Okkupa tionszeit her bestehende Regentschastsrat diktatorische Ge walt zwecks Bildung einer nationalen Regierung übertrug. Er wurde am 23. November provisorisch und am 22. Februar 1919 von der Nationalversammlung endgültig zum Präsidenten der polnischen Revublik bestellt. Als solcher übte er während seiner bis Ende 1922 dauernden Amtszeit auf den Ausbau des neuen Staates und namentlich seines Heeres entscheidenden Einfluß aus. Das Heer ehrte ihn durch Zuerkennung des Marschallstabes. Durch den anfänglich ungünstigen Verlauf des Krieges von 1929 gegen Rußland erschien seine Stellung zeitweilig er schüttert. Doch konnte er sich schließlich doch bis zu seinem Rücktritt als Staatspräsident am 17. Dezember 1922 auf seine Popularität im Volke und beim Heere stützen. Ain 31. Mai 1926 wurde Pilsudski im 1. Wahlgang der Nationalversammlung mit 292 gegen 193 Stimmen zum Staatspräsidenten gewählt; jedoch lehnte er unwiderruflich ab. In dem Kabinett Bartel übernahm nun Pilsudski das Kriegsministerium, um es durch alle weiteren bisherigen Ministerien nicht mehr aus der Hand zu geben; seine tatsäch liche Vormachtstellung wurde Ende August 1926 durch Er nennung zum Generalinspekteur der Armee mit dem Sitz in Schloß Belvedere unterstrichen. Wiederholt hat Pilsudski rücksichtslos in die Parteima schinerien eingegriffen, Parlamentarier brüskiert und ver haften lassen. Mit Energie trat er von rein parteimäßigem Standpunkte betriebener Opposition mit diktatorischer Kraft entgegen. Auch die im November 1930 stattgefundenen Wahlen sicherten den Regierungsparteien die Mehrheit und damit die Kontinuität der Politik Pilsudskis. Pilsudski ist zum zweiten Male verheiratet und Vater zweier Töchter (Wanda und Jadwiga). Lis WMrlMM »es Mms. DNB. Berlin, 13. Mai. Der Führer und Reichskanzler hat aus Anlaß des Todes des Marschalls Pilsudski folgen des Beileidstelegramm an den polnischen Staatspräsidenten gerichtet: Tief bewegt durch die Nachricht von dem Hinscheid«« des Marschall» Pilsudski svreche ich Eurer Exzellenz und der polnische« Regierung mein und der Reichsregierüag auf richtigst« Beileid au». Polen verliert in dem verewigten Marschall den Schöpfer feines neuen Staate» und seinen treuesten Sohn; mit dem polnischen Volk betrauert auch das deutsch« Volk den Tod dies« großen Patrioten, der durch feine verständnisvolle Zusammenarbeit mit Deutschland nicht nur unseren beiden Ländern einen großen Dienst geleistet, sondern darüber hinaus den wertvollsten Beitrag zur Befriedung Europa» ge geben hat. Staatssekretär Dr. Meißner beim polnischen Botschafter. Berlin, 13. Mai. (Eig. Funkmeldg.) 3m Auftrage Führer, und Reichskanzler» stattete der Chef der Prä- Kanzlei, Staatssekretär Dr. Meißner, heute vormittag Marsch«» PUl«dM Warschau, 12. Mai. Marschall Pilsudski ist am Sonntagabend um 2V 45 Uhr gestorben. Marschall Pilsudski ist im Belvedere-Schloß in Warschau entschlafen, nachdem ihm ein Militärkaplan noch -ie Sterbe sakramente gereicht hatte. Di« Krankheit des Marschalls währte bereits mehrere Monate. Die Aerzte hatten einen Magen- und Leberkrebs festgestellt. Am 11. Mai trat eine plötzliche Verschlechterung im Befinden des Kranken ein. Der Marschall erlitt einen Magenblutsturz, der eine Schwächung der Herztätigkeit zur Folge hatte. Bald darauf trat der Tod ein. Die Nachricht vom Ableben des Marschalls verbreitete sich in Warschau wie ein Lauffeuer. Dor -em Belvedere- Schloß, in dem Pilsudski lebte und gestorben ist, sammeln sich bereits größere Menschenmengen an. * Polens großer Marschall. Wenn das polnische Volk in den vergangenen sechzehn Jahren seiner wiedererlangten Unabhängigkeit den Weg eines fortschreitenden politischen Aufstiegs und innerer Be festigung seiner staatlichen Verhältnisse hat gehen können, fo verdankt es das neben der Gunst -er weltgeschichtlichen Umstande zu einem guten Teile der glücklichen Fügung, daß es in dieser Zeit in Josef Pilsudski einen wirklich großen Führer besaß. Seine Persönlichkeit war über den Rahmen der von ihm geschaffenen Partei weit hinausaewachsen und die Beziehung zu ihr ist zu einem einigen-en Band für Volk und Staat geworden. Josef Pilsudski wurde am 4. Juli 1867 in Zulow bei WUna (im heutigen Litauen) als Sproß einer alten litaui schen Adelsfamilie geboren. I vi« Universität Charkow, trat dort bald mit sozic Kreisen in Berührung, wurde 1888 in «inen Anschlc— -en Zaren Alexander M. verwickelt und zu funfiähi gekehrt, errang er bald in -er polnischen sozial Nischen beiterbewegung eine führende Stellung. Im Jahre l, konnte «r diesmal ins Ausland entflie