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für die Königliche Verantwortlicher Redacteur: Earl Ik^Nk in Dippoldiswalde 54. Jahrgang Dienstag, den 8. Mai 1888 Nr. 54. 07 03 militärischen Schwäche doch nur einen wenig beachteten Zuschauer ab, und überhaupt — wie will England den seiner politischen und kommerziellen Bedeutung ent sprechenden Rang im Rathe der großen Nationen des Welttheiles noch ferner behaupten, wenn es nicht die Macht besitzt, dieser seiner Stellung auch äußerlichen Nachdruck zn verleihen? In den politischen und mili tärischen Kreisen Englands beginnt man denn auch einzusehen, daß dasselbe ernstlich an die Stärkung und Hebung seiner Wehrkraft gehen muß, wenn es mit seiner politischen Großmachtstellung früher oder später nicht Schiffbruch leiden will. Aber nur eine durch greifende, gründliche Reform in Heer wie Flotte kann da Wandel schaffen und an maßgebender Stelle jen seits des Kanals scheint man sich noch immer nicht zu einem solchen Schritte entschließen zu können; er wird wahrscheinlich erst unternommen werden, wenn es zu spät ist! «Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 7. Mai. Wer einigermaßen die volkswirthschaftliche Entwickelung unseres Bezirks mit Aufmerksamkeit und Theilnahme verfolgt, kann sich beispielsweise über die fortwährend wahrzunehmen ge wesene Steigerung des Frachtverkehrs auf unserer Eisenbahnlinie nur freuen. Selbst ohne die auf den Nebenstationen zur Beförderung gelangenden Fracht stücke weist die monatliche Uebersicht des Güterverkehrs immer recht stattliche Ziffern auf. Aber wir sind fest überzeugt, daß dieselben noch wesentlich höher sein würden, wenn die Beförderung eine den besonderen Bedürfnissen der Absender entsprechendere wäre und die Verwaltung ein größeres Entgegenkommen in der Ab fertigung zeigte, als bisher. Noch jetzt gehen Güter, die zu bestimmten Terminen abgeliefert sein müssen, mittelst Frachtwagen nach Dresden. Die betreffende Einnahme entgeht also der Bahn. Warum kann die Bahn mit wesentlich bedeutenderen Transportmitteln als die Post nicht in derselben Weise Frachtgüter zur sofortigen Beförderung übernehmen? Auf sehr großen und verkehrsreichen Bahnen mag das ja ungleich schwerer auszuführen sein; aber hier, wo es sich um wesentlich geringere Frachtlasten handelt, kann, dünkt uns, nur ein dem Expeditionsgebrauche der Haupt bahnen nachgeahmtes Geschäftsgebahren die Ursache sein, daß aufgegebene Güter wohl nur in den seltensten Ausnahmefällen mit dem nächsten Zuge abgefertigt werden, obschon der dringende Wunsch der Aufgeber ausgesprochen worden ist. Unter solchen Umständen wird die Post und der Frachter immerdar ein auf kleinen Bahnen wohlzubeachtender Mitbewerber sein und der Bahn eine Einnahme entgehen, die sie sich bei einigem guten Willen unbedingt sichern könnte. — Bei dem Nachmittags '/»S Uhrzuge riß am gestrigen Sonntage zwischen Dippoldiswalde und Ober carsdorf die Bremsleine nicht weniger als fünfmal!!! — Am gestrigen Sonntage versammelten sich im Rathhause die Mitglieder der städtischen Kollegien, so wie die Führer der Pflicht- und freiwilligen Feuerwehr und überreichte Herr Bürgermeister Voigt unter herz lichen Worten den Herren Fabrikant Teicher, Pri- vatus Lommatzsch und Feilenhauer Müller das den selben von Sr. Maj. dem Könige für ihre länger als 25jährigen geleisteten treuen Dienste als Führer der freiwilligen, resp. der Pflichtfeuerwehr gestiftete Ehren zeichen. Tiesgerührt dankten die Ausgezeichneten. Ein begMertes Hoch auf den Protektor der sächsischen Feuerwehren, König Albert, schloß die einfache, er hebende Feier. — Der Mai hat sich bei uns sehr gut eingeführt. In den Hellen, obgleich immer noch etwas kühlen Tagen, ist die Vegetation bereits weit vorgeschritten, auch die Obstbäume fangen bereits an zu blühen, und nicht bloS am Spalier, auch im Freien. Die Birkenleithe mit ihren hellgrünen Schleiern bietet jetzt besonders Englands Schwäche. Während sich nicht nur die kontinentalen Groß mächte, sondern auch die europäischen Staaten zweiten, ja dritten Ranges durch fortgesetzte militärische Rüstun gen bemühen, der drohenden Weltlage Rechnung zu tragen, um von kommenden Ereignissen nicht überrascht zu werden, hört man aus England nichts von der gleichen Vorkehrungen. Es sind zwar von der je weiligen Regierung und dem Parlamente hie und da Anläufe unternommen worden, auch die Wehrkraft Großbritanniens den Zeitforderungen entsprechend um zugestalten und in Bezug auf die Sicherung der über den ganzen Erdball zerstreuten englischen Kolonien mag in den letzten Jahren allerdings Manches ge schehen sein, aber im Großen und Ganzen ist es in England doch bei dem alten militärischen Schlendrian geblieben. Dies gilt gleichsmäßig von seiner Armee wie seiner Flotte; die verrotteten Mängel, unter denen die erstere leidet, sind ja weltbekannt und was die Flotte des meerbeherrschenden Albions anbelangt, so sind über deren Zustand in letzter Zeit gerade von englischer Seite selbst Berichte veröffentlicht worden, welche auf die Leistungsfähigkeit und Stärke der viel gepriesenen Seemacht des britischen Jnselreiches ein höchst eigenthümliches Licht werfen Mancherlei Umstände haben zusammengewirkt, nm England hinter den Militärmächten des Kontinents in ganz offenkun diger Weise zurückbleiben zu lassen und nicht zum Mindesten tritt hierbei die abhängige Stellung, in welcher in England die Regierung zum Parlamente steht, hervor, während die heftigen Parteiungen in letzterem das Uebrige dazu thun. Auch der alte Glaube, daß England infolge seiner insularen Lage so gut wie unangreifbar sei, hat das Seinige mit zum dem mili tärischen Isissor aller jenseits des Kanals beigetragen und schließlich mag hierbei die Meinung mit eingewirkt haben, daß England durch seine mächtigen finanziellen Hilfsquellen im Nothfalle die Mängel in seiner Wehr kraft wieder ausgleichen könne. In früheren Jahren hat es mit diesem Grundsatz der britischen Pfeffersack politik bis zu einem gewissen Grade seine Richtigkeit gehabt, aber heutzutage, wo sich die finanziellen Kräfte auch der meisten übrigen Staaten mächtig entfaltet haben, würde diese Rechnung der englischen Geldsäcke im Ernstfälle ein gewaltiges Loch bekommen und wenn die Engländer auf ihre insulare Lage pochen, so hatte schon der alte Napoleon hierüber seine eigenen Ge danken .... Jedenfalls bildet bei der militärischen Machtentwickelung der europäischen Großstaaten auch auf dem Gebiete des Marinewesens die maritime Lage allein für England heutzutage nur einen höchst proble matischen Schutz! Man braucht indessen den äußersten Fall, daß England sich im eigenen Hause seiner Haut wehren müßte, noch gar nicht anzunehmen, sondern nur an die ja nahe genug liegende Möglichkeit zu denken, daß England Bundesgenoffen zu Hilfe kommen sollte. Welche Rolle würde da dieses Land spielen, welches kaum in Wochen Zehntausende aus die Beine zu bringen vermag, während die Militärmächte in wenigen Tagen Hunderttausende mobilisiren und wie viele andere Wochen würde es dauern, ehe bei der Schwerfälligkeit des englischen Militärverwaltungs wesens die englischen Hilfstruppen in Thätigkeit treten könnten! Zur See würde England ja gewiß einen west beachtenöwertheren Faktor bilden, aber ganz ab gesehen davon, daß sich z. B. die französische Flotte der englischen gegenwärtig in Bezug auf die Anzahl der eigentlichen Schlachtschiffe, Qualität des Flotten materials, Tüchtigkeit der Mannschaften u. s. w. als nahezu ebenbürtig erweist, würden bei einem künftigen Weltkriege die Operationen zur See vermuthlich doch bloß eine mehr untergeordnete Stelle einnehmen. Selbst wenn jedoch Großbritannien nicht unmittelbar in eine kriegerische europäische Verwickelung hinein gezogen würde, gäbe es hierbei in Anbetracht seiner Gelegenheit zu einem höchst erquicklichen Spaziergange, aber auch unsere übrige Umgebung gleicht einem Garten mit reizvollster Abwechselung. Man mag sich nur überzeugen. Frauenstein, 5. Mai. Gestern Abend in der neunten Stunde kam durch einen von Burkersdorf kommenden Herrn die Kunde, daß daselbst in der Nähe der Kirche Feuer ausgebrochen. Auf gegebenes Signal eilte die Feuerwehr rasch herbei und rückte schleunigst nach dem Brandplatze ab. Es stand das Gehöfte des Schankwirths und Schmiedemeisters Göhler in Burkers dorf in Flammen und brannten das Wohnhaus und die Scheune total nieder. Die hiesige Feuerwehr er schien zuerst auf der Brandstätte, dann fanden sich ein die Spritze von Friedersdorf, die Gemeindespritze von Oberbobritzsch, die Feuerwehr aus Oberbobritzsch, so wie dis Spritzen aus Hartmannsdorf, Kleinbobritzsch und Dittersbach. Die Entstehungsursache des Feuers ist unbekannt. Bei dem Brande ist die Gemeindelade ein Raub der Flammen geworden, da der hiesigen Feuerwehr nichts bekannt war von dem Vorhanden sein des erwähnten wichtigen Gemeindeeigenthums in dem brennenden Hause. — Vom Landeskonsistorium sind aus der Zahl der Bewerber um das hiesige Diakonat dem hiesigen Kirchenvorstande folgende Herren zur Wahl vorge schlagen worden: Kandidat Böhme aus Leipzig, Hilfs geistlicher Donath aus Thum und HilfsgeistlicherWirth- gen aus Dresden. In der allernächsten Zeit werden die Gastpredigten stattfinden. — Herr Finanzrath Wachner aus Dresden inspi- zirte diese Woche das hiesige königl. Amtsgericht. Pretzschendorf. Bei hiesiger Sparkasse wurden im Monat April 86 Einzahlungen im Betrage von 11244 M. 90 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 26 Rück zahlungen im Betrage von 8949 M. 09 Pf. Die Ge- sammt-Einnahme in diesem Monat betrug 34711 R. " Pf. in 122 Kaffenposten, die Ausgabe 24419 M' Pf. in 38 Posten. Rabenau. Bei der hiesigen Sparkasse wurden Monat April dieses Jahres 255 Einzahlungen Betrage von 15,592 M. 79^Pf. gemacht, dagegen Sparmärken, ü 10 Pf., wurden 18 Stück im im erfolgten 65 Rückzahlungen im Betrage von 8770 M. 62 Pf. ' verkauft. Dresden. König Albert ist am 6. Mai Nachts von Sibyllenort wieder nach Dresden zurückgekehrt. — Die königl. Altersrentenbank in Dresden (Altstadt, Landhaus- und König Johann-Straße, im Landhaus) verbreitet soeben ihren Prospekt in einer neuen (neunten) Auflage, in welcher die durch das Gesetz vom 9. April 1888 vorgeschriebenen Tarif änderungen berücksichtigt worden sind. Genanntes Ge setz tritt mit dem I. Mai d. I. in Wirksamkeit und betrifft die durch die Langlebigkeit der Rentner nöthig gewordene Herabsetzung solcher nach diesem Tage er worbenen Renten, deren Lauf später als mit dem vollendeten 55. Lebensjahre des Versicherten anhebt. Die Sätze derjenigen Renten, deren Beginn an das 55. oder ein früheres Lebensjahr gebunden ist, haben dagegen ebenso wenig wie alle anderen Bestimmungen und Einrichtungen der Altersrentenbank eine Verän derung erfahren. Gleicherweise erleiden alle bis mit dem 30. April 1888 erworbenen Renten und Renten anwartscheine keinerlei Veränderung. Alle Interessen ten der Altersrentenbank seien darauf hingewiesen, daß sowohl bei der Bank selbst als auch bei ihren sämmt- lichen Agenturen die neuen Prospekte kostenfrei zu haben sind. — Wie schon erwähnt, macht das Gemeinderaths mitglied Stelzer in Löbtau bei Dresden den Be hörden viel zu schaffen. In der Gemeinderathssitzung vom 25. April trat Stelzer infolge einer Kontrolver- sammlung erst nach Erledigung einiger Punkte der Tagesordnung grdllend in das Sitzungszimmer, sich Inserate, welch« bei der bedeutenden Auflage bei Blattes eine schr wirk same Verbreitung finden »erden mit 1V Pfg. dl« Spalten,eile »der vere« Raum berechnet. — Ta bellarische und complirirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theil«, die Spalten,eil« LOPfg. „Weißerih-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. rk Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. MchkNh-MtlW Amtsblatt AmlslMptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Miglichen Amtsgerichte und die KtadtrLth« zu Dippoldiswalde und Irauenstein