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M 85. Weißerih-Ieitung Freitag. Erscheint Dirnstag« und Freitag«. Zn beziehen durch alle Postanfial- ten. Preis pro Quart. 10 Ngr. 30. October 1857. Inserate werden mit 8Pfg. fikt 'die Zeile beregnet 4» und in amen Expeditionen angenommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger Und Landmann. Verantwortlicher Rcdacteur: Carl Zehne in Dippoldiswalde. - - Tagesgöfchichte. Berlin. Die mehrfach in Aussicht gestellt« Ueber- nähme der Leitung der Staatsgeschäfte durch den Prinzen von Preußen ist nun erfolgt. DaS Befinden des Königs hat auch in den letzten Tagen ununterbrochene Fortschritte in der Besserung gezeigt und die freudige Hoffnung gekräftigt, daß die Wieder herstellung desselben mit GotteS Hülfe erfolgen werde, sofern nicht störende und unvorherzusehende Zwischen fälle eintretett. Um diese nach Möglichkeit fern zu halten, soweit menschliche Vorsicht reicht, und weit der Zustand des hohen Kranken noch immer große Scho nung und Ruhe verlangt,, war ihm von den Leibärzten empfohlen worden, daß derselbe die Leitung ber Staats- gkschäfte nicht früher wieder übernehmen möchte, als bis «die gänzliche Wiederherstellung erfolgt und die ausreichende Kraft zur Ueberwinbung aller derjenigen Anstrengungen wieder gewonnen wäre, welche mit jener unzertrennlich verbunden sind. Sobald daher der Zustand des Königs in der Besserung so weit gediehen war, daß der König nach dem Gutachten der Aerzte ohne di« Gefahr einer neuen bedenklichen Er regung zu Anordnungen über die Führung der Staats geschäfte schreiten konnte, wurde der allerhöchsten Er wägung und Entscheidung eine zeitweiligeUebertragung der ober» Leitung der SlaatSgeschäfle an den nächsten Agnaten, den Prinzen von Preußen, unterbreitet. Am 24. October hat der Prinz von Preußen zuerst den Vortrag d«S Ministerpräsidenten entgegen genommen Und sämmtliche Mitglieder des StaatSministeriums empfangen. Der Prinz sprach gegen dieselben mit tiefer Bewegung aus, wie schwer er die Verantwort lichkeit in der ihm gewordenen Aufgabe empfände und wie lebhaft er wünschte, daß der König bald im Stande sein möge, die Zügel der Regierung wieder zu ergreifen. Berlin, 23. Oct. Zwischen dem preußischen und dem österreichischen Cabinet sind seit Kurzem wieder Verhandlungen in der dänisch-deutschen Frage im Gange. Die beiden deutschen Mächte scheinen im Begriff zu stehen, durch einen gemeinschaftlichen Schritt Dänemark zu einer ganz bestimmten Erklärung darüber zu veranlassen, in welcher Weise den Beschwerden der Herzogthümer eine thatsächliche Abhülfe zuTheil werben solle. Gleichzeitig steht di: Ansetzung eines festen TermineS zu erwarten, innerhalb dessen das Copen- HagenerCabinet seine Erklärung abzugeben haben wird. Fällt dieselbe nicht befriedigend aüs, so soll die Streit sache vor den Bund gebracht werben. Berlin, 26. Octbn Die offitielle „Preußische Correspondenz" meldet, die preußische Regierung habe ihren Vertreter in Frankfurt angewiesen, die Mitwirkung des deutschen Bundes für die Herzogthümer Holstein und Lauenbmg ungesäumt anzurufen und die Unter stützung Oesterreichs dafür in Anspruch zü nehmen. Würmtz, 24. Octbr. Der Ausschuß deS Luther- Denkmal-VereinS zeigt an. daß Vie Summe dec für seine Zwecke gezeichneten Beiträge jetzt 38,532 fl. beträgt, daß nach dem Gutachten der größten jetzt lebenden Meister, welche um ihre Ansicht befragt wurden, zur Ausführung des Denkmales in der be absichtigten großartigen Weise §twa 60,000 Thlr. er forderlich sein dürften, und daß demnach bis jM kaum mehr als der dritte Theil der erforderlichen Summe aufgebracht ist. AuS dem Schleswig'schen, vom 2t. Oct. Wie gewaltthätig das Verfahrender dänischen Beamten im Herzogthum Schleswig sich kunh giebt, kann dem deutschen Volte nicht häufig genug vorgestellt werden. Nachfolgende Mittheilung , deren Wahrheit wid ver bürgen, mag daher hier einen Platz finden, Mil sie ein anschauliches Bild von dem Druck der Knechtschaft bringt, unter welchem die Schleswiger seufzen. Ein Gastwirth in Flensburg nimmt eine Danebroafahne, die sein Kegeljunge ohne seine Erlaubniß und sein Wissen im Kegelhause festgenagelt hats wieder herunter und führt als Grund an, sein Gasthaus würde von der deutschen und der dänischen Partei besucht und er müsse sich daher von politischen Demonstrationen nach beiden Seiten hin fern halten, die aufgezogene Däne-- brogfahne würde aber die Deutschen -urückscheuchen und er in seinem Nahrungsbetrieb großen Nachtheil erleiden. In Folge dieser Handlung und der gemachten Aeußerung wurde eine Untersuchung eingeleitet und folgendes Straserkenniniß, das wir wortgetreu wieder geben, von dem dänischen Polizeimcister gefällt: In UntersuchirngSsachen wider Gastwirth Andresen wegen unzulässiger politischer Demonstration erkennt das Poliztigericht der Stadt Flensburg! In Erwägung, daß der Gastwirth Nicolai Andresen Hierselbst eingeräumi er und ermilteltermaßc» anrMitt- woch, den 29. Juli d. I., Abends, eine klein« DanebrogSfahne au« dem Kegelhause in seinem Garten vordem friesischen Thore hierselbst, wo sie von bet» Kegeljungen C. F. Ludwig festge nagelt worden war, herunterqenomMe« und als Gründ hierfür angeführt hat, er müsse sich überhaupt vdr dem Politischen nach beiden Seite» hin in Acht nehmen, da sein Garten von beiden Parteien besucht werde und er bezweifeln müsse, daß die eine Partei seinen Garten betrete« werde, wenn «ins Danebrogfabne in seinem Loral aufgehängt'sei; in Erwägung, daß In diesen Acußcrungcn eine Verweigerung der Anerkennung der bestehen den staatsrechtlichen Verhältnisse des Herzogsihnms Schleswig enthalten ist, uNd daß demnach eine nnzuiässtgr politische De monstration vorliegt; welche wlllkührlich zu ahnde« sein wird, für Recht, daß der Gastwirth Pieobat Andresen in Flensburg wegen der sich schuldig gemachten unzplässigen politischen De monstration. eine zweimal fünftägige eorrectionelle Gefängmß- strase,. bei Wasser und Brot zu erleiden und die Kosten dieftd Untersnchüng zu bezahlen schuldig sei. V. R. W.