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Nr 52. Weißerih-Zeitung Nedaction, Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Freitag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch allePostanstal- ten. Preis pro Quart.IvNgr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann 2. Juli 1852 Inserat werden mit 8 Pf. für die Zeile berechnet und in allen Expeditionen angenommen. Aus dem Vaterlaude. Dippoldiswalde, 30. Juni. Der in der letzten Nr. Vieser Zeitung erschienenen Bekanntmachung zu Folge, steht unö die Feier des diesjährigen Schützen festes allhier in Kurzem bevor. Gern erinnern wir unS der Zeit, in welcher die Schützengesellschaft mit ihatkräftiqem Sinne es unternahm, Vas bedeutungs lose, fast ausschließlich nur auf das Vergnügen der Mitglieder derselben berechnete K ön i g S sch ieß en zu einem allgemeineren Feste zu machen, ihm mehr den Charakter eines wirklichen Volksfestes zu ver leihen. Freudig erkannte man die gute Absicht an, und die allgemeine, steigende Theilnahme bewies eö, wie sehr man durch eine solche Umwandlung dem Sinne und den Wünschen deS Publikums entsprochen hatte. Die Ungunst der Verhältnisse in den letzteren Jahren hat leider wohl auch die Feier dieses Festes berührt. Wir vermißten nur zu sehr in den letzteren Jahren daS harmlos-heilere Treiben an den Tagen des Schützenfestes, und erkannten eS wohl, wie die trübe Zeit ihr schmerzliches Recht und Opfer forderte, indem sic die Festlust lähmte. Wird eS in diesem Jahre anders, wird eS besser sein? Dazu könnte und sollte ein Jeder das Seinige beitragen! Das Gelingen beruht ja nur auf dem bereiten Willen, an den Tagen, die der Freude gewidmet sein sollen, die Sorgen und Kümmernisse der Zeil zum Schweigen zu bringen. Möchte er wiederkehren der fröhliche, gemüthliche Sinn an den Tagen des Festes auf unserer freundlichen Aue, die — wie selten ein Raum — zu einem wahren Festplatz sich eigne«! Wenn auch nach der erwähnten Bekanntmachung für dieses Jahr wiederum mehrfache Festlichkeiten in Aussicht gestellt sind, so ist eS doch etwas, waö vielleicht Man cher mit unö ungern hierbei vermissen wird und ohne Zweifel zur Hebung und Weihung des Festes dienen würbe, — der Gesang. Unsere Stadl birgt'doch der Gesangeskräfte so manche: sollten sie sich nicht bereitwillig finden lassen, vielleicht am Abend deS zwei- len Festtages durch Ausführung einiger Gesänge zur Erhöhung der Festfreude mitzuwirken? Der Gesang gehört, wie unS bedünkt, zur Feier eines Volks festes, und würden wir den Zweck dieser Zeilen für erreicht ansehen, wenn auch die heitere Kunst, des Ge- sangeS zur Feier deS Schützenfestes ihr Scherflein beitrüge. — Unter den beabsichtigten Belustigungen ist „daS Nachtschießen nach dem Stern" etwas Neues. Der Stern wird, wie wir vernehmen, an der Spitze der hohen Vogelstange befestigt und jeder Strahl an dem äußersten Ende mit einem Lämpchen versehen, drsfen Licht beim Treffen deS Schusses verlöscht. Jg dem CorpuS deö Sternes soll ein Feuerwerks-Apparat angebracht werden, der sich, nachdem der Königsschuß gefallen, entzündet. Wir glauben, daß dieses Schießen viel zur Unterhaltung der daran theilnehmenden Schützen sowohl, als auch der Zuschauer, beitragen wird, und haben nur zu wünschen, daß der Himmel hierzu, wie zu dem Feste überhaupt, günstiges Wetter beschere! Aus Dresden vom 25 Juni heißt es in einem Artikel der Frankfurter Postzeitung: Gestern haben die hiesigen Logen noch unbehindert ihr JohanniSfest gefeiert. Die hiesige KreiSbirection, welcher die Ge setzbücher der Logen idrcö Kreises eingehändigl und ans sonstige Fragen die offenste Auskunft ertheilt wor den sind, soll einen günstigen Bericht erstattet haben. Dessenungeachtet hat sich ein Kirchenrath veranlaßt gefunden, seine Logenmitgliedschaft auszugcben, Wie man sagt, wird man sämmtlichen Geistlichen und Leh rern die Theilnahme an der Maurerei inskünftig«'ver- bieten — Ein anderes Gerücht stellt die Berufung deS OberhofprcdigerS vr Hari eß als Präses deS Obcrconsistoriums nach Baiern in Aussicht. Allein vor der Hand ist demselben kein Glauben beiznmeffen. Leipzig, 20. Juni. DaS hiesige Tageblatt ent hält folgenden Crimina Irechts fall. Vor dem königlichen Gerichte zu Döbeln hat sich im verflossenen Jahre nachstehender merkwürdiger Criminalrechisfall zugetragen. Am 16. Juni 1851 wird die Ehefrau deS Hausbesitzers und Tagelöhners Christian Friedrich Pragec zu MannSborf bei Döbeln, während der Ehe- mann, ebcngenannter Prager, in der Nähe sich auf Arbeit befindet, in ihrem Hause ermordet gefunden. Im Laufe der Untersuchung kommt dieser, ein stiller, in sich gekehrter und verschlossener Mann, der mit der Frau friedlich gelebt hat, in den Verdacht, der Mörder seiner Frau zu sein. Nach sechsmonailichcr Haft, und nachdem ihm HauS und Hof verkauft worden, erkennt daS erste Urtel ihm 20 Jahre Zuchthausstrafe ersten Grades zu, und er läßt sich am 21. Decbr. v. I. inS Zuchthaus zu Waldheim abführen. Infolge der zwei ten Vertheidigung wird Prager im zweiten Urtel in Mangel mehren Verdachts freigesprochen, und im Früh, jahre dieses JahreS wieder auS dem Zuchthaus« ent- lassen. Verarmt und verlassen kommt er in der Heimat an, und wird als der vermeintliche Mörder geflohen, ja selbst sein Vertheidiger, dec sich seiner warm an nimmt, kommt in den Verdacht, als ob er das Ver brechen begünstigte, Am 17. April d. I. geht daS HauS des Steinbrechers Hartmann in GrcuSnig in glamnien auf, und dessen Ehefrau wird halb verkohlt, mit Verletzungen am Hinierhaupte, aus den Flammen