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Dresdner Journal : 17.12.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-12-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189712178
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18971217
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18971217
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-12
- Tag 1897-12-17
-
Monat
1897-12
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 17.12.1897
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Für vierteljährlich Dresdner Äunml 1897 293 Freitag, den 17. Dezember abends Amtlicher Teil Nichtamtlicher Teil Anlage von etzung erwarten die Herrschaften Abends 8 Uhr von den Wachtsaale I. Etage, Aufgang über die Kellerei- treppe). Für die -u Fuß nach dem Königlichen Schlosse kommenden Herren wird die Pforte Ecke der Schloß straße und dem Taschenberg geöffnet sein. Mann laration e sick> ge he Fälle US eine bringen, > foviele er nach, n diese ergründ lche aai der Re- mtionS- «rch die sie es te Es M de- re nun >00 M rng sei ückwerk ge Be- unter- bst der Dauben, >altung, Wahr- e Zer- hier die wolle, ion der durch- HStten hr als rschein- Skation einmal Seine immten « «er- müßten ngesell- and der n ß 48 Königl. en frei, ch aber Nieder- r liege, wachsen ommen neu pa- nerten r Bank e über Rechte hier )t, wie e, die rteuer- hieriir lächter e seine Zvr Frage des ößerreichisch-nugarischen Ausgleichs. Aus Wien wird uns geschrieben: Die unbefriedigende Entwickelung unserer parla mentarischen und Parteizustände übt bekanntlich eine sehr nachteilige Wirkung auf die Regelung der ge samten Fragen der österreichisch-ungarischen Ausgleichs. Diese Rückwirkung trat schon vor Monaten greifbar zu Tage, als man erkannte, daß die Beratung und Erledigung der stets für eine zehnjährige Frist gelten den Bestimmungen eines neuen Ausgleiches im öster reichischen Abgeordnetenhauses innerhalb des verfüg baren Zeitraumes unmöglich zu erreichen sei. Im Hinblick auf diese Sachlage entschloß man sich zur Einbringung des Gesetzentwurfs über ein einjährige- Ausgleichsprovisorium, womit der weitere Zusammen Hang der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Oesterreich und Ungarn gesichert und eine Frist für die parla mentarische Erledigung des definitiven Ausgleichs er zielt werden sollte. Die ungarische Regierung erteilte, nachdem einige Schwierigkeiten überwunden waren, ihre Zustimmung zu dem Vorhaben des Kabinetts Badeni, und beide Regierungen trafen sodann ihre Maßnahmen für ein Vorgehen. Die Ereignisse im österreichischen Ab geordnetenhause vereitelten aber den Plan, da die Be willigung des Provisoriums in dieser Körperschaft nicht durchzusetzen war. Tas Ministerium Gautsch kann die Fortdauer deS wirtschaftlichen Verhältnisses zwischen den beiden lichem Wettstreit mit den anderen Kulturvölkern, aber wenn es sein muß auch „mit gepanzerter Faust". Mit dieser Rede hat der Kaiser sicherlich der großen Mehrheit des deutschen Volke- auS der Seele ge sprochen." Solch' echten Widerhall findet die Kaiserliche Rede bei der Mehrzahl der Blätter, in den Herzen aller Patrioten. Und auch im Ausland wird sie überall verstanden werden, wo nicht Neid und Eifersucht die Ohren verstopfen Denn laut und klar genug ist die Versicherung gegeben, daß nicht streitlustige Abenteuer politik, sondern dar gute Recht die deutsche Flagge nach dem fernen Osten geleitet: da- Recht, daS Kreuz Ehristi zu schützen und zugleich auf dem Völkermarkte in Asien den Platz zu bestellen, welcher nach dem Vor gehen anderer Nationen der Großmachlwürde Deutsch lands entspricht. Und den Deutschen im AuSlande werden die Kaiserworte in Wahrheit al- ein Evan gelium, als eine frohe Botschaft klingen, daß des Reiches Schutz ihnen sicher ist, ihnen allezeit nach haltig gewährt werden soll. Im Inland: selbst aber wird kaum ein anderer Satz größeren, herzlicheren Beifall gefunden haben als der, daß das Unternehmen in Ostasien nicht- weiter sei als die logische Folgerung dessen, was der unvergeßliche erste Kaiser und sein großer Kanzler gestiftet haben. Nach geraumer Zeit erscheint hier wieder einmal der Name des Staatsmannes, den das deutsche Volk so gern aus dem Munde seines Kaisers hört. Doppelt groß ist daher die Freude über die Nach richt, daß Se. Majestät es nicht bei dem Gedenk worte haben bewenden lassen, sondern persönlich den Fürsten Bismarck begrüßt haben, damit dem dedeut- famcn Tage den schönsten Abschluß gebend. Es er hebt die VaterlandSfreunde, daß gerade in diesem Zeit punkte der Kaiser und Sein erlauchter Bruder bei dem Mitschöpfer des Reiches zu Gaste geweilt haben, und alle Patrioten erfüllt die Sicherheit, daß davon ein Segen auSgehen muß für da- ernste Unternehmen Deutschlands, daß es gelingen wird zur Ehre de- deutschen Namens, zum Heile des Vaterlandes! sowie die anwesenden prin)tn nnö prinzellinnrn -cs Königlichen Hanffs, Königliche Hoheiten, werden die genehmigten Vorstellungen der angemeldeten Damen und Herren in der Präsentation s - Gorrv anzunehmen geruhen. (Versammlung deS Königlichen großen Dienstes Abend- 7 Uhr 45 Minuten im rothen Salon ) großen Nationen die eigene, ihr innewohnende Kraft, die Ellenbogen zu brauchen, um nicht wiederum hinter den anderen das Nachsehen zu haben." Und in der „Nat.-Ztg." heißt es: „Mit der Rede des Kaisers ist die deutsche Besitzergreifung in China end- giltig vollzogen, und zwar, wie man wohl annehmen darf, auf Grund internationaler Besprechungen, welche die friedliche Anerkennung der deutschen Stellung in der Kiao-Tsckau-Bucht gewährleisten. Die fremden Mächte erhalten in der Kaiserlichen Rede die Versicher ung, daß Deutschland nichts anderes erstrebt, als was sie, soweit sie ähnliche Interessen zu schützen Haden, sich schon vorher gesichert: England in Hongkong, Frankl eich in Tongking, Rußland in der Mandschurei: ausdrücklich weist der Kaiser das deutsche Geschwader auf „innigen Verk.hr und gute Freundschaft" mit den anveren europäischen Flotten hin. Für Deutschland aber wird in Worten, die eines tiefen Eindrucks nicht verfehlen und in den weitesten Kreisen entschlossene Zustimmung finden werden, darauf hingewiejen, baß durch Sicherung der deutschen Interessen in derweilen Welt das fortgeführt werden soll, was unter Kaiser Wilhelm l. und Fürst Bismarck durch die Errichtung des Reiches begründet worden — sortgeführt in fried- AbendL 7 Uhr 30 Min.: die Frauen Oberhofmeister,nnen, die Zutritls- damen und die Hofdamen, Abends 7 Uhr 45 Min.: die Damen des Oorps ckiplomatiouo in Allerhöchstihren Zimmern empfangen. Nachmittags 12 Uhr 45 Min.: von dem Königlichen großen Dienst, (Versammlung im rothen Salon) Nachmittags 1 Uhr: von den Herren Staatsministern, , Versammlung im Banketsaale) Nachmittags 1 Uhr 15 Min.: den Herren des 6orp« ckiplomatigu« und am Königlichen Hofe vorgestellten fremden Cavalieren, «Versammlung im Banketsaale, Nachmittags 1 Uhr 30 Min.: den hier anwesenden Herren Mitgliedern Eruenuungt«, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. JmEcschästSbereichc des Ministeriums der Finanzen. Bei der fiskalischen Straßenbau-Verwaltung ist er nannt worden: Klotz, zeithcr Bauausseher im Dienste der Stadl Dresden, als Straßenbauaussehcr bei der Straßen- und Wasser-Bauinspektion II in Dresden. Hm Geschäftsbereiche des Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: eine ständige Lehrerstelle an der einfachen Volksschule zu Hartmannsdorf be, Burgstädt. Kollator: der Gemeinderat daselbst. Gehalt: 1320 M, von 4 zu 4 Jahren bis zum 16. Dienstjahre um ,e 150 M, vom 16. bis 20. um 13« M, vom 20. bis 24. um lOO M und vom 2t. bis 28. Dienstjahre um 1«0 M. steigend bis zu 225« M. cinschl Wohuungsgeid. Etwaiger Fortbiidungs- schulunrerricht wird mit 45 M. pro Jahr und pro Stunde vergütet. Gesuche sind bis zum 31. Dezember an den oben genannten Gemeinderat zu richten. Ihre Majestät die Königin werden Se. Majestät der König und Ihre Majestät die Königin werden in den Paradesälen des Königlichen Schlosses am Ncujahrstage, Sonnabend, den 1. Januar 18S8, Atückinünschnngs - Gouren in nachstehender Reihenfolge anzmiehmer geruhen und zwar: Dresden, 17. Dezember. Se. Durchlaucht der Prinz und Ihre König!. Hoheit die Frau Prin zessin Karl Anton von Hohenzollern sind gestern Abend 7 Uhr 8 Min. nach Potsdam abgereist. der beiden Hohen Ständischen Kammern, (Versammlung im Banketsaale) Nachmittags 2 Uhr: von den am Königlichen Hofe vorgestellten einheimischen Herren vom Civil, sowie von den Herren Militärs z. D. und a. D., «Versammlung der Herren der 1. und 2. Klasse der Hofrangordnung, einschließlich der Königlichen Kammer herren, im Banketsaale; der Herren der 3., 4. und 5. Klasse, sowie der am Königlichen Hofe vorgestellten, in der Hofrangordnung nicht mit inbegriffenen ein heimischen Herren, im Ballsaale) Nachmittags 2 Uhr 15 Min.: von der Generalität und den Offiziers-EorpL, (Versammlung in den Gobelinszimmern der U. Etage)- Anzug: Die Herren vom Civil: Uniform oder Hof kleid (Oala). Die Herren vom Militair: Ouls. SukLubtruuff-Kb-tzre« r Für de» Raum einer gespal tenen Zeil« kleiner Sch-'N so Ps Unter „Eliia^undi ' die Zeile SV M. Bei Tabelle», »ad Ziffernsatz entsprechender Aufschlag. Hera»««e»er: Königliche Expedition des Dresdner Journal» Dresden, Znnngerstr 20. Fernspr -Anschluß: Nr. 1S»L. Auzug: Tie Herren vom Civil: Uniform oder Hof kleid (Kala). Die Herren vom Militair: 6ul». Die Damen: en munteau. Jede Trauer wird für diesen Tag abgelegt. Dresden, am 16. December 1897. Königliches Oberhofmarschallamt. Anfahrt der -Sagen: Alle Equipagen fahren in das Königliche Schloß durch das nach der katholischen Hofktrche gelegene grüne Tbor ein. Abfahrt der Wagen: a) Hofequipagen vom Stallhofe durch das Jagd- lhor (Diener erwarten die Herrschaften auf der Jagdtreppe). l>) Equipagen der Herren Gesandten und Staatt- minister vom kleinen Schloßhofe durch das Thor nach dem Taichenberg (Diener erwarten die Herrschaften auf dem obersten Absatz der Ober ¬ hofmeisterin Treppe.) e) Alle übrigen Equipagen vom großen Schloßhofe - _ , . , m durch das Thor nach der Schloßstraße (Diener 4h«er -ebensintelesfeu und für den schütz ihrer VolkS- - -- - jm Garderciter- genoffen ,m Brennpunkt dieses Jnterestes feste L-mtz- punkle zu gewinnen und im allgemeinen W tlbewerb der Tie Ausreise deS zweiten deutschen Äreuzer- qeschwaders ist durch mehrere bedeutungsvolle Vorgänge mit einer ungewöhnlichen Feierlichkeit umkleidet worden. Die Anwesenheit des Kaisers in Kiel, die im dortigen Schlosse gewechselten Trinksprüche, das Geleit, welches Se. Majestät mit Seinen drei ältesten Söhnen dem scheidenden Bruder gegeben haben, und schließlich der Besuch des Kaisers beim Fürsten Bismarck — alles vereint sich, um den gestrigen Tag für immer denk würdig zu machen. Tas Gefühl dafür bricht denn auch aus den Betrachtungen in der Presse lebhaft hervor, insonderheit aus den Erörterungen, welche sich an die Kaiserrede knüpfen und die bekunden, daß die von Allerhöchster Seite gesprochenen Worte mit den Empfindungen weiter Kreise des Volkes übereinstimmen. So schreiben die „Berl. N. N.": „In der Form des Scheivegrußes an den hinausziehenden Bruder ent halten die Kaiserlichen Worte ein Regierungsprogramm, und zwar ein Programm, das in seinem logischen Aufbau wie in seiner friedlichen Entschlossenheit in allen nationalgesinnten Kreisen Teutschlands deS leb haftesten Beifalls sicher sein darf. ES ist darin eine Spiache, die wie ein frischer Morgenwind durch Dcutscklland wehen, das deutsche Volk wieder zu seinen größeren Zielen wecken und damit dem Parteigezünk über allerlei Nichtigkeiten, dem Phrasenwust, in dem das Land schier zu ersticken drohte, hoffentlich ein Ende machen wird. Ter ost asiatischen Politik des Deutschen Reiches ist damit Ziel und Richtung gegeben und zwar von dem grund legenden Gedanken aus: „Reichsgewalt bedeutet See- gewali, und Seegewalt und Reichsgewalt bedingen sich gegenseitig so, daß die eine ohne die andere nicht bestehen kann . . ." Deutschland nimmt mit dieser Politik nur Besitz von Gütern, deren andere Nationen, Engländer und Franzosen, Holländer, Spanier und Portugiesen seit langer Zeit sich erfreuen und die auch Rußland neuerdings in größerem Umfange sein eigen zu machen sich anschickt. Der zweiten HandelS- macht der Erde kommt es zu, für den Schutz dieser Zu der Abends 8 Uhr 30 Min. staltfindenden Assemblee versammeln sich die am Königlichen Hofe vorgestellten fremden und einheimischen Damen und Herren im Banketsale, die Herren der 4. und 5. Klasse, welche nicht in Begleitung ihrer Damen erscheinen, sowie die in der Hofrangordnung nicht mit inbegriffenen Herren im Ballsaale. Die anwesenden prin)t» und prinzrslinurn -cs Köuiglichrn Hansl«, Königliche Hoheiten, werden in der ^.ssembles die allgemeine Glück- wünschungs Cour entgegennehmen. 2 Mark 5« Ps., bei den Kaiser- vch deutschen Postanstalle» «nerteljäh lich »Mark; außer» halb de« Deutschen Reiche« Post und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern: I« Pf Erscheine«: Täglich mit Ausnahme der Soun- und Feiertage abend«. Feruspr-Anschluß: Nr 1L-S. Lunst und Wissenschaft demonstrieren Lre Vorliebe der u,arsteller für vre effektvolle Unwirklichkeit solcher Dramen wurzelt in der alten Neigung Handlung und Rollen al« einen Eanevas zu betrachten, zu dem die Schauspielkunst erst die Ausführung und die Farben zu liefern hat Und in Werken dieser Art ist mehr als CanevaS, die sicheren, spannenden wie schlagenden Effekte sind von Scene zu Scene gegeben, die Figuren aber harren ihrer Belebung, einer Scheinwahrheit und eines Scheinglanzes, erst durch die Darsteller und Darstellerinnen Stücke wie „Fedora" sind ohne den Schauspieler nichts, aber mit ihm eines starken theatrali schen Erfolge» gewiß und die Losung „Shakespeare kann versagen, Sardou versagt niemals!" zieht mit unwider stehlicher Gewalt Spiellustige wie Schaulustige in den gleichen Kreis. Die Wiedergabe der großen Haupt- und Titelrolle des Dramas, der Fürstin Fedora Romazoff, führte den derzeitigen Gast unserer Hofbühne, Frau Alma Renier, in einer ihr sehr günstig liegenden Ausgabe, viel günstiger als die Orsina in „Emilia Galotti", zum zweiten Male vor. Die Künstlerin erwies eine besondere virtuose Stärke in der Verkörperung dieser von den heftigsten Leiden schaften bewegten, haltlos von einer Leidenschaft zur andern schwankenden russischen Frau Die geschmeidige Beweglichkeit der slawischen Natur, ihr rasch ausflammen- deS Feuer, ihre dicht daneben stehende berechnete Kälte, wurde außerordentlich wirkungsvoll und in mehr als einer Hauptscene nicht ohne feine Beobachtung durchgeführt, das jähe, blitzartige Wechselspiel der inneren Vorgänge in Miene, Geberde und Ton wohl getroffen Auch eine ruhigere Beherrschung de« Organ« machte sich gegen über der Orsina geltend. Vorwiegend waren freilich noch immer die scharfen, spröden, zeiiwei« fast schrillen den Töne, aber die Darstellerin crwic« doch, daß ihr nicht bloß diese zu Gebote stehen, wennsckwn wir von eigentlicher, au« dem Herzen quellender Weichheit, von dem überwältigenden Ton und Schmelz der natür lichen, einfachen Wahrheit nichts vernahmen. Die Rolle ist dafür nicht angcthan, die von vornherein aufs äußerste gestellte, mit Toppelempfindungen und Doppelmasken spielende Frau, die sich in den Mörder, den sie verfolgt, zugleich doch verliebt, ist keine Gestalt, von der einfache Größe, unmittelbare Wärme des Gefühl« und des Aus drucks zu fordern wären Ob Frau Renier diefe besitzt, darüber wird ihre Darstellung der H-»rmione entscheiden müssen In Rollen wie diese Fedora ist sie eine« der Bedeutung und Kraft ihrer Leistung entsprechenden starken Erfolges sicher Man übersehe jedoch nicht, daß e« eine gefährliche Virtuosität ist, die diese modern krankhaften, naturlosen und aus innern Widersprüchen zusammen gesetzten Figuren bevorzugen und al« ihre eigensten Auf gaben in Anspruch nehmen muß; was wir bedürfen, ist etwas ganz anderes als eine Kraft der sensationellen Spezial,tätenbühne Wir würden cs al« schlechten Gewinn erachten, wenn die Poesie auf unserm Hoftheater von der Art Praxis abgelöft werden sollte und müßte, die Sardous Fedora unwiderstehlich macht Von dieser Allgemcinbctrachtung abgesehen, ziemt sich die Vorzüge tr gastierenden Künstlerin gerade in dieser zweifel haften, in ihrer Weise doch schwierigen Rolle entschieden anzuerkennen Unter den übrigen Mitwirkenden zeichnete sich die fein belebte, mit vornehmer Einfachheit behandelte Gestalt de« Grasen Loris Jpanoff, wie sie Hr. WLecke spielte, sehr vorteilhaft auS. Eine vortreffliche, halb komische Figur, gab Frl Diacono (Gräfin Olga Soukareff) in der Nihilistin au» Langeweile, der armseligen Thörin, deren ganze« Weh und Ach au» einem Punkte zu kurieren ist. Hr Paul (de Sirieux, Attache an der französischen Botschaft) hätte den wohl meinenden Diplomaten in der That um einige Nuancen seiner spielen dürfen Von den zahlreichen Episoden- siguren seien noch die der Herren Holthaus (Polizei kommissar Gretsch), Blankenstein (Rouvel), Gunz (Bole»latz Lafinsky), Swoboda «Juwelier Tschilefft, die nervöse Erregung, tue ,hm oas Zuschaum verursacht, wohl gar mit wahrhaftigem Herzschlag. Das hier gebrauchte Bild ist zu drastisch, gewiß, aber ein Drama, in dem das Mißverhältnis zwischen der tech nischen Kunst des Ausbaus, der unfehlbaren bewußten Steigerung, des Einschlagens wohloorbereitetcr Blitze einer seits und der absoluten Unwahrhaftigkcit der Voraus setzungen, der Leblosigkeit der Gestalten, der Unmöglichkeit der seelischen Empfindungen anderseits, so fühlbar wird, wie in V. Sardous „Fedora", legt so starke Vergleiche nahe. Wenn der französische Schriftsteller über die Will kür seiner Erfindung, die kaltberechnete Ausnutzung in sich unwahrer Gegensätze, über die Hohlheit seiner agierenden Puppen mit gewissen realistischen Einzelheiten, kleinen Genrebildern und gut aufgesetzten Lichtern hinwegtäuscht, den WachSmasken einen Schimmer von Leben und Wahr heil anschminkt — um so schlimmer denn! Wie soll das Publikum, das ohnehin der „Sensation" in der Kunst wehrlos gegenübcrfteht, zum Bewußtsein kommen, daß es der Spielball einer Berechnung ist, die nur aus materielle nicht auf seelische Wirkungen auSgeht? Viktor Sardou ist ein viel zu geistreicher Mann, um dergleichen mit Un geschick zu machen, verbirgt er doch selbst die innerste Un klarheit seiner Motive hinter einer nüchtern-klaren Aus einandersetzung gewißer vergangener oder bevorstehender Einzelheiten, bei der es den Zuschauern nicht einmal zum Bewußtsein kommt, wa» denn nun eigentlich zwischen dem Ende des dritten und vierten Aktes vorgegangen ist Die Handlung de» Racheschauspiel» „Fedora", in dem sich die Rächerin, die russische Fürstin Fedora Romazoff, in ihren eigenen Netzen rettungslos verstrickt und ihre Rachelnvmschaft mit dem Verlust von Liebe und Leben zu bezahlen hat, des breitem zu erzählen und die Un wahrheit und Unmöglichkeit der sensationellen Spannung im emzelnen nachzuweiffn, wäre nutzlos Wer zwischen Feuerwerk und Gewitter nicht unterscheiden kann, nicht unterscheiden will, läßt sich auch keinen Unterschied K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 16. Dezember: „Fedora". Drama in vier Aufzügen von V. Sardou Deutsch von Paul Lindau. (Zum ersten Male.) So alt oder doch beinahe so alt, als das Theater ist, ist auch der Streit um die Grenzen der theatralischen Technik und der lebendigen Dichtung Seit sich das Drama von den andern Gattungen der Poesie schied, hat sich neben der dramatischen Entwickelung eine theatralisch- litterarische Praxis herausgebildet, die den nicht aus dm Schicksalen, Zuständen und Menschen natürlich erwachsen den theatralischen Effekt ausschließlich sucht und, wmn sie ihn gefunden hat, für den dramatischen Effekt ausgiebt Sie ist mit der Improvisation«- und Maskenkomödie groß geworden, sie hat sich aus dem Schatten, den ursp.ünglich die echte dramatische Erfindung warf, in eine dämonische Gestalt verwandelt, die der wahrhaften poetischen LebenS- wiedergabe das beste Blut aussaugt Cie ist in gewißen Zeiten und bei gewißen Schriftstellern zu einer selbstän digen Meisterschaft gereift, einer Meisterschaft, die geistige Arbeit, Scharfsinn, außerorventliche Litteratur- und Bühnm- kmntniS voraussetzt, aber mit der künstlerischen Meister schaft des wirklichen Dichter», des Dramatiker« von Gotte« Gnaden, kaum mehr zu schaffen hat als die Meisterschaft im Schachspiel mit der gestaltenden Plastik Wenn ein vollendeter Schachspieler, der mit souveräner und sicherer Beherrschung der vierundsechzig Felder de« Brettes jeden Zug berechnet, keine Figuren zur Hand hat, schnitzt er sich wohl Männerchen und ist darum doch weder ein Bild hauer noch auch nur ein Bildschnitzer. Kann er aller Augm auf seine Züge lenken, alle Spannung aus den letzten Ausgang richten, so fragt niemand mehr, wie seine Figuren eigentlich beschaffen sind, und mancher verwechselt
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