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chönburger Tageblatt und der nachstehenden Standesamtsbezirke: 142. Donnerstag, den 23. Juni 1887 Filialen: in Altstadtwaldenburg Sei Herrn Kaufmann Max Liebezeit; in Penig bei Herrn Kaufmann Rob. Häckig, Mandelgaff«; in Rochsburg bei Herrn Suchhalbe» Fauth; in Lunzenau bei Hrn, Buchhdlr. G. Dietze; in Wechselburg bei Herrn Schmied Weber; in Lichtenstein b. Hrn.Buchh. I. Wehrmann. unter den Licitanten, verpachtet werden. Pachtliebhaber wollen sich zu dem angesetzten Termine im Gasthofe „zur Sonne" in Rochsburg einfinden Gräflich Schönburgisches Rentamt Rochsburg, am 8. Juni 1887. Schmidt. Witterungsanssichten für den 23. Juni: Bei nordwestlichen Winden von mittlerer Stärke veränderliches, kühles Wetter ohne erhebliche Niederschläge. Barometerstand am 22. Juni, nachmittags 3 Uhr: 763 mm. Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Lange«- leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergräfenhain, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. erscheint täglich mit Ausnahme der Lage nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster, scheinende Nummer bis nachmittags 2 Uhr. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 25 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., Einges. 20 Pf. Expedition: Waldenburg, Kirchgas^e 255. Kirfcheu-Verpachtung. Freitag, den S4. Juni 1887, Vormittags 11 Uhr soll die diesjährige Kirschen-Nutzung der Herrschaft Rochsburg (von oa. 600 Stück tragbaren Bäumen) meistbietend, jedoch mit Vorbehalt der Auswahl Amtsblatt für den Sla-Mh za Waldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenstein-Calluberg und in den Ortschaften "Waldenburg, 22. Juni 1887. London und das ganze britische Weltreich beging am Dienstag das fünfzigjährige Regierungsjubiläum der Königin Victoria in großartigster Weise. An Stiftungen, öffentlichen Speisungen rc. war nirgends ein Mangel. Das alte graue London war glänzend ausgeputzt, die Straßen, welche vom Buckingham-Palast nach der Westminsterabtei führen, waren zu einer rie sigen Via triumphalis umgestaltet, die von Hundert tausenden besetzt war. Die Preise für Tribünen- und Fensterplätze hatten eine ganz fabelhafte Höhe erreicht. Die Straßen waren durch Militär uud Palasttruppen abgesperrt, an Polizei war im Hinblick auf die man nigfachen Attentatsgerüchte aufgeboten, was nur zur Stelle zu bringen war. Die Königin-Jubilarin em pfing am Dienstag Vormittag die Glückwünsche der überaus zahlreichen Fürstlichkeiten und die Jubiläums geschenke, die in unabsehbarer Masse aus Großbritan nien und den Colonien eingelaufen sind. Nur der Theil von Irland, in welchem die Patriotenliga die Gewalt hat, bewahrte eine eisige Zurückhaltung. Der Zug zur Westminsterabtei erfolgte von 11 Uhr ab in drei Abtheilungen. An der Spitze die indischen Fürsten und außereuropäischen Vertreter; dann folgten in 15 von Schimmeln gezogenen Staatswagen die europäischen fürstlichen Gäste und zum Schluß mit einem kolossalen Hofstaat, Palasttruppen, Herolden rc. die Königin, welcher unmittelbar voran die nächsten Verwandten fuhren. Vor der von acht Pferden gezo genen Karrosse, in welcher die Königin mit der deut schen Kronprinzessin und der Prinzessin von Wales saß, ritten die Söhne und Schwiegersöhne der Königin, hinter derselben ihre Enkel und die übrigen englischen Prinzen. Den Schluß bildeten wieder Hofstaaten. In der Westminsterabtei legte die Königin nach feier lichem Empfang Krone und Purpur an und nahm mit dem Szepter auf einem Throne Platz, um sie alle Fürstlichkeiten. In der Kirche waren alle Minister, Botschafter, die beiden Häuser des Parlaments, die Generale rc. anwesend, die hohen Staatswürdenträger mit den Emblemen der Monarchie nahmen vor der Königin Aufstellung. Die Feier bestand wesentlich in einigen Gebeten für die Königin und die königliche Familie, inzwischen fanden Vorträge der Jubiläums- Hymnen, der Gesang der Nationalhymne, die Auffüh rung eines Festmarsches statt. Zu dem Gottesdienst hatten übrigens dreihundert katholische Peers durch Rücksendung ihrer Einlaßkarten das Erscheinen abg^- lehnt. Im Uebrigen ist der britische Enthusiasmus thurmhoch, die Begeisterung bei dem glänzenden Auf zuge kannte kein Ende. Das große Jubiläumsgeschenk ihrer Kinder und Enkel, einen Tafelaufsatz, hatte die Königin schon am Montag entgegengenommen. Montag Abend war glänzende Illumination, die Dienstag und Mittwoch fortgesetzt werden soll. Die Feier am Dienstag war vom prachtvollsten Wetter begünstigt. , Zum Regierungsjubiläum der Königin Victoria schreibt der „Deutsche Reichsanzeiger": Eine ernste, nach innen und nach außen hin bewegte Zeit ist ver laufen, seit die damals achtzehnjährige Prinzessin Victoria von Kent nach dem am 20. Juni 1837 erfolgten Tode ihres Oheim's, König Wilhelm's IV., den britischen Thron bestieg. Ihrem stets vom Geiste der Mäßigung und dem Wunsche, die Wohlfahrt ihres Volkes zu fördern, beseelten Einfluß auf die verschie denen Rathgeber der Krone ist es zu danken, wenn trotz mannigfacher äußerer Verwickelungen und innerer , Kämpfe das britische Staatswesen sich in einem so j blühenden Zustande befindet. Die Erfolge, auf welche > die Königin Victoria heute mit innerer Genugthuung s zurückzublicken vermag, haben in den Herzen der ge- s jammten Bevölkerung des weiten britischen Reiches ' lauten Widerhall gefunden, und jeder Engländer blickt heute mit Stolz und Befriedigung auf die Geschichte der letzten fünfzig Jahre zurück. Aber nicht auf das Vereinigte Königreich und dessen Colonien beschränkt sich die Theilnahme an der heutigen Feier. Von allen civilisirten Nationen, in erster Linie von Deutschland, wird den Sympathien sür die Königin lauter Aus druck gegeben. Einen wie hohen Werth der Kaiser darauf legt, in würdigster Weise bei der Feier vertre ten zu sein, zeigt die Entsendung des Kronprinzen und des Prinzen Wilhelm als Repräsentanten Sr. Majestät. Auch das deutsche Volk, eingedenk der Stammesver- wandtschaft, wie der gemeinsamen vollbrachten ruhm reichen Thaten und im Bewußtsein der bei beiden Völkern gleichen Bestrebungen auf dem Gebiete der Kultur und Civilisation bringt dem Jubiläum der Königin Victoria die lebhafteste Theilnahme entgegen und schließt sich aus vollem Herzen dem Wunsch des britischen Volkes an, daß es der Königin noch lange vergönnt sein möge, die Regierung zum Sezen ihrer Unterthanen fortzuführen. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser hat sich am Dienstag Mittag beim Vorübermarsch der Wache zum ersten Male wieder am Palaisfenster gezeigt und wurde von dem nach Tausenden zählenden Publikum mit den stürmischsten Hochrufen begrüßt, welche erst ihr Ende nahmen, als der Monarch vom Fenster zurücktrat. Die Nacht zum Dienstag war recht gut verlaufen, der Kaiser hatte sich kräftiger gefühlt und war deshalb auch früher aufgestanden. Nachmittag nahm er die Vorträge des Hofmarschalls, des Civil- und Militär-Kabinets ent gegen. Die Frau Großherzogin von Baden wohnte dem Festgottesdienst zu Ehren des Regierungs-Jubiläums der Königin Victoria in der englischen Kapelle im Monbijougarten bei. Man berichtet aus London ein Wort, daß Prin zessin Wilhelm von Preußen vom Kaiser zum Be sten gab. Die Prinzessin erzählte: „Als ich am Tage meiner Abreise zu Großpapa kam, rief er mir entgegen: „Grüß Gott, Victoria, hast Du heute schon Zeitungen gelesen?" Als ich dies verwundert ver neinte, meinte der Kaiser: „Das thut mir wirklich leid; ich hoffte von Dir genau zu erfahren, wie ich mich befinde, denn die Aerzte blicken immer ernst drein, aber die Bulletins, die ängstigen; in der Mitte liegt die Wahrheit, die sich nur die Herren von der Presse herauszusuchen wissen." Die am Kaiserlichen Palais an der Ecke des Opern platzes befindliche Veranda ist jetzt mit grünen Topf gewächsen und Blumen umgeben worden. Der Kai ser will bei günstiger Witterung täglich einige Zeit dort zubringen, um die stärkende Luft zu genießen. Die Kaiserin Augusta wird kommenden Donners tag Baden-Baden verlassen und sich nach Koblenz be geben. Ueber den Prinzen Wilhelm erzählt ein Berliner Korrespondent: „Der Kaiser zeigte von jeher eine große Anhänglichkeit für den ihm in manchen Stücken sehr ähnlichen Prinzen, der von Jugend auf eine große Vorliebe fürs Militärische an den Tag legte und gegenwärtig für einen der tüchtigsten und schneidigsten Officiere der deutschen Armee gilt. Wohl zum großen Theil hat er dadurch auch das Herz des greisen Monarchen gewonnen, der bekanntlich alles Militärische sehr hoch hält. Der Prinz fesselt überhaupt durch so Manches den Kaiser, dadurch, daß er vier Söhne hat, während der Kronprinz deren nur zwei besitzt, ferner durch seine Liebe zur Repräsentation, die von dem einfachen Geschmack des Vaters grell absticht. Am Jubiläumstage des Kaisers erschien der Kronprinz zur Gratulation als einer der Ersten, und zwar zu Fuß; Prinz Wilhelm erschien als der Letzte, und zwar in einem mit sechs Pferden bespannten Galawagen. Ge genwärtig sind die Beziehungen des Kaisers zu seinem Enkel noch engere geworden; der Prinz unterhält sich fast täglich mit dem Kaiser über militärische Themata." Die Vermittelung des Papstes in dem Karolinen streit soll nach mehrfachen Mittheilungen die Denk münze, welche der Papst zur Erinnerung an sein 10jähriges Pontifikat am St. Peterstage vertheilen lassen will, darstelleu. Die dem Großherzoge von Baden bisher gehörigen Herrschaften Swiba, Jankow, Leuka, Dolerydzial und Dobrygosc wurden am letzten Sonnabend sämmtlich für Rechnung des Deutschen Kaisers gekauft. Der Reichsanzeiger publizirt das Gesetz, betreffend die Fürsorge für die Wittwen und Waisen von Angehörigen des Reichsheeres und der Kaiserlichen Marine. Wie die „Nat.-Ztg." meldet, ließ sich der Kaiser am Montag Mittag durch einen Beamten des Eisen- bahnministeriums Vortrag über das Eisenbahnun glück in Wannsee halten. Der Kaiser soll sein schmerzlichstes Bedauern ausgedrückt und namentlich dabei verweilt haben, daß die Katastrophe sich auf der ältesten Bahn in Preußen ereignete. Die soge nannten durchgehenden Wagen sollen schleunigst einer Revision unterzogen werden. Der am Sonnabend verhaftete Reichstagsabgeordnete Kräcker ist nach Breslau eingeliefert. Von dort wird bestätigt, daß die vermuthete Theilnahme an einer ge heimen anarchistischen Verbindung der Grund der Ver haftung sei. Im Königreiche Bayern haben am Dienstag die