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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Tageblatt" nsch^nt an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 RM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 RM., bei Postbestellung 2 NM. zuzüglich Abtrag- gebühr. Einzelnummern 15Rpfg.AllcPostanstalten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postboten und unsereAus- tragerund Geschäftsstellen nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Äüi-gerlum, Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. Anzelgrnprris: die 8 gespaltene Raumzeile 20Rpfg., die t gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4a Reichs« Pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. NachweisungsgebShr 20 Reichspfennige. 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Von einem Kenner -er Verhältnisse im Saargebiet wird uns zu den jetzigen Kundgebungen geschrieben: Es war bezeichnend, daß die erste Aussprache im Völkerbund, an der Deutschland teilnahm, die Verhältnisse im Saargebiet zum Gegenstand hatte. Und das mit Recht; denn die ganze Geschichte des Saarlandes seitdem Augenblick, da es von französischen Truppen besetzt wurde, bis zum heutigen Tage ist eine große, lange Kstte von Leiden, Bedrückungen und Ungerechtigkeiten. Daran hat nicht das geringste geändert, daß es ja bis 1935, bis zum Tage der Abstimmung, über deren Ausfall sich die Fran zosen nicht mehr die geringsten Illusionen machen, mehr schlecht als recht vom Völkerbund verwaltet wird. Die gegenwärtigen Bergarbeiterunruhen, die nicht bloß zu gewaltigen, nur schwer niedergeschlagenen Kund gebungen, sondern jetzt auch zu einem ausgedehnten Streik geführt haben, sind zweifellos von kommunistischer Seite unterstützt und vorwärtsgetrieben worden, aber die letzte Ursache dazu, daß hier eine alles überwältigende Unzu friedenheit entstanden ist, bleibt doch das Verhalten der französischen Grubenbehörden, in deren Händen die Aus nutzung der Bergwerke liegt. Bezeichnend die Tatsache, daß der schlechte Geschäftsgang zur Entlassung gerade der Kriegsbeschädigten führte und diesen höhnend geraten wurde, doch „nach Deutschland" auszuwandern, bezeichnend die Ausplünderung, der Raubbau an den Gruben und trotzdem infolge des Mangels jeder ver nünftigen Organisation und der maßlosen Übersetzung der höheren Beamtenstellen, natürlich mit Franzosen, und auf der anderen Seite die Verweigerung eines auskömm lichen Lohnes an die Bergarbeiter. Jahre schwerster Not haben diese Arbeiter durchmachen müssen, als ihnen trotz des Sinkens des Franken jede einigermaßen ausreichende Lohnerhöhung" abgeschlagen wurde, jetzt aber, da der Frank sich stabilisiert, desto schneller zu Lohnherabsetzun- gen geschritten wird. Die neuen sozialpolitischen Gesetze, die vom Reichstag beschlossen wurden, werden bei den Saargruben nur soweit durchgesührt, wie es der Ver waltung genehm ist, kurz, es ist wohl zu verstehen, daß sich die Bergarbeitcrschaft aufbäumt gegen diese Be drückung. Man macht ja überhaupt, was man will. Von Loth ringeck her haben die Franzosen unterirdische Schächte ins saarländische Gebiet hincingetrieben und bauen dort munter deutsche Kohle ab. Und die Saarregierung? Kaum ist der famose B a h n s ch u tz da, so kommt es zu Mißhellig- Aten. Gegen jedes frühere Versprechen verlangt man die Bereitstellung von Privatwohnungen für Quartierzwecke, als ob die Kasernen nicht dafür übergenug ausreichen! Und ebenso schnell legt mau der saarländischen Polizei die Grußpflicht gegenüber den Offizieren des Bahnschutzss auf, veranstaltet ausgedehnte Schießübungen genau so wie die regulären Truppen in dem andern besetzten Teil des Nheinlandes. Außerdem sind auch die andern dort so be liebten Schikanen im Saarlands durchaus gebräuchlich: Verbot oder zumindestens schärfste Einengung von Er- iuncrungsfeiern der früheren Kriegsteilnehmer, politische und sonstige Verbote usw. Man fühlt sich „ganz wie zu Haus". Am 14. Juli wurde dafür aber der französische Nationalfeiertag möglichst prunkvoll begangen. Die demonstrierenden Bergleute — die gewerkschaft liche Front ist dort ebenso geschlossen wie die parteipoli tische im Landesrat — haben sich wieder einmal an den Völkerbundrat sowie an die Grubenverwaltung, die in Paris residiert, sowie an den französischen Minister für öffentliche Arbeiten gewandt. Das taten sie schon oft in ihrem Elend, aber immer ohne Erfolg; dabei handelt rs sich um 75 000 Arbeiter. Bald ist ja wieder eine Völker bundtagung in Genf und jedesmal erschien dort eine Kommission der saarländischen Bevölkerung. Sie wurde "wist gar nicht angehört oder begegnete nichtssagenden! oder vielmehr vielsagendem Achselzucken, wenn es ihr wirklich gelang, ihre Bitten und Beschwerden vorzu bringen. Zu Freunden hat sich Frankreich die Saarländer trotz Zuckerbrot und Peitsche wirklich nicht gemacht. * Nach den mit Ausschreitungen verbundenen Demon strationen haben die Kommunisten zum Streik auf den Gruben und zugleich zum Generalstreik aufgerusen. Die Bergleute von vier Gruben sind nicht zur Arbeit ange- sahren. Auf den anderen Gruben ist es den Freien und den Christlichen Gewerkschaften gelungen, die Befolgung der Streikparole zu verhindern. Die freien und die christlichen Bergarbeiterorganisationen teilen mit, daß sie rinen Beschluß zum Streik nicht gefaßt haben, besonders wenden sie sich gegen den Gedanken eines beabsichtigten Generalstreiks. Die Regierungskommission verlangt, daß die Organisationen schriftlich ihre Forderungen bei ihr rinreichen. Wie verlautet, sind einige Führer der Organi sationen bereits zur Erörterung der Streikfrage mit der Kegierungskommission in Verhandlungen getreten. Vorläufig keine Amnestievorschläge. .Hie zuständiger Stelle mitgeteilt wird, hat - Relchsmstlzmmisterium anläßlich des bevorstehenden MO Mm weniger Sriand für deMngsverminhemng Zustimmung des General Guillau m a L. Die Pariser Blätter melden in großer Aufmachung, daß der französische Ministerrat eingehend über die Her absetzung der Truppenzahl im Rheinland verhandel- habe. Briand und Painleve hätten eine Anzahl neuer Schriftstücke vorgelegt und Briand habe schließlich beantragt, die Rheinlandarmee um 5000 Mann zu ver ringern. Dem habe das Kabinett zugestimmt, aber dazu beschlossen, weitergehcnde Forderungen der deut schen Neichsregierung zurückzuweisen. Das Londoner Blatt „Daily Expreß" will dagegen wissen, daß der Ministerrat unter Umständen auch mit einer Zurückziehung von 10 000 Mann einverstanden sein werde. Die Beschlüsse sollen in kurzem veröffentlicht werden und ans deutsche und englische Vorstellungen zurückzuführen sein. Die Verminderung der Rheinlandarmee solle sofort nach der Völkerbundversammlung im September er folgen und der deutschen Regierung alsbald mitgeteilt werden, da man hoffe, damit die Schwierigkeiten bei den deutsch-französischen Handelsvertragsverhandlungen zu beseitigen. Die Vorschläge Briands sollen auch die Billi gung des Marschalls Pstain und des Führers der Rhein landtruppen Generals Guillaumat gefunden haben. In Deutschland ist man zu oft enttäuscht worden, um nun.gleich in Jubel auszubrechen und alle Zweifel an der Tatsächlichkeit dieser Beschlüsse zu ertöten. Jedoch be schäftigt sich auch die französische offizielle „Agence Havas" mit den Angaben, ohne sie als unrichtig hinzustellen, so daß man immerhin eine gewisse Ernsthaftigkeit voraus setzen kann. Selbstverständlich, daß eine Herabsetzung um 5000 Mann nicht im geringsten den berechtigten deutschen Forderungen gerecht zu werden vermöchte. Die Reichs regierung könnte auch nicht davon absehen, selbst nach Be kanntgabe der Truppenbeschränkung demnächst in Gens auf der Völkerbundtagung energisch die Frage der Rhein landräumung anzuschneiden. In England verhält man sich im allgemeinen ziem lich ablehnend gegen die durch den Bericht des Befehls habers im Rheinland, des Generals Guillaumat, und die Veröffentlichungen der „Menschheit" verursachte Deutsch landhetze der französischen Presse. Von einem Bruch des Versailler Vertrages durch Deutschland könne in keiner Weise die Rede sein. Hvefch bei Briand. Der deutsche Botschafter, Herr von Hoesch, der nach Paris zurückgekehrt ist, hatte eine längere UutcrredunZ Coolidge für neue SeerSstungen. l Folgen des Abbruchs der Genfer Konferenz. Präsident Coolidge hat nach einer längeren Be sprechung mit dem Marinesekretär Wilbur das im Ma rinedepartement ausgearbeitete Flottenbauprogramm, das er früher scharf bekämpft hatte, gebilligt. Für den Bau der vom Kongreß in Washington bereits genehmigten acht neuen Kreuzer wurde „Volldampf voraus" anbefohlen. Es wurde beschlossen, daß diese Schiffe innerhalb von drei Jahren in Dienst gestellt werden sollen. Das Marine departement will aber dem Krongreß außerdem nach den Bau von Zwölf 10 OOO-Tonnen-Kreuzern Vorschlägen. Diese Erweiterung der amerikanischen Seerüstungen kann als eine Folge des Abbruchs der Genfer Dreimächte konferenz angesehen werden, und man darf neugierig sein, zu erfahren, wie sich England und Japan zu dem erwei terten Marinebauprogramm der Vereinigten Staaten stellen werden. Sie Bochereitungen znmAtlantikflug. 19 Stunden in der Luft. Um 13.15 Uhr Mittwoch mittag ist der Fliege, Könnecke nach fast n e u n z e h u st ü u d i g e m Flug« in Travemünde glatt gelandet. Der Motor unL die weiteren Einrichtungen haben sich ausgezeichnet be währt. Zwei Stunden vorher erschien Könneckes Caspar Flugzeug über dem Travemünder Flughafen und warj die Meldung ab, daß an Bord alles wohl sei. Den Probe, flug führten Pilot Könnecke und sein Ozeanflugpassw gier Gras von Solms aus. Das Flugzeug, das vor. aussichtlich den Namen „Germania" erhalten wird, stand in ständigem funkentelegraphischen Wechselverkehi mit den Flughäfen in Warnemünde und Hamburg. Fuhlsbüttel. Das Wetter war für den Dauerflug feh- ungünstig. Die Nacht war besonders dunkel, verschiebend lich regnete es, die Wolken lagen sehr tief. Die „v 1145" flog zunächst das Dreieck Trave, münde — Parchim — Warnemünde — Trave münde und pendelte in der NaÄt auf der Strecke Trave- RWMesWlig? mit Briand. Zweck des Besuches war die Wiederauf nahme der durch die Krankheit des Botschafters unter brochenen persönlichen Aussprachen zwischen ihm und dem französischen Außenminister. Im Laufe -er Unterredung kam dann eine Reihe Deutschland und Frankreich inter essierender Fragen zur Sprache, wobei besonders die Ver handlungen über den Abschluß eines deutsch-französischen Handelsprovisoriums einen breiten Raum einnahmen. Deuischss Znisreffe in Genf. Das Völkerbundsekretariat läßt dem bekanntgegebe nen Auszug aus dem Verhandlungsprogramm der am l. September zusammentretenden 46. Tagung des Völker- bundrätes das volliuhaltliche Programm folgen, das gegenwärtig 24 Punkte umfaßt. Ein deutsches Interesse enthalten zuerst die Punkte 4 und 5. Hier berichtet Deutschland über die Arbeiten des Wirtschafts komitees. Im Punkt 9, wofür kein Berichterstatter ge nannt wird, sollen die Punkte 190 und 192 des Ver sailler Diktats ausgelegt werden. Die Punkte 14 bis 18 befassen sich mitDanziger Fragen, über die der Vertreter Chiles Bericht erstattet. Hier handelt es sich um die Weiterverwendung der Westerplatte als polnisches Munitionsmagazin, um die Polizei des Danziger Hafen rates, um die Zuständigkeit der Danziger Gerichte für Klagen von Danziger Eisenbahnangestellten gegen die polnische Eisenbahnverwaltung, um die Verteidigung der Interessen von Danziger Staatsangehörigen in Polen und um die Erzeugung von Flugmaterial auf dem Ge biete der Freien Stadt. Zouvenels Austritt aus der französischen Völkerbunddelegation. Mit der Begründung, daß der Völkerbund den Zweck, zu dem er ins Leben gerufen worden sei, nicht erfülle, hat der französische Politiker de Jouvenel seinen Austritt aus der französischen Völkerbunddelegation erklärt. Briand hat in einem längeren Schreiben seinem Be da u e r n und seinem Erstaunen über diesen Entschluß de Jouvenels Ausdruck gegeben und dann noch ein übriges getan, indem er in einer Unterredung mit Ver tretern der Presse die Vorwürfe, die de Jouvenel wegen der Ohnmacht und Untätigkeit des Völkerbundes erhoben hat, zurückzuweisen suchte. Ohne Zweifel sei der Völker bund nicht vollkommen, aber er, Briand, sei überzeugt, daß er gegenwärtig den einzigen Schutz gegen die Kriegsgefahr bilde. Die Tatsache, daß es dem Völkerbund nicht gelinge, allen Gebieten der inter nationalen Politik seinen Willen aufzuzwingen, dürfe nie mand veranlassen, die Flinte ins Korn zu werfen. münde—Warnemünde, da auch bei der schlechten Wetter lage auf dieser Küstenstrecke mit ziemlicher Genauigkeit Kurs geflogen werden konnte. Sowohl in Travemünde wie auch in Warnemünde waren auf dem Flugplatz mit Beginn der Dunkelheit die Nachtbeleuchtungsan- lagen in Betrieb genommen worden. Das Wacht- personal der Caspar-Werke wurde die Nacht über von den Flugwachen in Travemünde und Warnemünde bestens unterstützt. Könnecke dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach auch erst Ende dieser Woche den Flug antreten. Er will noch einige Velastungsflüge durchführen, um die Startgeschwindigkeit genau berechnen zu können. Am Freitag dürfte er dann nach Berlin kommen, wo er noch auf der amerikanischen Botschaft geschäftliche Angelegenheiten zu erledigen hat. Von Berlin aus geht die Reise nach Köln, und von dort soll dann der endgültige Start stattfinden. — - Deuische AilaMkAugzeuge. In Dessau sollen drei Flugzeuge starten. Direktor Sachsenberg von den Junkers-Werken teilte mit, daß sich die Werke mit dein Gedanken tragen, zur Übernahme der Post, die so riesiig angewachsen ist, noch ein drittes Junkerfl u g zeug vom gleichen Typ der beiden O'zeanflugzeuge nach Amerika fliegen zu lassen. Alle drei Flugzeuge werden aus Sicherheits gründen nicht den ursprünglich beabsich tigten kürze st en Weg über Nord-Irland nehmen, sie werden die normale Schiffahrtslinie entlang fliegen, da mit sie seitens der Schiffe navigatorischcn Anhalt erhalten können. Die Hapag und der Norddeutsche Lloyd haben ihre Schiffe angewiesen, daß sie bei Annäherung der Flug zeuge auf der Back bei Tage den Standort des betreffenden Scküffes in Zahlen auslegen, während sie ihn bei Nacht mit Laternen kennzeichnen sollen. übrigens werden die Ozcanmaschinen auch Flaggen mit sich führen, und zwar die deutsche Handels- flaggeunddasSternenbanner,die sofort nach ihrer Landung in Amerika gehißt werden sollen. Wahr scheinlich wird sich übrigens von Dessau aus ein ganzes Geschwader in die Luft erheben, und zwar die zwei oder drei Ozeanmaschinen und ein Großflugzeug vom Typ 6. 31, das die Ozeanflieaer bis England oder Irland