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«MISS. «erzehuter Jahr,. Mittwoch, »k« 14. I«» 18SR Erscheint: Täglich früh 7 Uhr. Inserate dxrdtu «igrnommtn: bt«»bt«d»S.Sonn. tag» bi» Mittag» 1L Uhr: Marienstraßr 18. Lazetg. t» dies. Blatte ßabon eüi« erfolgreiche Berbreitung. Auflage: LT^X»« Exemplare. Abonnement: Viertel jährlich A Kgr bei unentgeldlicher Lie ferung in'« Hau» Durch die Söuigl, Post vierteljährl. 22>/,Ngr. Einzelne Nummern I S!gr. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mltredacteur: Theodor Drobisch. Inseratenpreise: Für den Raum eiuer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Eingesandts die Zeile 2 Ngr. Druck und Elgenthum der Herausgeber: Eitpsch öc Rrichardt. — Verantwortlicher Nedacleur: Julius Reichardt. Dresden, dm 14. Juli. — Gestern Mittag um 12 Uhr fand im Palais Sr. königlichen Hoheit de» Prinzen Georg in Anwesenheit Ihrer Majestäten des Königs und der Königin, Ihrer Majestät der Königin Marie, sowie Ihrer königl Hoheiten des Kionprinzen, der Frau Kronprinzessin und der Prinzessin Amalie die Taufe -eL ncugebornen Prinzen statt welcher die Namen Johann Georg, PiuS, Karl, Leopold, Maria, Januarius, Anacletus er hielt. Taufzeugen waren: Seine Heiligkeit rer Papst, Ihre Majestät die Kaiserin Wittwe Karoline von Oesterreich und Ihre Majestäten der König und die Königin der Belgier. Se. Heiligkeit der Papst wurde durch den apostolischen Nuntius zu München, Se Exc. Monsignore Mcglia, Erzbischof von Da maskus, (welcher gestern bereits hier einzetroffen war) vertre ten und von diesem wurde auch, dem unter solchen Umständen üblichen Gebrauche gemäß, d'e heilige Taufhandlung unter Assistenz des hiesige» apostolischen Vicars, Bischofs Forwerk, und mehrern Geistlichen vollzogen. Außer der königl. Familie waren bei der Taufhandlung auch die actiocn StaatSminister, die Zutrittsdamen Ihrer Majestät der Königin und die könig lichen und prinzlichen Suiten zugegen. Nach dem auSliegen- den Bülletin ist das Befinden J;rer königl. Hoheit der F au Prinzessin Georg, sowie des neugebornen Prinzen fortwährend ein höchst günstiges Wei'ere Bulletins sollen nicht auSgelegt werden. Nächst n Sonntag wird aus Anlaß der glückliche Entbindung Ihrer königlichen Hoheit der Frau Prinzessin Georg in allen Kirchen de» Landes feierliches Tedeum abge halten. (Dr. I.) — Se. Maj. der König hat aus Anlaß der glücklichen Entbindung I K. H. der Frau Prinzessin Georg von einem Prinzen der Armenversorgungsbehörde die Summe von 500 Thlr. zur Verwendung für die hiesigen Armen zustellen lasten. — Dem ersten Amtsdiener bei dem Hauptsteueramte Leip zig. Christian Gottfried Unger, ist die zum Älbrechtorden ge hörige Medaille in Silber verliehen worden. - Der Herr Staatsminister von Nostitz-Wallwitz hat sich auf seine Besitzung nach Sohland (in der Oberlausitzl begeben, von wo Se. Exc. Anfang nächsten Monats zurückleh ren wird. — Der Zusammentritt dcS bevorstehenden ordentlichen Land- tag» ist vorläufiger Bestimmung zufolge auf den 27. September d. I festgestcllt Worten. — Die von dem Geucke'schen Expreß-Vüreau arrangirl« Extra-Fahrt nach der Schwei; hat in dm weitesten Krttsen ein vielseitiges Interesse erweckt, wie noch kein ähnliches Un ternehmen zuvor Bei sämmtlichen Anmeldestellen hier und in Leipzig, Ehemnitz u s. w. haben bereits zahlreiche Zeichnungen stattgefunden, so daß die Abtastung des Exlrazugcs (am Sonn abend, den 24 d. M) mehr als gesichert erscheint Für Tou risten von Fach, für Eiholungsreisende und jeden Naturfreund kann es kaum eine schönere und lohnendere Reise geben als in die Schweiz, deren Besuch nicht sobald wieder für so geringe Aahrkosten geboten werden dürste. — Gestern früh rückte die 4. Abtheilung des Feldartille rie Regiments aus ihrer Garnison Nadcberg ab, um auf die Dauer der praktischen Hebungen CantonncmentS in Neudors, Preschen, Trachau und den Hellercasernen zu beziehen. — DaS Schießen aus dem Heller wird nunmehr beginnen. — Die 400jährige Jubelfeier der Zwickaucr Scheiben- shützengesellschast hatte gegen 15(0 fremde Schützen auS den näher gelegenen Städten herangezogen. Neunzehn Fahnen wehten, 14 MusikcorpS concertirtm Der imposante Festzug mit etwa 1600 Theilnehmern bewegte sich durch reichgeschmückte Straßen und zwar durch 1j Stunden. — Seitdem die Lokomotive auch in Grimma ihre Sta tion gefunden und diese Stadt durch das Eisenbahnnetz der Residenz bedeutend näher gerückt ist, hat auch ein in der Nähe liegender reizender Punkt eine vollere Geltung, als bisher, er halten, wir meinen die sogenannte Gattersburg, welche, eine Perle des Thales, im weitesten Kreise den Sammelpunkt der gebildeten Welt bildet. Die Gatte,Lburg erinnert zwar mit ihrem Namen an die Zeiten der Fehde und Raub- und Rit- lerschlbsser, in diese Periode gehört sie nicht, ihre Emstehung fällt erst in das Ende de« vorigen Jahrhunderts. Im Jahre 1785 kaufte der Landlichter Gallert auf der steil nach dem Strome abfallenden Spitze des Pcckcnberges einen Weinberg, haute 1782 daselbst ein HauS, das er bis 1819 bewohnte. Um die Besucher dieses schönen Punktes auch mat ricll stärken zu können, wurde Anfangs ein Vierschank errichtet Nach und nach erhielt das Haus auch noch andere Concessionen, bis end, lieh vor etwa 10 Jahren die GatterSburg ein sehr besuchter und beliebter Platz wurde. Seinen jetzigen Glanz erhi.lt das Ganze durch den ehemaligen, langjährigen Pächeer des Hotels zum Leipzig-Dresdner Bahnhof, Herrn Knauth, der das Grund stück 1866 kaufte und im folgenden Jahr die neue Gatters- bürg erbaute. Jeder, der sie besucht hat, wird eins schöne Erinnerung mit nach Hause genommen haben; denn das Ganze ist eines der reizendsten Etablissements, da» in Herrn Knauch einen der umsichtigsten Wirthe gesunden, besten alter bewähr ter Ruf hier auf» Neue auflebt. Die Lokalitäten sind sehr komfortabel eingerichtet und dabei so geräumig, daß sogar 300 Personen an einer Tafel Platz nehmen können. Umgeben von Gärten, überhaupt prrkähnlichen Anlagen gewährt da» feenhafte Schlößchen mit seinem hohen Belvedere eine romantische Aus sicht auf das vom Fluß durchströmte Thal. Durch Benutzung der Waldungen am rechten Ufer der Mulde hat der Stadtrath neue Anlagen errichten lasten und somit zur Verschönerung nicht wenig beigetragen. Somit ist mit vollem Recht die Gat- tersburg bei Grimma zu den herrlichsten Parlieen Sachsen» zu rechnen und de» Besuches aller Natur- und Kunstfreunde werth. — Unter den vielen Festivitäten, die zu Ehren de» neu geborenen Prinzen Johann Georg in der Residenz veranstaltet wurden, dürste jedenfalls die von Herrn Marschner auf dem k. Belvedere arrangirte eine der ausgedehntesten gewesen sein. Sä mmtliche Räume waren dicht gefüllt, der reizende Juli- abend ha te die elegante Welt mächtig nach dem idyllisch - ro mantischen Punkte gezogen, der sich in der Dunkelheit durch ein wahres Flammenmeer feenhaft dem fernen Wanderer prä sentirte Bunts Ballons, bengalische Flammen, magische Be leuchtung der reizenden, fort und fort p ätschernden Fontainen, dazu die reichen Melodiken der Kapelle des Regimenö Johann, Alles Das mußte bezaubern. Herr Musikdirektor Ehrlich erntete durch seine künstlerischen Solovorträge den rauschenvsten Beifall. — Der Magistrat Dresdens hatte seine Freude über da« dm königlichen Hof getroffene glückliche Ereigniß durch Ausbissen der städtischen und sächsischen Fahne vor dem Alt städter Rathhuusc zu erkennen gegeben. — In der Lausitz scheint der Umstand große Bef.iedig- ung hervorgerufen zu haben, daß die Wahl zum Landesältesten daselbst auf einen Bürgerlichen gefallen ist Es wurde näm lich der Rittergutsbesitzer Hempel gewählt. Auf demselben Stuhle, auf welchem seit 500 Jahren nur Glieder altadliger Geschlechter, wie die von G-rsdors's, von Nostitz'S, vonKyru'S u s w. saßen, dem Präsidcntenstuhl der Lausitzer Provinzial stände, sitzt nunmehr der Sohn eines einfachen Bandwebcrs. Wie sehr übrigens die alten Vorrechte schwinden, davon giebt die Geschichte der Lausitzer Stände ein lehrreich.s Exempel. Früher durften auf dem Landtage nur solche Ritter erscheinen, die eine bestimmte Anzahl ü:,nen aufweiscn konntm; nicht ein- mal die gewöhnlichen Adeligen waren zutrittsfähig; später, bis zum Jahre 1824. war Adel zur Mitgliedschaft der Stände unentbehrlich; seit 1824 ist auch di.se Schranke gefallen und jetzt wird ein Bürgerlicher Chef und ein Abkömmling eines deutschen Fürstenhauses (Graf zur Lippe) rangirt hinter ihm als sein Stellvertreter Daß übrigens die Prooivzia.stände der Lausitz auch in ihrer jetzigen Gestalt einer Reform bedürfen, wenn dieselbe auch nicht gerade nach den von Selbstsucht nicht ganz freien Gedanken der Opposition vor sich geht, darüber herrscht allgemeines Emverständniß. — Stolpcn. Glück muß der Mensch haben, aber nicht allein der Mensch sondern auch das Thier. Vergangenen Sonnabend hatte eine Stolpener Vürgersfrau drei junge Schweinchen (vulgo Ferkel genannt) in Meißen gekauft uns solche in einem mit einem Tuch zugebundenen Korbe dem Transport der Eisenbahn übergeben. In Radeberg angelangt, zählt dieselbe die Häupter ihrer Lieben und siehe da, Nr. 3 fehlt. Von Dresden bis Radeberg hatte das gute Suschen die Decke seines Korbes gelüftet und in dem jedenfalls nicht hermetisch geschlossenen Packwagen einen Sprung, snlto „wi- «.aliri gewagt. Dasselbe ist bereit« wohlbehalten in Stolpcn «ngelangt und auf der Bahnwärterstricke Nr. 11 aufgefangen worden. Die gute Frau hat mehr Glück als jene Stolpener Dam-, der von Königstein bis Tetschen fahrend, ihren Hut der Wind nahm, d.n keine telegraphische Depesche bis jetzt zurück gebracht hat. — Abermals werden uns einige Fälle zu Ohren gebracht, daß Schulmädchen um ihre Ohrringe bestohlen worden sind. Es scheint sich ein und dieselbe Person ganz ausschließlich auf diese Art von Diebstählen gelegt zu haben, und, weil cs noch immer nicht gelungen, sie zu ermitteln, in dieser Industrie von ganz besonderem Glück begünstigt zu werden. — — Großenhain Auch unser kleiner Nöderfluß pflegt alle Jahre sein Opfer zu fordern. So ist am vergangenen Sonnabend der erst 32 Jahre alte Schriftsetzer Gustav Marx beim Baden in der Röder entweder ertrurken oder von einem Schlaganfalle getödtet worden. Sein Leichnam konnte erst am nächsten Tage aufgefunden werden. — Ein in der Nähe Meißens conditionir.nder Kellner hatte sich vor wenigen Taxen von seinen sauer erworbenen Ersparnissen einen neuen Rock gekauft und denselben in seiner Kammer aufbewahrt. Da führte zum Unglück für ihn der böse Zufall einen Bäckergesellen, den Sohn seine« Dienstherrn in die fragliche Kammer. K-.um hatte der Bäcker den Rock erblickt, so trieb es ihn auch zur Annection desselben. Ei« kühner Griff und der Rock befand sich in der Gewalt de» Bäckers, um «it diesem gemeinsam nach Dresden zu wandern und hier in einem Tröselladen, wohin er für 3 Thlr. ver- kauft wurde, vvrläug Ruhe zu finden. Für den Dieb hat sich indessen auch sehr bald ein passende« A yl gefunden, da er dem Vernehmen nach kurz darauf hier ermittelt und verhaftet worben sein soll. — — In Schöneck ist es am 4. Juli beim Tanzen im Schießhause zu Streit zwischen Soldaten und Civilisten ge kommen. Die Soldaten, aus der Garnison OelSnitz, machten von ihren Seitengewehren Gebrauch und verwundeten mehrere zum Theil ganz unbeteiligte Personen. Die Untersuchung ist eingeleitet. — Vorgestern ist die Stelle de« emeritirten Herrn Dia- eonuL KI. Fischer an hiesiger Kreuzkirche wisder besetzt worden und hat der Rath im Einverständniß mit dem Kirchenvorstande Herrn Diaconu» Schubert an dieselbe befördert — Ja NeSmüllerS Sommcrtheater kommt heute auf Ver langen vieler Verehrer Souppöschsr Musik dessen bedeutendste komische Oper „Die Frau Meisterin" zur Aufführung. Morgen, Donnerstag, feiert das Zweite Theater die Geburt des neuge borenen königlichen Prinzen Johann Georg durch einen Prolog, g sprochen von Frau Agnes NeSmüller und — „Viel Ver gnügen" (zum vierten Male neu einstudirt, in seiner 111. Wiederholung). Der Ertrag dieser Festoorstellung ist zmn Besten des „Albert-SereinS" bestimmt. W — Am 6. d. M. ist in Dorfchemnitz bei Sayda, w«chr- scheinlich in Folge einer schadhaften sogenannten Klöppelöffe, das Ihle'sch e Wohnhaus, in Oberrikersgrün bei Schwarzenberg das Lrng'sche Wohngebäude mit Stallung und in Espenhai« bei Nö ha das Wendebaum'sche Hausgrundstück nebst Scheune, sowie am 7. d. in Neschwrtz bei KönigSwartha das Echütze'sch« Grundstück niedergebrannt. Am 6. d. hat auch in Kleinpardau bei Grimma der Blitz in ein dortiges Wohngebäude einge schlagen und gezündet, es ist jedoch hierdurch nur ein geringer Schaden entstanden, da das Feuer schnell wieder gelöscht wurde. C Mich ist am Sonnabend auf dem Vorwerk Möschwitz bei Meißen die der Barnitzer Rittergutsherrschaft gehörige Sch une, in welcher sich vieles Stroh und mehrere Wagen befanden, mit ihrem Inhalte ein Raub der Flam» min gewoiden. — Einen merkwürdigen Fund an Reliquien machte in diesen Tagen in einem Hause der Elbgasse in Meißen ein dort zufällig beschäftigter Ziegeldecker und zwar in einer gut erhal tenen Pickelhaube von einem der im Jahre 1866 dort über nachteten preußischen Soldaten. Jedenfalls hat sich der Man« den Marsch erleichtern wollen und deshalb das Möbel als un nütz wegzeworfen. — Der aufmerksame Besucher de« Königschießens wird nicht weit vom Schießhaus eine Bude finden, mit grünen Ranken und Blumenkränzen geziert. Hier verkauft Herr Ranze seine vorzüglichen Spirituosen aller Art und zwar ist eS dieses Jahr das 25. König schießen, das er „mitmacht". Aus Anlaß dieser Jubiläums ist ihm von dem Schützendirectorium und den Budtnbauern seine Bude festlich geschmückt worden und daS mit Recht; denn wie so manche Nelke haben Vater Ranze und seine Frau hier dem „hereingekommcnen' Dörfler und seiner Hanne gereicht, wie viel Liqueure, Gute und Halbirte, bis herab zum „Reinen Korn" haben die Residenzler hier geschlürft, um den Eindruck von sauren Gurken und Bieren, von Brat, Knack- und anderen Würstchen, von Pfefferkuchen, Pariser Pflastersteinen und Schützenplatz Staub zu vertilgen oder bei kühlem Wetter und Regen , einen draus zu setzen", der Feuer im Magen macht. Dessen ist auch die Schützengcsellschast ein gedenk gewesen, indem dieselbe in einem mitüberreichten und von einem Kranze eingerahmtcn Gedicht Nan;e's Verdienste um die Menschheit poetisch also schildert: Ranze, Du bist Jubilar aus dein Königschicßen. Wo Du 2', Iabr tbätia Dich erwiesen. Ach, wie manchen Nordschcin schon, Pfeffern,ünz' und Kümmel Gabst Du manch in Erbeiffobn hier im Weltgetümmel. Nicht allein bei Sonnenschein, auch in Sturm und Wetter Schenktest Du so Manchen ein, köstlich, wie für Götter, rc. Auf dem großen Vogelschießen wird Vater Ranze sein Jubi läum noch einmal feiern. — Vorgestern früh besuchte ein fremder, hier in Geschäf ten anwesender Schniitwaarenhändler eine hiesige renommirte Restauration und begab sich später in die im Parterre befivd- ! lichen Appartements, hier angekommen, legte er seine Brief- ^ tasche mit dem Inhalte von circa 50 Thalern Papiergeld auf daS Fenster, vergaß aber bei seinem Rückgang« nach der Gast stube, die Tasche wieder an sich zu nehmen und bemerkte erst einige Zeit darauf, leidrr zu spät, seinen Verlust. Die Tasche sammt Inhalt war bereits von irgend einer anderen Person entdeckt und an sich genommen worden, ohne daß sich bis jetzt etwa« über deren Verbleib hrrauSgestellt hätte. —,