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Uiesaer D Tageblatt »«d A«reis»r Mrtlilt «ft Lqetzer). Amt-Statt -LL- der König!. Amtshanptmaimschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des StadtrathS zu Ries«. 61. Donnerstag, 14. März 1895, AveudS. 48. Aahrg. Da» Riesa« Tageblatt »richeiat jeden Ta, Abend« mt, Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlich« »e^»peri» bei «bholung tn den «rpedtttan« in Riesa und Semtzla, d« «nSMeßMA smote am Schalt« d« katjrrl. Postanftalte» 1 Mart 25 Ps., durch di, Tröger frei in« Hau« I Mart SO Ps., durch den «rieftril^r s«t in« Hau« 1 Mart « W. Aazei,,, «nuahm, pr R, >»»«» de« Ausgabetage« bi» vormittag S Uhr ohne Gewähr. Druck «ch ««lag von Lang«, » «interlich in M«la. — «eschäftSstr!!«: «avantrnstraß« l». — Fik d«, Redaeti« »vmnMottNch: O„» «chmibt M »««!«, Das unterzeichnete Amtsgericht hat am 7. März 1895 _ den Gutsbesttzer Herrn Friedrich Gruft Blümig in Nickritz «ls Gerichtsschöppen für diesen Ort in Pflicht genommen. Riesa, am 11. März 1895. Königliches Amtsgericht. Helduer. Brehm. Der Aufstand auf Cuba. Auf der „Perle der Antillen", wie die Insel Cuba ge nannt wird, ist abermals ein Aufstand der Farbigen auSge- brochen und zwar offenbar ein solcher ernsterer Namr; denn die spanische Regierung hat das bisher von ihr beliebte Ber- tuschungssystem aufgegeben, über die ganze Insel den Be- lagerungSzustand verhängt und eine erhebliche Verstärkung ihrer auf Cuba regulär stationirten Truppenmacht vorgenom men. — Das Ziel des Aufstandes auf der Insel rst die LoSreißung vom Mutterland« und womöglich der Anschluß an die Ver. Staaten von Nordamerika, welche Florida als weit in das Meer hinausreichenden Arm beständig nach Cuba auszustrecken scheinen. Die europäischen Mächte haben außer auf den mittelamerikanischen Inseln in Amerika keine Kolo nien mehr und die Monroe-Doktrin „Amerika den Ameri kanern" wird bald voll zum Ausdruck gebracht sein. Daß Nordamerika stark im Verdacht steht, den kubanischen Aufstand heimlich zu unterstützen, ist in Spanien offen ausgesprochen worden. An den Küsten F.oridas sammeln sich die Flibustier, halb Seeräuber, halb Parteigänger der Rebellen, welche auf schnell segelnden Jachten die Küste beunruhigen und die spa nischen Garnisonen in Athen» erhalten. Die Ver. Staaten wollen von der Bildung solcher Flibustierbanden keine Kennt- niß gehabt haben, was ihnen natürlich so leicht nicht geglaubt wird. Der letzte kubanische Aufstand vom Jahre 1868 dauerte zehn Jahre lang. Seine Niederwerfung hat den Spaniern 100000 Menschenleben und 300 Mill. Pesetas gekostet, und daß sich jetzt wieder die Regierung auf Schlimmes gefaßt macht, zeigt die Thatsache, daß sie sich von den Cortes einen „unbegrenzten Kredit" hat bewilligen lassen. Die Kamps- s weise der Rebellen ist nicht etwa, sich in offener Feldschlacht zu stellen, sondern es ist der Guerillakrieg, die stete Beun ruhigung des Feindes, das plötzliche Hervorbrechen au« den Wäldern und den Felsschluchten und dann wieder das fast spurlose Verschwinden in denselben. Da haben denn die offiziellen Berichte gut Siege mel den, aber die Entscheidung kann sich abermals jahrelang h n- ziehen. Ungünstig für Spanien wirkt der Umstand, daß seine herbeigezogencn Truppen nicht an das Klima gewöhnt sind. Die Pflanzer sind zudem im eigenen Interesse zur Begün stigung der Aufständischen gezwungen, weil ihnen Plünderung, Verwüstung, Brand und Mord durch die ebenso plötzlich Aus tauchenden wie Verschwindenden drohen. Die Der. Staaten haben schon zweimal Spanien den Berkaus der Insel Cuba angesonnen. Das erste Mal mit beispielloser Brutalität, indem sie drohten, Cuba einfach ohne Bezahlung zu besetzen, wenn Spanien nicht freiwillig auf den Verkauf eingehe. Die Drohung wurde dann gegenstands los durch die inneren Verwickelungen in Nordamerika selbst. Das zweite Angebot erfolgte 1889, wurde aber ebenfalls abgelehnt. Ein so eifriger Kauflustiger ist natürlich zweifel los ein wohlwollender Begutachter der Bewegungen, die auf die LoStrennung Cubas vom Mutterlande hinzielen. An Machtmittcln besitzt Spanten auf Cuba selbst und in den Antillen-Gewässern folgende: 6 Linien-Regimenter Infanterie, 3 Linien-Regimenter Kavallerie, 2 Bataillone Festungs-Artillerie und eine Gebirgs-Batterie;-überhaupt auf dem Papier 19571 Mann regulärer Truppen, wozu noch 14090 Mann Milizen kommen. An Kriegsfahrzeugen sind vor handen: 5 Kreuzer, 1 Kanonenboot erster und 5 zweiter Klasse, sowie ein Torpedoboot. Aus Spanien sind auserle sene Truppen abgegangen, die Cortes haben der Regierung unbegrenzten Kredit für die Beruhigung der Insel eröffnet, und es heißt sogar, daß Marschall Martinez Campos, in dessen Person allein schon die Nation die Gewähr des Sieges erblickt, den Oberbefehl auf Cuba übernehmen werde. Gegenüber der spanischen Staatsmacht steht die Ein- müthigk-it des Haffes der Farbigen (Neger, Mulatten uns Mestizen) gegen die Spanier, steht die eigenartige Bodenbe schaffenheit und Kultur der Insel, deren größter Theil Berg land ist und von deren Gebier vier Neuntel Waldbestand aufweist. Zucker, Kaffee, Tabak, Gummi, Indigo, Honig, Mais, Nutzhölzer sind die hauptsächlichsten, gewinnbringenden Ausfuhrartikel, zu denen eine sehr ansehnliche, lohnende Vieh zucht tritt. — Ein reiches Land und ein zum Buschkriege vorzüglich geeignetes Land ist Cuba; man begreift, daß das Mutterland diesen werthvollen Besitz nicht fahren lassen möchte ; man begreift aber auch, daß die Farbigen durch die eigenartige Natur ihrer Heimath und . . . durch den benach barten „Onkel Sam" immer wieder angereizt werden, um ihre Unabhängigkeit zu kämpfen. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Die Sitzung der Engeren Ver- sammlung des Staatsraths ist am Dienstag von Seiner Majestät dem Kaiser und Könige im Saale des Bundesraths (Reichsamt de« Innern) mit folgender Ansprache eröffnet worden: .Meine Herren! Die andauernde ungünstige Lage der Land- wirthschast macht eS, wie Ich dies wiederholt ausgesprochen habe, Meiner Regierung zur unabweisbaren Pflicht, Mittel und Wege zu suchen, welche den Ertrag der Bodenbewirthschastung zu heben und damit die Gefahren abzuwenden geeignet sind, denen die Landbau treibende Bevölkerung zur L"t ausgesetzt ist. Je lebhafter die Frage der Abwehr des Nothstandes in immer weiteren Kreisen erörtert wird, je zahlreicher und einschneidender die Vorschläge sind, welche dieser Abwehr dienen sollen, um so gründlicher und sorgfältiger wird ihre Prüfung vorgenommen werden müssen. In dieser Erwägung habe Ich beschlossen, die gutachtliche Aeußerung des Staatsrathes zu erfordern, dessen Engere Versammlung durch eine Anzahl von Männern verstärkt worden ist, von deren praktischer oder wissenschaftlicher Thätigkeit ein sachgemäßes Urtheil über die zur Erörterung stehenden Fragen erwartet werden darf. Ich drücke Ihnen Meinen Dank sür die Bereitwilligkeit aus, mit welcher Sie Meiner Berujung gefolgt sind. Von den Berathungen dieser Versammlung verspreche Ich Mir den Erfolg, daß die weit auseinander gehenden Auffassungen über das aus dem vorliegenden Gebiete Mögliche und Erreichba e verichtigt und der Verständigung näher geführt, und daß daneben sür Meine- und Meiner Regierung Entschließungen werthvolle Grundlagen ge wonnen werden. Es wird Mir zur E enugthuung gereichen, wenn die aus Ihrer Mitte hervorgehenden Vorschläge eine Gestalt annehmen, welche ihre Durchführbarkeit erkennen läßt, und wenn Ihre Berathungen Sich aus Ziele richten, welche ohne Verletzung anderer berechtigter Interessen und unter Achtung bestehender Vertragsverhältnisse den aus der Land- wirthjchast lastenden Druck thunlichst zu beseitigen geeignet sind. Die Verhandlungen, welche von Sr. Majestät geleit werden, betrafen zunächst den ersten Gegenstano der Tages, ordnung „Maßregeln zur Hebung des Getr.idepreifes." Das Zentrum des Reichstags hat sich in einer Fraktions sitzung mit der Beralhung des Antrags Kanitz beschäftigt und ist schließlich zu dem Ergebnis gelangt, denselben einstimmig abzulehnen. Sodann ist die Fraktion über das geplante Zusammengehen mit der wirlhschastlichen Vereinigung des Reichstags (es waren Unterhandlungen über eine etwaige Aenderung der Satzungen der Wirlhschastlichen Vereinigung gepflogen worben) schlüssig geworden und hat sich auch hier ablehnend verhalten. Dagegen hat sich aus dem Schooße der Fraktion eine Wirthschaftliche Abtheilung gebildet, die ständige Zusammenkünfte abhält und Wirthschaftliche Fragen in Be- rathung zieht. Alles was über die Art der dem Fürsten Bismarck vom Kaiser zugedachten besonderen Ehrung gemeldet wird, ist nichts, al« eine leere Vermuthung, dre zum Theil aus den ho-,en Auszeichnungen zusammenkombinirt ist, die Kaiser WUHelm 1. vor zehn Jahren seinem Kanzler zu dessen 70. Geburtstag erwiesen hat. Nur die Vertrautesten aus der nächsten Umgebung des Kaisers sind mit den einschlägigen Plänen bekannt und beobachten darüber selbstverständlich das gewissenhafteste Stillschweigen. Sonst ist nur noch ein be kannter Hoflieferant wegen gewisser Vorbereitungen ringe- weiht, und dessen Diskretion bei derartigen Anlässen ist eben falls erprobt und zweifellos. Der „Berliner Korrespondenz" zufolge erklärte der Regierungsvertreter v. Seckendorfs in der gestrigen Sitzung der Kommission zur Berathung der Umsturzvorlage nicht, daß die Regierungen die lsx Heintze demnächst wieder einbringen werden. Bon den Regierungen sei bisher weder über die Wiedereinbringung der alten, noch über eine etwaige neue lsx Beschluß gefaßt worden. Eine neue lsx Heintze sei nicht in Ausarbeitung. — Derselben Korrespondenz zufolge ist der Oberpräsidialrath Brandenstein in Potsdam zum Regierungspräsidenten von Hannover ernannt worden. Der „Nationalliberalen Korrespondenz" zufolge beab sichtigt der Reichstagspräsident zur Geburtstagsfeier de« Fürsten Bismarck die Veranstaltung eines parlamentarischen Festmahles in der Wandelhalle des Reuhstagsgebäudes. Wenn die „Post" recht unterrichtet ist, so steht ein Er laß de« Kaisers zu Gunsten der Kämpfer aus dem Kriege 1870/71 und deren Hinterbliebenen bevor. Bekanntlich wurde schon im vorigen Jahre ein Antrag des Abg. v. Schöning angenommen, der die Anrechnung eines zweiten Kriegsjahres für diejenigen Personen des Soldatenstandes betraf, die wegen einer Verwundung verhindert waren, sich im Jahre 1871 am Kriege weiter zu betheiligen. Es heißt, der Kaiser habe seine Genehmigung zurückgehalten, um zugleich noch andre Ansprüche aus dem Feldzug 1870/71 zu regeln. Man ver- muthet nun, daß der 22. März einen «kaiserlichen Erlaß in dieser Richtung bringen wird. Näheres ist allerdings noch nicht darüber bekannt. Zum Oberpräsidenten von Ostpreußen ist der bisherige Regierungspräsident von Hannover, Graf Wilhelm Otto Albrecht v. Bismarck - Schönhausen, der jüngere Sohn des Fürsten Bismarck, ernannt worden. Vom Reichstage. Am Dienstag wurde die zweite Berathung des Etats der Post- und Telegraphenver waltung beim Gehalt des Staatssekretärs fortgesetzt. Abg. Beckh (frs. Volksp.) bringt Beschwerden betreffs des Eisen- bahnpostoerkehrs in Thüringen vor. Direktor im Reichspost amt Fritsch erwidert, daß die Postverwaltung Schritte ge- than habe, um bei der Eisenbahnverwaltung die Regelung des bemängelten Postverkehrs zu erwirken, sie habe damit aber noch keinen Erfolg gehabt. Abg. Bebel (Sozd.) tritt für Beschränkung der Packetversendung an Sonntagen ein, spricht sich gegen da« HeirathSverbot für Posthilfsboten aus und wünscht eine Ermäßigung des Portos für Berliner Stadtbriefe. Staatssekretär v. Stephan: Die Postverwal tung wolle nochmals in eine Prüfung der Frage eintreten, ob die Packetbestellung an Sonntagen beschränkt werden könne. Betreffs der Warnung vor allzu frühzeitigem Heirathen der Posthilfsboten sei vom Reichspostamt eine allgemeine Ver fügung nicht ergangen, da die Hilfsboten den Postdirektionen unterstellt seien. In der That leide aber die Sicherheit des Dienstes, wenn zwanzigjährige Hilfsboten leichtsinnig die Ehe eingingen, ohne zu bedenken, ob sie die Kosten des Haus halts bestreiten könnten. Wenn alle von dem Abg. Bebel gewünschten Aenderungen vorgenommen würden, so entstände daraus ein Einnahmeausfall von 11 Millionen Mark. Eine Herabsetzung des Portos für Berliner Stadtbriefe sei eben falls nicht thunlich. Abg. Schulz-Lupitz (Reichsp.) erhebt Einspruch gegen die agitatorischen Angriffe der Sozialdemo kraten gegen die Postoerwaltung. Abg. Schmidt-Elberfeld (frs. Volksp.) betont, daß die Erleichterung des Verkehrs eine Steigerung der Einnahmen bringen müßte. Direktor im Reichspostamt Scheffler hebt hervor, daß Deutschland mäßigere Posttartfe habe als andere Staaten. Darauf wird die von der Kommission vorgeschlagene Resolution, betreffend die Beschränkung der Packetversendung am Sonntag, ange nommen. Die in den Etat außer de« drei vorhandenen Direktorenposten eingestellte Forderung von 20000 Mark für einen UnterstaatSsekretär beantragt die Budgetkommission zu streichen. Die Abg. von Massow (kons.) und Lieber (Zentr.) dagegen beantragen die Bewilligung der Forderung, aber nur unter der Bedingung, daß statt der bisherigen drei Direktorenstellen nur zwei genehmigt werden. Ferner schlägt die Kommission eine Resolution vor, wonach bei Aufstellung des nächstjährigen ReichshaushaltS-EtatS für diejenigen Klaffen von Beamten der Reichspost- und Telegraphenverwaltung, welche durch Einführung de« Dienstalterssystems in ihren