Volltext Seite (XML)
29. Jahrgang. Mittwoch, den 7. Mai 1902. Nr. 104. Redaction und Expedition: Bahwstraste 3 (nahe dem K. Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Stnzeiger Hohenstein-Ernstthal. fir Wkichm-EniWll, MrlnMtz, 8ersS»rs, Lugau, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf u. s> Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, sowie alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich 1 Mk. 25 Pfg. incl. der illustrirten Sonntagsbeilage. Jnsertionsgebuhren: die fünfgespal^ ^auswärts 12 PsS - Raum für den Berbreitunasbezirr 10 489-' Nnfaabe Rabatt. Reclame 25 Pfg. Bei mehrmaliger Annahme der Inserate für die ^laenve 10 Uhr. Größere Anzeigen Tagesgeschichte. Deutsches Reich. — Den Kaiser nach Chicago zu den dort 1904 geplanten olympischen Spielen einzuladen, beabsichtigt, wie dem „Berl. Tgbl." durch ein Privaltelegramm mit- getheilt wird, Präsident Roosevelt. Dem Congreß in Washington sei, so besagt die Meldung, eine Vorlage zugegangen, die Weltausstellung in St. Louis bis 1904 zuverschieben,damit dieBesucher sich zugleichdieolympischen Spiele ansehen können, und Präsident Roosevelt soll die Absicht haben, Kaiser Wilhelm für diese Spiele persönlich zu interessiren. — Eine 800 Mann starke Ablösung des ostasiatischen KreuzergeschwaderS traf aus Wilhelmshaven in Bremerhaven ein, um die Ausreise an Bord deS Dampfers „Mannheim" anzutreten. In Emden nimmt der Lloyddampfer „Würzburg" Eisenbahnschienen, Schwelle» usw. für den Erweiterungsbau an der Eisen bahn in Kiautschou an Bord. — Berlins „Ceutralbahnhos". Er giebt wohl heute keine größere Stadt im Deutschen Reiche, die einen so bedeutenden Fernverkehr und dabei einen so mangelhaften „Centralbahnhos" besitzt, wie Berlin. Es ist der Bahnhof Friedrichstraße. Nun soll das diesem benachbarte alte Gebäude der Kaiser Wilhelm-Akademie abgerissen und diese nach der Scharnhorststraße am Neuen Thor verlegt werden. „Hiermit bietet sich viel leicht die Gelegenheit", meint ein Berliner Blatt, „den Bahnhof umzubauen. Allerdings muß der Platz nicht billig sein, aber die Eisenbahnverwaltung braucht ihn durchaus, und wenn sie 5'/, Mill, für Homburg aus geben will, kann und muß sie vor Allem da» für Berlin nöthige Geld daran wenden. Außerdem handelt e« sich dabei um fiskalisches Land, da» schließlich doch für die Bahnverwaltung billiger zu haben sein müßte, al« für Privatleute. Nebenbei bemerkt machen auch die Reklamen usw. auf der Außenseite de» Bahnhofes einen unschönen und der Reichshauptstadt unwürdigen Eindruck." Holland. Amsterdam, 5. Mai. Wie das „Reutersche Bureau" aus Schloß Loo meldet, standen die gestern eingetretenen Komplikationen in engem Zusammenhang mit der typhösen Krankheit, an welcher die Königin leidet. Die nothwendige Operation ging glücklich und ohne alle die Schwierig keiten von statten, welche in ähnlichen Fällen oft vor- kommen. Man sieht daher in der Umgebung der Königin die Lage wieder für hoffnungsvoll an, zumal alle Symptome darauf Hinweisen, daß augenblicklich Gefahr nicht mehr vorhanden ist. Amsterdam, 5. Mai. Im Anschluß an die durch die Correspondenz Neederland veröffentlichten Ausführ ungen über die Friedensaussichten erklärte ein aus Süd afrika zurückgekehrter Freund Louis BothaS: Ich kann mich von dem Erstaunen über die widersprechenden, lügenhaften Berichte englischer Zeitungen kaum erholen. Fast alle Berichte über den Stand des Krieges und die Haltung der Burenführer in der Friedensfrage sind un wahr. Bei der Verurtheilung deS Verhaltens der Buren dürfe nicht übersehen werden, daß letztere heute sich nicht als Besiegte fühlen. Sie halten unter allen Umständen an den Forderungen der Amnestie und der Unabhängig keit fest. Der Ausgang der meisten für die Buren sieg reichen Treffen während der letzten fünf Monate wurde englischerseitS unterdrückt. Die Burenführer sind mit dem gegenwärtigen Stande der Operationen sehr zu frieden und nur zu einem Friedensabschlusse geneigt, wenn in den beiden Hauptfragen Concessionen erfolgen. OertlicheS ««d Sächsische». Hohenstein-Ernstthal, den 6. Mai. — Beim Stadtralh sind eingegangen: 1) Nr. 18 bi« 21 des diesjährigen Reichsgesetz blattes mit folgendem Inhalte: Gesetz zum Schutze des Genfer Neutralitätszeichens; Bekanntmachung, betr. Aenderungen der Anlage 8 zur Eisenbahn-Verkehrs- ordnung; Bekanntmachung, betr. die Zulassung zur Führung von Hochseefischereifahrzeugen in der Islands- fahrt; Gesetz, betr. die Kontrole des Neichshaushalts, des Landerhaushalt« von Elsaß-Lothringen und des Haushalts der Schutzgebiete; Vereinbarung zwischen dem Deutschen Reiche und Frankreich zur Regelung de» Verkehrs mit Branntwein und Spirituosen an der deutsch- französischen Grenze; Bekanntmachung, betr. die Ver einbarung erleichternder Vorschriften für den wechsel seitigen Verkehr zwischen den Eisenbahnen Deutschland« und Luxemburgs; 2) das 7. und 8. Stück vom diesjährigen Gesetz- und Verordnungsblatte für das Königreich Sachsen, enthaltend: Gesetz, Abänderung von Bestimm- ungen der Rividirten Städteordnung sowie der Revi- dirten Landgemeindeordnung betr.; Verordnung, die Be aufsichtigung, der beweglichen Dampfkessel betr.; Be kanntmachung, die Ausdehnung des Geltungsbereichs der Ortstaxe auf Nachbarpostorte betr.; Bekanntmachung, das Verzeichniß der den Militäranwärtern im Königlich Sächsischen Staatsdienste vorbehaltenen Stellen betr.; Verordnung, die Kommission zur Erhaltung der Kunst denkmäler betr.; Verordnung, die Berücksichtigung der Blitzableitungen bei der Einschätzung der Gebäude für die Zwecke der LandeS-BrandversicherungSanstalt betr.; Bekanntmachung, betr. Zusätze zur Nachweisung der Regelung der Gericht«barkeil über die Stäbe der Kom mandobehörden, die Truppentheile und Militärbehörden der Armee; Verordnung zur Abänderung der Verord nung vom 9. Januar 1901, die Unterbringung von Angeklagten in einer öffentlichen Irrenanstalt nach § 217 der Militärstrafgerichtsordnung betr.; Verordnung, die Anwendung des Gesetze« über die Berichtigung von Wasserläufen und die Ausführung von Ent- und Be wässerungsanlagen vom 15. August 1855 auf Thal- sperre betr. Diese Gesetzblätter liegen im Rathhause, Zimmer 14 Tage lang zu Jedermann« Einsicht aus — Die Kosten des neuen Ständehanses werden nach der derzeitigen Planung 3 783 962 Mk. betragen, während man bisher nur mit einem Gesammtbauauf- wände von 3 637 800 Mk. gerechnet hatte. Zu den Kosten treten diejenigen für die Nebenanlagen und die Mobiliarausstattung, so daß die Gesammtsumme für da« neue Gebäude nebst der inneren Einrichtung 4 530 375 Mk. ergeben würde. Laut Vertrag hat die Stadt Dresden 200 000 Mk. als Beitrag zu leisten, 2 500000 Mk. find von den Ständen bereits bewilligt worden, so daß später noch 1830375 Mk. zu bewilligen sein würden. Bis Mitte de« Jahre» 1905 soll der Rohbau fertiggestellt werden, bi« Ende de« Jahre« der Thurm, und im Jahre 1907 soll die Uebergabe geschehen. Dresden. Einen „Ringkampf" mit einem Auto mobil hatte vor einigen Tagen ein hiesiger Dienstmann auf der Chemnitzer Straße zu bestehen. Ein auswärtiger Reisender, der mit seinem Automobil seine Geschäfts touren macht, hatte den betreffenden Dienstmann ge beten, auf da« Automobil ein wenig Acht zu geben, während er selber seine Geschäfte erledigen wollte. Da dem Dienstmann noch nicht oft derartige pferdelose Wagen vor Augen gekommen waren, so nahm er die Gelegenheit wahr, diese« Gefährt einmal ordentlich in Augenschein zu nehmen. E« kribbelte ihm förmlich in den Fingern, al« er da« Signalhorn usw. betastete und plötz- ltch da» Automobil zu surren anfing und alle Anstreng ungen machte durchzugehen, w" 0 ggejter ging fest angezogene Bremse aber Ehm Aufsicht" das Gefährt aber trotzdem, und ander« r» führende „AutomobiliuS" wußte sich « Aasten helfen, al« daß er sich von hinten ° esetzter klammerte und au» Leibeskräften «"4 0 Richtung zog, um da« störrische Autom Dienst- frevlen Beginnen abzuhalten. Schon wollte ^der L L L gangenen Jahre mit einem Fehlbeträge vo „ zu rechnen. Trotzdem beabsichtigt die Kasse an eines neuen MännergenesungShelms heranzut > . Geld hierfür soll der Versicherungsanstalt für das König reich Sachsen entliehen und auf das Grundstück in Heidenau eine Hypothek ausgenommen — Der Consumverein „Vorwärts" in Dresden be willigte in seiner Generalversammlung vom 1- o. o Summe von 700 000 Mk. zu Neubauten für Lagerräume, Bäckerei, Kohlenlager rc. mit Bahnanschluß. , Leipzig, 5. Mai. Heute früh stürzte sich -me 58jährige Näherin auS einem Fenster ihrer 4 Treppen hoch gelegenen Wohnung in der Humboldtstraße herab und war sofort todt. „ , , . Leipzig, 5. Mai. Die Opfer der Katastrophe bet Station Zschortau der Berliner Bahn sind folgende: Getödtet wurden: 1. Johann Friedel, Reichstags- und Landtagsabgeordneter für Bayreuth, Bierbrauer und Oekonom in Ober-Konnersreuth, 2. eine Frau, deren Personalien noch nicht festgestellt worden sind. Sie ist etwa 26—30 Jahre alt. An der rechten Hand trägt sie einen Trauring mit der Inschrift „Verheirathet Nizza 1871." Von einem Bahnbeamten hört man, daß die Dame eine Frau Hirsch sei, doch ist da» keine 'zu verlässige Feststellung. Schwerverletzt wurden: 1. Karl Wandelt, Rittergutsbesitzer aus der Provinz Posen, 47 Jahre alt, 2. Lilly Mannes, Musiklehrerin au» Frei lassing in Bayern (nach anderer Meldung au» Friefing), 1874 geboren, Bruch des linken Unterschenkels, 3. Char lotte Döring aus Bitterfeld, Bauunternehmerstochter, 1885 geboren; schwere Fleischwunden im ganzen Rücken. Die beiden getödteten Personen wurden vorläufig im Stationsschuppen zu Zschortau niedergelegt. Die drei Schwerverletzten wurden in das städtische Krankenhaus zu Leipzig gebracht, und zwar zunächst Herr Wandelt mittels des Transportwagen» des Krankenhauses, später die beiden Damen auf dem Sanitätswagen der Leipziger Feuerwehr, der telegraphisch nach der Unfallstelle beordert worden war. Leicht verletzt wurden: Marie Leder au» Berlin, Marie Sternberg aus Berlin, Max Deteleffen (Detelfren?) au» Berlin. In dem Zuge befand sich außer dem getödteten Herrn Johann Friedel noch ein zweiter Reichstagsabgeordneter, der wie Friedel zugleich auch bayerischer Landtagsabgeordneter ist, Herr v Lama Er wurde durch einen Zufall gerettet. Friedel war Ab geordneter beider genannter Parlamente für Baureutb v. Lama ist der Vertreter Regensburg«. Friedel aebörte der nationalliberalen Partei an, v Lama ist Mitalied de« Centrum-. Es möge die folgende Depesche 2 München hier angefügt sein: München 5 Ma dem Eisenbahnunglück in Zschortau verlas in der heutiam Sitzung der Abgeordnetenkammer der Vicepräfident a a n 11 Uhr da« folgende, ihm soeben zugeg^ U. gramm: Schnellzug verunglückt. College« ich zufällig gerettet, v. Lama. Ueber da« Ung ück wird noch Folgende- berichtet: Schon vor Zschortau soll der Schaden bemerkt worden sein und e-wurde^ doch scheint die Brem-vorrichtung versaat... Die nächst- Folge de« AchsenbruchV L,' daß Lr