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Schönburger Tageblatt BckchsiM tSxlich mit Ausnahme der Tax« Filialen: in UltstadirsaldenSurg Sri Herra Kaufmann Otto Förster; in Penig bei Herrn Kaufmann Rob. HSrtiq, Mandelgafse: in Rschsburg bei Herrn Paul Zehl; in Lunzenau bei Hrn. Buchhändler E. Dietze; in Wechselburg bei Herrn Schmied Weber; in Lichtenstein b. Hrn. Buchh. I. Wehrmann. nach Sonn, und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster» scheinende Nummer 5" nachmittags 2 Uhr. Der AbonnemsntspreiS beträgt vierteljähr lich L Rk. SS Pf. Lnsrrais pro Zeile 10 Pf., Linges. 20 Pf. «Spedition: Waldenburg, Obergasse 2S1s. - AMMM fiir Sm AaSttattz i» WMmSmz. Zugleich wett verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichteustein-Callnberg und in dm Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ghrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen! lruba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergräfenhain, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. und WMeNbMger Anzeiger N 141. Donnerstag, den 2ü. Juni 1««s. Witteruugsausfichten für -m 2V. Juni: Theils heiteres, thcils wolkiges Wetter. Temperatur unverändert. Barometerstand am 19. Juni, nachmittags 3 Uhr: 761 mm. Gefallen. "Waldenburg, 19. Juni 1869. Die Beunruhigung, welche in der vorigen Woche so urplötzlich aufgetaucht war, ist jetzt bereits wieder völlig verschwunden. Es gehörte keine große politische Begabung dazu, um zu erkennen, daß für den Som mer an keinen Krieg zu denken ist. Der Toast des Czaren, welcher zum Ausgang der Bewegung diente, wird ebensowenig eine Aenderung in den Verhältnissen Europas herbeiführen, als ähnliche Zwischenfälle dies zu erreichen vermochten. Rußland convertirt seine Renten, Frankreich feiert seine Ausstellung, und zum glücklichen Verlauf beider Veranstaltungen ist absolute Ruhe nothwendig. Die russischen Papiere, welche in den Trubel mit hineingezogen wurden, verdienen eigent lich kaum noch die Angriffe, welche sie erfahren haben. Der kleine deutsche Kapitalist hielt, wie die Thatsachen beweisen, viel von den russischen Werthen, so lange der Zinsfuß auf 5 Procent stand. Mit der Herab setzung auf 4 Procent ist die Begeisterung ganz von selbst geschwunden und man sieht sich nach anderen Papieren, an welchen zum Curse der russischen kein Mangel ist, uw. Die Ruffenwerthe, welche an den Börsen zu Speculationen verwendet werden, sind höch stens durch ein gesetzliches Verbot zu verdrängen. Aber dem speculirenden Börsianer hat man nicht nöthig, gute Rathschläge zu geben; er weiß Bescheid und be kommt er einmal eine Ohrfeige, so muß er sie hin» nehmen. Alles in Allem: Die Zeit ist vorüber, wo russische Papiere für deutsches Geld eines der ersten Anlagewerthe waren, und das ist gut. Das frühere Verhältniß wird auch nie wiederkommen, darüber be steht wohl nicht der geringste Zweifel. Es scheint, als ob es sich bei den vorgekommenen Auseinandersetzungen auch nicht sehr um Deutschland und Rußland, sondern um Oesterreich-Ungarn und Rußland gehandelt hat, welches erstere dem russischen Panslavismus, der durch den kaiserlichen Toast halb toll vor Freude geworden war, den Warnungsrufzu kommen lassen wollte: „Hände fort von Serbien!" Die österreichisch-ungarischen Blätter erhitzten sich sehr stark, um dem deutschen Reiche gute Lehren zu geben, und selbst wenig deutschfreundliche Blätter, wie der „Pester Lloyd", der im vorigen Herbst erst einen ganz infamen Artikel über Kaiser Wilhelm II. gebracht hat, floß über von Wohlwollen für Deutschland. Alles das ist sehr erklärlich, denn das unabhängige Serbien ist für den uns verbündeten Kaiserstaat eine Sicher heitsfrage. Serbien, von Russen besetzt, wäre für Oesterreich ebenso bedrohlich, wie ein von französischen Truppen occupirtes Luxemburg für Deutschland. Nun ist ja auch nicht entfernt zu glauben, daß die serbische Regierung mit fliegenden Fahnen in das moskowitische Lager übergehen wird, aber es ist auch nicht zu be streiten, daß die Wiener Regierung über die in dem Königreiche herrschende Stimmung wenig erfreut sein kann, und dem bestehenden Unmuthe ist Luft gemacht. Die kräftige Sprache hat geholfen. Früher bestand in Serbien eine sehr starke öfter- reich-freundliche Partei mit dem Ministerium Gara- schanin an der Spitze, das aber, zum nicht geringen Theil durch seine heillose Finanzverwaltung, allen Bo den im Volke verlor. Bon dieser Partei sind heute nur noch recht spärliche Reste vorhanden, und jedenfalls kann sie auf politische Bedeutung keinen An spruch machen. Ihr gegenüber steht die mächtige Par tei der Radikalen, aus welcher auch das Ministerium zusammengesetzt ist und die niemals dem österreichischen Kaiserstaate freundlich gesinnt war. Ihre Führer ha ben aber so viel Besonnenheit und Takt, daß sie alle Störungen vermeiden und eine Höflichkeit gegen die Wiener Regierung zeigen, welche diese befriedigen muß. Heber den Einfluß der Radikalen sehr erbittert sind indessen die Liberalen, deren früherer Anführer der gegenwärtige Regent Ristics war. Um die Radikalen zu übertrumpfen und Popularität im Lande zu ge winnen, haben sie den ausschweifenden Plan aufgestellt, ein großserbisches Königreich zu errichten, und zu den selben sollen auch die österreichisch-ungarischen „Reichs- länder", Bosnien und die Herzegowina, gehören. Na türlich wird bei der Verwirklichung dieses schönen Ge dankens im Hintergründe auf russische Hilfe gerechnet und das wohlgefällige Schmunzeln der russischen Pan slawistenblätter zeigt, wie erfreut sie über diesen Hieb gegen den Kaiserstaal an der Donau sind. Von Wien aus ist aber den kleinen Krakehlern in Belgrad und den großen in Petersburg gründlich der Standpunkt klar gemacht, und darauf kam cs an. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Bei der bevorstehenden Anwesenheit Kaiser Wil helms im Reichslande wird dort zum ersten Male eine größere deutsch-nationale Festlichkeit stattfinden. Am 30. dss. Mts. wird in Metz in Gegenwart des Kaisers der Grundstein zu dem Denkmal gelegt wer den, welches die Stadt Metz dem Kaiser Wilhelm I. errichtet. An der Grenze des Reiches wird das Stand bild des Schöpfers des Reiches sich erheben, ein Zeichen des festen Willens, für alle Zeit im Frieden und durch den Frieden diese deutschen Lande zu halten, die mit dem Schwerte errungen sind. In Straßburg wie in Metz werden größere Festlichkeiten von Seiten der Be hörden vorbereitet. Nach der Heimkehr aus Straß burg wird der Kaiser dann die ihm nach dem unge mein arbeitsreichen und anstrengenden ersten Jahr seiner Regierung von Herzen zu gönnende Erholungs reise nach der norwegischen Inselgruppe der Lofoden antreten. Wie aus Kiel mitgetheilt wird, wird der Kaiser dort am 29. Juni mit kleinem Gefolge erwartet. Derselbe wird sich sofort auf der Dacht „Hohenzollern" einschiffen und voraussichtlich am 30. nach der nor wegischen Küste abfahren. Auch Hammerfest, die am nördlichsten gelegene Stadt Eurvpa's, soll besucht wer den. Als diesjähriger Sommeraufenthalt der Kaiser lichen Prinzen soll Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel bestimmt sein. Aus Ostafrika heißt es weiter, Hauptmann Wiß- mann wolle in einigen Tagen Pangani angreifen, da die Kapitulationsverhandlungen sich zerschlagen haben. Reuter's Bureau meldet, drei der Wißmann'schen Dampfer seien verschwunden, wahrscheinlich unterge gangen. Unsere Kriegsschiffe suchen nach den Fahr zeugen. Eine deutsche Bestätigung dieser Nachricht liegt bisher nicht vor. Der „Deutsche Reichsanzeiger" schreibt zu den Dresdener Festtagen: Die Jubelfeier desachthun dertjährigen Bestehens der Herrschaft des Wettiner Fürstenhauses über die sächsischen und thüringischen Lande, welche gegenwärtig in der Hauptstadt des König reiches Sachsen begangen wird, bildet einen Gegen stand lebhafter und freudiger Theilnahme für das ganze deutsche Volk. Denn das Fest ist ein Ehrentag wie für das Erlauchte Fürstengeschlecht und seinen vor nehmsten Vertreter, den König Albert von Sachsen, so auch für den sächsisch-thüringischen Bolksstamm, welcher unter den verschiedenen Zweigen des Hauses Wettin zu allen Zeiten das Glück einer wohlweisen und gesegneten Regierung genossen hat. Fürst und Volk haben in den Jahrhunderten ihrer Zusammen gehörigkeit den hervorragendsten Antheil an den ver schiedenen Gestaltungen der Geschichte des deutschen Vaterlandes gehabt und so auch sich namentlich in dem letzten Kampfe um die nunmehr festbegründete Einheit Deutschlands ruhmvoll ausgezeichnet. In dem Könige Albert verehrt das deutsche Volk einen seiner Helden des großen Krieges, und ebenso nimmt derselbe als treuer Bundesgenosse im Frieden in dem Herzen des deutschen Volkes einen der ersten Plätze ein. Dem Kaiser war es daher ein Bedürfniß, den Glückwün schen für das fernere Gedeihen des erlauchten Hauses und seiner Lande selbst Ausdruck zu geben und die Gefühle der Dankbarkeit und Verehrung durch seine Anwesenheit in der Hauptstadt Sachsens in Person zu bekunden. Die richtige Aufklärung des eigentlichen Zweckes der Reise des russischen Kriegsministers Wan- nowski nach Frankreich macht große Schwierig keiten für die Russen. Vor einigen Tagen wurde aus Petersburg versichert, der General reise zur Kur nach Ems; er selbst erzählte befreundeten Herren, daß er nach Vichy ins Bad reise, und nun wird versichert, er wolle die Weltausstellung in Paris besuchen. Sollte es nicht zweckmäßiger sein, eine einheitliche Lesart aus zugeben? Die jetzige Mannigfaltigkeit der Erklärungen erschüttert einigermaßen ihre Glaubwürdigkeit. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht das Gesetz, betr. die Geschäftssprache der gerichtlichen Behörden in Elsaß- Lothringen. Dasselbe ist ebenfalls im „Neuen Pa lais" unterzeichnet. Diese Benennung scheint also statt Friedrichskron im amtlichen Verkehr beibehalten werden zu sollen. Weiter wird die Verleihung des Schwarzen Adlerordens an den Fürsten Hohenlohe- Langenburg, den Präsidenten des deutschen Colonial vereins, kundgegeben. Krankreiotz. Mit Boulanger's Popularität ist es weit bergab gegangen. Sogar der Sieg eines französi schen Pferdes bei dem großen Wettrennen in Long- champs hat den Anlaß bieten müssen, dem anwesen den Präsidenten Carnot eine jubelnde Demonstration zu bringen. Die wettlustigen Pariser haben übrigens von dem Siege des bisher ganz unbekannten Renn pferdes „Vasistas" wenig gehabt, alle Welt hatte auf berühmte Rosse gesetzt und verlor natürlich. Die Wetter auf „Vasistas" erhielten den fünfjigfachen Be trag ihres Einsatzes, dem Pferdebesitzer brachte der Tag eine viertel Million ein. Die Vermehrung der britischen Flotte liegt den Franzosen im Magen, und eine Verstärkung ihrer Kriegsmarine wird wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen. Bei der Berathung des Marine budgets forderte der Admiral Dampierre eine Erneue rung der Flotte, da viele Schiffe zu alt seien. Er sagte, Frankreich müsse sich den zweiten Rang unter den Seemächten wahren und eine ebenso starke Flotte haben, wie die vereinigten Flotten Deutschlands und Italiens. Der Pariser Gemeinderath hat einen Antrag an genommen, wonach die Verwaltung der Weitaus - stellung aufgesordert werden soll, im Verein mit der