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WaöenauerAnzeiger Zeit« für Wmdt, öeiserOrs, SO, NemiMs, Wm, SstW O. Amtsblatt für den Stadtrat zu Rabenau. Erscheint Montag, Mittwoch und Freitag nachmittags. Abonnementspreis 1,rrO Mark vierteljährlich. — Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 15 Psg., für auswärtige Inserenten 20 Psg., Reklamen 30 Psg., im amtlichen Teil 35 Psg., tabellarischer Satz entsprechend höher. Jeder Anspruch aus Rabatt erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. — Für Fehler in telephonisch ausgegebenen Inseraten übernehmen wir keine Verantwortung. Dienstag, kn 30. AM 1918 ANNNNei 51. Fernsprecher: Amt Deuben 2120 Drahtanschrift: Anzeiger ZI. Redaktion, Druck und Verlag von Hermann Ward eck in Rabenau. Von den Kriegsschauplätzen. (Amtlich) Großes Hauptquartier, 27. April l 918. Westlicher Kriegsschauplatz Nördlich von Wytschaete stießen wir bis an den Sudrand von Voermezeele vor. Französische und eng lische Divisionen versuchten vergeblich, uns den Kemmel wieder zu entreißen. Ihre am Vormittag auf der Front von Dikkebusch brs Loker, in den Abendstunden aus der Gegend von Loker ors westlrch von Dranoeter angesetzten Angriffe brachen tN unsrem Feuer verlustreich zusammen. Wo deL Feind unsere Linien erreichte, unterlag er im Nahkampf. Nördlich von Merville, aus dem Sudufer der Lr;s und bei Givenchy scheiterten feindliche Vorstöße. Zwi schen Scarpe und Somme Erkundungsgefechte. Südlich von der Somme verblutete sich der Fran zose in mehrfachem Ansturm bei und südlich von Vil- lers-Bretonneux. Nach dem Scheitern starker Früh- angriffe am und nördlich vom Walde von Hangard faßte der Feind am.Nachmittag seine Kräfte — vor nehmlich Marokkaner — zu erneuten Vorstößen gegen Amtlicher Teil. Leöensmitletabgaöe in der Woche vom 29. April bis 5. Mai 1918. Onark am Dienstag, den 30. April 1918 in den Butter handlungen auf Abschnitt Nr. 13 der Lebens mittelkarte und 1 April-Abschnitt der Landes sperrkarte 125 Gramm für 21 Psg. Kunsthonig am Mittwoch, den 1. Mai 1918 auf Abschnitt Nr. 14 der Lebensmittelkarte 250 Gramm für 38 Psg. Lutter am Donnerstag, den 2. Mai 1918 auf Abschnitt I, der Landesfettkarte '/» Pfund für 48 Psg. Lindergerstenmkhl, Grieß, Graupe» am Sonnabend, den 4. Mai aus Abschnitt l der Nährmittelkarle 1 Pfund Kindergerstenmehl für 76 Pfg., 8 */, Pfund Grieß oder Kinder gerstenmehl für 16 bezw. 38 Pfg., L und O je r/r Pfund Graupen für 18 Pfg. Rabenau, am 29. April 1918. Der Stadtrat. Bekanntmachung Der Kleinhandelspreis für Kartoffeln beträgt bei wöchentlicher Entnahme der Kartoffeln in den Verkaufs stellen vom 29. dieses Monats ab 11 Pfg. für 1 Pfund. Rabenau, am 26. April 1918. Der Bürgermeister. Bekanntmachung, die Ausstellung von Kohlenbezugsscheinen betreffend. Die Ausstelluna von Kohlenbezugsscheinen bei der hiesigen Ortskohlenstelle wird in der Zeit vom I. Mai bis 31. August ds. Is. nicht wie seither allwöchentlich, sondern nur monatlich einmal erfolgen und zwar an jedem ersten Dienstag der Monate Mai, Juni, Juli und August nachmittags von 5 bis 6 Uhr. Rabenau, am 29. April 1918. Der Bürgermeister. Maimtmachinig, die Arbeiterzählung betreffend. Am 1. Mai dieses Jahres ist eine Arbeiterzäh lung vorzunehmen. Gewerbeuuternehmer, welche Formulare zu dieser Zählung zugefertigt erhalten, haben die Formulare am 1. Mai sorgfältig auszufllllen und bis spätestens zum 4' Mai dieses Jahres in dem Ratsgeschäftszimmer ab zugeben. Die Rückgabe wolle man nicht durch Kinder, sondern nur durch erwachsene Personen bewirken lassen. Rabenau» am 24. April 1918. Der Bürgermeister. Hangard-Wald und nördlich vom Luce-Bach zusammen. Die mehrfach wiederholten, durch stärkstes Artilleriefeuer eingeleiteteu Versuche, unsere Linien zu durchstoßen, schlu gen fehl. Aus eigenem Entschluß schritten Infanterie- Abteilungen beiderseits des Luce-Baches zum Angriff, säuberten mehrere Maschinengewehrnester und nahmen hierbei Franzosen gefangen. An den übrigen Fronten nichts von Bedeutung. Osten Finnland: Versuche des Feindes, unsere Linien bei Lahti nach Osten zu durchbrechen, scheiterten. (Amtlich) Großes Hauptquartier, 28. April 1918. Westlicher Kriegsschauplatz. Auf dem flandrischen Kampffelde wich der Feind in rückwärtige Linien aus. Südlich von Langemarck ging er über den Steenbach, östlich von Ppern in seine Stel lungen vom Herbst 1914, bei Zillebeke über diese hinaus zurück. In scharfem Nachdrängen zwangen wir den Feind vielfach zum Kampfe. Hierbei nahmen wir Bel gier und mehrere hundert Engländer gefangen. Wir er reichten die Linie: Südwestlich von Langemarck—West ufer des Steenbaches—Verlorenhoek—Hooge—Zillebeke— Voormezeele. Die im vergangenen Jahre schwer um kämpfte Doppelhöhe 60 ist in unserem Besitze. Starke Artillerietätigkeit im Abschnitte des Kemmel. Nach Abwehr der französischen, am Abend des 26. April gegen den Westhang des Berges geführten Gegenangriffe stieß unsere Infanterie aus eigenem Entschluß dem zu rückgeschlagenen Feinde nach und erstürmte den Ort Loker. Auf dem Norduser der Lys scheiterten feindliche Vor stöße. Hierbei nahmen wir ebenso wie bei einer erfolg reichen Unternehmung nordwestlich von Festubert Eng länder gefangen. Bei Givenchy wurden starke englische Angriffe abgewiesen. Auf dem Schlachtfelde zu beiden Seiten der Somme blieb die Gefechtstätigkeit auf Erkundungen und zeit weilig auflebenden Artilleriekampf beschränkt. Ain Han- gard-Walde brach ein feindlicher Teilangriff zusammen. Osten Finnland: General Graf v. d. Goltz hat Tavaste hus nach Kampf genommen. Beim Einzuge in die Stadt wurden unsere Truppen von der Bevölkerung be geistert begrüßt. Lokales and Sächsisches. Rabenau, 29. April 1918- * Die Zahl der Postscheckkunden in Rabenau ist im Laufe des Jahres um 4 auf 18 gestiegen. Vordrucke zu Anträgen auf Eröffnung eines Postscheckkontos sind bei jeder Postanstalt erhältlich. * In den sächsischen Ausflugsorten und Sommer frischen und ihrer Umgegend werden künftig mit Aus weis versehene Beamte des Kriegswucheramtes in Zivil- Kleidung aus Lebensmittelhamster fahnden. Ausflügler, Sommerfrischler und Kurgäste werden dringend vor un zulässigem Ankauf vou Butter, Eiern und anderen Le bensmitteln gewarnt. Die Überwachung wird sich auch darauf erstrecken, daß in Gast- und Speisewirtschaften die geltenden Bestimmungen über die Abgabe von Lebens mitteln genau beachtet werden; denn bei gewissenhafter Durchführung derselben erscheint die Hoffnung begründet, daß sich im Königreich Sachsen Beschränkungen des Fremdenverkehrs auf Grund der hierüber geplanten Bundesratsverordnung nicht nötig machen werden. Wäh rend also Kurgäste und Sommerfrischler nur eine den Zeitverhältnissen entsprechende Kost erwarten können, kann für den Ausflugsverkehr bei der Unmöglichkeit eines Ausgleiches deswegen auch eine solche nicht ge währleistet werden, sodaß Ausflügler gut tun werden, sich mit Mundvorräten zu versehen. * Von jetzt an ist die Versendung der kleinen Paketchen nach der Westfront wieder zugelassen. * Die Papierprcise, die schon seit einiger Zeit eine ungeahnte Höhe erreicht haben, sind in den letzten Wochen sprunghaft in die Höhe geschnellt, so z. B. bei weißem Karton innerhalb 8 Tagen um 25 Prozent. Ein Kilo holzfreies Schreibpapier kostet jetzt beim Einkauf 4—5 Mark je nach Qualität. Das ist ungefähr der zehnfache Betrag gegen frührr. Dabei hat es jetzt oft ein unreines, graues Aussehen und entbehrt der Leimfestigkeit, so daß man gezwungen ist, darauf anstatt mit Tinte mit Tinten stift zu schreiben. * Ablieferung von Bienenhonig. Nach einer Ministerialverordnung vom 30. März hat jeder Imker für jedes Bienenvolk 8 Pfund Honig an den Imker verein abzuliefern. Das gilt auch für die sogenannten freien Imker, die keinem Verein angehören. Das Mi nisterium behält sich vor, den Satz von 8 Pfund je nach dem Ausfall der Ernte zu ändern. Der Honig ist zur Versorgung der Krankenhäuser, Lazarette, Genesungs heime und auch einzelner Kranker bestimmt. Großölsa. Herrn Gemeindeoorstand Schönherr in Großölsa wurde das Ehrenkreuz für freiwillige Wohl fahrtspflege im Kriege verliehen; gleiche Auszeichnungen erhielten die Gemeindevorstände Schäfer in Wendisch- carsdorf und Nocke in Wilmsdorf. Dippoldiswalde. Ferkelmarkt. Bon den auf getriebenen 7 Ferkeln wurden alle verkauft zum Preise von 55—80 Mark für das Stück. Dippoldiswalde. Rohstoffversorgung des Hand werks. Der Bund der Bezugsvereinigungen deutscher Gewerbszweige hat eine Selbstverwaltung für mehr als 120000 Handwerksbetriebe aus dem Holz-, Maler-, Buchbinder-, Tapezierer-, Stellmacher- und Wagenbauer- Gewerbe ins Leben gerufen, um diesen ihren Rohstoff- Bedarfsanteil zunächst für Leim, Pslanzenleim und Ta pezierermehl zu sichern. Auch in der Amtshauptmann schaft Dippoldiswalde hat sich eine Ortsstelle gebildet, die ihre Tätigkeit am 1. Mai aufnimmt. Die Leitung hat Herr Stellmachermeister Moritz Böhme, Dippoldis walde übernommen. Kreischa. Wegen Unterschlagung von Feldpost- paketchen wurde die Postaushelferin Vogt beim Postamt in Kreischa, wohnhaft in Hermsdorf, zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Tharandt. Der Vorschußverein zu Tharandt ver teilt für das verflossene Geschäftsjahr eine Dividende von 7 Prozent gegen 5 Prozent im Vorjahre. Der Jahres umsatz ist um rund 1 Million Mark gestiegen. Der Reingewinn betrug 7909 Mark. Coschütz. Herr Sanitätsrat Dr. Nittner, welcher seit zwölf Jahren die ärztliche Praxis ausübte, zieht sich in den Ruhestand zurück. In Anbetracht seiner gemein nützigen Wirksamkeit errichtete der Gemeinderat eine „Sanitätsrat-Dr.-Nittner-Stistung" und bewilligte dazu 3000 Mark aus Gemeindemitteln. Dresden. Mit ihren beiden Kindern durch Gas vergiftet hat sich in der Hechtstraße eine 38jährige Frau. Die beiden Knaben standen im Alter von 6 und 9 Jahren. Die von der Feuerwehr angestellten Wiederbelebungsver suche blieben ohne Erfolg. Cossebaude. Nach dem Urteile Sachverständiger werden der unerwartete Schneefall und die folgenden Regengüsse die Kirschblüte nicht beeinflussen, zumal da kein Frost eingetreten ist. Es steht also in hiesiger Pflege, nach dem reichlichen Fruchtansatz bemessen, eine gute Kirschernte zu erwarten. Dieselbe Hoffnung setzt man auf die Erträgnisse der Aprikosen- und Pfirsichbäume. Kleine Nachrichten. Im Sperrgebiet um England versenkten unsere Unterseeboote wiederum 49 000 Tonnen. Im Hauptausschuß des Reichstags trat General v. Wriesberg dem Gerücht entgegen, daß unsere Truppen im Westen außergewöhnlich hohe Verluste erlitten hätten. Das preußische Herrenhaus hat beschlossen, dem An träge um Erteilung der Genehmigung zur strafrechtlichen Verfolgung des Fürsten Lichnowsky stattzugeben. Im Hafen von Augusto (Sizilien) brachte ein deut sches Unterseeboot den englischen Dampfer „Cyklope" zum Sinkeu. In Holland sind militärische Beurlaubungen bis auf weiteres verboten worden. Kaiser Wilhelm hat in einem Schriftstück an den kurländischen Landesrat das Herzogtum Kurland als freies, selbständiges Staatswesen anerkannt. Die Türken haben Kars erobert und dabei 860 Ge schütze erbeutet. Blättermeldungen zufolge fürchtet man in Kopen hagen, daß sich Island von Dänemark losreißen und als Republik erklären wird.