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W Sonnabend, Sen 13. Januar 1000 Frankenberger Tageblatt vegründet 1842. bS.Mrgang. /"-MU sk die MWe DkhWlmmiisißiist MH, da; KömLnhe KintMW und den Mrat zn Iranktickrg i. Kn. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von C. G- Roßberg in Frankenberg i. Sa. Lrschetnt a» jedem Wochentag abends für den solgenden Tag. Bezugs- preis vierteljährlich 1 50 monatlich 50 H. Trägerlohn extra. — Einzelnummern lausenden Monats 5 früherer Monate 10 H. Bestellungen werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe stellen, sowie von allen Postanstalten Deutschlands und Oesterreichs angenommen. Nach dem Auslände Versand wöchentlich unter Kreuzband. Ankündigungen sind rechtzeitig aufzugeben, und zwar - größere Inserate bis 9 Uhr vormittags, kleinere bis spätestens 11 Uhr mittags des jeweiligenAusgabetages. Kür Aufnahme von Anzeigen an bestimmter Stelle kann eine Garantie nicht übernommen werden. ^»4-51. Telegramme: Tageblatt Frankenbergsachsen. 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Der Gerichtsvollzieher des Köuigl. Amtsgericht». Vom Reichstag. 17. Sitzung am 11. Januar 1906. Ungefähr zwei Dutzend R«chsbol<-n bevöikern den Saal und langweilen sich bei der Rede des Herrn von Stengel, der seinen Hilern zu Gemüte zu führen sucht, wie vortrefflich seine Abfich« trn und wie unbegründet die Angriffe, Einwendungen, Entfiel, lungen und Nörgeleien find, die ihm bisher zu Ohren gekommen. Bor allem verteidigt er sich dagegen, daß er di« Vorlage al« un teilbare« Ganze» bezeichnet hätte. Da« sei ihm gar nicht einge fallen; er habe nur gesagt, man riskiere da« Scheitern der Vor lage, wenn man einen Stein herau-bteche. Lebhaste Heiterkeit begleitete diese diplomatische Einschränkung, die sich wiederholte, al» er die Versicherung adgab, durch einen beiderseitigen Kompromiß, durch die Einfügung eine» neuen Steine» für den herauSgenom- menen könnte aUrrving» da« Finanzresormwrrk nicht gefährdet werden. Al« Graf Kanitz die Einführung von Exportzöllen aus Kohle und Kali empfahl und dringend für eine Weinsteuer ein« trat, machte er dabei eine Rechnung auf, dir in die Millionen ging und allseitig mit Schmunzeln ausgenommen wurde. Nach Beendigung der Rede schüttelte ihm Freiherr v. Stengel mit Wärme und Au»dauer die Hand, vermutlich au» Dank für seine Freigebigkeit, die mit den Millionen nur so um sich geworfen hatte. Eine andere Beodachrung konnte man nach der Rede de« Abg. Patzig machen, der die Eisenbahneinnahmen der Einzel- staalen für da« Reich nutzbar zu machen suchte und eine Betrieb«- kilometersteuer vorschlug. Da« machte den preußischen Finanz minister, Frhrn. o. Ryrinbaben, förmlich erregt. Er polemifierte mit ungewohnter Schärfe gegen den Abg. Patzig, dem er vor- wars, er störe mit seinen privaten Stcuerprojcktcn nur da« Werk der Verständigung. Al« schließlich als lctzter Redner dann noch Abg. o. Gerlach zu Worte kam, nahm er für sich den Ruhm in Anspruch, die steurlfähigen Eisenbahnüberschüsse entdeckt zu haben. Er erreichte e» aber nicht, ebenfalls den preußischen Finanzmi nister gegen sich mobil zu machen» denn dcr hatte rasch den Saal verlaffen, al» Herr o. Gerlach in Sicht kam. Aus der Rede des temperamentvollen Abg. Gamp muß die ausfällige Tatsache re gistriert werden, daß er eine weit höhere Besteuerung der Erb- schasten bei rntsernter Verwandtschast zulaffen wollte, jo, sogar vor einer Konfiskation sür den Staat nicht zurückschreckle. Schon die Erdschasten zwischen Geschwistern verglich er mit Lotterie gewinnen. Deszendenten und Ehegalten wollte er srei lassen, wobei er hauptsächlich mit formalistischen Bedenken operierte. Zum Schluß empfahl er dann noch eine Jnseratenstcuer, womit er sich den heißen Dank aller Zeitungr-Verleger verdient haben dürfte. * * * Die Geveraldebatte über die Steuervorlageu wird fort- gesetzt. Schatzsekretär v. Steogel erklärt, sich aus einige Richtig, stcllungen beschränken zu wollen. Büsing habe ihm die Worte in den Mund gelegt: Wenn au« dem ganzen Gebäude auch nur ein Stein herauSgenommen werde, so stürze der ganze Bau ein. So unvorsichtig habe ich mich nicht auSgedrückt. Ich habe nur gesagt: Wenn Sie einen Stein herausnehmen, so riskieren Sir, daß der ganze Bau zusammenstürzt. Der Schatzsekretär hält dann dem Zentrum vor, den 8 6 de« Flottengesetze» salsch au»gelrgt zu haben. Auch die Freisinnigen und die Sozialdemokraten hätten sich auf diesen § 6 berusen. Der Hauptgrund» weshalb unsere ReichSschuldrn seit Jahrzehnten ununterbrochen gestiegen find, während die Schulden anderer Großstaaten sich allmählich ver ringern, liegt darin, daß e« in unserem Volk« zahlreich« El«m«ntr gibt, die seit Dezennien ihre Aufgabe darin erblicken, jede Sa nierung unserer Aeichtfinanzen zu verhindern. (Unruhe link« ) Wa« die erst gestern wieder von Pachnicke geforderte Beseitigung der sog. Liebeigabe anlangt, so habe ich schon im Dezember ge sagt, daß da» jetzige Branntweinsteuergesetz auf einem Kompromiß beruht» dessen Zweck e» war» dem Branntweingewerbe aus längere Zeit, etwa bi» 1912» Ruhe zu verschaffen. Wa» dann die Bier steuer betrifft, so übersieht Pachnicke, daß e» ursprünglich Absicht war, jeden Hektoliter Birr mit einer Mark sür da» Reich zu ver steuern. Statt dessen ist die Steuer jetzt aus 72 Psennige zurück« grgangen. Weiter legte Redner nochmal» die Notwendigkeit dcr Staffelung der Biersteuer bar. Ueber die Staffelsätze selbst werde die Regierung ja mit sich reden lassen, aber an dem Erfordernis einer kräftigen Staffelung an und für sich sei nicht zu zweifeln. Auch die Befürchtungen der Tabakintereffenten erklärt der Schatz« jekcetär sodann nicht für ausreichend begründet (?). Auch die Verkehrs-, Quittungs- und Fahrkartrnstempclsteuer u. s. w. sucht der Schatzjekretär nochmal« zu verteidigen gegen die erhobenen Einwendungen, wobei er jedoch bemerkt, in der Kommission würden die Regierungen den in bezug auf die Steuer an sie herantrrten- den Wünschen soviel al« möglich «ntgegenzukommen bereit sein. Vss Majorat. Roman von Ewald August König. (S. «orNrtzml«.) —— «Nachdruck v«rbolm.> „Eduard Schreiber, der Sohn Eures Verwalters, war da mals ein leichtsinniger Bursche," sagte der Rechtsanwalt, „er schloß sich eng an Dagobert an, der als siebzehnjähriger Jüngling nicht die moralgche Kraft besaß, den Verlockungen zu widerstehen. Baron Kurt süllte dem Versucher die Taschen und schwieg zu allen Verirrungen seines Mündels. Dagobert wurde in der Stadt m eine Gesellschaft eingeführt, in der er leiblich und geistig zu grunde gehen mutzte, und niemand stand ihm warnend zur Seile. Die Rächte wurden am grünen Tisch verbracht; der Chanipagner stoß da in Strömen; war das Spiel beendet, so wurden wüste Orgien geseiert. Der Plan war ziemlich durchsichtig; bis zu einer gewissen Grenze wollte Baron Kurt Deinem Sohn die Zügel «chletzen lassen; war Dagobert dann ein Sklave seiner wildloben den Lewenfchaft geworden, so konnte man ibn als Verschwender unter Kuratel stellen, oder ihn zu einem Verbrechen verleiten, oder ihn weiter toben lassen, bis unheilbares Siechtum ihn er griffen hatte. Das war nach meiner Ueberzcugung der Plan Demes Schwagers p der Verwalter und dessen Sohn waren die Werkzeuge, die ihn aussühren mußten. In einer Nacht nun ent* stand am Spieltisch Streit, Dagobert beschuldigte einen Genossen des falschen Spiels, die ganze Bande drang auf ihn ein, er zog seinen Stockdegen, den er stets bei sich führte, und erstach einen Gegner. Ob hier Absicht oder Zufall vorgelegen hat, weiß ich noch nicht, jedenfalls niuß Eduard Schreiber Deinem Sohn die Hölle sehr Heitz gemacht haben, denn Dagobert flüchtete noch in derselben Nacht, und am anderen Tage berichteten die Zeitungen, Baron Dagobert von Darbvren habe am Spieltisch einen Menschen erstochen. Das war eine Lüge, denn jener Mensch lebte noch, er wurde sehr bald wieder geheilt und verließ dann die Stadt, die Lüge selbst ist aber in den Zeitungen nie widerrufen worden." „So mutz es jetzt noch geschehen!" ries die Baronin, deren Antlitz der Zorn gerötet hatte. „Dagobert muß in allen Zeitungen zur Rückkehr aufgefordert werden. Leben die Gattin und die Kinder des Schwagers noch ?" „Von allen diesen lebt nur noch die Tochter, Baronesse Theodore, und wenn ich den Berichten über sie Glauben schenken dar», so stimmt ihr Charakter mit dem de« Vaters in keiner Weise überein. Wie gesagt, Adelgunde, wir müssen alles.weitere ruhig »nd ernst beraten, wir haben Zeit genug dazu, wir dürfen uns keiner Uebereilung schuldig machen, denn unsere Gegner haben die Macht des Goldes auf ihrer Seite." Baronin Adelgunde schien vergessen zu haben, daß sie sich noch immer im Geiängnis befand, und daß draußen die Freiheit ihrer harrte; sie wanderte rastlos auf und nieder, das Zucken ihrer Lippen verriet die gewaltige Erregung in ihrem Innern. „Meine Rechte und die Rechte meines Sohnes müssen mit aller Energie geltend gemacht und gewahrt werden!" sagte sie mit bebender Stimme, „dem Andenken meines Gatten bin ich es schuldig, daß ich dem Schwager die Herrschaft entreiße. Dagobert ist jetzt majorenn, er darf sein Erbe fordern, ich fordere es für ihn, die Vormundschaft hat ihr Ende erreicht, Baron Kurt mutz Haus Eichenhorst verlassen, vorher aber soll er Rechnung ablegen, und diese Abrechnung werde ich eingehend prüfen lassen. Ich kenne keine Rücksicht und leine Schonung mit dem Mann, tein Opfer wird mir zu schwer sein —" „Rege Dich nicht unnötig aus, Adelgunde," unterbrach ihr Bruder sie, den dieser leidenschaftliche Ausbruch bestürzte. „Doktor Graumann darf Dich in Deiner Verfassung nicht sehen, er würde —" „Du hast recht, wir sind unter seinem Dache," fuhr sie fort, indem sie hastig den schwarzen Schleier um ihr Haupt schlang und nach dem kleinen Bündel griff, das ihre geringe Habe ent hielt. „Beeilen wir uns, dieses Haus zu verlassen." Der Rechtsanwalt nahm ihr das Bündel ab und bot ihr den Arm; sie traten in das Kabinett des Arztes, um sich zu verab schieden. Doktor Graumann war klug genug, gute Miene zum bösen Spiel zn machen; er gab dcr scheidenden Patientin noch einige gute Ratschläge, erklärte wiederholt, datz er nun alle Verant wortung auf die Schultern des Rechtsanwalts wälze, und entlietz die beiden niit der grötzten Freundlichkeit. Einige Minuten später rollte der Wagen von dannen, der das Gcschwisterpanr zum Bahn hof brachte. 2. Kapitel. Der Justitiarius der freiherrlichcn Familie von Darboren, Notar und Rechtsanwalt Ferdinand Tellenbach, stand nicht nur als tüchlizer Jurist, sondern auch als vermögender Bürger tu hohem Ansehen. Ans seinem Namen und seiner Ehre ruhte kein Flecken, er war der Mandatar vieler herrschaftlichen Familien und genoß als solcher fast unbegrenztes Vertrauen. Er war schon seit langen Jahren Witwer; seine Frau hatte ihm nur einen Sohn hinterlassen. Mit dem Sohn, einer alten Haushälterin und einigen Mägden bewohnte er sein großes Haus Gegen die — vom Zentrum und einem Teile der Linken — ge wünschte Heranziehung auch der Deszendenten zur Erbschasttsteuer sprechen die allgemeinen Grundsätze und überdies würden dabei auch Steuerhinterziehungen zu leicht sein. Patzig (natl.) glaubt nicht, daß die von der Regierung ge nannte Ziffer de» zu deckenden Bedarfes um «in wesentlich«» nicht herabgesetzt werden können. Bei den Stempelsteuern werde sich der Schatzsekretär jedensall» aber mit dem Gedanken wesentlicher Abstriche befreunden muffen. Er selbst glaube» da» Richtigste wäre» einfach von den einzelstaatlichen Eisenbahnen eine bestimmte Summe» etwa pro Betriebtkilometer, al» Abgabe zu. erheben. Gleichviel, ob man sich auf die Personenfahrkarten beschränke, oder di« Steuern auch auf Pakete, Frachtstücke ausdehne, auf jeden Fall seien damit so ungeheuer viel Umständlichkeiten verknüpft, daß man darauf lieber verzichten solle. Eine direkte Abgabe von den Eisenbahnen für das Reich sei und bleibe da» Richtige. Finanzminister v. Rhriubabt« erklärt, wenn der Vorredner verlange, daß di« Bunde-staatrn von ihrrn Eis«nbahnrn eine Ab- gab« an da» R«ich entrichten solltrn, so erklär« «r ihm, di«str Weg sri ganz ungangbar, mit ihm würde man die Axt an die Wurzel der Finanzgrbarung der Einzelstaaten legen. Sr bitte dringend, nicht noch mit solchen Vorschlägen die Schwierigkeiten dieser Finanzreform zu vermehren. Weiterhin stellt der Minister entjchieven in Abrede, daß die sogenannte Liebr«gabe nur aufrecht erhalten werde im Interesse der ostrlbischen Brennereien. Vorteil von der sog. Liebesgabe hätten nur die kleinen Brennereien im Westen und Süden. Weiterhin bemüht sich der Minister noch mal», die Bierstcuer zu rechisertigen. Zum Schluß beleuchtet« «r einen Artikel der „Münch. Post", de» offiziellen Organ» der So zialdemokratie. Da sei der Etat eine» mittleren Arbeiter» ange« geben. Er verdient mit seiner Frau 1791 Mark. In dem Etat find, sür 286 Tage, für Abendbier — 3 Quart sür sich, 1 Quart für ferne Frau — mit 25 Pfennig durchschnittlich, also 71 Mark 50 Pfennig» angesetzt. Also der Münchener Arbeiter ist durchaus nicht durch die Erhöhung der Bier steuer behindert, sich ein reichliche», für unsere Verhält nisse auskömmliche» Quantum Bier zu verschaffen. (Heiterkeit.) Dann ist der Artikel noch nach einer anderen Richtung hin in- tereffant. . Ich habe schon einmal mir erlaubt, nachzuweisen, daß die Sozialdemokratie in viel höherem Maße die breiten Mafien belastet, als der Staat. In jenem Etat de» Arbeiter» befinden allein, in dem mehrere Räume unbenutzt blieben; da er nicht mit anderen, ihni fremden Leuten zusammeuwohnen wollte. . Vor dem Hause hielt an einem Vormittag der Jagdwagen deS Freiherrn von Darboren. Der Kutscher stieg ab und brachte einen Brief, den er einem Schreiber mit der Bemerkung übergab, daß er auf Antwort warten solle. Der Notar saß vor seinem Schreibtisch in dem höchst elegant ausgestatteten und mit Kunstschöpfungen aller Art geschmückten Kabinett, als der Schreiber ihm den Brief überreichte. Er erbrach gleichzeitig das Siegel und entfaltete das Schreiben; kaum aber hatte er die ersten Worte gelesen, als seine Brauen sich zusanimenzogen und sein Blick starr wurde. „Herr Notar!" las er. „Soeben erhalte ich die Nachricht, daß Adelgunde von Darboren aus der Irrenanstalt entlassen ist. Dem Anträge ihres Bruders, des Rechtsanwalts Steinielder, hat Doktor Graumann Folge geben müssen, da, wie er behauptet, die Kranke völlig geheilt ist. Was nun? Ich schicke Ihnen meinen Wagen, bitte, kommen Sie sofort hierher, damit wir beraten können. Mit bestem Gruß Kurt Freiherr von Darboren." Der Notar legte das Schreiben hin und fuhr mit der Hand mehrmals über das kahle Haupt und das faltenreiche, glattrasierte Gesicht, dann nahm er aus dcr großen Tabaksdose, die vor ihm stand, eine Prise, und hinter den Gläsern seiner goldenen Brille leuchteten die kleinen Angen wie die Lichter eines Fuchses. „Wo ist der Bote ?" fragte er, sich dem Schreiber wendend, dcr wartend an der Tür stand. „Lassen Sie ihu eintreten." Das träumerisch gedankenvolle, von einem braunen Vollbart umrahmte Gesicht des Kutschers erschien gleich darauf im Rahmen der offenen Tür. „Kommen Sic nach zwei Stunden wieder, Josef," sagte der Notar, indem er seine Uhr zog, „ich werde dann mttsahren, Sie können ja blS dahin eine Spazierfahrt machen." Der Kutscher nickte schweigend und entfernte sich, der Notar nahm abermals eine Prise und las das Schreiben noch einmal. „Aergerlich !" murmelte er. „Dieser Doktor Graumann ist ein Hans Hafenfuß, er hätte jeder Drohung die Stirn bieten müssen. Was auch hätte man, selbst im schlimmsten Falle, ihm anhabcn können? Sein Gutachten über den Zustand der Patientin mußte von jeder ärztlichen Autorität respektiert werden, die Geschichte war für ihn selbst außerordentlich harmlos. Bah, was liegt weiter daran! Ein wenig Aufregung kann dem Herrn Baron nicht schaden, die Bande zwischen ihm und mir werden dadurch nur be festigt werden. Der Erbe ist verschollen, und die Mutter dieses Erben hat leine Rechte mehr. (Fortsetzung folgt.)