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iiMche VorhckunA Sonnabend, den 10. December 1881 43. Jahrgang 881, wozu Feuiüetou. oünscht ittwe«^ achte«, b« der m. > junge Bhatts- ) allen tuazm Bah« aldlg« n Kan te Be- orzv-t. cheriger richtM N" in ^53j werde» b» Montag, MÜNvoch L Freitag Mittag angenommen und kosten: die Ifpatt. Zeile 15 Ps. Unter Lingesaadt: SO Pf. Minister de- Aeußer« in Wien ernannt worden ist und auf der Durchreise nach dorthin, einige Stunden vorder in Berlin emgetroffen war, eine Audienz. — Di« Lheilnehmer an den kaiserlichen Jagden in der Göhrde können nicht genug erzählen von der Krischt nud Munterkeit, die der Kaiser dabei an den Lag lgte; derselbe machte die Jagd zu Kuß ab und war iu der heitersten Stimmung, welcher er durch Erzählungen und Bemerkungen lebhaften Ausdruck gab. In der am Mittwoch statlgehadten 12. Plenar- fitzung de- deutschen Reichstages referirte Abg. Rickert über einige Theile de- Marine-Etat-. Auf Vor» schlag der Budgelkommisfion wurde an dm Forderungen der Regierung für Jndiensthaltung der Schiffe materiell nichts gekürzt, nur die mehrverlangte Summe vonH0,000 Mark gestrichen. In gleicher Weise setzte der Reichstag die für die Naturalvrrpflegung neugeforderten 150,000 M. ob und bewilligte für den Werftbetrieb statt der verlangte» 800,000 M. nur 500,000 M., da der Chef der Admi ralität die letztere Summe als für die vorliegenden Bedürfnisse alS ausreichend bezeichnet hatte. Dagegen wurden auf Antrag deS Referenten 400,000 M. al- erste Rate zum Bau eine- Panzerschiffe- zum Ersatz für daS Panzerfahrzeug »Prinz Adalbert- auS prmcipiellea Gründen gestrichen, da man die Erbauung solcher groß« Fahrzeug« nicht ferner für zweckmäßig hält. Abg. Or. Hirsch rügte die mangelnde Selbstverwaltung bei den Kassen der Werftarbeiter, ferner die beträchtlichen Loh«- reduktionen im Herbst trotz der Lheuerung der Lebens mittel. Der Chef der Admiralität v. Stosch hob dagegen hervor, daß die Löhne auf den Werften natur gemäß von den allgemeinen Marktverhältniffen abhängig sein müßten; da- Kastenwesen sei zweckmäßig geordnet; die Verwaltung der Kasten könne den Arbeitern allein füglich nicht überlasten bleiben. Nach weiterer kurzer Debatte über die Arbeiterverhältniffe wurde di« Berathuog d«S Marine-Etal- zum Abschluß geführt. Es folgte die Berathung de- Etat- der Post- und Telegraphen- Verwaltung, bei welcher Abg. Stöcker die Frage der Sonntagsruhe zur Sprache brachte, weil dieselbe gerade in dieser Verwaltung von hervorragender Be deutung sei, was die Abgg. Lingen- und Reichen sperger» Krefeld bestärkten. Dagegen wandte Abg. Richter ein, daß die Sorntag-ruhe der Postbeamten nicht auf Kosten deS Publikum- erweitert werden dürfe. Nach Bewilligung deS PostetatS folgten die StatStitel deS Straßburger KaiserpalasteS. Abg. Benda empfahl die Bewilligung der ersten Rate von 712,000 Mark, während Abg. Köhl (Bolk-partei) die othweodigkeit deS Baues bestritt und meinte, da- ehemalige Präf.ktur- gebäude bilde ein für den Kaiser angemessene- Absteige quartier. Abg. Petersen wie-jedoch die Unzulänglichkeit gehindert oder nur unter der Demüthlgung zug«laffen «erden soll, daß diese Parteien und namentlich die Re gierung ohne da- Centrum hilflos und deshalb von diesem dermaßen abhängig sind, daß sie mit der ge währten Unterstützung absichtliche Verletzungen und Kränkungen mit in den Kauf nehmen müssen. Wollte die Regierung eine solche Situation annehmen, so wür den wir eS beklagen und damit jede Aussicht auf eine Verständigung für verloren ansehen, weil die Regierung damit anerkannt haben würde, daß sie sich in einer so hilflosen Lage befände, sich die Bedingungen der Ver ständigung diktiren lassen zu müssen-. — »Der Lor» gang innerhalb der Hamburger Zollanschluß Kommission habe ihr Nationalgefühl zu tief verletzt-, schreibt die „Nordd. Allg. Zlg.- an anderer Stelle »Von der »Ger mania" erwarten wir allerdings nicht, daß sie derartige Gefühle mit unS theilt, aber in den Adern der Mit glieder deö CentrumS pulsirt doch hofftntlich daS deutsche Blut lebhaft genug, um bei der Aussicht auf eine Einmischung deS Auslandes in die unab hängige Ordnung zwtifelloS deutscher innerer Angelegen heiten in patriotische Wallung zu gerathen. Es würde uns die größte Freude machen, wenn konstatirt werden könrte, baß der ganze Vorfall überhaupt nicht statt- gefunden hätte, sondern eine Reportererfindung wäre. Wenn er aber wahr ist, so sirht cS schlimm auö." Jn der am Dienstag stattgrfundenen parlamenta rischen SoirHe sprach Kürst Bismarck seine Verwunde rung über daS Kehlen des CentrumS auS. Er begreife nicht, wie Windthorst, ein sonst so kluger Mann, einen Zeitung-artik.l so hoch veranschlagen könne; er selbst habe den Artikel der »Nordd. Allg. Ztg." gar nicht ge lesen, wie er überhaupt am Liebsten von der Presse gar nichts sehen oder hören möchte. — Von den sonst ihm zug«schriebenen Plänen sprach der Reichskanzler nicht und erwähnte nur, daß er sich in Kurzem auf da- Land zu begeben gedenke. Der Zwischenfall übte jedoch auf dir Gesellschaft sittlich seine Wirkung und war der Verlauf der Soiröe ein ziemlich einsilbiger und von politischen Dingen kaum die Rede. Der deutsche Kaiser ertheilte am Mittwoch Nach mittag dem bisherigen Botschafter Oesterreich-Ungarn- am russischen Hofe, Grafen Kalnocky, welcher zum Ein unterhaltendes Blatt für den Bürg«: und Landmann. Amtsblatt für die kgl. AmtSharrptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kern»»»» Müler in Dresden. De« bauer «bert disch- das.; b. O. nt i» klein- l. s- uß m ldorf; O. O. wten. Atzler das.; «darf Hardt f«bkf. das.; »sseu- Sra« liehe« lüller «dler valid »darf 4eb« l. «. k. 10 eine l. ». eyxd. «. Hadaltw» gresseo-Kenft-bt «.«eißner Gaste S. «te ZeiUm, «schetM DtenP«,, -mmevstat mW - entfernt dem Centrum oder dessen Führer, dem Abg. Windthorst, Abbitte zu leisten und schreibt, trotzdem alle hochkonservativen preußischen Organe den plötzlichen Korstikt mit dem Centrum als höchst unzeitgemäß be klagen: ^Nach dem Gesammteindrucke der Haltung deS Abg. Windthorst und seines osficiösen Blattes, der »Germania", seit Eröffnung der Session, können wir unS ! des Eindrucks nicht erwehren, daß «in Entgegenkommen ! der Regierung und der konservativen Parteien entweder Völkische Weltschau. Deutsches Reich. In der tiefen Kluft, welche sich plötzlich zwischen dem Fürsten Bismarck und dem Centrum aufgethan hat, könnte leicht da- ganze Reform- Programm deS Kanzler- verfchwinden, wenn e- nicht d« überaus eifrigen Bemühungen deö hochkonservativen Abg. v. Kleist-Retzow gelingt, diese Kluft noch recht zeitig zu überdrücken. Schon die Abstimmung Windt horst - gegen den VvlkSwirthfchaftSrath hatte den Reichs kanzler erregt, sitzt muß den Kürsten die Empfindlichkeit der CeutrumSsrattion noch tiefer verletzen, die seine par lamentarische Soiröe mied, weil die »Nordd. Allg^m. Ztg." die Vaterlandsliebe Windthorst'- in Zweifel ge zogen hatte. Zu Lem verabredeten Ausbleiben der Klerikalen bemerkt daö freiwillige Organ d«S Kanzler-, »it sichtlichem Mißbehagen, sie habe selbst nach den heftigsten parlamentarischen Kämpfen nie gehört, daß e- zur Fraktion-fache gemacht wurde, eine höfliche Einladung unbefolgt und unbeantwortet zu laffev. ! Zn ReichStagskreisin war man allgemein der Ansicht, > e- «erde der Fürsprache einflußreicher konservativer ! Führer gelingen, dem Abg. Windthorst «ine Genug- thuung für die ihm in den Spalten der »Nordd. Allgem. Ztg." zugefügte Beleidigung auSzuwirken. Die »Neue Preußische Ztg." beeilte sich, in Erwartun dieser Sati-saktion zu berichten, der Streitfall sei beigelegt — wenn nicht unerwartete Vorgänge dazwischen kämen Der Kinanzminister Bitter bewies seinen guten Willen zur Versöhnung dadurch, daß er den Abg. Windthorst zum Diner einlud. Auch die angeblich von dem preußischen Ministerium deS Innern beeinflußte »Provinzial-Korresp." legte sich inS Mittel, indem sie e- alS das unschätzbarste Verdienst deS Fürsten BiSmaick prieS, »alle ernsten Geister vereinigt zu haben, zunächst (und vorbehältlich gemeinsamer positiver Schöpfungen) zum Kampfe gegen die fortschrittlichen und kircheufeind- lichen Bestrebungen, welche nicht nur für die Kirche, > sondern für die nationale Einheit, sowie für daS mo» narchische Princip gleich gefährlich find." Die Doppel- ! thatsache de» weiteren Entgegenkommens der „Prov.» > Korresp." an die CentrumSpartei und der sich erneuern den osfic ös n Angriffe auf den Abg. Windthorst wurde ! noch deutlicher malkirt durch eine von Paul Lindau : der »Köln. Ztg." überlassene Plauderei über die Unter haltung am häuslichen Herde deS Kanzlers. Die ziem lich verständliche Schlußbemerkung derselben lautet: »Daß sich der Leiter der deutschen Politik sehr wohl mit dem gläubigen Katholiken, aber nie und nimmer mit dem Ver fechter der partikularistifchen Herrlichkeit »ertragen kana." Di« »Nordd. Allg. Ztg -, deren sich Fürst Bis marck so oft alS Sprachrohr bediente, ist aber weit Dem igarb. s. ei« m F. am er lheim >ld m ldorf; i mit se«. »mli« ixdors Lausa Dem g das. das., kwitz; I); UOomnameuts- Vretsr «Mtchährl.M.1^0. A, beziehen durch Maiserlichen Post» astaUen rmd durch unsere Bote«. 186S Stroh- sarbeit altSbe- n. Zaser«te«- A»»«tz«^ßere»: Lie «rnoldtsche Buchhandlung, Jrwaltdendant, H««seiOemL BoAl«, Rudolf Mosse, G. L. Daube « L». irr Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlur, Frankfurt a/M. geß »och eine «, Ahr »o» 85 Pfg. Tie achte Todsünde. Roman von kV Höffer« (S Fortsetzung Aber die gelähmten Glieder streckte» sich langsam; «och ein letzter Blick, halb verhüllt schon von d«n Schleiern de» Todes, irrte ziellos durch den seltsam ausgrstattete» Raum, dann klang es wie in furchtbarer Nrgst: »Der Brief! — Der Brief! — Lori, Dein Li»d wird mir fluchen, Lori nimm doch d« schick lichen Druck von mir!- — Die Finger hielten krampfhaft ha- Betttuch umkrallt, die Augen sähe» weit und offen in s Leere, — Eruestme «ar tobt, gestorben, ohne ihr Geheimnlß verrathen zu haben. Frau Klara lächelte, aber trotz dieser spöttische» Empfindung schüttelte doch geheime Unruhe alle ihre Glieder. Die» Blatt, dies Blatt, wo sollte sie es finden? — Aber für einen so kalte», selbstsüchtigen Charakter -ab es kein langes Zaudern. Dir Dame zog mit fester Hand den seltsam bunten Stoff vor d«m Bette in Kalten und begann daun di« Durchsuchung deS Zimmer-. Jetzt «ar die Gegnerin besiegt, wehrlos, — vielleicht ließ sich im Fluge daS Werk ihrer Rachsucht vernichten. Zuerst der große Wandschrank. Aermliche Kleidung fiel den wühlenden, grabenden Händen entgegen, Wäsche »n einem Zustande, der die stolze Frau fast erschreckte, sie etwa ein Unrecht begeh«»? — Und «S sah ja auch kein Auge, was hier geichah, — zu Schwerwiegende-, zu Wichtiges stand auf dem Spiel. — Da war der Schlüssel! — Und die Brust, auf der er lag, noch feucht, noch warm. Schien e- nicht, al- schlage da- Herz, al- Thorheit! — Lhorheit! — Und sähe selbst Ernestine hierher, wa- schadrte e-? Sie sollte nor da- fremde, geraubte Eigenthum herausgeben, Wetter nichts. Ein paar energische Versuche sprengten das Schloß. Beschriebene Blätter, vettrockaete Blumen und Portrait- sülen nach allen Seiten heraus. Die Kommrrcienräthin schob ein- nach dem ander» Hesselte. Großer Gott, der Brief «ar nicht darunter! Aber doch hafteten ihre Blicke wre magnetisch an gezogen, auf diesen Erinnerungszeichen längst vergangener Tage. Sie hatte sich an d«n Atsch gesetzt, drauK« rieselten Tausende von Tropfen gegen die Scheiben und in da- Maigrün de- jungen Lage- hinein warfen die spielenden Lichter vom Kamiufeuee her ibre Wechseln- d-n phantastischen Rrfiepe. Ein Bild lag w der Hand der Dame und «- schien, al- habe sie alles, selbst den gesuchten Brief vergessen, im Anblick diese- kleinen, ver gilbten Gemälde-. Der letzte Blutstropfen war au- dem stolzen, herrischen Antlitz emflohen, der Kopf sank wie unbewußt schwer in die stützende Hand. Auf der Elfenbeinplatte zeigten sich zwei jugend liche Gesichter neben einander. ES «ar ein kleine- Kabinetsstück, da» Bildchen, augensch« ! h vom Künstler mit besonderer Vorliebe gemalt, au,, «peinlich bi- iu hie unbedeutendste Einzelheit hinein o«r Natur selbst abgelauscht. Sin junger Mann umschlang mit de« außerdem ein paar Bücher und vergilbte alte Not«»- hefte, — sonst nicht-. Krau Klara entzündete ein Licht. Bargen die Liefen de- wetten halhdunklen Behälter- kein Geheimfach, keinen doppelten Boden? Der Staub d«S Bohrwurm- lag in ganz,» Haufen, ein« Spinne schoß gedankenfchnell über die weiße, glatte Hand, — der Schrank «ar leer. Krau Wolfram setzte sich einen Augenblick hin. Sonderbar, so lautloS mit der brennenden Kerze in dem spukhaften Zimmer, — sie schauderte doch. Einen kleinen Koffer hatte die Kousine ihre- Manne-, al- sie kam, mit hirrhergebracht, wo «ar der? Unter and hinter dem Bette forschten die dreiste» Finger, endlich unter hem Körper der Lobten. Sie besaßen ja keinen Blick mehr, diese «eit offenen Augen, sie war kalt, die drohende abwehrende Hand! — Und «ndlich — da lag ttwaS Unbewegliche-, Harte-. Krau Wolfram hob e- heran-. Ein kleiner, mit Stahl beschlagener Kasten, leicht, uralt, — ob er da« Doku ment enthielt? —.Aber jedenfall- fehlte der Schlüssel. Nur an einer einzigen Stell« konnte er sich befinden, auf der Brust d«r Lobten. Solche Schlüssel werde» au Bändchen getragen, sie sind an und für sich Reliquien. Die Kerze brannte immer noch vergessen auf dem Tisch, Mottenschwärme flatterten überall durch die Luft und ein unheimlicher Hauch wie von Moder und Staub entströmte dem großen offenen Wandschrank. Krau Wolfram schob die Falten der ärmlichen Wäsche leise auseinander und suckle über dem stillen kalten Herzen der Leiche den Schlüssel. W«-Halb denn die- Pulsiren in ihrem Blute, die- Beben der Fingerspitzen? Wollte 8 ratze und, ein ,eiit>.