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stbeud-sturgabe iw. iuyrM»V Nr. 459 SchrlstlrUung ond VtschLfllst«»«: Johannitgaff« Nr. 8 Donnerstag, den v. September Fernsprcch-Nnschloh Nr. I48S2, I^SSZ und l4«Si ISIS Mer ZMlimiWiff ms Loo»» Neuer Zeppelinangriff auf die City von London Amtliche Meldung ^vtb. Berlin, 9. September. Unsere Marinelufischiffe haben in der Nacht vom 8. ans den 9. September den Westteil der City von London, ferner große Fabrikanlagen bei Norwich sowie die Hafenanlagen «nd Eisenwerke von Middlesborough mit gutem Erfolg angegriffen. Starke Explosionen und zahlreiche Brände wurden beobachtet. Die Luftschiffe wurden von den feindlichen Batterien heftig beschoffen. Sie sind sämtlich wohlbehalten zurückgekehrt. Der Lhef des Admiralstabes der Marine. O Meldung des Reuterschen Büros rvtü. London, 9. September. Drei Zeppeline suchlen in der letzten Nacht die östlichen Grafschaften heim und warfen Bomben ab. Die Abwehr kanonen feuerten auf sie, und Flugzeuge stiegen auf, fanden die Luftschiffe aber nicht. Fünfzehn kleine Wohnhäuser wurden zerstört oder ernstlich beschädigt und eine große Zahl T-rey und Fenster zertrümmert. An mehreren Stellen brach Feuer aus» das sofort ge löscht wurde. Sony wurde kein ernstlicher Schaden angerichtet. Fol gende Unfälle sind gemeldet worden: Getötet 2 Männer, 3 Frauen und 5 Kinder; verwundet 13 Männer, 18 Frauen und 14 Kinder; «in Mann und zwei Frauen, die wahrscheinlich unter den Trümmern begraben find, werden vermißt; alles Zivilpersonen, mit Ausnahme eines Soldaten, der verwundet ist. Die „Hes-erim" durch eine Mise »errichtet? Von unserer Berliner Schriftleitung O Berlin, 9. September. 3n Berliner unterrichteten Kreisen glaubt man, aus der Tatsache, daß bei der Explosion im Vorderschiff der «Hesperian" eine hohe Wassersäule aufgeschossen ist und ans anderen Merkmalen, schließen zn muffen, daß das Schiff nicht von einem Tor- pedolchuh, sondern durch eine englische Mine zum Untergang gebracht worden sei. 3m übrigen liegen hier zurzeit noch keinerlei amt liche Meldungen über den Untergang der „Hesperian" vor. Wie Friedrichstadt genommen wurde (r.) Aus dem Hauptquartier im Osten, 3. September 1915. Am 3. September, frühmorgens sechs Uhr, eröffnete unsere gesamte Artillerie, von den leichten Feldgeschützen bis zu den schwere»? Mörsern, das Feuer auf die außerordentlich starken Feldbefesti gungen vor Friedrichstadt. Anderthalb Meter stark sind die Balken und Erddecken in den Unterständen der einzelnen Werke. Soweit ich bisher feststellea konnte, sind die elngedeckten Schützengräben von unserer Artillerie stellen weise so zerstört worden, daß sie völlig eingeebnet sind. Um 8 Uhr setzte das Artilleriefeuer aus «nd die Nüssen besetzten in Erwar tung des Sturmes die Schützengräben. Statt besten aber begann das Artilleriefeuer von neuem, so daß die Rusten nicht mehr herauSkonalen und in den Gräben große Verluste erlitten. Als kurz vor 10 Uhr unsere Truppen zum Sturm vorgingen, leistete der Feind in seinen Gräben und Unterständen keinen Widerstand mehr. Ueber 3300 Gefangene, darunter 37 Offiziere, «nd 5 Maschinengewehre fielen in unsere Hände, zumal die Brücken über die Düna so unter Feuer gehalten wurden, daß ein Entweichen auf das gegenüberliegende Ufer so gut wie aussichts los war. Eine unserer schweren Mörsergranalen tras fenselts einen obfahrenden Eisenbahnzug und brachte ihn zum Stehen. Gegen Abend setzten die Rusten noch das schöne, eine« Herra Siewers gehörende Schloß Römershof ganz unuütz in Brand, nachdem es von unseren Artilleriegeschossen so laug« verschont ge- bliebe« war. Dank der vorzüglichen Vorbereitung des Unternehmens find unsere Verluste erheblich geringer, als man in Anbetracht der starken Stellun gen erwarten mußte. Rudolf von Koschützki, Kriegsberichterstatter. i i-' .' .. Zur Räumung Dünaburg« Telegraphischer Bericht tu. Petersburg, 9. September. Die großen Werkstätlen der Riga—Vrel-Eisendahn in Düna- bürg, die in längster Zeit einen großen Teil des russischen Mnnttions- dedarfs verfertigten, sind nunmehr von Dtinaburq nach Orcl ver legt worden. In Dünaburo verläßt nunmehr auch der Rest der Bevölkerung die Stadl- Bulgarien droht Serbien Telegraphischer Bericht vtb. Wien, 9. September. Die .Südslawische Korrespondenz" meldet aus Sofia: Das Organ der bulgarischen Regierung, «Narconi Prava", veröffenllichl sine Erklärung über die Lage, die in poli tischen Kreisen das größte Aufsehen erregt und sehr lebhaft er örtert wird. Es heißt darin: Sobald alle Mittel einer friedlichen Verständigung ver sagen, sieht sich ein Staat, der seine nationale Selbstbestimmung, erreichen will, gezwungen, die bewaffnete Macht anzuwen den. Für die bulgarische Oesfentlichkeit wird es immer klarer, daß unsere ehemaligen Verbündeten am nichts in der Well aufhören wer den, das unglückliche Mazedonien zu knechten, solange die bulgarische Macht nicht zu Morte kommt. Der bulgarischen Re gierung, die alle Mittel, selbst jenes der unmittelbaren Einmischung der Ententemächte, zur Erreichung einer Verständigung unter den Balkanstaaten erschöpfte, bleibt nur noch übrig, sicherere und wirksamere Mittel zu suchen, um die nationalen bul garischen Ideale, für die Tausende geopfert wurden, zu verwirklichen. wtb. Mailand, 9. September. .Sera" erfährt ans Rom, daß große Manöver des bulgarischen Heeres begonnen haben, die sich unweit der serbischen und griechischen Grenze ab spielen. Die lleverzale der Mische» Gebiete m Vvlgarie« Eigene Drahtberichte Sofia, 8. September. Hier werden große Vorbereitungen zu der am 19. September statt findenden Feier der Vereinigung von Nord- undSüd- bulgarlen getroffen. Wie man vermutet, soll am gleichen Tage auch die feierliche Besetzung der von der Lü'kei freiwillig abge tretenen Gebiete stattfinden Dazu würde bereits in Konstanti nopel und Sofia ein gemeinsames Programm ausgearbeitet. Vergebliche Schritte des Vierverbandes auf dem Valkan Eigene Drahtberichte (r.) Genf, 9. September. Der .Matin" meldet aus Athen, daß Griechenland unter dem Zwange der Verhältnisse die Rote des Vierverbandes nach Eintritt in die Mächtegruppe offiziellab^elehnt habe. Die Antwort Griechenlands sei am Montag überreicht worden. sr.) Sofia, 9. September. Die halbamtliche «Narodnl Prava" berichtet über neue Schritte des Vierverbandes in Sofia und führt aus, daß Bulga rien nicht gesonnen sei, seine Politik zu ändern und das Volk in blutige Abenteuer zu stürzen. Türkischer Tagesbericht < Telegraphischer Bericht Konstantinopel, 8. September. Das Hauptquartier teilt mit: Auf der Dardanellenfronk drangen im Abschnitt von Anaforta in der Nacht vom 6. zum 7. September unsere Ausklärungstruppen, die gegen Meßtan - Lepe und Azmak gesandt waren, in die feindlichen Schützengräben ein und erbeuteten zwei Maschinengewehre mit allem Zubehör, die jetzt gegen den Feind benutzt werden, sowie 15 Kisten Munition und 20 Gewehre. Ilnser Feuer vernichtete einen englischen Krankenwagen, der eine Ladung Munition enthielt, die in die Luft flog. Bei Art Burnu nichts von Bedeutung. Vor Seddil Bahr beschossen feindliche Torpedoboote mit Hilfe der Beobachtungen eines Fesselballons einige Augenblicke und ohne bemerkenswerten Schaden anzurtchten unsere Stellungen auf dem rechten und linken Flügel. Unsere Batterien an der Meerenge brachten am 7. September feindliche Batterien zum Schweigen, die unsere Stellungen auf dem linken Flügel beschossen und zerstreuten feindliche, bet Mono Liman versammelte Truppen. Sonst nichts von Bedeutung. SW« M der endgiiiliW Vesreimq > Eigene Drahtnachricht (r.) Wien, 9. September. Die Behörden deS restlichen Heiles von Galizien östlich von Lemberg erhielten gestern den Befehl, sich für die Wiedereinsetzung bereitzuhollen. Der Tagesbericht der Obersten Heeres leitung tag bei Redaktionsschluß der vorliegenden Ausgabe noch nicht vor. Das britische Weltreich H Durch tausend Kanäle leitet englische List das Gift der Verleumdung gegen Deutschland heute noch, wie vor dem Kriege, in die Presse aller neutralen Länder und findet willige Helfer überall. In der von uns so oft schon wegen ihrer ab sonderlichen Neutralitätsauffassung gerügten „Neuen Zürcher Ztg." veröffentlichte ein angeblicher Schweizer eine Reihe von Briefen über England im Weltkriege, die aus Loppet datiert waren, aber offenbar auf Beobachtungen an Ort und Stelle beruhten. Wir wollen uns über den Strom des Lobes, der sich in diesen Briefen über britische Zustände ergoß, nicht auf halten, sondern nur auf den gefährlichen Giftpfeil aufmerksam machen, der auch hier wieder gegen Deutschland versandt wird. Der Schreiber der Briefe glaubt nämlich seinen Landsleuten den guten Rat geben zu müssen, sich im eigensten politischen Interesse des Beistandes des britischen Reiches zu versichern. „Es wäre ver- fehlt, zu sagen, daß das Neutralitätsprinzip die Schweiz von der auswärtigen Politik entbindet. Ereignisse neuesten Datums sprechen für das Gegenteil und beweisen, daß wir eine wachsame, zielbewuhte Diplomatie brauchen," so heißt es an einer Stelle, und an einer anderen wird gesagt, „daß die Schweiz, auch wenn sie mit ihren unmittelbaren Nachbarn freundschaftliche Beziehungen pflegte, der Gegenstand gewisser Gelüste sei und immer gewesen sei." Wenn Worte einen Sinn haben sollen, so kann es sich, namentlich wenn der Briefschreiber der „Neuen Zürcher Ztg." im Zusammenhang damit den Schweizern den innigeren Anschluß an England, „diese große und edle Nation," empfiehlt, nur um eine unerhörte Verdächtigung der deutschen Politik handeln, die wir auf das entschiedenste zurückweisen, . zumal die Schriftleitung dieses „deutschen" Blattes den Mut dazu nicht findet. In seinem letzten Briefe sagte der Mann aus Coppet seinem Flecken im Kanton Waadt) eine neue Aera für das britische Weltreich voraus. Ein Reichsparlament, in dem die weißen Dominions über Kriegs- und Friedensfragen mit zu entscheiden haben würden, werde ein neues Band der Einigung um Mutterland und Kolonien schlingen, und darin glaubt der angebliche Schweizer der „Neuen Zürcher Ztg." einen weiteren Schritt zur Demokratie und eine Garantie für den Weltfrieden zu erblicken. Man sieht, es sind die alten Schlager, mit denen England auch heute noch für sich krebsen geht, und die auf gewisse Köpfe, leider auch bei uns, immer noch einigen Einfluß ausüben. Wir emfehlen dem schweizerischen England schwärmer und allen, die es angeht, sich liebevoll in das bei Eugen Dicderichs in Jena erschienene Buch des bekannten schwedischen Demokraten Gustav Steffen: „Kultur und Weltkrieg" zu ver tiefen, um sich zu überzeugen, wie es in Wahrheit um die eng lische Demokratie heutzutage bestellt ist. Doch das nur nebenbei. Es ist eine unbestreitbare Tatsache, mit der wir zu rechnen haben, daß die Hoffnungen, die wir bei Beginn des Krieges auf ein Auseinanderfallen des großen britischen Weltreiches setzten, sich vorläufig nicht erfüllt haben. Der britische Gouverneur von Hongkong, Sir Henry May, mag recht gehabt haben, als er neulich zu den chinesischen Schülern des dortigen Queens College die Worte sprach: .Wenn England den gegenwärtigen Krieg gewinnt so wird das nicht nur durch seine militärische und maritime Macht erreicht werden, sondern durch die enge Verbindung zwischen seinem Mutter- lande und denKolonien. Als die Deutschen in diesen Krieg ein traten, glaubten sie, daß daS britische Weltreich diese Prüfung nicht auS- halten würde. Sie bildeten sich ein, daß viele unserer Kolonien mit Selbstverwaltung ihren Handel so sehr gestört finden würden, daß sie vorziehen würden, sich vom Mutterlands zu lösen, anstatt so schwere Verluste zu ertragen. Die Ereignisse haben gelehrt, daß ihre Hoff nungen und Erwartungen durchaus falsch waren. Jeder, der daS britische Weltreich und das britische Volk kennt, hätte ihnen das voraussagen können." Wir betonen noch einmal: die Tatsache ist unbestritten richtig, daß die Verbindung zwischen den einzelnen Gliedern des briti schen Riesenreiches bisher nicht wesentlich erschüttert worden ist, und daß heule noch die Worte Sir Mays ihre Geltung haben. Und doch sprechen andere Anzeichen dafür, daß es in Zukunft nicht immer so bleiben wird, und daß die Rechte, die die einzelnen Kolonien schon jetzt für die Zelt nach dem Kriege für sich fordern, im Mutterlande mit gemischten Gefühlen betrachtet werden. Viel leicht könnte sogar dasReichsparlament, fürdasderSchweizer aus Coppet so sehr schwärmt, ein Ferment der Zersetzung werden, das England verhängnisvoll würde. Doch wir wollen unS nicht mit Kombinationen abgeben, sondern uns an Tatsachen halten. Mik bangen Sorgen sieht man in England der Entwicklung der Dinge in der Südafrikanischen Union zu und fürchtet bereits, daß der .Nalionalheld" Botha von seinen eigenen früheren Lands leuten, den Buren, bei den kommenden Wahlen zum Parlament eine deutliche Absage erhalten werde. Schon vor Wochen brachte der in Pretoria erscheinende .Volkslem* den Notschrei eine- Buren, in dem cs hieß, daß dieBuren jetzt wie Ausgestoßene und schlim mer als Sklaven behandelt und geknechtet würden. Ueber die Stimmung, die unter den Buren von Tag zu Tag weiter Platz greift, verbreitet aber eine vor kurzem in Pretoria abgehaltene Fraucnversammlung Licht und Klarheit. 50 OVO Frauen schickten