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der Uraufführung. Beethoven zeigte sich darüber recht verärgert, er meinte, seine „Kleine Sinfonie" (so nannte er sie im Vergleich mit der „Großen" A-Dur-Sinfonie) habe den Hörern wohl deshalb nicht gefallen, „eben weil sie viel besser ist". Der Grund für diesen Mangel an Verständnis (genauge nommen steht ja die achte, ebenso wie die vierte Sinfonie, auch heute noch ein wenig im Schatten ihrer berühmten Geschwisterwerke) lag nicht etwa in der besonderen Schwierigkeit des Werkes. Im Gegenteil, man hatte wohl nach den vorangegangenen Schöpfungen neue Steigerungen erwartet und war nun enttäuscht durch eine scheinbare Zurückwendung auf Vergangenes (Anklänge an frühere Werke, Anwendung von. sinfonischen Prinzipien Haydns), die aber hier durchaus keinen Rückschritt, sondern eher einen Rückblick von einer höheren Stufe aus darstellte. Heitere Scherzhaftigkeit, beschauliche Behaglichkeit, launiger Humor, kraftvolle Lebensbejahung und ausgelassene Freude charakterisieren das formal bemerkenswert geschlos sene Werk, in dem, wie auch schon in der 7. Sinfonie, wieder dem rhyth mischen Element eine große Bedeutung zukommt. Der ohne Einleitung sogleich mit dem frischen, klar gegliederten Haupt thema beginnende 1. Satz (Allegro vivace e con brio) ist voller schalk hafter Einfälle und kontrapunktischer Neckereien. Er steigert sich nach fröh- lich-tumulluarischen Kämpfen bis zum gewaltigen Freudenausbruch der Coda, endet dann aber sehr graziös mit dem noch einmal leise aufklingen den Kopfmotiv des fröhlichen, tänzerischen Anfangsthemas. — Auf einen langsamen Satz verzichtend, schrieb Beethoven als 2. Satz ein bezaubernd anmutiges, leicht dahintändelndes Allegretto scherzando. Als Thema liegt diesem Satz ein Kanon zugrunde, den der Meister in heiterer Laune dem Erfinder des Metronoms, Johann Nepomuk Mälzel, gewidmet hatte; die Sechzehntelakkorde der Bläser zu Beginn, die gleichsam das Ticken des mechanischen Zeitmessers nachahmen, bestimmen die Bewegung des rei zenden, scherzhaften Satzes. — Der 3. Satz (Tempo di menuetto) erinnert an einen derb-kräftigen Volkstanz, im Trio erklingt über Stakkato-Triolen der Violoncelli in Hörnern und Klarinetten eine einschmeichelnde, ländlerartige Melodie. — Das Finale, der weitaus umfangreichste Satz, in freier Rondo form gehalten, stellt den eigentlichen Höhepunkt des Werkes dar. über mütige Laune, „grimmiger" Humor äußern sich hier in mancherlei drasti schen Einfällen —• so gleich zu Anfang in dem (auch später wiederkehren den) überraschenden, dynamisch stark betonten tonartfremden Cis, nach dem zuerst im Pianissimo in schnellstem Zeitmaß vorüberhuschenden F-Dur- Rondothema, das dann im Fortissimo-Tutti gebracht wird. Das kontrastie rende zweite Thema erklingt als lyrische Kantilene der Violinen. Mit größ ter kontrapunktischer Meisterschaft und bewundernswerter Erfindungsgabe, immer neuen geistvollen Wendungen und Kombinationen bei der Wieder holung der Themen ist dieser Satz, der trotz des dominierenden Humots auch ernstere Gegenströmungen, schroffe Einwürfe aufweist, gestaltet. Durch einen jubelnden, wirbelnden Freudentanz wird das Finale abge schlossen. U. H. Vorankündigung: 22. und 23. Februar. 1964, jeweils 19.30 Uhr 9. Außerordentliches Konzert Dirigent: Gerhard Rolf Bauer Solistin: Bella Dawidowitsch, Moskau L. v. Beethoven 8. Sinfonie F-Dur W. A. Mozart Klavierkonzert A-Dur KV 488 R. Schumann Klavierkonzert a-Moll Freier Kartenverkauf! III 9 14 EMZ 164 05 Sonderkonzerl für das Nationale Aufbauwerk Dresden lc 826/64