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Vesper in der KrenMrllie. Dresden, Sonnabend, den 18. November 1893, Nachm. 2 Uhr. 1. Uoccata (O-ckur) für Orgel von Paul Iaussen. 2. Motette für sechsstimmigen Chor von Andreas Hammer schmidt (1611 — 1675). Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gieb mir einen neuen gewissen Geist. Verwirf mich nicht von deinem An gesicht, und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir. Tröste mich wieder mit deiner Hülse und der freudige Geist enthalte mich. 3. Htecitativ und Arie für Sopran aus „Theodora" von Gg. Fr. Händel, gesungen von Fräulein Marie Götze, Concertsängerin und Gesanglehrerin hier. Zwar hart, o Freunde, doch heilverheißend ist der Trüb sal Schule uns, die unfern Geist läuternd erhebt und dieser Welt entrückt. Fahr', stolze Welt, dahin! Dein schmeichelnd Angesicht freundlich strahlend, eitel prahlend, reizt und lockt mich ferner nicht. Gottes Weisung und Verheißung lenkt auf höh'res Gut den Sinn. Fahr' hin, fahr' stolze Welt, dahin! 4. Gemeinde: Gesangbuch Nr. 392, 1. Auf, was willst du hier verweilen? Du mußt eilen, wenn du willst gekrönet sein. Du mußt muthiger eindringen; denn ohn' Ringen geht man nicht zur Freude ein. Vorlesung. 5. Geistliches Lied (op. 79, Nr. I) von Oskar Wermann, gesungen von Fräulein Marie Götze. Ich möchte heim, mich ziehfs dem Vaterhause, dem Vater herzen zu; fort aus der Welt verworrenem Gebrause zur stillen, tiefen Ruh. Mit tausend Wünschen bin ich aus gegangen, heim kehr' ich mit bescheidenem Verlangen; noch hegt mein Herz noch einer Hoffnung Keim: Ich möchte heim! Ich möchte heim, bin müd' von deinem Leide, du arge, falsche Welt! Ich möchte heim, bin satt von deiner Freude, Glück zu, wem sie gefällt. Weil Gott es will, will ich mein Kreuz noch tragen, will ritterlich durch diese Welt mich schlagen, doch tief im Herzen seufz' ich insgeheim: Ich möchte heim! Ich möchte heim; das Schifflein sucht den Haien, das Bächlein läuft in's Meer, das Kindlein legt im Mutterarm sich schlafen, und ich, und ich will auch nicht mehr. Manch' Lied Hab' ich in Lust und Leid gesungen, wie ein Geschwätz ist Lust und Leid verklungen; im Herzen blieb mir noch der letzte Reim: Ich möchte heim! (Karl Gewk.) 6. Motette für achtstimmigen Chor von Mendelssohn- Bartholdy. Mitten wir im Leben sind mit dem Tod umfangen. Wen suchen wir, der Hülfe thu', daß wir Gnad erlangen? Das bist du, Herr, alleine! Uns reuet uns're Missethat, die dich, Herr, erzürnet hat. Heiliger Herre Gott! Heiliger, starker Gott! Heiliger barmherziger Heiland! Du ewiger Gott! Laß uns nicht versinken in des bittern Todes Noth! Uivrie eleison! Mitten in dem Tod anficht uns der Höllen Rachen. Wer will uns aus solcher Noth frei und ledig machen? Das thust du, Herr, alleine! Es jammert dein' Barmherzigkeit unser Sünd' und großes Leid. Heiliger Herre Gott! Heiliger re. Laß uns nicht verzagen vor der ücfcn Höllen -Gluth! L;rie eleison! Mitten in der Höllen Angst unser Sünd' uns treiben. Wo soll'n wir denn fliehen hin, da wir mögen bleiben? Zu dir, Herr, alleine! Vergossen ist dein theures Blut, das g'nug für die Sünde thut. Heiliger Herre Gott! Heiliger re. Laß uns nicht entfallen von des rechten Glaubens Trost. Lvrie eleison! "7 Drill! von Licvsch L Ncich-ndl in DrcSdcn.