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Ottendorfer Zeitung 11 Bezugspreis: vierteljährlich ^20 Mark ft-> «au;, der Geschäftsstelle abgeholt viertel- jLMch t Mk. Einzelne Nunimer >o pfg. Erschetut am Dienstag, Donnerstag «S Sonnabend Nachmittag, I I --- 0 unä Anzeigeökutt a Anzeigtfttzr«»: Für die kleinspaltige Aarpn».Zeile »der deren Raum io pfg. — Im Reklamettil für die kleinspaltige Petit-Zeile sr pfg. Anzeigenannahme bi»;rUhr mittag». Mtt wSchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Daxk »L vertag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Gkrilla. verantwortlich für di« Redaktion H. Rühle in Oroß-GkrAa. Nummer sp Mittwoch, den 23 September M s3. Jahrgang Amtlicher Teil. Das Rote Kreuz fragt an Wer ist gesonnen, leicht verwundete oder in Genesung sich befindliche Krieger, die einer besonderen Pflege nicht be dürfen, bei sich aufzunehmen? Anmeldungen unter Angabe der Bedingungen sind bei den betreffenden Gemeindevorständen anzubringen. Ottendorf-Okrilla, am 18. September 1914. , »er Aurschuß für WrgrbMe. Unterstützung von Familien der Kriegsteilnehmer. Die Königliche Amtshauptmannschaft hält aus Bezirksmitteln für die Familien der Kriegsteilnehmer einen Unterstützungszuschlag bis zur Hälfte des staatlich festgelegten Satzes bereit Diejenigen, welche diese Mehrunterstützung zu erhalten wünschen, wollen das sobald als möglich bei dem Gemeinde-Vorstande ihres Wohnortes melden. Ottendorf Okrilla, am 18. September 1914. vrr Ausschuß Mr Hriegrdilke. Neuestes vom Tage. Großes Hauptquartier, 21.Septbr. abends. Bei den Kämpfen um Reims wurden die festungsartigen Höhen von Craonnelle erobert und im Vorgehen gegen das brennende Reims der Ort Betheny genommen. Der Angriff gegen die Sperr- fortlinie lüdlich von Verdun überschritt siegreich den Ostrand der vorgelagerten, vom französischen 8. Armeekorps verteidigten Lote lorraine. Ein Ausfall aus der Nordost front von Verdun wurde zurückgewiesen. Nördlich Toul wurden französische Truppen im Biwat durch Arlilleriefeuer überrascht. Im übrigen sanden heute auf dem fran zösischen Kriegsschauplätze keine größeren Kämpfe statt. In B.lgien und im Osten ist die Lage unverändert. — Ler deutsche Reichskanzler sendet aus dem Hauptquartier folgende Mitteilung: Gegen die in der englischen und fran zösischen Presse erschienenen Nachrichten stelle ich fest, daß deutscher Boden nirgend im Besitze französischer oder russischer Truppen ist. An der elsaß-lothringischen Front sind die Franzosen zur Mosel zurückgeworfen; sie stehen an dem oberen Lauf der Maas hinter den dortigen Sperrsestungen. Alle ivre Versuche, zwischen dem Mittellauf der Oise und dem Mittellauf der Maas die deutschen Stellungen anzugreifen, sind unter schweren Verlusten für sie nußlungru. Es herrscht vollständige Ordnung in Belgien. Von Samsonows Heer (Narewheer) sind gerittge Teile, die sich nach der vernichten den Niederlage bei Tannenberg retteten, in aufgelöstem Zustande über den Narew ge flüchtet. Rennenkampfs Heer (Njemenheer) hat eins ähnliche Niederlage südlich von Insterburg erlitten Was von ihm zurück blieb, rettete sich nur durch eilige Flucht über den Njemen hinter dre Festungen Olita und Kowno. Nach einer vorläufigen Zählung find allein bei Tannenberg und in den masurischen Seen 150 000 Russen umgekommen. Bis Mittwoch waren in den deutschen Lagern 260000 Gefangene, darunter 5000 Offiziere, untergebrachl. Die Gesamtzahl der Gefangenen beträgt über 300000, da von ist die Hälfte Russen. Es sind über 2000 Geschütze verschiedener Art erbeutet worden. B e r li n. Nach Mitteilung aus Amsler- dam hat die englische Admiralität am 20. dss. Mts. folgendes bekanntgegeben: Der deutsche Kreuzer Emden von der China- Station, der sechs Wochen lang ganz aus dem Gesichtskreis verschwunden war, er schien am 10. d. M. plötzlich im Golf von Bengalen, nahm sechs Schiffe, versenkte fünf davon nnd sandte das sechste mit de^ Bemannungen nach Kalkutta. Der englische kleine Kreuzer Pegasus, von Sansibar aus operierend, zerstörte Daressalam und ver senkte daselbst das Kanonenboot Möwe Pegasus wurde am Sonntag früh, als es in der Bucht von Sansibar lag und Maschinen reinigte, vom Königsberg an gegriffen und vollständig unbrauchbar ge macht. 2b Mann der englischen Besatzung sind tot und 30 verwundet. — Hierzu wird don zuständiger Stelle folgendes mitgeteilt: Bei Möve handelt es sich keineswegs um ein kampffähiges Kanonenboot, sie war vielmehr als Vermessungsfahrzeug ohne jeden Kampfwelt. Bei Beginn des Krieges wurde sie als für die Kriegführung wert los abgerüstet. Der englische kleine Kreuzer Pegasus hat eine Armierung von 8 Stück 10-Zentimeter-Schnelladekanonen, während unser kleiner Kreuzer Königsberg, denn um diesen handelt eS sich im vorliegenden Falle, eine solche von zehn Stück 10,5-Zeuttmeter-Schnelladekanonen hat. — S. M. Hilfskreuzer Kap Trafalgar ist am 14. September in der Nähe der brasilianischen Küste nach heftigem Kampfe mit dem englischen Hilfskreuzer Larmania untergegangen. Die Besatzung ist durch den deutschen Dampfer Eleonore Woermann gerettet worden. — Das Berliner Tageblatt meldet aus Rom: Hier gilt die allgemeine Lage der deutschen Heere als ausgezeichnet. Die frcnzosenfreundliche Presse ist ganz klein laut geworden und meldet aus Bordeaux, daß die deutschen Stellungen fast un einnehmbar seien. — Daß die von Deutschen bewohnten baltischen Provinzen Livland, Estland und Kurland in der Gefahr schweben, durch den Krieg in schwere Mitleidenschaft ge zogen zu werden, ist bereits mehrfach ge meldet worden. In banger Sorge haben sie sich daher nach Petersburg gewandt und die russische Regierung gebeten, den drohenden Angriffen des fanatischen Pöbels zu wehren. In den leitenden Petersburger Kreisen scheint man aber über diese Frage einer ander.n Ansicht zu sein, denn einem Vertreter des baltischen Deutschtums, der um eine Audienz beim Ministerpräsidenten Goremykin nachsuchte, um ihm die be drohliche Lage der Provinzen vorzulragen, antwortete dieser kurz: Sie sind im Irrtum wenn Sie glauben, unsere Regierung weede sich beeilen, besondere Vorkehrungen zu ihrem Schutz zu treffen. Rußland kämpft nicht nur gegen Deutschland, es kämpft auch gegen das Deutschtum. — Eine Verfügung des preußischen Ministers des Innern von weittragender Bedeutung: Der gegenwärtige Krieg hat das deutsche Volk ohne Unterschied des Standes und der Partei zur einmütigen Erhebung entflammt. Gegenüber dieser gewaltigen Kundgebung nationaler Ge schlossenheit tritt alles zurück, was das Gefühl der Einheit des ganzen Volkes be einträchtigen könnte, und es erscheinen viele Streitfragen des öffentlichen Rechts, mag ihre Klärung in Friedenszeiten noch so be deutsam sein, in den gegenwärtigen Zeit läuften unwesentlich. Der Minister des Innern hat daher die Verwaltungsbehörden darauf hingewiesen, daß es jetzt von größeren Wert sein müsse, die Einheit der Nation und ihr großzügiges Streben un gestört zu lassen, als in unbedeutenderen Einzelfragen dem Rechte zum Siege zu verhelfen. Demzufolge sind die Behörden ersucht worden, in allen geeigneten Fällen die bei den Verwaltungsgerichten an hängigen Streitsachen dadurch zur Er ledigung zu bringen, daß die angefochtenen polizeilichen Verfügungen zurückgenommen oder auf andere Weise die Beteiligten klag los gestellt werden. Ebenso hat der Minister des Innern veranlaßt, sdaß die bei dem Oberverwaltungsgericht anhängigen Ordnungsstrafen und alle sonstigen noch nicht vollstreckten Strafen, die gemäß tz 15 des Disziplinargesetzes gegen unmittelbare und mittelbare Staatsbeamte seines Ressorts wegen einer vor dem 1. August begangenen Verfehlung jverhängt sind, niedergeschlagen werden. Alle diese der Größe und dem Ernst der Zeit Rechnung tragenden Maßnahmen lassen natürch nicht die Deutung zu, daß in den betreffenden Einzelfällen der von den Behörden bisher vertretene Rechtsstandpunkt nunmehr auf gegeben ist. — Zu den Klagen über die Feldpost schreibt Generalleutnant Scholl der „Voss. Ztg.": Ich habe im Feldzuge 1870 regel mäßig meine Nachrichten von Hause be kommen. Heute sind die Armeen allerdings viel größer, aber die Verbindungen und die Vorkehrungen sind auch sehr viel besser ge worden. Der Grund der sehr mangelhaften Bestellung liegt nicht in den Schwierigkeiten sondern in der Unfähigkeit, diese zu über winden. Wohin würde es geführt haben, wenn die Eisenbahn ebenso versagt hätte? Ebenso wie die Feldpost ist die Post im Lande verbesserungsbedürftig. Warum sind die Postämter so schlecht mit Beamten be setzt? Behörden, die dem Publikum dienen, sollten in erster Linie sich berufen fühlen, der Not zu steuern, besonders wenn sie es vermögen. Es gibt genug stellungslose Leute, die Verwendung finden könnten. Wenn die Behörden sagen, sie können nicht, dann wollen sie nicht, oder der blinde Bureaukratismus trägt die Schuld. Ihn abzustreifen, sollte eine der ersten Lehren des Krieges sein. Oertliches und Sächsisches. Dttendorf-Vkrilla, 22. SeptemberfM. — Keine unnötige Einschränkung in der Lebenshaltung! Die Kleinhandelskammer hat an die Bevölkerung folgenden Ausruf erlosfen, der zur Förderung des hiesigen Kleinhandels weite Verbreitung verdient: Dir durch den Krieg geschwächte Kaufkraft und Aufnahme fähigkeit der Bevölkerung hat zu erheblichen Einschränkungen des Bedarfs und bereits zu Absatzstockungen gesührt, unter denen säst alle Gewerbe empfindlich leiden. Nicht immer aber beruht die Einschränkung der Lebens gewohnheiteiten auf Einkomnunsminderung oder Verdienstausfall. In vielen Fällen wird auch Kleinmütigkeit, Aengstlichkeit und eine un> begründete Zurückhaltung die Ursache zur Ab- kehr von der Bedürinisdeckung in dem ge wohnten Umfange bilden. Unter der Wucht der deutschen Waffenerfolge gewinnt das Ver- -rauen der Bevölkerung auf den Sieg der ge rechten Sache des deutschen Volkes immer breiteren Boden. So wird es nötig, daß die widerstandsfähigeren Kreise der Bevölkerung, deren Einkommen einen entsprechenden Spiel- raum gewährt, nunmehr auch ihre LebenS- gewohnheiten in dem gewohnten Umfange wieder aufnehmen. Jeder Verbraucher erfüllt jiermit eine soziale Pflicht, eine Pflicht gegen über der Allgemeinheit und dem Vaterlande. Denn der Kauf und Verbrauch einer jeden Ware gibt dem Wirtschaftsleben neue An regungen, er teilt sich allen Gliedern des Wirtschaftskörpers mit, dem den Warenaustausch vermittelnden Kaufmann und seinen Angestellten ebensowohl, wie dem Warenerzeuger und ge werblichen Arbeiter, für die dadurch neue Er werbs- und Verdienstgelegenheit geschaffen wird. Darum möge das Publikum, wo immer eS nur angeht, aus seiner bisherigen Zurückhaltung n der Wiederaufnahme der täglichen Lebens gewohnheiten herausireten und seine Bedürfnisse an Gebrauchsgegenständen, Lebensmitteln usw., nach Besitz und Einkommen wieder wie ge wöhnt, befriedigen. Der einzelne, der hiernach handelt, leistet damit der Gesamtheit eine Kriegshilfe, wie sie zweckmäßiger und durch greifender nicht gedacht werden kann. — Umtausch von Gold gegen Papiergeld. Die Postanstalten, die schon seit der Mobil machung alle in den Postkassen auskommenden Goldmünzen an die Reichsbank abliefern, be teiligen sich jetzt auch am Umtausch von Gold gegen Papiergeld. Im Schaltervorraum einer jeden Postanstalt ist für die Dauer des Krieges folgender Aushang angebracht worden: Zur Stärkung des Goldbestandes der Reichs bank ist es erforderlich, alle bisher vom Publikum noch zurückgehaltenen Goldmünzen auf kürzestem Wege an die Reichsbank ab- znführen. Um dies zu erleichtern, tauschen die Postanstalten Gold gegen Papiergeld um. Bei großen Beträgen empfiehlt es sich, die Postanstalten einige Zeit vor dem Umtausche zu benachrichtigen, damit sie rechtzeitig die er forderlichen Mengen an Papiergeld bereitstellen können. — Das König!, sächsische Ministerium des Innern veröffentlichte eine Verordnung, be- treffend das vorzeitige Schlachten von Vieh, wonach das Schlachten von Kälbern, die weniger als 75 Kilogramm Lebendgewicht haben, verboten ist. Eine wettere Verordnung ceS Finanzministers betrifft das Verfahren bei Notschlachtungen, insbesondere beim Verdacht von Milzbrand. Vom bayrischen Ministerium des Innern wird in einer öffentlichen Kund gebung vor dem gerade in Bayern außer ordentlich hohen Konsum von Kalbfleisch als einer Sünde an der Volksernährung gewarnt. Falls die Mahnung, die in erster Linie an die Gastwirte ergeht, nicht berücksichtigt werden sollte, wird daraus hingewiesen, daß es der Regierung sreistehe, sehr hohe Verkaufspreise für junges Kalbfleisch und Schweinefleisch festzufetzen unter Abführung .des dadurch er zielten Mehrerlöses an das Rote Kreuz als einer wohlberechtigten Steuer für Genuß menschen. Mrchennachrichten. Ottendorf-Okrilla. Donnerstag, den 24. September 1914. Abends r/,8 Uhr: Kciegsbetstunde. Medingen. Mittwoch, den 23. September 1914. Abends 7 Uhr: Kriegsbetstunde. Großdittmannsdorf. Donnerstag, den 24. September 1914. Abends r/,8 Uhr: Kriegsbetstunde,