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Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.07.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188707065
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18870706
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18870706
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-07
- Tag 1887-07-06
-
Monat
1887-07
-
Jahr
1887
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.07.1887
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Nr. 153. — 7. Jahrgang. Der jeden Wochentag Abend (mit Dalum des folgenden TageS) zur Versendung gelangende „Sächsische LandcS-Anzelgcr" mit täglich einem besonderen Unter- baltnngSblatte und mit dem Ertrabeiblatt Lustiges Bilderbuch kostet monatlich 70 Psg. bei de» Ausgabestellen, sowie bei den Post- Anstalten. tZeitungS-Preisliste Nr. 4850.) Sächsischer Mittwoch, «. Ja» 1881. Anzeigend«!- de- „Sächs. rande«.«nujl Raum einer schmalen CorpuSzetle 1« Bevorzugte Stelle (lspalt. Pctitzeile) R Bei Wiederholung großer AnnoncenRab Bei Bestellungen von Auswärts wolle JnsertionSbetrag (in Brief,narken) beifüge» Oe 8 Silben CorpuSschrift bilden ca. 1 Zeile). Annoncenannahme nur bis Bormittag. 8nl»ii: sileMn We, Buchdruckcrei, Chemnitz. Thcatcrstraße 5 (Fernsprechstelle Nr. lSS). Telegr-Adr-: LandeS-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich einem besonderen Unterhaltungsblatt: i. Kleine Botschaft — 2 Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Leitung 4 Sächsisches Allerlei — 5. Jllnstrirtes Unterbaltnngsblatt — 6. Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Lustiges Bilderbuch. mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Telegraphische Nachrichten. Vom 4. Juli. Karlsruhe. Die Zweite Kammer nahm in vierstündiger Sitz ung einstimmig die Regierungsvorlage bezüglich Aufgabe des Brannt- wcinrescrvatrechts an. Wien. Bezüglich des Pferdeausfuhrderbois wurde der Grund satz sestgestellt, daß an bestimmten Grenzpuukten die Ausfuhr unter staatlicher Kontrole statthaft sei. Die einschlägigen Einzelbestimm nngen werden in Kürze entworfen und veröffentlicht Werda». Paris. Die Boükangistische „France Militaire" meldet, die Regierung wolle aus „Sorge vor einem Aufruhr" i(Mouvement Populaire) den Jnfantkric-Mgimentvrn auf der Trnppenrcvue beim Nationalfest mn 14. ds. scharfe Patronen geben. — Die „Debats" melden aus Petersburg, Rußland 'werde der Fnrstenwahl gegcnMcr seine rcservirte Haltmig nicht aufgeben; der Zar sei fest entschlossen, der Hüter des europäischen Friedans zu bleibe». Paris. Nach der „Libe-ts" ist eine Zvllcrhöhung auf Alkohol von 30 auf 60 Fr. sicher. — Die Regierung läßt denientiren, daß sie die Vorlage über die Mobllisirung wegen diplomatischer RMama- tivncn Deutschslamds zurückzichen werde. Sofia. Die Photographie-Buchhändler verkaufen schon das Bild des Cobuvgers. Die Diplomatie glaubt, daß der Eoburger ge wählt werde, aber im Auslande bleibe, bis dir WahlsaMion-erfolgt sei. Inzwischen werde eirke von ihm -ernannte Regierung die Ge fchäftsleitung führen. « Konstantlnopel. Der Sultan suchte durch Ali Nizami eine» «neuerlichen Aufschub für die Konvention nach. — Der Großvczier 'erhielt ein Telegramm über neuerliche Unruhen auf Kreta.; -ein türkisches -Dorf wurde verbrannt. Politische Rundschau. C h em nitz, den 5. Juli. Deutsches Reich. Der Kaiser empfing am Sonntag Nach mittag den Grafen Herbert Bismarck zum Vortrag. Am Montag hörte der Kaiser die Vorträge des Grafen Perponcher und des Ge heimrath von Wilmvwski und ertheilte dem commandirenden General ' Graf von Wartensleben Audienz. Nachmittags hatte der Kaiser eine Besprechung mit dem Geh. Hofrath Bvrck und erledigte vor dem Diner noch mehrere Rcgierungsgeschäste. Abends 10 Uhr erfolgt vom Potsdamer Bahnhof die Abreise nach Ems, wo der Kaiser am Diens tag Vormittag vom Prinzen und der Prinzessin Wilhelm begrüßt werden wird. —- Der Kaiser hat dem sächsischen Gesandten Grasen Hvhenthal in Berlin den Krvnciwrden 1. Klasse verliehen. In der Note, mit welcher der Staatssekretär'des Auswärtigen den Ge sandte» von der Ordensverleihung in Kcnntniß gesetzt hat, ist gesagt: „Sr. Majestät sei es ein lebhaftes Bedürfuiß gewesen, nach der letzten erfolgreichen Reichstagssession, zu deren günstigem Resultate die außergewöhnlich befriedigenden Wahlen in Sachsen das Ihre bcigetragcn haben, Allcrhöchstihrer Befriedigung diwch die Auszeichnung des königl. sächs. stimmführenden Herrn Vertreters im Bundesrathe einen sichtbaren Ausdruck zu geben." — In Berlin wird behauptet, die plötzliche Abreise dcs Staats sekretärs von Bötticher sei durch die bevorstehende Annahme dcs Kunstbuttergesetzcs veranlaßt worden. Herr von Bötticher hatte sich im Reichstage gegen die jetzt von der preußischen R gierung ge nehmigten Abänderungen erklärt. Die Nachricht klingt nicht unwahr scheinlich. — Vor dem Reichsgericht in Leipzig hat gestern der neue Hoch- verrathsprozeß begonnen, durch welchen am meisten — die französische Regierung blosgestellt wird. Angcklagt sind der Handlungsrcsteude Klein aus Straßburg, dessen Schwager, der Fabrikant Grebcrt aus Schiltighcim und wegen Beihilfe der Gastwirth Erhärt aus Straßburg. Klein und Grebcrt haben auf Anstiften Schnäbcles und anderer fran zösischer Polizcibcamtcn das französische Nachrichtenburcau in Paris seit acht Jahren über de» Zustand der Festungen Straßborg, Mainz Die Erbin von Wallersbrunn. Originalroman von Marie Romany. I Nachdruck verboten.. Abwärts von Wien, in der Richtung gegen die steyrischen Alpe», zeigt sich die Romantik der Schöpfung in wahrhaft berückender Pracht. In bezaubernder Schönheit, so weit das Auge reicht, strecken sich die Berge und Hügel, hier im Schmuck der üppigsten Wiesen, dort im Saatengewoge, indeß reiche Ahorngruppen sich in den Thalstreckcn dehnen und das unsterbliche Grün der Nadelwaldungcn von den Spitzen der Berge hcrunterlacht. Auch die »och junge Leitha plätschert lustig ihre Fluth; sie wüßte viel zu erzähle» vo» dem Glück der Natur, durch welches ihr die Gunst der Schöpfung den Weg gebahnt hat. Und so das Volk, dem hier eine Hcimath beschicken ward. Armuth scheint diesem Boden entfremdet; die Keller und Scheune» des Landmannes strotzen vor Fülle, der Bauer heimst mit Behagen die üppigen Früchte des Bodens ein. Was lebt und aihmet, sonnt sich an dem Wohlgefallen, welches die Gottheit diesem Landstrich be kundet; wäre nicht der Grund seit Urzeiten vererbt oder in sicheren Händen, so drängten sich Bewerber um das Glück dieses Bereichs von Norden und Süden herzu. Unter den Gutshcrrschaften, die auf diesem paradiesische» Gc- birgstheile thronen, glänzt durch die Ausdehnung des Besitzthums wie durch die Pracht seiner stolzen Gebäude das Dominium Wallcrsbrunn. Wohl ein Jahrhundert ist vorübergegangen, seitdem diese Herrschaft bestanden. Der selige Freiherr von Erlenburg, besten Gebeine längst in der steinernen Familiengruft auf dem Hietzingcr Friedhöfe modern, hatte einst an der Aufführung des kleinen Schlosses seine Freude ge sunden; auch der Park und die reichen Gartcnanlagen, weiche nach allen Seiten hin die Gebäude umgeben, sprechen von seiner Liebe zu romantischer Schönheit, gleichviel ob die Natur sie erzeugte oder ob die Kunst des Meisters sie hervorgcbracht hat. Wie stolz würden Haus und Park und alle die Denkzcichcn des von Gott begnadeten Gründers dieser kleine» Herrlichkeit sein, dürsten sie in dem heutigen Besitzer des Dominiums einen Sprossen ihres Schöpfers bewundern; doch Herr von Waldheim ist dem Erlenburg'schen Hause ein Fremder, wcnn- die Fama ihn zum. folgerechten Erben der Besitzung gestempelt hat. und Metz fortwährend auf dem Laufenden erhalten und Zeichnungen unü Pläne eingesandt. Klein gesteht bei der Vernehmung zu, nach dem deutsch-'französischen Kriege an den Straßburger Fortifikations- arbciten als Maurerpolier gearbeitet und sich davon eingehende Kennt nisse verschafft zu haben. 1881 habe ihm der französische Grenz kommissar Aleuriel den Vorschlag -gemacht, für die französische Re gierung Kundschafter über militärische Angelegenheiten zu werden, besonders über die Festungen Straßburg und Metz zu berichten. Klein wurde an Hirsthauer in Paris gewiesen und von diesem gegen 200 Mark monatlich cngagirt. Nunmehr ist Klein nach Metz ge gangen, hat dort eine Wohnung gemiethet, Pläne und Zeichnungen entworfen und dieselben theils an Fleuriel, theils. an Hirschauer gesandt. Anfang 1885 ist er von Schnäbcle eingcladcn worden, nach Pont ä. Mousson zu kommen und hat dort den Auftrag erhalten, Wetter zu arbeiten, seine Thäligkeit aber auf Straßburg zu concen- triren. Die Verbindung mit Schnäbele hat bis zu seiner Verhaftung gedauert. Klein behauptet, von Straßburg weniger Material als von Metz geliefert zu haben. Grebcrt habe gewußt, daß er franzö sischer Spion sei und sei ihm beim Zeichnen behilflich gewesen. Er härt habe Geldbriese von Schnäbele für Klein angenommen. Der Angeklagte Grebcrt bestritt, daß er schuldig sei. Klein habe ihn aus Rache denunzirt, da sie nicht die besten Freunde seien. Erhärt will nicht gewußt haben, worum es sich bei den Sendungen gehandelt. Klein wiederholte, die französischen Beamten hätten ihm ausdrücklich gesagt, die Berichte seien für die Regierung in Paris. Die Sitzung wird auf Dienstag vertagt. — Das Reichsgcsetz, betreffend den Verkehr mit blci- und zink haltigen Gegenstände», ist jetzt amtlich verkündet. Dasselbe tritt am I. Oktober 1888 i» Kraft. Die wesentlichsten Bestimmungen lauten: 8 1. Eß-, Trink- uiw Kochgeschirre sowie Flüssigkeitsmaße dürfen nicht 1) ganz oder theilweise aus Wei oder einer in 100 Gewichts- theilen mehr als 10 Gcwichtstheile Blei enthaltenden Metaülegirung hcrgestcllt, 2) an der Innenseite mit einer in 100 Gcwichtstheilcn mehr als einen Gcwichtstheil Blei enthaltenden Metalllcgirung ver zinnt, oder mit einer in 100 Gewichtstheilen mehr als zehn Gewichts- theile Blei enthaltende» Metalllcgirung gelöthet, 3) mit Ernoil oder Glasur versehen sein, welche bei halbstündigem Kochen mit einem in 100 Gewichtstheilen vier Gcwichtstheile Essigsäure enthaltende» Essig an den letzteren Blei abgeben. Auf Geschirre und Flüssigkcitsmaße aus bleifreiem Britanniametall findet die Vorschrift in Ziffer 2 betreffs des Lothes nicht Anwendung. Zur Herstellung von Drückvorrichtungen zum Ausschank von Bier, sowie von Siphons für kohlensäurchaltige Getränke und von Metalllheilen für Kinder-Saugflaschen dürfen nur Metalllegirungen verwendet werden, welche in 100 Gewichtstheilen nicht mehr als einen Gewichtstheil Blei enthalten. H 2, Zur Her stellung von Mundstücken-für Saugflaschen, Saügringen und Warzen Hütchen darf blei- oder zinkhaltiger Kautschuk nicht verwendet sein Zur Herstellung von Trinkbechern und von Spielwaaren, mit Aus nahme der massiven Bälle, darf bleihaltiger Kautschuk gleichfalls nicht verwendet werden. Ebenso wenig dürfen zu Leitungen für Bier, Wein oder Essig bleihaltige Kautschukschläuche verwendet werden, tz 3. Ge schirre und Gefäße zur Verfertigung von Getränken und Fruchtsäften dürfen in denjenigen Theilcn, welche bei dem bestimmungsgcmäßen oder vorauszusehende» Gebrauche mit dem Inhalt in unmittelbare Berührung kommen, nicht den Vorschriften des tz 1 zuwider hcrgestcllt sein. Conservenbüchsen müssen auf der Innenseite den Bedingungen des tz 1 entsprechend hergestellt sei». Zur Aufbewahrung von Ge tränken dürfen Gefäße nicht verwendet sein, in welchen sich Rückstände von bleihaltigem Schrote befinden. Zur Packung von Schnupf- und Kautabak, sowie von Käse dürfen Matafollicn nicht verwendet sein, welche in 100 Gcwichtstheilcn mehr als einen Gewichtstheil Blei enthalten. — Die zweite badische Kammer hat die Reichrbramitwcinsteuer einstimmig angeiiomme». — Es erscheint fast sicher, daß der französische Mobilisirungs- plan auf das nächste Jahr verschoben, das heißt stillschweigend be graben wird. Das Projekt erfährt von Tag zu Tag größere Angriffe, In der Umgebung, so scheint cs, erinnert man sich nicht mehr der Beziehung, in welcher der »nnmehrige Gutsherr einst zum Erlen burg'schen Hause gestanden hat; ist man doch seit mehr als zwanzig Jahren gewöhnt, ihn als Nachfolger dcs Freiherrn Max zu be trachten ; nnd Bilder, welche der Lauf der Zeit nicht verwischte, ent sanken der Erinnerung durch den Frcimuth und den Biedersinn, durch die gesellschaftlichen Vorzüge und Talente, vermöge deren Herr von Waldheim sich als vielumwvrbenes ent'ant vüvii der vornehmen und reichen Familien der Umgebung festgesetzt'hat. Daß unter solchem Verhältniß der 'Raine von Erlenburg je mehr und mehr der Vergessenheit anheim fiel, kann nur natürlich sein. Freilich, unter den älteren Leuten der Nachbarschaft giebt cs Diesen und Jene», der mit dem Haupte wiegt, wenn über das Erlösche» eines so berühmt gewesenen Stammes berichtet wird; aber in jenen Kreisen der Gesellschaft, die heute dem Leben gehören, erinnert mau sich nicht der von Erlcnburgs, man kennt nur den Namen von Waldheim; und mau zweifelt wohl nicht eine Sekunde, daß Felix vo» Waldheim der rechtmäßige Besitzer dcs Gutes und daß Alice, die blendend schöne Tochter eines so bevorzugten Vaters, als einstmalige Erbin des Dominiums Wallcrsbrunn zu betrachte» sei. Auch das Schicksal — so wenigstens hatte cs den Anschein — stimmte dieser Annahme bei. Niemals, seitdem Herr von Wald heim auf der Besitzung wohnte, hatte ein Unglück ihn hcimgcsucht; die Verehrung der ihn nmgebcnden Kreise, die Liebe der Seinigen, dazu reiche Ernte», in seinen Unternehmungen blinde Erfolge, — ein Erzengel selber, wäre er mit Glanz und Pracht vom Himmel gestiegen, er hätte sich auf Erden kein bcglnckcndercs Paradies gemacht. Und doch umdunkelte sich diese Sonncnpracht, so golden und klar sie geschaffen ward. Nicht, daß plötzlich irgend ei» Mißgeschick von außen her die Besitzung bedrängte, ihre Felder wogten, die Pracht dcs Dominiums glänzte; aber der Tod, dieser eherne Feind aller Glücklichen, hatte seine Hand über dem Hause von Waldheim er hoben; die in der üppigsten Lcbensfülle prangende Gattin dcs Be sitzers hatte vor kaum drei Jahren aus der Bahre gelegen und auch dcc Gutsherr selber, der seit lange schon kränkelte, — die Lungen- chwindsucht war von Geschlecht zu Geschlecht ererbt in seiner Familie — eilte jetzt mit raschen Schritten dem Grabe zn. bei welche» auch der Vater des Gedankens, General Bonlanger, schlecht fortkommt. Ein weiteres Telegramm besagt, daß die Vertagung be schlossene Sache ist. — Zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und Spanien besteht ein vorläufiges Abkommen, nach welchem den auf amerikanischen Schiffen nach Kuba und Portoriko eingeführten Maaren jedweder Her kunft die Vortheile der Verzollung nach dem dortigen Zolltarif zu gewähren sind. Dieses Abkommen, welches ursprünglich nur für eine kurze Zeit getroffen war, ist inzwischen wiederholt verlängert worden. Da nun Deutschland in den spanischen Kolonien die Rechte der meist begünstigten Nation genießt, so kommt die den amerikanischen Schiffen gewährte Zvllermäßigung der deutschen Flagge zu Gute. Indessen ist in letzter Zeit wiederholt Klage geführt worden, daß deutsche Schiffe in gewissen Häfen der spanische» Antillen in dieser Beziehung Schwierigkeiten begegneten. Auf Reklamationen Deutschlands ist nun von Madrid aus die gemessene Ordre an die Kolonialbehörden er gangen, die deutschen Schiffe ebenso wie die amerikanischen z» behandeln. Oestevreich-Ungari«. Der Senat der böhmischen Universi at in Prag'beschloß, den czechischcn Studenten, die eine Dankadresse an diejenigen Abgeordneten unterzeichnet hatten, von welchen im Reichs-, rathe die Abschaffung der deutschen Prüfungen beantragt worden war, einen Verweis zu ertheilen und denselben in den Abgangszeugnissen eintragen zu lassen. 7, Hs Italien. Das römische Journal „Fanfulla" bringt die Mel dung, zwischen Italien und England sei während der Amtsperiode des Grafen Robilant z» Ende des vorigen Jahres ein bestimm tes Uebereinkommcn abgeschlossen, welches alle Miltelmeerfragen um fasse. Es sei bisher nichts darüber mitgetheilt, um Oesterreich und Deutschland nicht zn verstimme». Letzteres stimmt nun wohl nicht. Was sollten denn die beiden Kaiserreiche cinzuwenden haben, wenn Italien sich bezüglich aller Mittelmcerfragen mit England auf gute». Fuß stellt? Das kann uns nur angenehm sein. Frankreich. Die Minister für Handel und öffentliche Arbeiten besichtigten am Sonntag die Arbeiten zur Regulirung des Strom laufes der unteren Seine. Ans ihrer Reise dorthin wurden, nament lich in Vernon, Elbocuf und Rouen, vielfach Hochrufe aus General Boulanger laut. — Die Regierung hat die Mobilisirungsvorlage zu rückgezogen. Nnr die Radikalen skandaliren deshalb und behaupten, das sei eine Erniedrigung gegenüber Deutschland. — Einzelne Blätter melden, die Beeinflussung der Presse habe Boulanger so viel gekostet, daß er jetzt ca. 100,000 Franken Schulden habe. — Der Graf von Paris empfing in Jersey die dort angelangtcn Deputationen aus Frankreich und billigte dabei ausdrücklich die Haltung der monarchische» Abgeordneten gegenüber der jetzigen Regierung. Die Feinde des Ministeriums behaupten, damit sei das Bestehen eines geheimen Bundes zwischen Nouvier und den Monarchisten bewiesen. England. Offizielle Berichte der englischen Regierung sagen, die Truppen des Emirs von Afghanistan hätten am 13. und 16. Juni die aufständischen Ghilzai's empfindlich geschlagen. Die Berichte find trotz ihres offiziellen Ursprunges falsch. Die Truppen des EmirS haben am ersten Gefechtstage gesiegt, sind aber am zweiten geschlagen und haben eine Anzahl Stellungen in den Häuden der Aufständischen lassen müssen. — Die Königin Victoria wird am 13. d. M. nach der Insel Wight übersiedeln. — Die Gladstoncancr haben bei der Parlamentswahl in Spaltung einen großen Erfolg über die Conser- vativcn errungen. Es heißt infolgedessen, Lord Salisbury werde die Führer der Gemäßigt-Liberalen abermals zum Eintritt in das Cabinet auffordern. — Streikende Eisenbahnarbciter in Bolton haben dort große Ruhestörungen veranlaßt, indem sie eine Fabrik in demoliren versuchten. Eine Cavallericattacke stellte erst die Ruhe wieder her. Rusjland. Der Einfuhrzoll für Baumwolle in Rußland wird vom 1. October ab verdoppelt werden auf 90 Kopeken für das Pud, Spanien. Disziplin herrscht in der spanischen Armee immer noch nicht; das beweist nachstehendes Madrider Telegramm: Der Generalinspcctor der Infanterie, General Primo de Rivera, war im Senat bei Bcrathung der militärischen Reformvorlagen außcrordent- Vvll Bedauern blickte nian aus den Kreisen der Gesellschaft auf ihn, mit trübem Auge sah Alice dem Dahinsiechen dcs geliebten Vaters zu. Alice, zur Genüge vertraut mit dem Geschick ihrer Ahnen, wußte zu wohl, daß Herr von Waldhei'm sie bald als Waise zurücklafsen werde; daß keine Macht der Erde seine Tage zu Ver längern im Stande sei. Wie natürlich also, daß das Weh, welches ihren jungen Busen bedrückte, ihre Wimper umflorte; sie sah die Kraft des Vaters sich von Tag zu Tag mindern, sah, wie das lichte Roth, dieser untrügliche Vorbote nahen Todes, täglich seine Wangen höher malte, fühlte, wie so bald das einzige Band, welches ihr unges Dasein mit der Welt und ihren Freuden verknüpfte, werde zerrissen werden. Arme Kleine! wie viele Duldung ertrug sie, wie herbe war das Leiden, welches die Krankheit des Vaters auf ihre Schultern lud: Es waren n cht Launen, die Herrn v. Waldhcim's Lebensmuth oft bis zur Unerträglichkeit herabsinken ließen; Oualen, gegen die er sich mit aller Fassung sträubte, schienen mit nncrsät licher Lust in seinem Innern zn wühle». Und diese Qualen stiegen, je unerbittlicher die Krankheit sich zeigte, je kürzer die Spanne Zeit ward, die ihm auf Erden zn leben beschicken war. Geduldig, wenngleich mit umflorten Blicken, trug Alice diese Pein. Wie oft hing ihr Auge voll banger Furcht an der Miene >eS Vaters, wie lauschte ihr Ohr mit Entsetzen de» Aeußrrungen, die wohl nur das Fieber, welches von Monat zu Monat häufiger anf- trat und die Krankheit noch unerträglicher werden ließ, hervorpreffen konnte; doch ihre Jugend, Dank dem Schicksal, vergaß den Eindruck, den solche Stunden erzeugten, nnd nichts blieb ihr, als das Weh, wclchcs sie beklemmte, wenn Herrn von Waldheim's Blick voll un aussprechlichem Kummer auf ihr ruhte, wenn die Seufzer, die sich einer Brust entrangen, ihr sagten, wie schmerzlich ihm die Trennung werde, die ihm so nahe war. Ja, sicherlich! Glück nnd Wohlergehen, sein halbes Gut würde Herr von Waldheim mit Freuden zum Opfer gebracht habe», wenn es in seiner Macht gelegen hätte, seinem Leben jetzt noch ein paar Jahre Frist zu gewähren; doch hier galt nicht Täuschung; der Guts herr wußte, wußte sicher, daß sei» Stundenglas schon der Hand des schwarzen Schnitters vertraut war und daß der Augenblick nahte, in welchem dos letzte Körnchen Sandes gefallen war. Kortketmna kola»
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