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Wilsdruffer AMM WUsdruff-Dresden Dienstag, den 3. Juni 1930 Postscheck: Dresden 264V AmM, Witt militärischer 8mM .ZK Mik Li >on os >efl Kaptlalmarrte erfuhr nur eine geringe Entlastung. Aus dem Börsenmarkl zogen nur die festverzinslichen Werte an. Die Ausfuhr blieb im April mit 88,5 Mil lionen Mark aktiv. Der Baumarkt erfuhr nur eine ganz geringe Belebung, die hinter der in den Vorjahren weit zurückbleibt. Auch die Belebung in der Woll- nnd Seidenindustrie war nur gering. Die Preise sanken weiter. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshanptmannschaft Meißen, des Amts- Michis und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Einitalienisches ProgrammfürPaueuropa Berlin, 2. Juni. Wie ein Berliner Blatt aus Mailand meldet, setzt Arnaldo Mussolini, der Bruder des italienischen Ministerpräsidenten, Briands Paneuropa ein italienisches Pro gramm entgegen, in dem die solgenden Forderungen ausgestellt werden: 1. Nevision verschiedener Friedensverträge; 2. Rüsiungs- gleichheit nicht nur ausschließlich auf Italien bezogen; 3. gerechte Verteilung der Kolonien; 4. Ausschaltung der geheimen Einflüsse in der Politik der einzelnen Länder u. 5. Anerkennung der Auto rität, die das jeweilige Herrschaftssystem in den verschiedenen Ländern geschossen hat. Als sechsten Punkt nennt Mussolini eine grundsätzliche Verständigung über Zoll- und Wirtschaftsfragen. Italien hat von Anfang an Briands Paneuropapläne abge- lehnt, weil es — was ja auch wirklich nicht schwer ist — sofort er kannte, daß es sich dabei nur um die Sicherstellung der franzö sischen Vorherrschaft in Europa handelt. Es ist verdienstvoll von Arnaldo Mussolini, der hier wie immer natürlich im Einverneh men mit denn Duce ist, wenn er jetzt der lediglich negativen Kritik positive Feststellungen folgen läßt, wenn er die Voraussetzungen nennt, mit deren Erfüllung die Paneuropapläne erst praktische Bedeutung erlangen würden. Man sieht freilich auch auf den er sten Blick, daß Frankreich diese Vorbedingungen niemals aner kennen wird und daß deshalb die Pläne über die theoretische Er örterung nicht hinauskommen werden. Aber auch das ist nicht ohne Verdienst, wenn diese Klärung beizeiten herbeigeführt wird. Arnaldo Mussolini hat seine Ausführungen im übrigen sicherlich nicht gemacht, ohne dabei an Deutschland zu denken; Italien ist ja in letzter Zeit — natürlich im Dienst für seine eigenen Inter essen! — mehr denn je bemüht, sich gut mit Deutschland zu stellen. Und man muß zugeben, daß Deutschland diese Forderungen samt und sonders unterschreiben kann. Nur müßten sie im einzelnen noch weiter für die besonderen deutschen Verhältnisse spezialisiert werden. presse, Volk und Vaterland. Opposition um eines Besseren wille,n. Beim Festmahl des Reichsverbandes der deutschen Presse in München hielt der bayerische Ministerpräsident Dr. Held eine längere Rede, in der er mehrfach auf die Bedeutung der Presse für Volk und Vaterland einging. Er betonte u. a., der Beruf der Presse müsse in erster Linie Liebe zu Volk und Vaterland sein. Wenn die Tätigkeit der Presse immer so aufgefatzt werde, dann gebe es keine Opposition um der Opposition willen, sondern nur eine Opposition um eines Besseren willen. Der Ministerpräsident wandte sich gegen die Aufmachung der Sensationspresse und wies auf die Notwendigkeit hin, in der Zeitung wieder mehr die Persönlichkeit zum Ausdruck kommen zu lassen. Zwischen Zeitungsverlcger und Redakteur werde das beste Verhältnis bestehen, wenn Verleger und Redakteur sich in ihrer Aufgabe eins fühlten, der Öffentlichkeit zu dienen. Der häßliche poli tische Streit im Innern des Vaterlandes sollte aushören und es müßte ein lebhaftes Interesse dafür bestehen, das Reich in seiner Außenpolitik stark zu machen. Die Stellungnahme zur Frage Föderalismus oder Zentralis mus sei nicht Sache des einzelnen Landes. Hier handle es sich um die Frage der deutschen Zukunft. DerIoWafittwechselmLondonim-Rom. Ernennung der neuen Botschafter. Der Reichspräsident hat die in Aussicht genommenen Ernennungen für die Botschafterposten inLondon und Rom sowie für den Posten des Staatssekretärs zumAuswärtigenAmt nunmehr vollzogen. Bot schafter Sthamcr in Loudon wird am l. Oktober d. I. in den Ruhestand treten. Zu seinem Nachfolger ist der Bot schafter in Nom, Freiherr von Neurath, zum Bot schafter in Nom der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes von Schubert und zum Staatssekretär des Aus wärtigen Amtes der Dirigent Bernhard v o n B ü l o w er nannt worden. Herr von Schubert wird die Geschäfte des Staatssekretärs seinem Nachfolger in der zweiten Hälfte des Juni übergeben. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile LORpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichcn Bekannnnachnngen 40«aiet,s. psennig, die 3 gespaltene Rrklamrzeilr im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebühr LS Reichspfenuige. geschriebene Erschein»«,»- _ _ _ tage nnd PIatzvorsch«l<M» werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berechtigt. An-eig-m, annahmebisl'ornt.lVUHr. —— — ' Für die Richtigkeit »er durch Fernruf überrnitteltenAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. IederRabattansprvch erlischt, wen« derBetrag durch Klage eingezogen werdenmuß oder der Auftraggeber in Konkurs gerLt. Anzeigen nehmen üüe Vermittln« gsstelleneutgetzeri. Zeppelms kleiner Bruder. Deutschlands zweites Luftschiff. Als das Luftschiff „Graf Zeppelin" vor einiger Zeit nach Hamburg kam, tauchte vor den Blicken der erstaunten Hamburger noch ein zweites Luftschiff aus, das nicht minder flink durch die Lüfte trudelte. Es war „D. P. R. 28", ein nach Parseval konstruiertes Prall- Luftschiff. Es ist dies außer „Graf Zeppelin" das einzige deutsche Luftschiff. Etwa 40 Meter lang und l5 Meter hoch, mit einem 80-?8-Siemens-Motor ausgestattet, hat es soeben seinen 250. ;'flug hinter sich. Dies ist um so bemerkenswerter, als es seine Flüge größtenteils vom Frankreich räumt „mit der geziemenden Würde«. Der französische Ministerpräsident Tardieu hat in Dijon die angekündigte politische Programmrede gehalten, die den Auftakt zum Wiederbeginn der Parlaments arbeiten bildet. Außenpolitisch führte Tardieu aus, die Grundsätze der französischen Außenpolitik lügen fest: Wirksame Verwendung finanzieller Methoden an Stelle der an Wert immer mehr verlierenden, in den Friedensverträgen enthaltenen militärischen Be setzungsgarantien. Zwischen Frankreich und Deutschland sei noch über wichtige Abkommen zu verhandeln gewesen. Hinsichtlich der Mobilisierung der Forderungen sei noch nichts erreicht gewesen, und doch sei die Mobilisierung das einzige Mittel, um an die Stelle der mili tärischen Garantien eine finanzielle Garantie zu setzen, durch die der Kredit Deutschlands mit der Er füllung seiner Reparationsverpflichtungen verbunden werde. Vor Ablauf von zwei Wochen werde die Mobili sierung der ersten Tranche durchgeführt sein, mehr als lOO Millionen Dollar würden in die französischen Staats kassen fließen und auf dem Weltmarkt werde die erste Young-Anleihe den Kredit Deutschlands mit der Liqui dierung der Kriegslasten solidarisch verbinden. Wenn am 30. Juni mit der geziemenden Würde, ohne Eile, aber auch ohne Verzögerung entsprechend dem vor zwei Monaten von den französischen Militärbehörden aufgestellten Programm die dritte Rheinland zone geräumt sein werde, werde der Young-Plan nicht nur rechtlich, sondern auch tatsächlich in Kraft sein und die finanziellen Garantien, die Frankreich fehlten, als das Kabinett Tardieu die Regierung übernahm, würden Geltung haben. Das sei ein finanzielles und ein poli- lisches Ergebnis. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Adtra». gebühr. Einzelnummern Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgegend W-n-« entgegen. Im Falle hiherer Gemalt, Krieg oder sonstiger »etriebostSrnngen besteht kein Anspruch auf Sies-rung ^Sntxng oder Kürzung der Bezugopreis«. — Rücksendung ein,-sandte- Schriftstücke «rs.lgt nur, wenn Porto deiliegt. kabinettshrratungen über Sparmaßnahmen. Wie der Etat gesenkt werden soll. Wie vom Neichsfinanzministerium mitgetcilt wird, Ader Entwurf eines Ausgabensenkungsgesetzes dem MMabinett vom Reichsfinanzministerium vorgelegt , Mn. Der Entwurf sieht nicht einen Abbau der zur- M im Dienst befindlichen Beamten, wohl aber ein all- ^"hlichc, entsprechend dem Fortfall von Beamten durch- Mhrende Verminderung des Beamtcnkör- pers Ministerien um 10 Prozent vor. Auch an Äderen Stellen soll, soweit es sachlich möglich ist, in Mm Sinne vorgegangen werden. Pensions- -"rzungcn sind nur für Doppelverdiener in mchränktem Umfange vorgesehen. . Das Reichskabinett wird sich mit diesem Ausgaben- ^kungsgesetz in diesen Tagen beschäftigen und es noch den Psingstferien verabschieden. Außer der Vermin derung des Beamtenkörpers ist noch der Fortfall einiger Mer in Aussicht genommen, auch sollen Kürzungspläne Beamtengehältern bis zu 5 Prozent zur Beratung Wirtschaft m Mi. . O. S." — dieser Notruf: „Rettet unsere Seelen" - "d n>jx ygn einem in höchster Seenot befindlichen Schiff W überall hinausgefunkt. Das Reich ist finanziell in ^cher Not wichtigste Teile unserer Wirtschaft erklären, Ergehen zu müssen, wenn nicht eine entscheidende Mmg der Unkosten erfolgt. Alle Kalkulationen und Ahnungen werden über den Haufen gestoßen AMn damit nur das Schicksal des — deutschen Reichs- ^.Mlts. Die Negierung trägt dem Rechnung, will es sAOens tun dadurch, daß auch sie für später eine Kostcn- ihre Verwaltung gesetzlich festlegen lassen will. M Arbeit des Reichssparkommissars soll M nicht ungenutzt bleiben. Man hat nun seit sechs Analen immer und immer wieder von künftigen Äus- Mnverminderungen und Steuersenkungen sprechen Mn, aber nur Steuererhöhungen erleben müssen, so daß M die gesetzliche Festlegung auf eine künftige Ausgaben- Mbsetzung willig entgegennimmt. Ist es richtig, daß der Reichstag bis Mitte Juni in die MiWferien gegangen ist, daß z. B. auch das Programm A Osthftfe vertagt wurde, daß die Vertreter des deutschen >Mes zu Hause bleiben, obwohl in der deutschen Wirt est Tag um Tag neue „S.-O.-S."-Rufe in die Sffentlich- A gefunkt werden, immer wieder neue Zehntausende von Heftern den Weg zum „Stempeln" gehen müssen — und ^Utschland ist 1« einem überwiegend industriell ein- Wellten Land geworden —, ist es richtig, daß das ''ldeitsbeschaffungsprogramm der Negie- das fertig vorliegt, nicht heute, morgen, übermorgen Angriff oder in schnellste Erledigung genommen wird! das Schicksal der Wirtschaft also unser aller Schicksal. Brennendste, wichtiger selbst als — Pfingstferien des Parlaments! Man spricht soviel von dem „Gegensatz zwischen Mt und Wirtschaft" und setzt dabei: die wirklichen Ar — angeblichen Lcbensnotwendigkeiten des Staates a den Vordergrund. Nicht mit Unrecht dann, wenn eine sächliche Notwendigkeit vorliegt. Wenn jetzt die Regie- Brüning ein Ausgabensenkungsgesetz ausgearbeitet A und dem Reichstag vorlegt, so sollen eben damit jene Mete staatlicher Verwaltung „abgebaut" werden, wo "je solche Notwendigkeit nach Ansicht der Negierung nicht Mdingt besteht. Än und für sich ist — nach den tiefen ^"griffen, die seit 1923 der Beamtenabbau vollzogen A — der „Personaletat" bei den Unkosten der Reichs-, 'Mts- und Kommunalverwaltung ganz außerordentlich Mckgegangcn bis zu einem Maße, der gerade noch die AM des Erträglichen streift. Namentlich die Reichs- Mbahn und die Reichspost weiß davon ein nicht gerade Mes Lied zu singen. Der Punkt, wo angepackt werden Ak, liegt anderswo, und zwar dort, wo die deutsche Wirtschaft selbst seit der Mobilisierung unserer Währung ^griffen hat: eine Ausgabensenkung in Reich, Ländern Gemeinden muß erfolgen unter dem Gesichtspunkt iMkicher Rationalisierung. Also einer Be- >^änkung auf das Erfüllen Wirts chaft- Mer Notwendigkeiten staatlicher Verwaltung. Mn wird auch die Kostenersparnis die Anpassung an Mnzlell Mögliches und Erträgliches zur Selbstvcrständ- Mett. ^r. 127 — 8d. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Südung einer flaatrpolüMu Kette. Um den Block gegen die Sozialdemokratie. Bei einer Kundgebung, die anläßlich der Partei tagung des Wahlkreisverbandes Westfalen-Nord der Deutschen Volkspartei in der Stadthälle in Münster stattfand, hielt der Parteiführer, Reichsminister a. D. Dr. Scholz, eine Rede, in der er u. a. ausführte: Im Vordergrund des politischen Interesses hätten in den letzten Tagen die Bemühungen um die Schaffung einer st a a t s p o l i t i s ch e n Kette gestanden. Der Versuch sei gescheitert au dem Widerstand der Demokraten und der Volkskonservativen, während die Wirtschaf tsparici zu einer Vereinigung bereit ge wesen sei. Der Reichskanzler wisse um diese Bestrebun gen und billige sie, da sie keine Spitze gegen das Zentrum enthielten. Der günstige Augenblick, einen Block gegen die Sozialdemokratie zu bilden, dürfe nicht unbenutzt vorübcrgehen. DieZVolkspartei sei nach wie vor bereit, der neuen Entwicklung im bürger lichen Lager die Selbständigkeit der eigenen Partei zu opfern in der Erwartung, daß auch die anderen Gruppen nicht vor diesem entscheidenden Schritt zurückschrecken würden. Der Tiefstand der Wirtschaft. Handel und Gewerbe im Mai. ^fstand der Wirtschaftslage in Deutschland M geringen Rückgang der Arbeitslosenziffer erneuten Fehlbetrag im Haushalt des Reiches 'Nrn ckusdruck. Wenn auch die Lage aus fast allen Welt- d°n übrigläßt, so wird Deutschland Depression doch besonders schwer betroffen. Jns- M'e Produktionsmittelindustrien zu uien Einschränkungen gezwungen. Die Lage auf dem Der Erfolg der Zeppelinfahrt. Mehr als 100000 Personen in Lakehurst. Die Newyorker kommentieren die letzte große Fahrt des „Graf Zeppelin" und bringen übereinstimmend zum Ausdruck, daß der Erfolg dieses Fluges die Überlegen heit des Luftschiffes gegenüber dem Flugzeug endgültig erwiesen habe, und daß sich diese Erkenntnis in einer schnellen Entwicklung des Luftschiffverkehrs auswirken werde. „Herald Tribune" meint, daß der letzte Flug des „Graf Zeppelin" zwar weniger sensationell gewesen sei als der Weltrundflug im vergangenen Jahre, daß er aber von einer noch größeren Bedeutung für den Luftverkehr sei, weil er den Nachweis erbracht habe, daß das Luft schiff auch Fahrten nach den Tropen ausführen könne. „World" erklärt, das Luftschiff suche nunmehr nach ständiger Beschäftigung. Nach Schätzung der Blätter waren mehr als 100 000 Personen in Lake hurst, um den „Graf Zeppelin" zu besichtigen. Die Newyorker Postbehörde überreichte Dr. Eckener ein Album mit Probedrucken von Zeppelinmarken. Der Wert der vom Luftschiff nach Europa, zu befördernden Post wird mit 150 000 Dollar angegeben. Unter den Passa gieren, die die Fahrt nach Europa mitmachen, befindet sich auch der Forscher Sir Hubert Wilkins.