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für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amlsölalt der Kgl. Ämtshauptmannschast «n!> »er Kgl. Schnlinsprclion zu Vautz/n sowie -es Königlichen Vcrichtoamte« und Les SlnLtrucheg zu Pischosoweera. Diese Zritichrist erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und Sonnabends und kostet einschließlich der Sonn' abends erscheinenden „belletristischen Beilage"^vierleljährllch^t^Nark bO Psg. (15 Ngr.). Inserate werden bi« Dieuttag« 21. j Mittwoch, den 13. März. j 1878. Politische Weltjchau. Während sich die Organe, oder sollten wir sagen: Facto ren der öffentlichen Meinung mit der Lösung der innern Frage scheinbar erfolglos abmühen, dürfte die Aufmerksamkeit des Fürsten Bismarck wieder ungetheilt den auswärtigen Angelegenheiten zuge wendet sein. Die Mächte haben sich dahin geeinigt, daß der Congreß in Berlin statrfinden soll; nur England hat seine Antwort bis jetzt vorenthalten. Er ist jedoch zu bemerken, daß die scheinbare Zu rückhaltung der englischen Regierung ihren Grund in der Verfassung des englischen CabinetS und der damit verbundenen Schwierigkeit hinsichtlich der Auswahl eines Bevollmächtigten haben dürfte. Auch gewinnt die Zuversicht immer mehr an Boden, daß es zu weiteren kriegerischen Verwickelungen nicht mehr kommen werde. Die halbamtliche „Prov.- Corresp." sagt in dieser Beziehung: Das Eine sei gewiß, es dürfe als unwiderruflich feststehend gelten, daß ein ausgesprochenes, von der Zustimmung Europa'- begleitetes Streben Rußlands, den Druck der türkischen Herrschaft über die christliche Bevölkerung Bulgariens zu brechen, vollständig erreicht sei. Dieses Ergebniß in Frage gestellt werden können. Betreffs weiterer Bedingungen, wodurch Rußland Ersatz der Kriegs opfer für sich und für die Staaten, die sich seinem Kampfe anschlossen, zu sichern bestrebt gewesen, sei anscheinend Manche- vermieden oder vermindert worden, was in den letzten Wochen lebhafte Be sorgnisse wegen der Verletzung anderweitiger In teressen hervorgerufen habe. Volle Zuversicht in dieser Beziehung werde freilich erst die genaue Kenutniß der Friedensbedingungen geben können, jedenfalls scheine das Zustandekommen der Lonferenz, wo eine weitere Ausgleichung der europäischen In teressen erfolgen solle, gesichert. Eine officielle Veröffentlichung des Friedens- vertrage- ist kaum vor nächster Woche zu erwarten, da zuvor noch die gegenseitigen Ratificationen in Petersburg auszufertigen sind. Doch verlautet über den Inhalt desselben Folgendes. Srzerum wird den Russen nicht übergeben. Die Dobrutscha wird gegen Bessarabien au-getauscht, vorausgesetzt, daß Rumänien seine Einwilligung dazu erthellt. Wenn nicht, wird Vreiaaddreißigster Jahrgang. irgend ein anderes Arrangement getroffen werden. Die Dobrutscha wird wahrscheinlich einen Theil Bulgariens bilden. Die muselmännische Bevölkerung soll nicht aus Bulgarien au-gewiesen werden. Den Flüchtlingen wird gestattet, nach ihrer Heimath zurückzukehren. Bulgarien soll eine vollständige Selbstzesetzgebung erhalten und von einem Fürsten regiert werden, der von einer bulgarischen Notabeln- Dersammlung gewählt wird. Die einzige Beschränkung der Wahl ist, daß der Fürst kein Mitglied irgend einer Herrschrrfamilie in Europa sein darf. Die Höhe des von Bulgarien zu entrichtenden Tribut soll nicht vor zwei Jahren festgesetzt werden, während welcher Zeit Maßregeln zur Ermittelung der Hilfs quellen und Einkünfte des Lande- ergriffen werden. Während dieser Zeit soll da- Land von emer russischen Armee besetzt bleiben, oder bi- eine ein geborene Armee mit hinlänglicher Solidität, DiS- ciplin und Organisation zur Aufrechterhaltung der innern Ordnung gebildet werden kann. Die russische OccupationSarmee soll nicht 50,000 Mann über steigen. Der bulgarische Tribut wird nach seiner Feststellung zur Zahlung der Kriegskostenentschädigung verwendet werden. Die ganze Verwaltung des Landes soll dem Fürsten und einer von dem Volke gewählten Legislatur überlasten bleiben. Ueber die zu adoptirende Regierungsform wird theil- der Fürst und die Legislatur, theil- Europa entscheiden. Bul garien wird weder Adrianoprl noch die Mündungen der Maritza oder Salonichi einschließen. Es umfaßt Lula BurgaS im Süden und erhält einen Seehafen am Marmara-Meer, nämlich Eavatta, wodurch Bulgarien beträchtlich größer gemacht wird, al- in der vorjährigen Constantinopeler Conferenz beab sichtigt wurde. Sämmtliche Festungen in Bulgarien werden geschleift und e- sollen keine türkischen Truppen im Lande bleiben. Serbien erhält die Distrikte um Risch herum, wo serbisch gesprochen wird, aber nicht Widdin, da- Bulgarien verbleibt. Montenegro soll die den Türken abgenommenen LandeStheile erhalten, aber die endgültige Bestimmung darüber soll die Conferenz treffen. Bosnien und die Herzegowina erhalten Verwaltungs-Reformen auf den Vasen der vorjährigen Lonferenz. Thessalien und Epirus desgleichen. Die russische Atpree marschirt nicht in Lonstantinopel ein, sondern die