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Nr. 110 — 94. Jahrgang Montag, den 13. Mai 1935 Wilsdruff-Dresden Telegr.-Adr.: „Tageblatt Postscheck: Dresden 2640 MW PWW MM» Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt lange Zeit kn Krakau weilte. In diese Zeit fiel auch eins Reise nach London. In Krakau bereitete er einen nationalen Aufstand grundlegend vor. Er fuhr dann nach Japan, um mit der japanischen Regierung über die Bewaffnung Polens zum Kampf gegen den Zarismus zu verhandeln, ein Plan, der jedoch mißlang. Er begründete die Kampforgpanisationen der polnischen sozialistischen Partei und die galizischen Schutz verbände. Beim Ausbruch des Weltkrieges ernannte ihm dis insgeheim in Krakau gebildete „nationale Regierung" zum Oberbefehlshaber aller polnischen Streitkräfte. Von Krakau aus führte er dann die berühmte erste Legionärbrigade nach Kielce, dessen Einnahme ihm gelang. Die Schützenverbände traten nunmehr unter seiner Führung als polnische Legion auf. 1916 jedoch legte er diese Führung nieder. Am 13. Juli 1917 wurde er in Magdeburg interniert. Die Mittelmächte errichteten in diesem Zeitabschnitt den selbständigen polnischen Satat. Als Pilsudski am 10. Novem ber 1918 nach Warschau zurückkehrte, übertrug ihm der jetzt gebildete Negentschaftsrat die Militärgewalt. Fünf Tags später übernahm er die oberste Gewalt und nach Auflösung des Regentschaftsrates die gesamte Staatsgewalt.. Er berief den verfassungsgebenden Sejm ein, der ihm im Februar 1919 bis zur Uebernahme der ordentlichen Staatsverfassung dis weitere Geschäftsführung übertrug. Im Dezember 1922 zog sich Pilsudski von den Regierungsgeschäften zurück, kehrte aber im Mai 1926 wieder, nachdem er nach gewaltigen Kund gebungen des Militärs durch einen Putsch die Macht an ßch reißen konnte. Am 21. Mai 1926 wird er zum Staatspräsi denten gewählt, nimmt aber die Wahl nicht an. In der neuen Negierung übernahm er das Kriegsministerium und im Okto ber 1936 das Amt des Ministerpräsidenten, das er bis zum 27. Juli 1928 und später noch einmal vom August bis Dezember 1930 inne hatte. Sonst behielt er sich in allen Regierungen nur das Amt des Kriegsministers vor und übte gleichzeitig die Befugnisse »des Armee Gcneralinspekteurs aus. Linker seiner Führung entwickelte sich der Aufbau Polens zu einem starken Staatswesen im Innern und auch nach außen. Ihm ist auch das Gelingen der guten Beziehungen zwi schen Deutschland und Polen zu danken, das im-polnisch-deut schem Freundschaftsabkommen seinen Ausdruck sand. Dieser Vertrag, der im deutsch-polnischen Verhältnis für zehn Jahrs eine enge freundschaftliche Bindung sichert, ist auch ein wert voller Beitrag für den europäischen Frieden und somit -ein be deutendes Verdienst Marschall Pilsudskis. Die Aufnahme der Todesnachricht in Berlin. Berlin, 13. Mai. Der Tod des Marschalls Pilsudski, der kurz vor Mitternacht in Berlin bekannt wurde, hat die deutsche Oeffentlichkeit, die sich dem polnischen Volke in diesem Augenblick der nationalen Trauer besonders eng verbunden fühlt, aufs lebhafteste bewegt. Die Nachricht erregte überall herzliche und aufrichtige Teilnahme, die dem Gefühl entsprang, daß Polen seinen größten Sohn verlor, das deutsche Volk aber gleichzeitig einen Freund, der dem neuen Deutschland Ver- ständnis entgegenbrachte. Lavals Besuch in Moskau. Der französische Außenminister Laval, der sich aus einer diplomatischen Reise nach Moskau befindet, stattete vorher Warschau einen Besuch ab, bei dem er Gelegenheit nahm, mit dem polnischen Außenminister Be- sprcchungen zu führen. Am Sonntagmorgcn verließ er die polnische Hauptstadt wieder und fuhr nach Moskau, wo er von den „Bundesgenossen" feierlich empfangen wurde. über den Aufenthalt des französischen Außenministers Laval in Warschau wurde folgender amtlicher Bericht ausgcgeben: Minister Beck und Minister Laval haben während des Aufenthalts des französischen Außen ministers in Warschau freundschaftliche Unterredungen gehabt, die ihnen Gelegenheit zu offenem und herzlichem Meinungsaustausch boten. Den Inhalt der Unterredun gen bildeten die wichtigsten Fragen sowohl aus dem Be reich der gegenseitigen Beziehung wie auch ans dem Be reich der mehr allgemeinen Fragen, die im gegenwärtigen Augenblick die Aufmerksamkeit der beiden Regierungen auf sich zu lenken verdienen. Der Meinungsaustausch war vom Vertrauen nnd gegenseitigem aufrichtigen Verständ nis gekennzeichnet. Er gab den beiden Ministern die Mög lichkeit festzustellen, daß der gemeinsame Gegenstand ihrer Bestrebungen die Erhaltung des europäischen Friedens und der Sicherheit durch Organisierung einer breit auf gefaßten internationalen Zusammenarbeit ist, die allen die Möglichkeit zur Mitarbeit bietet. Die Minister Polens und Frankreichs haben zu ihrer Befriedigung festgestellt, daß sie die im polnisch-französischen Bündnis ausgedrückt« strenge Solidarität diesem Friedenswillen zur Verfügung stellen können. Marschall Pilsudski ist am Sonntag- abeud um 8,45 Uhr gestorben. Warschau, 13. Mai. Marschall Pilfudsti ist im Bel vedere-Schloß in Warschau entschlafen, nachdem ihm ein Mili- tärkaplan noch die Sterbesakramente gereicht hatte. Die Krank heit des Marschalls währte bereits mehrere Monate. Die Aerzte hatten einen Magen- und Leberkrebs festgestellt. Am 11. Mai trat eine plötzliche Verschlechterung im Befinden des Kranken ein. Der Marschall erlitt einen Magenblutsturz, der eine Schwächung der Herztätigkeit zur Folge hatte. Bald darauf trat der Tod ein. KabinetLsrat in Warschau. Warschau, 13. Mai. Unmittelbar nach Bekanntwerden der Nachricht vom Tode des Marsä^lls Pilsudski traten die Mitglieder des polnischen Kabinetts zu einer Sitzung zusam men. Ministerpräsident Slawek begab sich darauf ins König liche Schloß, wo er vom Staatspräsidenten Moscicki zu einer längeren Audienz empfangen wurde. Der Staatspräsident hat zum Generalinspekteur der Armee den General Eduard Rydz-Smigly und auf Antrag des Ministerpräsidenten zum Leiter des Kriegsministeriums den General Zbigniew Kas- przycki ernannt. Auf Veranlassung der Regierung wurden sämtliche Theatervorstellungen abgesagt. Der polnische Rund funk hat für morgen sein gesamtes Programm abgesagt. Das Beileid -es Führers. Der Führer und Reichskanzler hat sorgendes Beileids telegramm an den polnischen Staatspräsidenten gerichtet: „Tief bewegt durch die Nachricht von dem Hinschei den des Marschalls Pilsudski spreche ich Eurer Exzellenz und der polnischen Regierung mein und der Reichsregie rung aufrichtigstes Beileid aus. Polen verliert in dem ver ewigten Marschall den Schöpfer seines neuen Staates und seinen treuesten Sohn. Mit dem polnischen Volk betrauert auch das deutsche Volk den Tod dieses großen Patrioten, der durch seine verständnisvolle Zusammenarbeit mit Deutschland nicht nur unseren beiden Ländern einen gro ßen Dienst geleistet, sondern darüber hinaus den wert vollsten Beitrag zur Befriedung Europas gegeben hat." Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Das »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. srei Haus, bei Postbestellung 1,80 NM. zuzuglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Npfg. Alle Postanstalten und Post boten, unsere Austräger u. „ - Geschäftsstelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent- Wochenblatt fUt Wilsdruff U. UMflkfleNd gegen. Im Falle höherer Gewalt,Krieg od.sonstiger - ' Betriebsstörungen besteht Aein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingcsandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegl. Wagenborg-Bildmaterndienst Marschall Pilsudski. Polen unvergeßlicher Nationalhervs und Marschall Pilsudski wurde am 5. 12. 1M7 in Zulow in der Nähe von Wilna geboren. Er studierte in Charkow Medizin, wurde aber von der Universität wegen seiner politischen Tätigkeit rele giert. Er trat mit sozialistischen Kreisen in Verbindung und wurde im Jahre 1887 cmf fünf Jahre nach Sibirien ver bannt. Nach seiner Rückkehr organisierte er die polnische sozi alistische Partei und gab die Zeitung „Robotnik" heraus. Im Jahre 1900 wurde er erneut verhaftet, konnte aber aus Pe tersburg nach Kiew fliehen und später nach Galizien, wo er Vas neue Gesicht der staatliche« Zugendsöhnlüg. Der Reichserziehungsminister Dr. Rust HM durch einen Erlaß die staatliche Jugcndführung uuf neue Grundlage gestellt. Starkes Gewicht wird bei der staatlichen Jugendpotitik auf die Erziehung durch den Körper gelegt. — Zu dem Erlaß werden von zuständiger Stelle folgende Er läuterungen gegeben: Der Verlust der politischen Einheit des deutschen Volkes in der Systemzeit spiegelt sich in der Zusammen setzung der deutschen Jugend wider. Der frühere Staal versuchte, diesen Zustand dadurch zu verbessern, daß er die Vertreter der zahlreichen Jugcndvcrbände in Ausschüssen und übergeordneten Ausschüssen unter staatlicher Kon trolle zu einer gewissen Einheit zusammenfaßte. Daß diese Einheit nur äußerlich war, trat deutlich hervor; denn neben dem Vertreter der evangelischen Pfadfinderschafi saß der der katholischen und einen Stuhl weiter der Ver treter der marxistischen Arbeiterjugend. Diesem Zustand ist durch den nationalsozialistischen Umbruch des Jahres 1933 dadurch ein Ende bereitet worden, daß die Reichs führung der Hitler-Jugend den Reichsausschuß der deut schen Jugendverbände in ihre Hände nahm und damit auch nach außen hin das politische Alleinrecht der national- sozialistischen Jugend erklärte. dieben der Hitler-Jugend gibt es seitdem keine Jugendgruppen mehr. Sie ist berufen, der NSDAP als der politischen Führerorganisation des deut schen Volkes den Nachwuchs zu stellen. Sie kann aus dle>em Grunde nicht die Gesamtheit der deutschen Jugend zwangsläufig erfassen, sondern der Beitritt ihrer MU- slieder muß — wie in der Zeit vor der Machtübernahme auf dem Grundsatz der Freiwilligkeit stehen. Bei dieser Regelung ist folgerichtig die Frage auf geworfen worden, was mit der Jugend geschehen soll, di e s ich ni cht zu m p o lit i s ch ein F ü h run g s- willen berufen fühlt. Natürlich muß auch der außerhalb der Hitler-Jugend und ihrer Gliederungen stehende Teil der deutschen Jugend zu Nationalsozialisten erzogen werden. Dabei muß aber berücksichtigt werden, daß die Vermittlung nationalsozialistischen Gedankengutes nicht allein zum Nationalsozialismus erzieht. Die An eignung des Wissens über die NSDAP, und ihre Ge schichte, über Nasse und Vererbung, sind nur ein Teil Nationalsozialistischer Erziehung, aber nicht die Gesamt- ttziehung selbst. In dieser Erkenntnis hat der Reichs- erziehungsminister Rust den Staatsjugendtag eingeführt, der das gesunde Gegengewicht gegen eine nur verstandes- jnäßigc Erziehung zum Nationalsozialismus bieten soll. Die gcmeinschaftsbildendc Kraft, die in den Organi- Intionen der NSDAP., also auch in der Hitler-Jugend, ruht, wurde durch die Einrichtung des Staatsjugendtages als wichtiger erzieherischer Faktor gewürdigt nnd ein gesetzt. Auf diesem Wege wird durch den jüngsten Erlaß °es Reichserziehungsministers, der den neuen Fach- ^arbeitern für Jugendfragen bei den Regierungen Weg Ziel ihrer Tätigkeit umreißt, bahnbrechend weiter- ßeschritten. Die Jugend soll über die Turnstunden hinaus Men Körper im Spiel und Sport in freier Natur stählen und dadurch zu Willensstärken und entschluhfähigen Volks- öenossen herangebildet werden. Unter Berücksichtigung der durch die Hitler-Jugend Md durch die Ortsgruppen des Reichsbundes für Leibes übungen gegebenen Einrichtungen soll der Staat die Mperlichc Erziehung der gesamten Jugend führend sanken. Die Gesundheit der deutschen Jugend, namentlich °er berufstätigen, wird aufs stärkste gefördert werden. Die Mlhenuntcrsuchungen innerhalb der Hitler-Jugend und wnstjge Beobachtungen der Werktätigen Jugend haben ge- Mt, daß die körperliche Arbeit keineswegs die Leibes übungen und den Sporttm Gelände ersetzt. Der uvtwendige Ausgleich muß also durch körperliches Maining erreicht werden. Die charakterlichen Werte, wie Mt, Entschlußkraft, Willen, Beharrlichkeit und Kamerad- Mft, die gleichzeitig entwickelt werden, beweisen deutlich, es sich bei der Erziehung durch den Leib um mehr den üblichen Sport handelt. „ Den Sachbearbeitern für körperliche ^Ziehung bei den Negierungen sind zur Unter- Mung für die Erfassung der weiblichen Jugend Nirksjugendwartiuncn beigegeben worden. Zur vieren Unterstützung sind in den Kreisen ehrenamtliche iugendwarte bzw. Kreisjugendwartinnen eingesetzt, »Mh wiederum in den Gemeinden Ortsbeauftragte zur §arfugung stehen. Die Aufgaben dieses staatlichen Mgendertüchtigungsapparates bestehen im besonderen HM, die Hitler-Jugend und ihre Gliederungen in jeder de« zu fördern, ihr Turn- und Sportplätze und für ju^ M?ter würdige Heime zu schaffen. Für die Gesamt- i send sind Turnhallen, Turn-, Sport- und Spielplätze zu tzMgen. Zum ersten Male wird zum diesjährigen f^ " Ischen Jugcndfest zur Feier der Sommer- ,,„!^nwende sich die staatliche Führung in der Jugend- 'uchtigung zeigen, weil hier an zwei Tagen die gesamte Jugend an bestimmten Leistungen ihre Kraft zeigen wird. Der notwendige weitere Ausbau des Staatsjugendtages, vor allem nach der Richtung, immer neue Kreise der Jugend auch außerhalb der Schule hinzuzuziehen, fällt ebenfalls in den Aufgabenbereich dieser nunmehr abge schlossenen Regelung, durch die Reichsminister Rust der staatlichen Jugendsührung außerhalb der Schule ein neues Gesicht gegeben hat. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aulliegendem Taris Nr. «. — Nachweisungs-Gebühr: A) Rpsg. — Dorgeschriebene Erschcinungsiage und Plagporschrisien werden nach Möglichkeit berücksichtig«. — Anzeigen . Annahme durch Fcrnrus üderwü. Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr.806t-!«n^An^iÄn^üd!nneh^ wen wir deine «ewähr. sicher Siaballansprurh erlischt, wenn der Betrag durch Klage cingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät.