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Dresdner Journal : 02.07.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189707028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-07
- Tag 1897-07-02
-
Monat
1897-07
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 02.07.1897
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Ve»»«r»rrt«: Kür Dresden vierteljährlich: R Mark 50 Pf., bei den Kais«» kich deutschen Postanstalten vierteliShrlich 3 Mari; außer halb de« Deutfchen Sketches Post, und Stempelzuschlaa. Einzeln« Nummern: 10 Pf Erfchetne«: Täglich mit Su-nahm« der Eonn- und Feiertage abend«. Fer»,pr.Anschluß: Nr 1LSL Dresdner Journal. SnkSndignniSsebKtzre«: ANr den Raum einer aefpal. trneu Zeile Nriner Schrift «Pf Unter „«inaesnudt- di« Zeile 50 Pf Bei Dabellea- und Ziffernfatz entsprechender Auffchlag. Herausgeber: Königliche Expedition des Dresdner Journal- Dresden, Zwlngerstr. so. Feruspr.-Lnschluß: Nr ILIt .U 850.Freitag, den 2. Juli, abends.1897. Diejenigen PtMer unseres Klattes, welche dasselbe von hier aus nach einem andern Aufenthaltsort nachgesendet zu haben wünschen, bitten wir, mit der bezüglichen Bestellung gleich zeitig die an die Post zu entrichtende Ueber - Weisungsgebühr einsenden zu wolle». Die selbe beträgt im ersten Monat eines Viertel jahres 60 Pfg., 'im zweiten Monat 40 Pfg. und im dritten Monat 20 Pf. Auf ausdrücklichen Wunsch besorgen wir die Nachsendung unter Kreuzband. Die Ge bühren hierfür richten sich nach dem Gewicht der einzelnen Sendungen. König!. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. TreS-tn, 30. Juni. Se. Majestät der König haben AUergnädigst geruht, dem außerordentlichen Professor an der Universität zu Leipzig vr. weck. Max Sänger den Titel und Rang als „Medizinal- Rat" in der lV. Klasse der Hofrargordnung zu ver leihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Lehrer an der Akademie der bildenden Künste zu Dresden, Maler Gußmann, den Titel Professor zu verleihen. Se. Majestät der König haben dem Tonkünstllr und Musiklehrer Hermann Friedrich Conrad Schmeidler in Dresden das Prädikat „Königl. Kammervirtuos" Allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben dem Saltlermeister Ernst Otto Zaunick in Dresden das Prädikat „Königl. Hofsattler" Allergnädigst zu verleihen geruht. Dresden, 30. Juni. Se. Majestät der König haben dem in den Ruhestand tretenden Sekretär bei der Zoll- und Steuer Direktion Weißflog in Dresden das Beldienstkreuz Allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Transportiuspektor bei der StaatSeisenbahnverwaltung Bahmann in Dresden den von Sr. Königl. Hoheit Prinz Luilpold, des Königreichs Bayern Berwejer, ihm verliehenen Ver dienstorden vom heiligen Michael IV. Klasse annehme und trage. Srueuuungev, Versetzanzev re. im öffentliche« Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums des Kultus «Nb Ssfentlichen Unterrichts. Erledigt: dir Kirchschulstelle zu Friedrichswalde Kollator: das Königl Ministerium deS Kultus und öffentlichen Unterrichts. Die Stelle gewährt außer freier Wohnung ein jährliches Gesamteinkommen von 1000 M. für den Schuldienst und 4t0 M. S5 Ps. für den Kirchendienst Dazu tritt noch das gesetzliche Honorar für den FortbildungSschulunlerricht und für de» Turnunterricht Ge suche sind an den Kollator zu richten und mit den erforder lichen Beilagen bis zum t7. Juli an den Königl. BezirkS- fchulinspektor Schulrat Lehmann zu Pirna cinzusenden Zu besetzen: eine neugegründete ständige Lehrerstelle an der einfachen Volksschule in Wahren bei Leipzig. Kollator: das Königl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unter richts Einkommen: 1100 M. Jahrcsgchalt und 250 M. Wohnungsgeld für einen verheirateten, 150 M. für einen un verheirateten Lehrer. Der Gehalt erhöht sich durch regulativ- mäßige Zulagen von je 150 M. nach 30jähriger Amtierung bis auf 2300 M. ausschließlich des Wohnungsgeldes Be ver ber, die noch nicht das 30. Lebensjahr überschritten haben, vollen ibre Gesuche nebst den erforderlichen Beilagen bis zum 15 Juli bei dem Königl. Bezirksschulinspeklor Zimmler zu Leipzig II einreichen: — an den Bürgerschulen zu Zwickau Kunst und Wissenschaft. * Straßburger Kunstsammlungen Aus Straß burg i. E. schreibt man der „Frkf. Ztg": In der alten Frage der Bereinigung und räumlichen Unterbringung unserer städtischen Kunst- und Kunstgewerbesammlungen, deren Bedeutung in weiteren Kreisen auch jetzt noch merk würdig wenig bekannt ist, ist nunmehr der entscheidende Schritt geschehen, und die Freunde der Kunst können mit der Lösung dieser Frage sich nur in jeder Hinsicht ein verstanden erklären Ursprünglich hatte man den Ge danken gehegt, ein neue« Museumsgebäude in der Neu stadt zu schaffen Aus finanziellen und allgemeinen Erwägungen ist dieser Gedanke schon geraume Zeit ganz in den Hintergrund getreten, und nunmehr steht es fest, daß daS ehemal» bischöfliche sogenannte Alte Schloß, dicht neben dem Münster, den gesamten städtischen Besitz an Kunstgegenständen in sich vereinigen wird Das Alte Schloß, in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts von dem Fürstbischof Rohan erbaut, architektonisch eines der interessanten Gebäude der Stadt, hat nach wechselvollen Geschicken von 1872 bis 1884 der neuen Universität und der neuen Bibliothek, von da ab bis 1895 der Bibliothek allein eine notdürftige Heimstätte geboten; seine gründliche Restaurierung und die für seine end- giltige Bestimmung erforderlichen Umbauten sind bereits rn Angriff genommen In dem restaurierten Gebäude werden dann große und sehr hohe, auch gut beleuchtete Räume zu Gebote stehen für da» Kunstmuseum wie für da« Kunstgewerbemuseum. DaS erstere umfaßt in erster Linie die seit 1889 angekausten Bilder alter Meister (130 Stück und 10 Reliefs), dann eine schon recht erhebliche Sammlung durch Kaus und Schenkung allmählich erworbener moderner Gemälde und Skulpturen sowie eine seit 1877 angelegte wertvolle Kupferstichsammlung Bei diesen beiden letzteren zwei HilsSlehrerstellen. Kollator: der Rat der Stadt Zwickau. Da- jährliche Einkommen beträgt je 1300 M, sofern aber der zu Wählende die WahtsähigkeitSprüsui'g noch nicht bestanden hat, ze 120« M, einschließlich des WohnungSgeldeS. Besuche sind bi« zum 10. Juli an den kvllator einzuscnden; — die Kirchschul- slelle zu Oberoderwitz Kollator: das Königl. Ministerium deS Kultur und öffentlichen Unterrichts. Einkommen 1000 M. vom Schuldienste, SOO M vom Küchendienste und Amts wohnung mit Gartengenuß Bewerbungen um diese Stelle sind unter Beifügung sämtlicher AmtSzeugnissc bi- zum 15. Juli an den Königl. Bezirk-schulinspektor Bach in Löbau i. S zu richten. Nichtamtlicher Teil. Ter erwartete Minifterwechsel im Reiche und in Preußen ist nunmehr vollzogen worden. Ter „Reichsanzeiger" meldet, daß Se. Majestät der Kaiser dem Staats sekretär des Reichsamts dcs Jnrern, Staatsministcr vr. v. Boetticher die nachgesuchle Dienstentlassung erteilt und denselben von der allgemeinen Stellver tretung des Reichskanzlers entbunden, den bisherigen Staatssekretär des ReichSschatzamlls vr. Grafen v Posadowsky zum Staatssekretär des Innern, den Generallieutenant z. D. v. Podbielski zum Staats sekretär des Reichspostamtes ernannt, und den Staats sekretär des Reichsamts des Innern, ttr. Grafen v. Posadowsky mit der allgemeinen Stellvertretung deS Reichskanzlers beauftragt haben. Und der „Staats anzeiger" teilt mit, daß dem Vizepräsidenten des Staatsministeriums Vr v. Boetticher kie nachgejuchte Dienstentlassung erteilt sowie der Staats und Finanz minister vr. v Miquel zum Vizepräsidenten des preußischen Staatsministeriums und der Staatssekretär des Innern, vr. Graf v. Posadowsky zum Staals- minister und Mitglied« des Staatsministeriums er nannt worden ist. Diese Verabschiedungen bezw. Ernennungen be deuten für die Öffentlichkeit keine Überraschungen. Schon seit einiger Zeit war man auf sie vorbereitet. Angezweifelt worden war von einem Teile der Presse nur noch die Ernennung deS Generals v. Podbielski zum Staatssekretär des Reichspostamts. Einer durch Se. Majestät den Kaiser vollzogenen Ernennung gegen über irgendwelche Kritik zu üben besitzen wir, wie unser« Äser wissen, weder Neigung noch Berechtigung. So wenig es daher auch nach unserem Geschmacke ist, wenn die offiziöse „Nordd. Allg. Ztg." eine Art Er klärung der vollzogenen Ernennung geben zu müssen glaubt, so liegt doch auch anderseits kein zwingender Grund vor, die betreffende Auslassung des genannten Blattes zu unterdrücken. Tie offiziöse Zeitung schreibt nämlich: „In einer großen Verwaltung wird es sich al- nützlich er weisen, wenn von Zeit zu Zeit anstatt eines im regelmäßigen Gang der Besördcrung Heraufgekommenen ein Mann an die Spitze tritt, der in mancherlei anderen Arbeitszwcigen sich um gesehen hat, neue Gesichtspunkte mitbringt und unvorein genommen die bisherigen Geschäft-Methoden betrachtet. Es würde für Deutschland nicht ohne Nutzen sein, wenn wir die Anschauung, daß eine Person an hoher leitender Stellung den Dienst von unten heraus in demselben BerwaltungSzweige gemacht haben müsse, nach dem Beispiel vorgeschrittener Kultur länder, wie England und Frankreich, korrigrercn würden. Die Vertrautheit mit allen technischen Einzelheiten einer Verwaltung kann nicht als ein unumgänglich notwendiges Erfordernis an gesehen werden Wie unmöglich wäre es sonst, Minister zu finden, von denen die meisten sich in wesentliche Abteilungen ihres Amtes erst einarbeiten müssen Im Gegenteil, in ge wißem Sinne kann gesagt werden, daß notwendige Reformen besser durch Neulinge — falls sie nur über das nötige Quantum vcn Geist und Wissen verfügen — als durch die Männer der tradionellen Praxi- besorgt werden Diese Erfahrung hat man überall gemacht, selbst in Fächern, die eine besondere technische Befähigung und Erfahrung erfordern Was nun das Reichr- postwesen im besonderen betrifft, so sind in der Zentral- vcrwaltung desselben so hervorragende Kräfte vorhanden, daß man mit aller Sicherheit auf einen ruhigen ungestörten Gang Beständen des Museums ist vorzugsweise das elsässische Element berücksichtigt, sowohl hinsichtlich der Schöpfer der Gemälde wie hinsichtlich der dargestellten Gegenstände bei den Kupferstichen. Auch das seit 1888 bestehende Kunst gewerbemuseum hat bereits einen sehr bedeutenden Umfang gewonnen, seine Mustersammlung zählt 5520 Stück, die Bibliothek und Borbildersammlung 2526 Werke und 17 000 Vorbilder, dazu die Straub - Sammlung, 859 Nummern, zum Teil sehr wertvoll, aus der Hinter lassenschaft des bekannten Domherrn und Altertums forschers Straub Die Sammlung der Gemälde alter Meister ist auf 443 370 M. (zweifellos zu niedrig), das übrige Kunstmuseum auf 341480, das Kunstgewerbe museum auf 455 000 M eingeschätzt. Außer diesen städtischen Sammlungen werden aber im Alten Schloß auch noch für die Sammlung der Gesellschaft für Er haltung der Altertümer Räume geschaffen, eine Samm lung, in der hauptsächlich die reichen Ergebnisse der Aus grabungen im Elsaß zum großen Teil untergebracht sind; gerade diese Sammlung mußte sich bisher mit so un günstigen Räumlichkeiten begnügen, daß sie für weitere Kreise eigentlich nur dem Namen nach existierte Endlich ist in Aussicht genommen, daß dem städtischen Kunstmuseum unter Wahrung des Eigentumsrechts, auch die Bilder des Vereins der Kunstfreunde sowie die wertvollen Gobelins des Münsters überwiesen werden Wenn in kurzer Zeit alle diese Sammlungen im Alten Schloß vereinigt sind, wird Straßburg im Besitze eine» Museum« sein, von dem man in der That mit dem Berichte an den Gemcinderat sagen kann, daß es „an zweckmäßiger Unterbringung und Reich haltigkeit bereits bei dem jetzigen Bestände nicht von vielen übertroffen wird"; dazu kommt noch, daß dann die hier besprochenen Sammlungen und die sehr interessante Samm lung von Originalskulpturen und Abgüssen vom Münster (Frauenhaus) sich in unmittelbarer Nachbarschaft befinden E» wird immer einen besonderen Ruhmestitel unserer Gemeindeverwaltung bilden, daß sie bei dem gewaltigen der Geschäfte rechnen darf. Es ist daher völlig unvei stündlich, wie man sich erstaunt zeigen kann über die in Rede stehende Ernennung, und wie man jogar den Rrichrkanzür die Gegen zeichnung des ErnennungSdekret» zum Vorwurf machen kann Das Mindeste, was verlangt werden muß, ist, daß man die Ersah,ungen abwartet. Wir zweiseln nicht, daß düse die vor eiligen Urleile von heute richtig stellen werden. Im Hinblick auf die wohl als feststehend zu er achtende Thatsache, daß die „Berliner Politischen Nach richten" gewisse Beziehungen zu dem preußischen Hrn. Finanzminister unterhalten, dürften vielleicht auch die nachstehenden Auslassungen des genannten politischen Organs nicht uninteressant sein: .. Als es sich darum handelte, Hrn v. Boetticher in seinen Stellungen im Reiche und in Pr.ußen zu ersetzen, ist zuerst vom Reichskanzler Fürsten Hohenlohe der Gedanke an geregt worden, daß dem Minister v. Miquel die Stellvertretung deS Reichskanzlers im Reich, das Reichsamt des Innern und die Bizepräsidentschafr des Staat-ministeriums in Preußen über tragen werden möchte. Bon etwas anderem ist nie die Rede gewesen Diese Kombination ist gescheitert an den Be denken des Finanzministers v Miquel, welche dieser wesentlich aus persönlichen Gründen geltend gemacht hat, nament lich unter Hinweis auf sein Alter und seine viel zu wünschen übrig lassende Gesundheit, auch weil er sich nicht gerne vom preußischen Finanzministerium getrennt hätte Es hat aber auch die Er fahrung bewiesen, daß für den Vertreter des Reichskanzlers und den Ches des Reichsamts des Innern keine genügende Zeit übrig bleibt, auch noch als Vizepräsident des preußischen Staatsministeriums in preußischen Angelegenheiten wirksam thätig zu sein. Die Personeneinheit in der Sp:tze der Leitung des Reich- und Preußens — das ist jetzt wohl unbestritten — ist unbedingt erforderlich, keineswegs ist dies aber bezüglich der Stellvertretung im Reiche und in Preußen der Fall. Um das richtige Verhältnis zwischen Preußen und dem Reich zu sichern, genügt die Thatsache, daß die Stellvertretung in beiden sich selbstverständlich lediglich innerhalb der Instruktionen des Reichskanzlers bewegen muß und wird Unter dieser Vor aussetzung ist aber, zumal der Reichskanzler und Minister präsident jeden Augenblick in der Lage ist, auch im ein zelnen direkt tin-ugreisen. die Kombination, welche eine Trennung der Personen in der Stellvertretung herbeisvhrt, nicht allein nicht ichädl ch, sondern vom Standpunkt einer guten Ec schästsbehandlung a:s sehr voricilbast anzusehen Nach unserer Kenntnis sind, wie wir schon früher hervorgehobcn haben, in den geführten Verhandlung-« weilergehende Tendenzen in Bezug aus eine anderweite Ordnung der organi schen Einrichtungen des Reichs in keiner Weise in Betracht gekommen. ES hat sich lediglich um eine zweck mäßige Ordnung der durch den Abgang des Minister» v Boetticher notwendig gewordenen Maßnahmen gehandelt Diese Ordnung ist nunmehr in »oller Übereinstimmung zwischen dem Reichskanzler Fürsten zu Hohenlohe und dem Finanzminister v Miquel erfolgt Zur Herbeiführung des nationalen Friedens in Böhmen sind in der letzten Zeit nahezu täglich aus der Mitte der feindlichen Parteilager Vorschläge gemacht worden. Nachdem von seiten der Regierung die Absicht kund gegeben worden ist, dem Sprachenkampfe in Böhmen durch die Einberufung einer Konferenz beizukommen, in welcher neben den Delegierten des Ministeriums die Vertreter der Deutschen und Tschechen sowie auch die her vorragendsten Parlamentarier aller Reichsratsparteien über die Regelung der Sprachenfragc in Böhmen zu beraten hätten, haben die deutschsortschrittlichen Blätter eine Reihe von bereits in allen Einzelheiten aus- gearbeiteten Entwürfen veröffentlicht, in welchen eine für beite Teile annehmbare Lösung der Sprachenfrage versucht worden ist. Zunächst erschien der Vorschlag auf dem Plane, für die Behandlung der Sprachenfragen gewählte Nationalkammern zu errichten, wodurch dem Reichsrate und dem böhmischen Landtage die Sorgen um die Befriedigung der nationalen Wünsche und Forderungen der Deutschen und Tschechen abgenommen würde. Hierauf machte der Oberstlandmarschall-Stellvertreter von Böhmen, Julius Lippert, in der „Neuen Freien Presse" in einem mit der Frage „Was nun?" überschriebenen Aufsatze den Vorschlag, daß die Geltung der Sprachen- Aufschwunge, in kem Straßburg augenkundig begriffen ist, auch die Fürsorge für solche künstlerische, ideale Interessen nicht aus den Augen gelassen hat * Uber den Pariser Salon wird der „Köln Ztz" u. a geschrieben: Es geht gerade durch die sonst auf ihre Frische so stolze Marsfeldausstellung ein Zug, der als schwere Ermüdung oder aber Entmutigung erscheint. Wir sehen in Paris, daß es das Bildnis ist, das die Allein herrschaft an sich reißt. Als Bildnisse sind auch nur die zahlreichen Darstellungen des Nackten zu betrachten Man nimmt eben eine einzelne Figur und bringt sie unter be stimmte koloristische oder stilistische Bedingungen, benutzt sie als Mittel zu einem rein technischen Zweck und giebt sich weder die Mühe besonderer Charakteristik, noch gar einer Komposition, aus der irgend eine Idee, irgend eine Empfindung spricht Die Armeleutsmalerei, die rosen farbene, hellgrüne Allegorie, die mittelalterliche und die assyrische Mystik, die moderne Neurasthenie, alle diese Ge danken-, Empfindungs- und Phantasieströmungen sie sind verschwunden, und man arbeitet nur nach einem „Ton", „UN valeur". Da giebt e» sehr schöne Sachen, Pinsel kunststücke und Keckheiten, die den Kenner sehr interessieren Aber was die Maler auch sagen mögen, es ist noch nicht das letzte Ziel der Kunst, uns nur möglichst vollkommene Proben des äußern Kunstkönncns zu bieten, wie wichtig dieses auch im Zusammenhänge mit dem seelischen Ge halte ist Die Kunst wäre nicht zu allen Zeiten ein so mächtiger Kulturfaktor gewesen, wenn man sich auf die Fähigkeit, der Natur alle Farbentöne abzulauschen, beschränkt hätte, und gerade für Paris war bisher die enge Wechselwirkung zwischen Kunst und Leben bezeichnender als für irgend eine andere Kunst stätte, sodaß man vertrauensvoll im Salon die politischen und moralischen Zustände Frankreichs studieren, ja vorhersagen konnte, welche Farbentön« im nächsten Jahre bei den Damen Mode sein würden Sind also Verordnungen auf die tschechischen Landesgebiete ein geschränkt und die Tschechen dafür durch eine weitere Ausdehnung der inneren tschechischen Amtssprache entschädigt werden sollten. Die Doppelsprachigkeit der Beamten würde dann nur in den gemischten Bezirken vorgeschrieben werden können. Am nächst folgenden Tage schon erschien in den Spalten desselben Blattes der Entwurf einer „Regierungsvorlage" aus der Feder der Professoren der Prager deutschen Uni versität, der RcichsratSabgeordneten Pfersche und vr. Ulbricht, worin den Tschechen ein noch weiter gehender Friedensvorschlag gemacht wurde. Es sollten die Ge richtssprengel in Böhmen in deutsche, tschechische und gemischte eingeteilt und die sprachliche Gleichberechtig ung in solcher Weise zur Durchführung gebracht werden, daß in den deutschen — die deutsche, in den tschechischen — die tschechische und in den gemischten — beide Sprachen als Gerichtssprachen zur Verwendung zu gelangen hätten. Im ganzen Lande Böhmen würde jeder das Recht haben, iu seiner Sprache Gesuche bei den Behörden ein zureichen, deren Erledigung jedoch in Fällen, wo die Sprache der Eingabe nicht die übliche Gerichtssprache wäre, durch Übersetzung in die letztere angebahnt werden sollte Diese beiden FriedevSvorschläge hatten die gleiche Tendenz, die Abwehr der Sprachenverord- nungen vomdeutschenSprachgebieteinBöhmen, zumAuS- gangspunkt, und ebenso stimmten sie darin überein, daß der bisher von den Deutschen in Österreich festgehaltene „leitende Gedanke" der Aufrechterhaltung der deutschen Staatssprache um des lieben nationalen Friedens in Böhmen willen preisgegeben werde. Die Friedensvorschläge der genannten dreideutschsort- schrittlichen Parteimänner wurden jedoch sogar von ihren eigenen Parteigenossen mehr oder weuiger entschieden ab gelehnt. Unter dem Vorwande, daß es nicht Sache „Deutscher Männer" wäre, sich den Kopf der Regier ung bezüglich de- erwünschten nationalen Ausgleiches in Böhmen zu zerbrechen, stellten die Organe dieser Presse jenen Vernnttelungsversuchen die alte Forder ung entgegen, daß vor Beginn einer jedweden dies bezüglichen Transaktion die Sprachenverordnungen beseitigt werden müßten. Auch die tschechische Presse wies die Vorschläge schroff ab, weil ihnen die von den Tschechen seither stets als unannehmbar gekenn zeichnete Legalisierung des geschlossenen deutschen Sprachgebietes in Böhmen zu Grunde lag. Der tschechische Landtagsabgeordnete vr. Skarda gab in in den „Nar. Lisch" zwar zu, daß eine andere Regel ung der Sprachenfrage als die in den Sprachenver- ordnungen enthaltene, möglich sci, er bestand aber dar aus, daß bei jeder Änderung der Sprachenverordnungen das Prinzip der vollen Gleichberechtigung beider Sprachen im ganzen Lande aufrechterhalten bleiben müsse. Vorgestern äußerte sich im jungtschechischen Klub vr. Herold über die unerläßliche Grundlage einer jeden Regelung der Sprachenfragc und stellte als solche die beiden nachfolgenden Hauptforderungen der Tschechen fest: 1) daß der nationale Ausgleich in sprachlicher Hinsicht auf der Basis der vollen Gleich berechtigung und gleichen Geltung der beiden Landes sprachen und der Wechselwirkung in betreff der Ein- zelbestimmungcn abgeschlossen werde und sich 2) auf alle tschechischen Länder (Böhmen, Mähren und Schlesien) erstrecken müsse. Beachtenswert war in den Ausführ ungen vr. Herolds die Bemerkung, daß er die Über zeugung habe, daß Graf Badeni nicht gegen das tschechische Voll regieren wolle und daß er die Gleich- berechtigung in den böhmischen Ländern durchzuführen entschlossen sei, auch die Entwickelung der Autonomie der Königreiche und Länder in jeglicher Weise be günstigen werde. den Malern vorläufig die Gedanken ausgegangen, so steht es anders um die Kleinplastik. Wo solche Zierfigürchen und Gefäße erfunden werden, wo man in solcher Weise von den hergebrachten Typen des Kunstgewerbes neu schaffend abgeht, da ist das Kunstleben nicht verloren, da ist es tief erngedrungen in die Bedürfnisse, und da adelt es den Reichtum Freilich, von einer Volkskunst ist hier zunächst nicht die Rede, sondern von einer Kunst für sehr üppige obere Zehntausend; aber es -handelt sich auch nur darum, daß da, wo das Kunstgewerbe lebendig ist und wo cs von echten erfinderischen Künstlern, nicht bloß von geschickt alte Muster nachschaffenden Handwerkern geleitet ist, an einen wirklichen Verfall noch nicht gedacht werden kann, wenn auch in der „großen" Kunst flaue Stimmung herrscht. DaS Kunst gewerbe ist jenes Glied der Gesamtkunst, das neben der Architektur die Tiefe de» allgemeinen ästhetischen Bedürfnisses anzeigt Schafft man schlechte Zier- und LuxuSgegenständc, baut man geschmack lose Mietkasernen, dann fehlt im Volke das Bedürfnis künstlerischen LebenSschmuckcs und verdorrt die Kunst Umgekehrt wird die Malerei, wenn sie noch fruchtbaren Strömungen auf anderen Gebieten gegenübersteht, sich bald wieder von vorübergehender Ermattung erholen Belloc hat eine speerschleudernde Walküre geschaffen, die Fleischfalten am Gesicht, Arme und Beine au« Elfenbein, die Rüstung aus Silber, Gold und Edelstein, das Pferd aus Bronze Das Werk hat die Höhe einer Tischfigur. Das ist eine Vereinigung lebensvoll bewegter Grazie, Kostbarkeit, und im Köpfchen, in den Armen und Beinen zierlichster Kunst, die ein solches Werk in einem Jahr hundert zu einem glänzenden Beweis unseres hohen Ge schmackes macht; und schier möchte man noch daS anmutige Kunststückchen höher stellen, das derselbe Künstler mit einem zierlich kleinen, leicht in der Hand zu haltenden Damen- bildni» au» Silber und Elfenbein im Renaisiancegeschmack macht Ein voller, etwa» sentimentaler, seelischer Ausdruck liegt auf dem Köpfchen dieser Madame DeSbordeS-Valmore.
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