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^lr 151. Dienstag, den 2. Juli. 1889. Amtsblatt der Lönigl. Amtshauptmannschaft Flöha, des Lönigl. Amtsgerichts und des Ltadtrats M Frankenberg Ps., ohm in. altM- -sMeM- a«d. md. Lrjcheii» tLzlich, mit Ausnahme der Eom- und Jefiiage, abends sür den fol genden Tag. Preis vierteljährlich 1 M. dO Pf»., monatlich so Pfg., Sinjel-Nrn. s Pfg. Bestellungen nehmen alle Post- «iistalien, Postbeben »nd die Ausgabe stellen des Tage blattes an, lt, in Ml- öuden, eim len Schau- iterhaltmig >en konm. nun hitl- :strebungt« jahlreicho» n Loea> vorden: und Uni' Inserate werd« > «U » Pfg. für d« gespaltene llarvull- gelle berechn«. Leinster Inser-M» betrag io Pfg, Somplijierte und ta bellarische Jnseratt nach besondere» Tarif. Inseraten-AnnahM sllr die jewelli-I Adend-Nummer bü vormittag» tO UKi St-)- ent 1 M., ertreter^ kunlle- er- igung d-l nach Z K i entweder rliche Bi' s PrüftA estens de» lichst ei"' Äezirksa^^ Tages-Gedenkblätter. 1710. No» cincm EmwolmttS Dorfes Beyerfeld imEr;c,ebime wird m,°lge eines Zufalles der B-r uch g^ aus Blech zu schnc.dcn. Der Versuch gelang und wurde MechlÄa^ ^selbst ausgebreitete.. und LAchs^chA^°" Eisenbahnen des 1878. Einweihung der neuen Laudcsschule St Afra -tu Meisten in Gegenwart Les Königs Albert ' § 1881. KOjährigeS D,cnstjnbiltiuni des KricgsministcrS General von Fabrice, anläßlich welchen, der Jubilar in den Grafenstand erhoben, nut den. preußischen schwarzen Adlerordcn nud dein oslcrr. Stephansorden-Großkreuz dekoriert wurde Die Offiziere des XII. Armeekorps verehrten ihm einen silber nen Ehrcnschild und einen Ehrcnsäbcl. Nachmittags sand ihm zu Ehren im lönigl. Residenzschlosse Galatafcl statt, bei welcher der König einen Toast auf den Jubilar aus- brachtc. 2. Juli. M. Kaiser Heinrich, der Begründer der Stadt Meißen s IM8. Die Mönchskirche zu Bautzen, deren Ruinen noch beute stehen, wird ein Raub der Flammen. 1813. Samuel Hahnemann, der Begründer der homöopathischen Heilmethode, -st zu Paris. 1878. Erlaß des sächsischen Einkommensteuergesetzes. Örtliches und Sächsisches. Frankenberg, 1. Juli 1889. f Das Volksfest, welches der hiesige Turnverein am gestrigen Sonntage in den Benedixschen Lokalitä ten veranstaltet hatte, verlief bei außerordentlich star kem Besuch in befriedigendster Weise. Eingeleitet wurde das Fest durch einen von Musik begleiteten Umzug der Turnerschaft durch die Stadt nach dem Festplatzc, auf welchem sich sofort ein reges Leben und Treiben entwickelte, welches durch die geschäftig hin- und her eilenden bunt kostümierten Händler, Markt schreier und weibliche Bedienung einen besonderen Reiz erhielt. Viel war von feiten des Turnvereins auf geboten worden, um den zahlreich erschienenen will kommenen Gästen aus Stadt und Land und jedem Stand den Aufenthalt angenehm und „interessant" zu gestalten. Auf einer im Garten erbauten hölzernen niederen Estrade fanden von 3—4 Uhr Konzert un serer wackeren Stadtkapelle und gegen 5 Uhr, sowie gegen 6 Uhr turnerische Vorführungen der Vorturner- schast statt, welche mit Recht sehr beifällig aufgenom- men wurden. Einen Hauptanziehungspunkt für die Uebe Jugend fowohl, als auch für die Erwachsenen bot derkleine Dammplatz" mit seinen Schaubuden und dem Glücksrad in der Konditoreibude. Willig fanden die in letzterer ausgebotenen Lose ä 20 Pf. ft Nummern) Abnehmer, von denen die Gewinner dann mit Jubel die schmackhaften Gaben, die ihnen Fortuna zugewiesen hatte, entgegennahmen. Die Aus stattung der Schaubuden bewies, daß von ihren Ver anstaltern weder Mühe noch Fleiß gescheut worden war. Da war die „Turnerei mit Dampfbetrieb", welche 4 pappene mechanisch bewegte Turner zeigte. — Ein Automat spendete gegen Einlegung des Nickels einen Rollmops. — Die Blitzphotographic daneben ließ den Aufznnehmenden in einen kleinen runden Spie gel schauen, der dem „Apparat" eingefügt war. Die gleich mitzunehmende „Photographie" entpuppte sich dem überraschten Empfänger als irgend ein lithogra phiertes fürstliches Bildnis. — Das Meerungetüm in der benachbarten Bude, der „Fischmensch", welcher im Wasser wie ans dem Lande lebte, aß, trank, rauchte w., war entschieden eine Sehenswürdigkeit, wenn auch, um dieselbe gebührend zu würdigen, ein großer Auf wand von Phantasie nötig war. — Das größte eth nographische Interesse forderten die „fremden Völker" heraus, von denen in einer Bude, welche sich schon von außen durch allerlei Raritäten bemerkbar machte, ein Neger, ein nordamerikanischer Indianer und eine Buschmännerfamilie vertreten waren. Der Kriegstanz, den Neger und Indianer aufführten, die Anbetung des Götzen durch den Neger, das Auftreten der kleinen Gesellschaft, alles wirkte zwerchfellerschütternd — Recht sehenswert war auch die lithographische „Kunst anstalt", in welcher die „Jahn"bilder gedruckt wurden Gut besucht war auch das Schankzelt, in welchem Gesangs- und hnmoristische Vorträge gehalten wurden welche denen der gewerbsmäßigen Koupletsänger wob kaum nachstanden. Erwähnenswert sind noch der Schießstand und die Würstchenbude, welche „warme Küche" und „kalte Küche" verhieß. Zu Gunsten des Fonds des Turnvereins wirkte auch ein Verkäufer von auf dem Festplatze gedruckten Bildern mit dem „Turnvater Jahn". Von abends 8 Uhr an trat der Tanz, dem schon am Nachmittag teilweise gehuldigt worden war, vollständig in seine Rechte. Mit wel cher Ausdauer das Tanzbein geschwungen wurde, dürfte daraus hervorgehen, daß der Ball bis früh 3 Uhr dauerte. — Möge das so glücklich verlaufene Fest sei nen Zweck erfüllt und unserem Turnverein ein recht beträchtliches Erträgnis geliefert haben. f Am Sonntag früh' in der zweiten Stunde brach im Hintergebäude des Matthesschen Gutes zu Langen- striegis ein Brand aus, welcher die in gedachter Baulichkeit befindlichen Vorräte und Wirtschaftsgeräte vernichtete. Die Ursache des Brandes ist zur Zeit noch unbekannt. — Ueber den beabsichtigten Umbau des Residenz schlosses zu Dresden, für welchen Zweck bekanntlich der kürzlich in Dresden zusammengetretene außer ordentliche Landtag als Huldigungsspende drei Mil lionen Mark znr Disposition gestellt hat, dringen jetzt weitere Mitteilungen in die Oeffentlichkeit. Den An stoß zu dem Umbau gab der Umstand, daß das Ar chivgebäude niedergerissen werden soll. Das geht in des nicht ohne weiteres, weil in das Archiv eine Trep penanlage des Schlosses eingrcift. Man hat daher beschlossen, an der dort befindlichen Ecke einen runden Turin nach Maßgabe der Türme innerhalb des zweiten Schloßhofes anzubauen. Demgemäß wird auch der viereckige Eckvorbau nach dem Theater zu verwandelt. Die zwischen beiden Rundtürmen liegende Schauseite soll möglichst nach dem Modell von 1620 in der Modcllkammer des königl. historischen Museums, und in gleicher Weise soll soweit als möglich die Schau seite nach dem Taschenberg-Palais mit Beseitigung störender Anbauten dem alten Vorbilde gemäß her gestellt werden. Bei diesem Umbau ist es möglich, daß neue Räumlichkeiten geschaffen werden, die dann weiterhin eine Oeffnung der Schloßstraße und eine Erweiterung des Verkehrs durch das Georgenthor im Gefolge haben könnten. Indes hängt letzteres durch aus nach wie vor von dem Willen Sr. Majestät des Königs ab. Wie weiter verlautet, soll mit dem Ab bruch des alten Archivgebäudes bereits im kommenden Monate begonnen werden. — Anläßlich des Wettinfestes ist viel von der Raute, denk Symbol des Hauses Wettin, gesagt und gesungen worden, doch wenige dürften sie gesehen haben und wissen, wie gerade Sachsens Wappen zu dieser Zier gekommen ist. Die Sage erzählt: „Als Kaiser Friedrich, der mit dem roten Barte, dem Fürsten Bernhard von Askanien im Jahre 1181 das Herzogtum Sachsen zu Lehen gab, bat dieser Fürst ehrfürchtiglich darum, daß ihm der Kaiser, zur Unter scheidung von seinen Brüdern, ein besonderes Wappen zeichen verleihen möchte. Da neigte der Kaiser sinnend sein Haupt, auf welchem er, der Sommerhitze wegen, zur Kühlung einen frischen, grünenden Rautenkranz trug. Dann griff er plötzlich nach diesem Kranze, der seine Schläfe deckte, und warf ihn dem Askamer auf seinen silberblanken Schild, indem er ausrief: „So nimm zum Wappenbilde diesen Kranz!" Und also wurde der Rautenkranz das Wappenzeichen der sächsischen Herzöge aus dem Hause Askanien und derer, welche später in ihr Erbe eintraten, der Wettiner." Vor dem Ernste des Geschichtsforschers kann freilich solche Sage nicht bestehen. Denn der selbe weiß, daß der sogen. Rautenkranz erst durch Friedrich den Streitbaren, jenen mächtigen nnd tyat- kräftigen Markgrafen von Meißen aus dem Hause Wettin, welcher am 1. August 1425 zu Ofen vom Kaiser Sigismund feierlich mit der sächsischen Kur würde und den zu ihr gehörigen Ländereien belehnt wurde, in das Wappen der Wettiner Fürsten ge kommen und ohne Zweifel nichts anderes ist, als die schräg über die fünf schwarzen Balken im goldenen Felde gelegte Herzogskrone. Demnach hat der Rauten kranz im sächsischen Wappen mit der Pflanze nichts als den Namen gemein. Es wäre sonst auch unbe greiflich, wie gerade die Raute (Kuta gravoolonb), die an der nordafrikanischen Küste und in Südeuropa heimisch und bei uns nur in Gärten gezogen wird, zu der Ehre käme, das Symbol eines Volkes zu werden, das dieselbe zum größten Teil nur dem Namen nach kennt. — Am Donnerstag vormittags verunglückte in Chemnitz auf einem Neubau an der Zschopauerstraße ein Klempnergeselle dadurch, daß er vermutlich durch einen Fehltritt oder Plötzlich überkommenen Schwindel vier Stockwerke hoch herabstürzte. Der Verunglückte wurde auf Anordnung eines herbeigeholten Arztes mittelst ^Krankenwagens nach dem Stadtkrankenhaus gebracht, woselbst er kurz darauf verschieden ist. — In Börnichen bei Oederan ereignete sich am Mittwoch ein höchst bedauernswerter Unfall. Die Ehefrau und Tochter des Gutsbesitzers Sachse daselbst waren damit beschäftigt, Heu einzufahren, wozu sie ein junges Pferd benutzten; plötzlich scheute das feu rige Tier aus irgend welcher Ursache und versuchte durchzugehen. Mutter und Tochter waren nun be müht, das Pferd zu halten und kamen dabei zum Falle, wodurch die Tochter einen Beinbruch und die Mutter sehr schwere Verletzungen besonders am Kopfe davontrugen. — In das nahe bei Dresden belegene Dorf Weißig kam am vorverganaenen Sonntag ein wahrscheinlich beim Wettinfest in Dresden auf Gastrolle gewesener Gauner. Er kaufte am Biertisch — natürlich ohne Anzahlung — ein Haus und lebte hierbei herrlich und in Freuden. Bei Sang und Becherklang hatte sich derselbe sofort die Herzen der Stammgäste durch Brüderschaft im Sturm erobert, alles rüstete und freute sich schon im Geiste, einen so guten Menschen bald als Weißiger Bürger empfangen zu können. Bereitwilligst wurde ihm Tisch und Nachtquartier gewährt; aber o weh! In früher Morgenstunde, als sein Quartiergeber bereits seinem Beruf nachaegangen, wußte er dessen Frau zu bestimmen, Schreibmaterials zu holen und ihn im Zimmer allein zu lassen, worauf er aus einem Schranke,, wozu der Schlüssel oben darauf lag, 1 Portemonnaie, mit einigen 20 M. und 1 Zylinderuhr nebst goldner, Kette an sich nahm und verschand. Der Schwindler ist ungefähr 38 Jahre alt, von mittlerer Statur, hat rundes Gesicht, dicke Nase, kleines Schnurrbärtchen, blonde Haare mit Platte, trägt dunklen Stoffanzug, weißen Strohhut mit Hellem, breitem Band. Genannt hat sich der Schwindler Ernst Heinrich Vogel, Zigar-^ renfabrikant aus Freiberg. In einem bunten Taschen-, tuche, das er bei sich führte, ist ein M. eingezelchnet gewesen. , — Gegenwärtig zirkuliert in Dresden ein Ge- schichtchcn, wonach am 18. jJuni, dem Tage der/. Denkmalsenthüllnng, ein dortiger Schloffergeselle eine- waghalsige Kletterpartie unternommen und an des südlichen Seite des Krenzturmes, dicht unter dem mäch tigen Turmknopf, eine drei Meter lange grün-weiße:, Fahne befestigt haben soll. Von der obersten letzten , Turmöffnung sei der tollkühne Mensch an der Blitz- ableiterftangc zur Höhe emporgeklettert. Zirka drei. Stunden soll er hierzu gebraucht haben, da er wäh-O rend der Zeit, in welcher der Kreuzturmwächter feinest? regelmäßigen Umgang hält, sich ruhig verhalten mußte, j um nicht entdeckt zu werden. Die Geschichte klingt außerordentlich romantisch. Während nun einzelne Dresdner Blätter dieselbe wiederholt erwähnen und ganz ernsthast als tatsächliches Vorkommnis behan deln, bemerkt der sonst immer gut unterrichtete „Pirn.