Volltext Seite (XML)
»r. 12 Friedrich Heorg Wiecks Deutsche Tie Ausführung sittlicher volkswirthschaftlicher Zwecke. Von Adolph von Carnap, König!. Commerzieurath. H. Das Anwachsen der städtischen und namentlich der Fabrikbcvöl- kerung in Folge der blühenden Handels- und Fabrikthätigkeit ist ein so erstaunlich rasches und starkes, daß die Beschaffung entsprechender Wohnungsränme nicht gleichen Schritt halten konnte. Einige in die Ocffentlichtcit getretene Angaben werden diese Thatumstände bezeugen. Schon nach der Angabe des Gewerbeblatts von 1857 ergab sich in WürtembergS wichtigsten Fabritbezirken die nachstehende Zu nahme: In Eßlingen, wo in den 9 Jahren von 1846 bis 1855 die Einwohnerzahl um 6,8 Proceut gestiegen ist, beträgt die Zu nahme der Arbeiter in den größeren Fabriken über das Dreifache, nämlich von 564 ans 1701, so daß dieselbe im Jahre 1855 bereits 12,48 Procent der Gcsammtbevölkcrung gegen 4,42 Procent im Jahre 1846 betrug. Heilbronn zählte 1846 nur 717 Fabrik arbeiter, 1855 aber 1318 und somit in diesen 9 Jahren eine Ver mehrung von 84 Procent, während die Einwohnerzahl der ganzen Stadt nur nm 11,2 Proccnt stieg. In Gmünd betrug die Zahl der Fabrikarbeiter 1846 nur 133, 1855 aber 479 also das 3'/zfache, während die Bevölkerungszunahme nur 5,3 Procent war. Auch das Großherzogthum Baden liefert schlagende Beweise für die Bevölkcrungszunahmc der Fabrikstädte. Nach den amtlichen Beiträgen zur inneren Verwaltung des GroßberzogthnmS fiel die Gcsamintbevölkernng in den Jahren 1852 bis 1855 um 42,371 See len, dagegen stieg die Zahl der Geschäftsgehülfen und Dienstboten um 7333 Personen, so daß sich gegen ein Sinken der Einwohner- ! zahl von 3 Procent, ein Steigen der unselbstständigen, arbeitenden Klaffen von mehr als 6 Procent erzieht. Nicht unbedeutend ist das Anwaäocn gewerbreichcr Städte im Großherzogtbume, cs betrug von Pforzheim 17"/„, Lorca» 8"/<„ Mannheim 5,64<>/,,, Baden 4,52 Heidelberg 3,87"/„ und Karlsruhe 3,55"/g; und diese Zunahme ist fortgeschritten, denn schon im Sommer 1857 zählte die Fabrikbevöl kerung von Pforzheim bereits 5000 Personen gegen 3136 in 1855. Aus den größeren Städten der Rheinprovinz fehlen leider in die ser genauen Beziehung die statistischen Angaben, um hieraus das Verhältniß der Zunahme von Bevölkerung und Wohnungen zu ent nehmen. Gewiß wäre es ein verdienstvolles Werk der Statistik, sich mit solchen socialen, auf das gesammte Leben höchst einflußreichen Fragen zu befassen; zum Theil ist es ihre Schuld, wenn das allge meine Interesse, dem Haushalte des Volkes noch so frcmd sich zeigt. Daß aber die Zahl der arbeitenden Klassen in den Städten und Fa briken bedeutend zugenommcn, beweist schon der starte Anwachs der Bevölkerung, wie die steigenden Verhältnisse des Armcnwescns, und der Mangel an Wohnungen für dieselben an den Tagen, wo der Wechsel periodisch stattfindet. Elberfeld hatte 1610 eine Bevölkerung von 1000 Seelen; 1707: 3000; 1810: 18,783; 1840: 39,384; 1861: 56,307. Im Jahre 1816 zählte es 1946 Wohnhäuser; 1826: 2153 Wohn häuser und 27,429 Seelen; 1836: 2543 Wohnhäuser und 34,753 Seelen; 1846: 3063 Wohnhäuser und 46,966 Seelen und 1861: 3246 Wohnhäuser und 56,307 Seelen. Im Jahre 1816 kamen mithin auf jedes Haus durchschnittlich 11 Einwohner, im Jahre 1826 schon 13 Einwohner, 1836 bereits 14 Einw., 1846 sogar 15 Einw. und 1861 endlich 17 Einwohner. Magdeburg mit den drei Vorstädten Neustadt, Sudenburg und Buckau zählte im Jahre 1815: 24,347 Einw. und 2883 Wohn häuser, dagegen im Jahre 1855: 82,004 Einw. und 4083 Wohn häuser. Während mithin die Bevölkerung innerhalb vierzig Jahren um 240 Proccnt zugenommcn hatte, vcimchrte sich die Zahl der Häuser nur um 40 Proccnt. Im Jahre >855 kamen durchschnittlich auf jedes Haus circa 20 Einwohner. Die Bcvölkerungözunahme hetrug in: 1816 1832 1861 Crefcld . . . . 9839 15,015 50,584 Barmen . . . . 18,040 24,548 49,787 Düsseldorf . . . 15,167 20,912 41,292 Gladbach . . 1498 2371 17,069 Duisburg . . 4508 5660 13,422 Doch in keiner Hauptstadt des europäischen Festlandes ist wohl die Wohnungsnoth empfindlicher und dringender geworden, als in Wien. Nach „Friedmann s Wohnungsnoth in Wien" betrug daselbst die Bevölkerung im Jahre 1826: 307,400 Seelen und die Zahl der Häuser 7801; und im Jahre 1836: 353,500 Seelen, mit hin eine Zunahme von 14,9 und dagegen der Häuser nur 8362 oder 7,1 "/o; sodann im Jahre 1846: 432,454 Seelen, mithin 22,4"/g Zunahme, dagegen nur 8866 Häuser oder 6,2 Zunahme; ferner im Jahre 1806 : 505,000 Seelen, mithin eine Zunahme von 16,9«/y und 9535 Häuser oder 7,6 "/o Zunahme. In dem ganzen Zeiträume von 1800 bis 1856 ergicbt sich eine Zunahme der