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Donnerstag. Rr. 76. 4. Juli -1878. Weißerih-Ieitung. Amts-Ilatt für die Königs. Amtshauptmannschast Aipposdiswasde, sowie für die Königs. Gerichts Aemter und die Stadtrüthe zu Dippoldiswalde und Krauenstein. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ichne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Au beziehen durch alle Post- Anstalten und die Agenturen. - Preis vierteljährlich 1 Mark 25 Psg. - Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit lO Psg. für die Spalten-Zeile, oder deren Raum, berechnet. TageSgefchichte. Dippoldiswalde. Zur bevorstehenden Reichstags wahl ist in unserm Bezirke die Aufstellung eines Candidaten noch nicht erfolgt: Grund dafür, daß der bisherige Abgeord nete jedenfalls wieder zur Wahl vorgeschlagen werden und diese hoffentlich auch annehmen wird. Ob ein Gegen-Can- didat — es kann sich nur um einen Socialdemokraten handeln — aufgestellt werden wird, ist bis jetzt nicht bekannt ge worden. Es wäre aber an der Zeit, daß ein Comitee, welches für Hofrath Ackermann's Wahl wirkt, mit einem Aufruf an die Oeffentlichkeit träte. — Wer darf wählen? Wähler ist jeder Deutsche, der das 25. Jahr zurückgelegt hat, wofern er nicht unter Vormundschaft steht, oder Armenunterstützung erhält, oder die Ehrenrechte verlor, oder Concurs über seinem Vermögen schwebt. Jeder wählt im Bezirke seines Wohnsitzes, kann jedoch von seinem Rechte nur dann Gebrauch machen, wenn sein Name in den öffentlich aushängenden Wahllisten ver zeichnet ist. Das Wahlrecht kann nur persönlich, nicht durch Stellvertreter auSgeübt werden. Es ist nothwendig, daß sich jeder Wahlberechtigte davon überzeuge, ob sein Name auch in den Wahllisten eingetragen ist. (Geschäfts-Uebersicht des Vorschußvereins für Dippoldiswalde und Umgegend auf Monat Juni 1878.) Einnahme: 9 Mark 8b Pf. Stammeinlagen. 3091 - 15 - Spareinlagen. 287 - 50 - verkaufte Staatspapiere. 152 - 60 - Zinsen von Staatspapieren. 8811 - — - zurückgezahlte Vorschüsse. 297 - 57 - Provision für Vorschüsse. 790 - 30 - Zinsen für Vorschüsse. 13438 Mark 97 Pf. Sa. der Einnahme. Ausgabe: 4759 Mark — Pf. gegebene Vorschüsse. 8860 - 46 - zurückgezahlte Spar-Einlagen. 4 - 60 - Zinsen hierauf. 300 - 86 - zurückgez. Stamm-Einlagen u. Divid. 13924 Mark 92 Pf. Sa. der Ausgabe. Reinhardsgrimma. Am vorigen Sonntage hielt der Dippoldiswaldaer Zweigverein für innere Mission in hiesiger Kirchgemeinde ein sogenanntes Wanderfest ab, das zweite in diesem Jahre. Wie anderwärts, bestand es auch hier in einer kirchlichen Feier und einer an dieselbe in einem öffent lichen Locale sich schließenden freien Besprechung. Die Predigt bei der ersteren wurde vom Herrn Sup. Opitz aus Dippol diswalde und zwar über Römer 9, 1—5, gehalten. Die Worte dieses Textes, aus welchen die rührendste Liebe des Apostels Paulus zu seinen Volksgenossen spricht, benutzte der Festprediger in feinsinniger Weise, um darnach, wie nach einem Vorbilds, das Herz eine« Freundes der inneren Mission mit seinem Schmerze, seiner Opferwilligkeit und seiner Hoff-" nungsfreudigkeit zu zeichnen. Die Gemeinde folgte dieser Predigt bis zum Schlüsse mit der ungetheiltesten Aufmerksam keit. Hierauf trug Herr Cantor Prätorius aus SeiferSdorf einen ausführlichen, mit großem Fleiße ausgearbeiteten und fast alle Gebiete der inneren Mission berührenden Bericht vor. Die an den Gottesdienst sich schließende freie Besprechung wurde im hiesigen Erbgericht abgehalten und vom Herrn Pastor Ficker aus Reichstädt geleitet. Hoffentlich hat sich auch durch dieses Fest die innere Mission manchen Freund erworben. Dresden. Die 12 von der Königin zur Pflege Ver wundeter nach Konstantinopel gesandten Albertine rinnen befinden sich — für ihre aufopfernde Thätigkeit vom Sultan mit Orden decorirt — wieder auf der Heimreise nach Dresden. Waldheim. In unserer Nähe wurden am Sonntag Abend drei Frauen, die von Ehrenberg nach ihrer Heimath Falkenhain gingen, im Walde von einem Unbekannten räuberisch angefallen, mit gezücktem Messer und den Worten: „Geld her oder ich steche!" Zwei Frauen ergriffen die Flucht, die dritte leistete zwar muthige Gegenwehr, wurde aber am Hals und Arm verwundet und ihres Portemonnais mit Inhalt und des Sonnenschirmes beraubt. Der Räuber flüchtete nach Ehrenberg zu. Colbitz. Man weiß sich nicht einer so reichen Pflaumen-Ernte zu erinnern, als sie Heuer hier in Aus sicht steht; jetzt schon müssen die Aeste gebunden und gestützt werden, um unter ihrer Last nicht zu brechen. Connewitz (bei Leipzig). Bei der kürzlich erfolgten Taufe des 25. Kindes des Rohproductenhändlers Ziliak hat König Albert Pathenstelle vertreten. Derselbe hat seinem Pathen, mit den besten Wünschen für dessen Gedeihen, eine kostbare, mit Diamanten besetzte goldene Uhr, die den könig lichen Namenszug trägt, zum Geschenk übersenden lassen. Zum Tauffeste waren über 200 Personen geladen. Berlin. Als Zeitpunkt für die Berufung des Reichs tages wird der 19. August bezeichnet; definitiv wird erst nach Schluß des CongresseS darüber entschieden werden, da zwischen diesem Zeitpunkt und der Eröffnung des Reichstages Fürst Bismarck die Kur in Bad Kissingen gebrauchen und beenden will. Dem neuen Reichstage soll der „Berliner Frieden" und sämmtliche auf den Congreß bezügliche Acten- stücke vorgelegt werden.