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Adorker Wochenblatt. M k t t h e t l u n g e n über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Fünfter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post lk gr. SLchs., bei Beziehung der Blatte» durch Botengclcgenheit 12 Gr. SLchs. ^F26. Erscheint jeden Donnerstag. 27. Juni 1839. Der Lizenziat Bartolo über die Freiheit. (Aus H. Königs Roman „die hohe< Braut.") Das Mittelalter war ein Hochgeblrg, In welchem die Menschen wie Adler horsteten, weit umher in die Fclsenschluchten hinab - und zwischen Wolkcnschluchten hinaufblickend. Das Leben war einfach, aber groß in allen Richtungen. Sie bauten ihre Adlcrnester auf die Felszacken, und zogen ihre Brut flügge zu kühnen Thaten und zum Flug gen Himmel. Jenen widmete sich der Adel, diesen Flug leitete die Priestcr- schaft. Die andern Menschen dienten und gehorchten. Von diesem Hochgebirge blickten die Völker rückwärts, woher sie gekommen waren, und erzählten sich die Geschichte in Fabeln und großartigen Bildern. Wenn sie die Adlerflügcl schlugen, waren es erhabene Ge danken, wenn sic den Blick erhoben, sahen sic In die überirdische Welt. Aber cs blieb nicht lange so. Der Adel drückte die dienstbaren Leute, die hohe Geistlichkeit mischte sich in die weltlichen Händel. Da blickten die dienstbaren Leute und die »ledern Geistlichen, arm und neidisch, horchend und schadenfroh, auf den Adel, der nicht adlich that, und auf die Prälatcnschaft, die nicht geistlich lebte. Sie fütterten mit Würmchen und Amcisenriern die Spottvögel groß, die jetzt zwischen den Adlern und Paradiesvögeln flatterten und zwischer- tcn, wenn sich diese auf den Felsenriffen um Fang und Fraß hackten. Hochmüthig und begehrlich durch diese Kämpfer geworden, stellte sich der weltliche und geistliche Adel gegen die Könige und setzte ihnen mit heftigen An sprüchen zu, beschränkte sie immer mehr und suchte sich unabhängig von ihnen zu machen. Da setzten die Könige ihre dienstbaren Leute frei, um an ihnen einen Beistand zu haben. Diese Freigelassenen zogen sich an die Bäche und in die Thäler hinab, schmie deten und webten, bildeten und handelten, forschten und,v«gl»n.— 4S<v-4^e*«'sich in Städten zusammen, zahlten dem Könige, wenn er darum bat, Beete oder Bittsteuern und standen Ihm bei. Wie nun aber diese geschäftigen Leute die Erde auf wühlten, kamen freundliche Kobolde hervor; wie sie die Metalle und Edelsteine hämmerten und feilten, wachten eingebannte Geister auf, belehrten die Leute und theilten ihnen wunderbare Kräfte mit. Hakt Dank, sagten die Geister, zu den bürgerlichen Leute», daß ihr endlich gekommen seid und uns befreit habt. In all' den irdischen Körpern liegen Geister der Frei heit, die gern erlöst und auch dafür dienstbar sein wollen, denn die Ruhe ist unser Tod. Nun wurden die Bürger reich und stolz, sie mach ten kostbare Sachen und lernten erstaunliche Dinge kennen und vollbringen. Die Bürger brachten Moden in das einförmige Leben, die Gelehrten aber Mei nungen in das stille Glaubensgcbiet. Nun gebt Acht, sagten die befreiten Geister zu den Bürgern—welche Aaubergeschcnke wir euch verliehen haben. Wir wer-