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Vesper in der KrenMrche. Dresden, Sonnabend, den 20. Februar 1892, Nachm. 2 Uhr. 1. Sonate für Orgel (ö-ckur, 1. Satz) von F. Mendelssohn. 2. Motette nach dem 6. Psalm für zwei Chöre von Heinrich Schütz (1585-1672). Ach Herr, straf' mich nicht in deinem Zorn und züchtige mich nicht in deinem Grimme. Herr, sei mir gnädig, denn ich bin schwach; heile mich, Herr, denn meine Gebeine sind erschrocken und meine Seele ist sehr erschrocken; ach, du Herr, wie lang'. Wende dich. Herr, und errette meine Seele, hilf mir um deiner Güte willen ; denn im Tode gedenket man Lein nicht, wer will dir in der Hölle danken? Ich bin so müde von Seufzen. Ich schwemme mein Bett die ganze Nacht und netze mit meinen Thränen mein Lager. Meine Gestalt ist verfallen vor Trauern und ist alt worden, denn ich allent halben geängstigt werde. Weichet von mir, alle Uebelthäter, denn der Herr hört mein Weinen, der Herr hört mein Flehen, mein Gebet nimmt der Herr an. Es müssen alle meine Feinde zu Schanden werden und sehr erschrecken, sich zurücke- kehren und zu Schanden werden plötzlich. Ehre sei dem Vater und dem Sohne und auch dem heil'gen Geiste. Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewig keit. Amen. 3. 2iaß-Arie aus der Cantate „Es ist nichts Gesundes an meinem Leibe" von Joh. Seb. Bach, gesungen von Herrn Arno Reichert. Ach, wo hol' ich Armer Rath ? Meine schweren Sünden wunden können »immermehr gesunden, als durch die Er- lösungsthat. Du, mein Arzt, Jesu, nur weißt die beste Seelenkur. 4. Gemeinde: Gesangbuch Nr. 410, 1. Selig sind die reinen Herzen, die ihre Krone nicht ver scherzen ; sie werden Gottes Antlitz sehn. Alle Keuschen, Un befleckten, vom Herrn zum guten Kampf Erweckten, die in der Reinigkeit bestehn, sie sehen einst im Licht sein strahlend Angesicht voller Gnaden. Herr, wir sind dein, behalt uns rein und lehre uns dir ähnlich sein. UsrIesrrng. 5. Gebet von Ferd. Hiller, gesungen von Herrn Arno Reichert. Herr, den ich tief im Herzen trage, sei du mit mir! Du Gnadenhort in Glück und Plage, sei du mit mir! Behüte mich am Born der Freude vor Uebermuth, und wenn ich an mir selbst verzage, sei du mit mir. Dein Segen ist ein Thau den Reben, nichts kann ich selbst; doch daß ich kühn das Höchste wage, sei du mit mir! O du mein Trost, du meine Slärke, mein Sonnenlicht, bis an das Ende meiner Tage sei du mit mir! 6. Motette (op. 16, Nr. 1) von Osk. Wermann. Wer bin ich, Herr, was ist mein Haus, daß du mich bis hierher gebracht? Wie preis' ich deine Wundermacht an mir, o Herr, und meinem Haus? So mild, so gnädig überaus halfst du auch durch die Leidensnacht: Dir will ich dienen und mein Haus, der du mich bis hierher gebracht.