Volltext Seite (XML)
28. Weißerih-Ieitnng Freitag. Erscheint Dienstag- und Freitags. Zu beziehen durch alle Post' anstalten. Amts- mr- Meige-Matt -er Körngtichm Verichtsämtcr und StadtrSthe z« Dippoldiswalde, /rauensteia und Attenberg. 9. April 1858. Pret, pro Quartal 10 Ngr. Inserate die ^Spalten-Zeile 8 Psg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Zehne m Dippoldiswalde. Tagesgefchichte- Dippoldiswalde, den 3. April. Unsere Stadt hat sich unstreitig den guten Ruf erworben, durch Pflege beS Gesanges so manchen andern kleinen und Mittelstädten voranzustehen. Einen Beweis dafür lieferte auch die am Charfreitage in der Stadtkirche veranstaltete Aufführung deS „Weltgerichtes," Oratorium von vr. Fr. Schneider. Seit 1820, wo Schneider dieses größte und bedeutendste seiner Ora torien schrieb, dem nur „daS verlorene Paradies" (1825) an die Seite gestellt werden kann, hat eS die Runde durch ganz Deutschland gemacht, immer haben sich aber nur bedeutendere Kräfte daran gewagt. DaS Oratorium hat seinen Schwerpunkt unbedingt in den Chören, die von Anfang bis zu Ende, und da erst recht, die volle Kraft in Anspruch nehmen. Die sich dabei darbietenben Schwierigkeiten mit zum Theil völlig ungeübten Sängern und Sängerinnen über winden zu wollen, das zeigt einen Muth, der als ein berechtigter erscheint, wenn der Erfolg die vielfäl tigen Mühen belohnt. Der hiesige Lieverkranz, verstärkt durch den Männergesangverein, vielen auswärtigen Sängern und einer Anzahl Knaben und Mädchen ans der Stadtschule, kann sich dieses Erfolges freuen, und der Dirigent, Hr. Rector Nadler, wird sich wohl dadurch für die unendlichen Mühen, die die Vorberei tung eines solchen Werkes mit sich bringt, belohnt fühlen. Die Ausführung der Soli's war eine recht wackere, und müssen vorzüglich Fräulein AlvSlebcn, sowie die Herren Hofopernsänger Hollmann und Buchdruckereibes. Reichardt von Dresden, sowie Frau Advocak Riedel von hier genannt werden. Die Or- chesterparthie, ausgeführt durch unser Stadtmusikchor u. auswärtige Musiker vom Hünerfürst'schen, Hänichener und Potschappler Chore, war im Allgemeinen ange messen und sind vorkommende Schwankungen wohl mit der geringen Anzahl der Orchesterproben zu ent schuldigen. Zu bedauern war allerdings das unglück liche Arrangement des PosaunenquarlettS für 2 Trom peten, Horn und Baßposaune. — Möge der Liederkranz nicht ermüden, uns durch ähnliche Werke zu erfreuen. Dippoldiswalde, den 6. April. Vor einiger Zeit war in v. Bl. von zwei Uebelständen die Rede, die sich an unserem Schulgebäude befinden. Der Wunsch und die Hoffnung, dieselben beseitigt zu sehen, dürfte gutem Vernehmen nach, wenigstens was den emen betrifft, bald in Erfüllung gehen. Bekanntlich leidet daS genannte Gebäude Mangel an eigenem Wasser, und wie störend und unangenehm dieser Mangel auf die Existenz der darin Wohnenden und AuS- und Eingehenden wirkt, darüber ist früher schon ausführlicher die Rede gewesen. Nun hat sich ein Nachbar mit zuvorkommender Liberalität bereit gezeigt, dem Schulhause den Milgenuß seines eigenthümlichen Wassers zu bewilligen, so daß eS nur der Einbringung einer Röhre auf dem Schulplatze bedarf, um vorge nanntem Mangel in möglichster Kürze und Einfachheit abzuhelfen. Der verehrliche Schulvorstand, von dem nachbarlichen Anerbieten bereits in Kennrniß gesetzt, wird bei seiner Fürsorge für unser Schulwesen die sich darbietende günstige Gelegenheit gewiß nicht un benutzt vorübergehen lassen, und wir hoffen, daß wir recht bald unfern Wunsch erfüllt sehen werden. Dippoldiswalde. In der nächsten Zeit, man spricht vom Sonntag Jubilate, wird auch in unserer Ephorie die Kirchenvisitation beginnen. Unser« höchwürdigen Hrn. EphoruSwerden die Herren Pastoren Dittrich aus Rossau bei Waldheim und Jentzsch aus Kohren bei Frohburg als Visitatoren zur Seite stehen. Möge dies hochwichtige Werk von nachhaltigem Segen begleitet sein. * Altenberg, den 7. April. Die monatlichen Versammlungen unserS Gustav-Adolph-Vereins sind wohl besucht, aber auch die Vorträge gewiß nicht uninteressant. Möchte sie Mancher hören, der bis jetzt keinen evangelischen Sinn gezeigt hat, und kalt bei manchem Nothschrei unserer evangelischen Glaubens genossen geblieben ist. — Tie Sammlungen für die Lut Herstiftung, welche jetzt im Gang gewesen und noch sind, zeigen zur Genüge, daß man auch hier den GotteSmann noch im Grabe ehrt. Segne der Herr die freundlichen Geber! — Bei dem gestern hier im Gasthofe zum goldenen Löwen abgehaltenen Concert und Ball spielte unsere Musik, unter der Direktion beö Hrn. StadtcaffirerS Gäbler, und hat mit ihrem Spiele Ehre eingelegt. Möchte ihr zum öftern Spiele Gelegenheit gegeben werden! — Auffallende Witterung haben wir auf unserem Gebirge. Während am I. Feiertage der Regen in Strömen sich ergoß und man sich zum Flößen anschickte, zeigte der Thermometer TagS darauf wieder 5 Grad Kälte. Seitdem streicht eine auffallend rauhe Luft, und eS scheint, als wenn sich die Herolde des Lenzes wieder hinab in'S Thal gezogen hätten. * Bärenstein. Vor Kurzem hat sich hier ein trauriger Fall ereignet. Die Frau des KlempnermstrS. Tbiersch allhier ist krank und hat auch geschwollene Füße. Der Arzt ratket an, Hanfwerg mit Wachholder- Reißig zu räuchern, und dann der Frau um die Füße zu binden. Der Ehemann hält eS aber für besser.