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Wöchentlich erscheinen drei Nunnnern. PrännmernlionS Preis 22j Silbergr. if TLIr.) vierteljährlich, Z Lhlr. für La» ganze Hahr, ohne Erhöhung, in alle» Theilen Ler Preußischen Monarchie. Magazin für die Mau prämmurirt aus diese» Literatur- Blatt in Berlin in der Er pedition Ler Mg. Pr. Staat«-Zeitung sFriedrichS- Straße Nr. 72); in der Provinz so >v>e im Lurlande Lei den Wohltobl. Poll - Aeintern. Literatur des Auslandes. 63 Berlin, Freitag den 2<>. Mai 1843. Polen. Thomas Dolabella, Hofmaler des Königs von Polen.") Die schönen Künste find Kinder des Friedens, den aber kannien die Polen nicht. Sie, die den Säbel nicht aus der Hand legten, nicht vom Pferde stiegen und als Europa'« Vormauer einen fortwährenden Kampf mit den Asiaten zu bestehen hatten, konnten nicht an die Ausübung der Künste denken. Mit der Emführuug des EhristenthumS kam auch die Verehrung der Bilder und die Kenntniß der Malerei nach Polen. Die ersten Erwähnungen von Malern und Gemälden finden sich in den Polnischen Geschichten aus dem I2ten Jahrhundert. Miechowita erwähnt in seiner Chronik, daß Kasimir der Große sst. IZ70) das ncuerbaute Schloß zu Krakau mit Gemälden geschmückt habe, doch läßt er unberührt, von welcher Art diese Gemälde gewesen, und ob die Ausführung einheimischen ober fremden Künstlern übertragen worden sep. In den städtischen Akten von Krakau aus dem I4ten Jahrhunderte wird der Maler häufig erwähnt. AuS dem Jahre >»»7 findet sich ein Vertrag zwischen dem Maler Mikolaj und dem Rathe der Stabt in Betreff der Ge- mälde an dem Gewölbe der Marien-Kirche. Die Bedingungen sind für den Maler ziemlich drückend. Unter Anderem wird ihm für den Fall, daß er seine Versprechungen nicht halten sollte, mit Einsperrung in den Thurm gedroht. — Der König Wladpslaw Jagjcllo, der den Krakauer Schloßbau fortführtc und den Palast erweiterte, konnte sicherlich auch nicht der Maler entbehren. Im ISten Jahrhunderte bestand in Krakau, wie aus den städtischen Akten hervorgeht, schon eine vollständige Maler-Innung, zu welcher auch die Bilder- schnitzer, Golbschläger und Glaser, anfangs selbst die Tischler gehörten. Jedoch führen keine Spuren darauf, daß irgend einer der Polnischen Könige vor Sigismund III. an Gemälden ein Gefallen gefunden oder eine Samm lung derselben angelegt habe. Sigismund Ul. war der Erste, der Gemälde aus Italien ins Land führte, wobei ihn der Kardinal Andreas Bashori, der Geistliche Stanislaw Rcszka und dec bekannte Jesuit Ant. Posserin vornehm lich unterstützten. Zugleich zog er, da er sein und der Seinen Bildnisse zu besitzen wünschte und mehrere Gemälde ausführen zu lassen beabsichtigte, den Maler Dolabella an seinen Hof. Thomas Dolabella oder Della Bella, geboren zu Belluno, war ein Schüler und später ein Gchülfe des Malers Anton Vasillachi zu Venedig. Er malte in dem Dogen-Palastc an der Decke des Saales üe> pregiwei die Verehrung des heiligen Sakraments. Sigismund UI., dem er gerühmt worden war, zog ihn um 1600 nach Krakau. Er schlug nun hier seinen Wohnsitz für immer auf, verheiratete sich mit der Tochter des angesehenen Krakauer Buchdruckers Andreas Piotrkowczpk, und so ward Polen sein zweites Vaterland. Als Hofmaler gehörte er nicht zu der Innung der Maler in Krakau; sein Name kömmt in den Akten der Innung nicht vor, ja aus einigen Beschlüssen geht hervor, daß diese ihm nicht eben gewogen gewesen sep, und daß er seine Werkstatt auf dem Schlosse selbst gehabt habe. So wird unterm Jahre 1608 erwähnt, daß die Zunft sich anheischig gemacht, keinen Farben- reiber mehr vom Schlosse zu nehmen. Auch Bürger von Krakau wurde Dola bella erst sehr spät. Als ihm seine Frau gestorben war und deren Familie die Herausgabe ihres Nachlasses gerichtlich von ihm einforderte, da erst ertheilte ihm auf sein Gesuch der König Wladyslaw IV., SigiSmund's UI. Sohn, im Jahre 1641 das Krakauer Bürgerrecht. Da Dolabella fast ein halbes Jahrhundert in Krakau seiner Kunst lebte, so sollte man dort viele Erzeugnisse seines Pinsels erwarten, doch sind diese bis jetzt noch nirgends verzeichnet, und noch soll das Auge des Kenners sie herausfindcn und ihre Authentizität fcststcllcn. Sicher sind von ihm in Krakau vorhanden: die Abbildung des gekreuzigten Heilandes über dem Haupt-Altar in der Domkirche, zwei große Gemälde au dem Haupt-Altar in der Franzis kaner-Kirche, von reicher Composüion, Darstellungen deS letzten Gerichts, und die Abbildung von einer Prozession bei der Canonisation deS heiligen Jacek. Für die Dominikaner-Kirche hat Dolabella nach einer alten handschriftlichen Nachricht, außer mehreren anderen, neunzehn Gemälde, welche Ereignisse aus dem Leben heiliger Dominikaner-Mönche darstellcn, gefertigt; dergleichen Gemälde sind noch jetzt dort befindlich, doch sollen fie nur Kopicen nach Dola bella scyn und von dem Dominikaner Kasimir Cisowski, der 1726 starb, her- rührcn. Man erkennt ans diesen Gemälden die Coinposition eines ausgezeich neten Meisters und einen gewandten Pinsel heraus. -) Lu» Grabowski'« „AUMHmurr Polens". Krakau. In den Polnischen Werken kommen Notizen über Dolabella'S Gemälde oft vor. Cellarius erzählt "in seiner Beschreibung von Polen, indem er von der Erbauung des Warschauer Schlosses durch Sigismund III. spricht, daß es derselbe mit mehreren Gemälden des Jtaliäners Thomas Dolabella schmücken ließ; in einer Lebensbeschreibung des heiligen Johann Kant vom Jahre 1676 wird berichtet, daß in der St. Barbara-Kirche über dem Altar sich ein Bildniß dieses berühmten Krakauer Lehrers von der Hand Dolabella'S befinde, und Ciampi berichtet in seinem geschätzten Jtaliänischcn Werke über die literarischen Verbindungen Polens mit Italien, daß Dolabella in dem Schlosse zu Krakau di« Eroberung von Smolensk durch Sigismund I I I. gemalt habe, aus welchem Kunstwerke die Portraits mehrerer Senatoren und anderer berühmter Polen vornehmlich Interesse erweckten. Für einen großen Verlust wird ein Gemälde angesehen, ans welchem von Dolabella der Russische Zar Wasili Schujski und dessen beide Brüder vor dem Könige und dem Polnischen Reichstage zu War schau dargestellt waren. Dolabella hatte cs als Augenzeuge genau nach den Trachten, Gewohnheiten und mit Portrait-Achnlichkeit entworfen. Bei seiner Anwesenheit in Warschau wurde Peter der Große auf dieses Gemälde auf- merksam und drang in August II., ihm dasselbe abzuiretcn, und August, den Polnische Denkmäler wenig intcressirten, gab cs hin, trotz der Einreden der Polen; wahrscheinlich ist es vernichtet worden. Weitere Nachrichten über Dolabella'S Leben find in Krakau nicht aufzu. finden, lieber seinen Tod berichtet ein in der Dominikaner-Bibliothek befind liches Manuskript Folgendes: „Thomas Dolabella, Hofmaler der Könige Wladyslaw I V. und Johann Kasimir, der nach der Meinung der Maler seiner Zeit seines Gleichen unter den Künstlern nicht hatte, und dessen Rus nicht nur j» Polen, sondern auch in Italien, Deutschland und Frankreich verbreitet war, wohnte in einem z» dem Kloster gehörigen Hause an fünfzig Jahre und hinterließ aus Dankbarkeit dem Kloster und der Kirche viele Andenken. Er starb, gegen achtzig Jahr alt, den 27. Januar 1680 und ist in der Kloster- Kirche zur heiligen Dreifaltigkeit beigcsetzt. Siarczynski gedenkt in seinen Biographicen der berühmten Polen aus SigiSmund's III. Zeit, daß auch der Sohn Dolabella'S, Stephan Dolabella, ein guter Maler gewesen scy und an dem Hofe Wladyslaw s I V. sich befunden habe. Er unterstützte seinen Vater bei den Bildnissen der Jagicllonischen Familie, welche ehemals de» Marmorsaal in dem Warschauer Schlosse ge schmückt haben und an deren Stelle später die Reihe der Polnischen Könige von der Hand des korrekten Bacciarelli, des Hofmalers Sigismund August s, gekommen sind. Frankreich. Das Kabinct des Doktors Gall. i Schluß.) Der Schrank, zu dem wir jetzt kommen, enthält die Schädel von Dieben und Mördern. Die Wölbung dieser Schädel gehört kaum noch menschlichen Wesen an. Diese Anlage, verbunden mit der gewaltigen Masse der Instinkte, welche im Hinterkopfe residircn, hat ihren Willen sortreißcn müssen. Die Schädel aller dieser Verbrecher zeigen eine merkwürdige Achnlichkeit mit den Schädeln der Thicrc, deren gemeine und gefräßige Neigungen sie theilcn. Gall fand auch auf dem Kopfe Heinrich's I V. eine bedeutende Entwickelung des DicbSorganS, und zur Bestätigung desselben führte er das Wort des Bearners an: „Wäre ich nicht König geworden, so würde ich gehängt worden seyn." Die Macht dieses Organs treibt nicht bloß zum Stehlen, sondern überhaupt zum Erwerben: man findet cS bei alle» Eroberern. Mit der Büste Heinrich's I V. verglich Gall die deS Cartouchc und anderer berühmten Diebe, bei denen das Dicbsorgan nicht, wie beim Könige von Frankreich, mit den Gefühlen des Wohlwollens und dcr Gerechtigkeit verbunden war. Cartouchc fehlte cS nicht an Verstand, wie sein Kopf zeigt, abcr sein Verstand war beherrscht durch die List und die Begehrlichkeit. Unter diesen Köpfen befand sich auch dcr eines läjährigcn Diebes, bei dem das Stehlen ein chronischer Zustand geworden war. Seine Rückfälle waren so häufig, daß er zu ewigem Gefängnisse vcrurthcilt wurde. Gall besuchte ihn und erklärte ihn für unheilbar. Gall stellte über die Schädel dcr gcbornen Diebe eine Reihe sinnreicher Betrachtungen an. Es ist möglich, pflegte er zu sagen, daß Naturen, welche in dieser Beziehung vernachlässigt sind, sich nicht ihrem natürlichen Hange zum