Volltext Seite (XML)
Wchmh-ZeitW Inserat«, welch« bei d« bedeutenden Auflage d^I Blattes eine sehr «ttb» same Verbreitung finden, »erden mit 1l>Pfg- d«a Spaltenzeile oder der« Raum berechnet. — Ta« bellarische und compliciet« Inserate mit entsprechen» dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionelle« »heile, die SpaltenzÄe MPsg. Die „Weiseritz.Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — «reis vierteljährlich 1 R. -b Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 «fa. Einzelne Nummern N Pfg. - Alle Postan stalten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be- Amtsblatt M die KSmakiche «mtshaupimLmschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und du Stadtratye zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redactmr: Paul Ikhne in Dippoldiswalde. Nr. 38. Sonnabmd, den 29. März 1890. 56. Jahrgang. Aas deutsche Reich und das Ausland nach dem Rücktritte des Fürsten Kismarck. Die von keiner Seite bestrittene Thatsache, daß der nun aus dem Dienste des Vaterlandes geschiedene Reichskanzler Fürst Bismarck durch seine unereichte Meisterschaft in der diplomatischen Kunst Deutschland zu hohen Ehren und zu gewaltigem Respekte im Aus land gebracht hat, läßt die Frage berechtigt erscheinen, ob der Rücktritt des eisernen Kanzlers von Nachtheilen fstx die Stellung des Deutschen Reiches zum Auslande begleitet sein werde. So bedauerlich nun zweifellos der Verlust eines diplomatischen Genies, wie es das jenige des Fürst Bismarck, der seit fast 30 Jahren die diplomatischen Fäden Europas in den Händen hielt, für die Leitung der auswärtigen deutschen Angelegen heit ist, so kann man doch mit guten Gründen be haupten, daß voraussichtlich der Rücktritt des großen Staatsmannes die bevorzugte Stellung des Deutschen Reiches zum Auslande nicht wesentlich beeinträchtigen wird. Der große Politiker Bismarck ist wohl aus dem Staatsdienste geschieden, aber sein Werk, das geeinigte und mächtige Deutschland, ist uns geblieben, aber ferner waltet noch in der Nation der Geist, in welchem der geniale Bismarck das Deutsche Reich glorreich ge gründet hat, und dessen Einflüsse sich Niemand zu ent ziehen vermochte, der in dem deutschen Vaterlands während der drei letzten Jahrzehnte politisch denken und national empfinden konnte. Das fernere Walten dieses klugen politischen und kraftvollen nationalen Geistes wird und muß uns den in das Privatleben zurückgetretenen großen Staatsmann ersetzen, über haupt nur in diesem allgemeinen Sinne ist ein Ersatz des Fürsten Bismarck denkbar, denn durch einen auch noch so befähigten Nachfolger ist der erste große Reichs kanzler, der geniale Gründer des Reiches, persönlich nicht zu ersetzen. Wird aber auch das Walten des Bismarck'schen Geistes in unserer auswärtigen Politik von Dauer sein? So werden Manche fragen, und wir sind in der Lage, darauf befriedigende Antwort geben zu können. Der Bismarck'sche Geist muß ferner unsere große, unsere nationale, unsere auswärtige Politik beherrschen, denn was Bismarck in dieser Hin sicht schuf und erstrebte, steht im vollsten Einklänge mit der politischen Vernunft überhaupt. Bismarcks erstes politisches Ziel, daß Deutschland groß und mächtig, frei und unabhängig vom Auslande sein soll, wird wohl jeder Deutsche ohne Weiteres unterschreiben. Daß das Deutsche Reich ferner nur eine Politik des Friedens zu verfolgen gedenkt, wie Fürst Bismarck gewollt, das dürfte den allgemeinsten Beifall finden. Diese Art der deutschen Politik hat ja auch unser ver ehrter Kaiser bei zahlreichen Gelegenheiten bestätigt, auch ist sie ganz und gar im Charakter des deutschen Volkes gegründet. Auch hat Fürst Bismarck, der un vergeßliche Leiter von Deutschlands auswärtiger Politik, dafür gesorgt, daß die Bündnisse, welche das Deutsche Reich zur Aufrechterhaltung des europäischen Friedens und zum Schutze seiner Grenzen mit Oesterreich-Ungarn und Italien schloß, nicht von zufälligen Umständen abhängig sind, sondern in den wohlverstandenen In teressen der drei verbündeten Reiche Deutschland, Oester reich-Ungarn und Italien selbst wurzeln. Ein dauer haftes, aus guten Grundlagen ruhendes Werk hinter läßt uns daher gerade dem Auslands gegenüber Fürst Bismarck, und seine Nachfolger brauchen nur offen vor ihnen liegende Bahnen zu wandeln, um Deutsch land groß und mächtig auch dem Auslande gegenüber zu erhalten. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 28. März. Gestern wurden die Prüfungen unserer Schule, denen in mehreren Klaffen auch Herr Bezirksschultnspektor Richter, Herr Superintendent Opitz, sowie Mitglieder des Schul- ausschuffeS und eine große Anzahl von Eltern und Schulfreunden beiwohnten, geschloffen. Das Ende des Programms bildete das Turnen der beiden ersten Klaffen, bei den Mädchen mit Schrittreigen, bei den Knaben mit Eisenstabübungen, bez. Eisenstabriegen. Wohl an 200 Zuschauer folgten denselben mit größtem Interesse. Heute früh >/-10 Uhr fand sodann in der Turnhalle die feierliche Entlassung von 8l Konfirmanden statt, bei welcher Herr Schuldirektor Engelmann die Ab schiedsrede hielt und sowohl abgehende als bleibende Schüler den Gefühlen des Dankes an die Lehrer, als des Schmerzes über den Abschied wehmüthigen Aus druck gaben. Somit ist denn das Schuljahr geschloffen; möge das neue, das nächsten Montag mit der allge meinen Versetzung beginnt, ein gesegnetes sein. — Morgen Sonntag, am Palmensonntage, dem Gedächtnißtage des Einzugs Jesu in Jerusalem, be geht die christliche Gemeinde langjährigem Brauche die Konfirmation der jüngeren Christen; gewiß eine ernste und höchst wichtige Handlung. Die Tage der Kind heit erhalten mit ihr den Abschluß und die größere Selbstständigkeit der jungen Christen legt ihnen die ernste Verpflichtung auf, ihren Christenglauben durch ein christliches Leben zu bewähren. Mit dem innigen Danke des bewegten Elternherzens, daß Gott bis hier her geholfen, eint sich die gläubige Bitte: „O Herr, hilf weiter!" Und diese Bitte ist berechtigt. Denn klippenreich ist der Ozean des Lebens, und es bedarf noch lange der festen Hand und des sichern Blickes treuer Eltern, damit das Schifflein den rechten Weg zum Ziele und zum bergenden Hafen nicht verfehle. Der erste Schritt in's Leben ist bald gethan, aber der weitere Weg wird oft gar schwer und Drangsale und Versuchungen bleiben keinem erspart. Der Tag der Konfirmation soll deshalb in seiner ernsten Bedeutung bewahrt und nicht durch leichtfertige Zerstreuung der jungen Christenschaar um den Segen desselben gebracht werden. Möchten doch alle Eltern dies zu Herzen nehmen und im Schoße der Familie den Eindruck der heiligen Handlung zu erhalten trachten, mindestens aber ihre Kinder nicht sich selbst und dem zerstörenden unbeaufsichtigten Umgänge mit ihren Genoffen über lassen. — Die im Eisenwerk Schmiedeberg beschäftigt ge wesenen Former Joh. Schmidt aus Königgrätz und Antonin Silinges aus Schlau i/B., hatten am 24. d. Monats die Arbeit verlassen und waren heimlich von Dönschten, wo dieselben in Quartier waren, unter Zurücklassung von nicht unbedeutenden Schulden (40 bez. 32 M.) für Kost und Logis, verschwunden, die selben hatten sich vorher auch in ihrem Quartier, durch Zerschlagen von Stühlen und einer Laterne der Sach beschädigung schuldig gemacht. Beide wurden am ge dachten Tage Abends am Bahnhofe Dippoldiswalde festqenommen und nach geleistetem Widerstand, wobei auch eine Fensterscheibe in einem Eisenbahnwagen zer trümmert wurde, an das Amtsgericht Dippoldiswalde abgeliefert. — Am 17. November v. Js. wurde, wie bereits mitgetheilt, in Börlas eine bedeutende Summe Geld, mittelst gewaltsamen Einbruchs, gestohlen und wurde als Thäter der Ziegelarbeiter Köhler aus Börlas später ermittelt, welcher am 28. Februar beim könig lichen Landgericht Freiberg nach einer umfangreichen Beweisaufnahme, Abhörung von 40 Zeugen, trotz frechen Leugnens zu 4 Jahren Zuchthaus verurtheilt wurde. Nachdem nun die Recherchen gegen Köhler trotzdem weiter fortgesetzt worden waren, sind am 26. dieses Monats, da Verdacht vorlag, daß Köhler den Diebstahl nicht allein ausgesührt und Komplizen hatte, die letzteren in den Handarbeitern List und Kretzschmar in Deuben ermittelt und nach Döhlen zur Haft ge bracht worden; auch wurden noch einige hundert Mark von dem Raube, welche List im Holzschuppen vergraben hatte, dort von dem mitanwesenden Gendarm aus Dippoldiswalde ausgegraben. (List diente bei der Verhandlung gegen Köhler als Entlastungszeuge.) Ein schweres Stück Arbeit hat hierdurch, bis auf die noch zu erwartende Verurtheilung der Komplizen, seinen Abschluß gefunden. — Es liegt uns der 13. Jahresbericht der unter der Direktion des Herrn vr. Raubold stehenden land- wirthschaftlichen Winterschule von Freiberg vor, aus dem wir, als besonders wiffenswerth für unsem Bezirk mittheilen, daß sich unter den 37 dieselbe be suchenden Schüler auch 6 aus unserer Gegend ge bürtige Söhne von Landwirthen (Gutsbesitzern) be finden, von denen 2 (Geißler-Burkersdorf und Geißler- Nieder-Pretzschendorf) an der Osterprüfung 1889 mit Prämien bedacht worden sind. H Poffendorf. Nach beendeten Osterprüfungen in der hiesigen Massigen Volksschule fand am Diens tag Nachmittag 4 Uhr die Prüfung der Fortbildungs schüler durch Herrn Kantor Helm in Geographie und Naturlehre und Herrn Lehrer Töpfer in Geschichte und Stil statt. Die Leistungen der Schüler legten Zeug- niß davon ab, daß der Unterricht in dem verflossenen Halbjahre nicht vergeblich gewesen ist, man konnte recht hübsche Erfolge wahrnehmen. Besonders erfreu lich ist es, daß vom Lokalschulinspektor, Herrn Pastor Nadler, beim Schluffe der Prüfung hervorgehoben werden konnte, daß das Betragen der Mehrzahl der Fortbildungsschüler ein musterhaftes gewesen ist. — Unser» Parochianen theilen wir hierdurch mit, daß jetzt nur Frau Louise Trepte in Börnichen da- Amt einer Heimbürgin verwaltet, Frau Pahlisch-Poffen- dorf als solche aber nicht mehr thätig ist. Jedenfalls macht sich in Kürze die Wahl einer zweiten Heim bürgin für unsre ausgedehnte Parochie nöthig. Dresden. Beide Kammern hielten am 25. März Nachmittags ihre Schlußsitzungen ab. — Die Zweite Kammer nahm den Vortrag des König!. AcceptationS- dekrets zum Staatshaushaltsetat entgegen, sowie den jenigen der üblichen Zusammenstellung der während des Landtages von der Kammer erledigten Geschäfte wo rauf Präsident vr. Haberkorn einen Ueberblick gab über den Verlauf der Tagung, die befriedigende Fi nanzlage rühmte, die gestattet habe, für Kunst und Wissenschaft, Handel und Gewerbe, Industrie und Landwirthschaft bedeutende Einstellungen zu machen, und seinen Kollegen im Direktorium, den Deputationen und sämmtlichen Kammermitgliedern für ihre Thätig- keit den wärmsten Dank aussprach. Auf Ersuchen des VizepräsidenteiHStreit gab die Kammer dem Präsi denten ihren Dank durch Erheben von den Sitzen zu erkennen, worauf Staatsminister vr. v. Gerber namens der Regierung dem Präsidenten, dem Direktorium und der ganzen Kammer für das einträchtige Zusammen wirken mit der Regierung dankte. Mit einem drei fachen, mit Begeisterung aufgenommenem Hoch auf den König, die Verfassung und das Vaterland schloß der Präsident die Sitzung. Nachdem am 26. März, Mittags, sich die Staats minister und die Kammermitglieder im Sitzungssaals der Ersten Kammer versammelt hatten und das Er- mächtigungsdekret zum Schluß des Landtages vom Generalstaatsanwalt geh. Rath Held verlesen worden, hielt Ministerpräsident Graf von Fabriee folgende An sprache an die Stände: Che ich nun, meine sehr geehrten Herren, zu der Verab schiedung des gegenwärtigen Landtages verschneite, habe ich zu nächst aus Grund und des mir hierüber ertheilten besonderen Befehls, den heut hier vereinten hohen Ständekammern den gnädigsten Gruß unseres königlichen Herrn zu entbieten, und Ihnen auszusprechen, wie lebhaft und ausrichtig Se. Majestät bedauern, verhindert gewesen zu sein, die Herren Stände an dem heutigm Tage nicht nochmals um Sich versammelt zu sehen. — Se. Majestät erkennen zu Allerhöchstseiner hohen Ge- nugthuung und Freude die loyale und patriotische Gesinnung und Haltung sowie das getreue unausgesetzte Streben, die Inter essen und die Wohlfahrt Sachsens zu fördern und weiter zu ent wickel», welche die Stände des Landes auch während dieses nun verflossenen Landtages wiederum belhätigl haben und wollen des halb auch Allerhöchstseinen deSfalsigen huldvollen königlichen Dank Ihnen ganz besonders ausgesprochen wissen.