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Dresdner Journal : 24.08.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187908244
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790824
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790824
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-08
- Tag 1879-08-24
-
Monat
1879-08
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 24.08.1879
- Autor
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^ri96. Sonntag, de« A. August. 1879 Xdo»»«»»ut»pr«l»r Iw E»L,«a L«ut»ed«t N«>ek«: ökkrliek: . . 18 >l»rlc. ^^Lkrlied: 4 Ll»rlc bvkf. Lmrvlos Kuiumvro: lv ks Lu»»«rd»IK Ne« Ueutuclie» keiokv» tritt?o»t- unü 8tempvlrusokliti; Kiuru. Ioseri»tvnpielser k>!r äen kuum «iovr jsvspultunuu kstitrsilo 20 ks. Unter „^iu^Lwtnät" 6iv Teilt- bO kt. Lrsekvlllvll r Hi^liek mit XuZnltkms üar 8oan- unä keiertL^ ^kentls für Nen lol^vutlen InS- ZresdnerMmml. Verantwortlicher Rcdacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. lnxerLtenannakm« LrantLttetter, OomnnomonLr 6s« OresUoer 6vurnul»j L«wdurss LsrUll Visu l.«ip»i^ L»,«I - Lr«,I»u krsuktu t ». H: Äaa«sn«ts»n L N«-I>o Vi«a-N»mdurx krux-I^iprix kruuilkurt ». »I »üueiisu- ^u<i Ssriiu: §. r«/„/en6unr, Lrsmsu: 7'7. ^cktutts,- Lr«,I»u: />. Ltan-en « litireuu; Ckswuilr: /<> kruulrkurt ». H.: A, ^a«Aer'»eke u. t,'. //errmun» »ckv 8ttekk»n<IIuo^i üorlitr: tr. M<7/sr, Suuuovsr; U. 7>c/,xt>7<, / ?»rt, Lsrliu-krLuirkurt ». H Stut^urt- 7-a«be L Uv.,- SEdarx- ^16. Lte»»«-. Nvraasxvdvr: «Sniel. L»pe6itiov 6e» Ore»6nsr 6ourv«a»> DrssNen, Tvingsrstru«»« Ho. ro. Machvestessunqen auf das „Dresdner Journal" für den Monat September werden zu dem Preise von 1 Mark 50 Pf. angenommen für Dresden bei der un terzeichneten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), für auswärts bei den betreffenden Post- anstalten. In Dresden-Neustadt können Abonnements bestellungen auf das „Dresdner Journal" abge geben werden in der Kunst- und Musikalien handlung des Herrn Adolf Brauer (Haupt straße 31), woselbst auch Inserate zur Beför derung an unser Blatt angenommen werden. Üönigl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Theil. Dresden, 23. August. Se. Majestät der König hat dem Oberrabbiner I)r. Landau in Dresden das Ritterkreuz I. Klasse vom AlbrechtSorden allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König hat dem Chaussvewärter Gottlieb Hofmann in Altstadt bei Ostrip das allge meine Ehrenzeichen allergnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil. U e b e r s i ch t. Telegraphische Nachrichten. Lagesgeschichte. (Berlin. Stuttgart. Darmstadt. Hamburg. Buda-Pest. Kopenhagen. London. St. Petersburg. Alexandrien. Washington.) Zur Orientfrage. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffrntl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichtm. (Pirna. Ehemnitz. Leipzig. Rötha. Zwickau. Glauchau. Treuen. Burkhardsdorf. Altenberg. Riesa.) Vermischtes. Statistik und Volkswirthschaft. Sächsische Bäder. Eingesandtes. Beilage. Telegraphische Witterungsberiebte. Telegraphische Nachrichten. Wien, Sonnabend, 23. August. (Tel. d. Dresdn. Journ.) In den ersten Tagen deS Sep- tember wird hier dir Ankunft deS Fürsten von Montenegro erwartet. Bei der Anfrage, ob sein Besuch genehm sei, betonte der Kürst Nikolaus, er wolle al» der erste der Fürsten, welche durch die orientalische Neugestaltung große Lortheile errungen haben, dem Kaiser für dessen wohlwol lende Unterstützung danken, und hoffe die weitere Befestigung der freundschaftlichen Beziehungen. Die loyalen Gesinnungen des Fürsten fanden hier volles Lerständniß und freundschaftliches Ent gegenkommen. Paris, Freitag, 22. August, AbendS. (W. T. B.) Bei dem gestern im Palais-royal stattgehab ten Tumult wurde die Ordnung rasch wiederher gestellt; die Personen, welche infolge desselben ver- haftet worden warm, find bereits wieder auf freien Kuß gesetzt. Die in Bordeaux ausgebrochmr Feuersbrunst ist nach hier vorliegenden Nachrichten bewältigt. Bei dem Brande und bei dm Löscharbeitrn sind keine Personen zu Schaden gekommen; der sonstige vom Feuer angerichtete Schaden wird auf 2 Mil- lionen angeschlagen. Paris, Sonnabend, 23. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der König von Spanien traf gestern Nach mittag in Arcachon ein und wurde vom spanischen Botschafter, Marquis v. Molins, sowie von den Spitzen der Militär- und Civilbehörden empfan gen. Der König, welcher während der Reise den rechten Arm in der Binde trug, wird in Arcachon einen -tägigen Aufenthalt nehmen. London, Sonnabend, 23. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Lord Chelmsford hat das Großkreuz de» Bathordens erhalten. Konstantinopel, Sonnabend, 23. August. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Gestern hat dir erste Con- ferenz der türkischen und der griechischen Bevoll mächtigten über tie griechische Frage stattgefun- dm. Die Conferenz dauerte nahezu 1H Stunde und war größtmtheil» mit Formalitäten ausge füllt. Der Tag der nächsten Conferenz ist noch unbestimmt. Tagesgeschichte. * Berlin, 22. August. Ihre Majestät die Kaiserin hat dieser Tage, wie die „Danz. Ztg." berichtet, in einem durch den königl. Hofmarschall Grafen v. Pückler an den Landesdirector Dr. Wehr gerichteten Schreiben dem aufrichtigsten und innigsten Bedauern Ausdruck verliehen, dieses Mal verhindert zu sein, in Begleitung des Kaisers die Provinz Westpreußen zu besuchen und sich auf die ersten Tage in Königsberg beschränken zu müssen. Die vielfachen Anstrengungen der vorigen Jahre, heißt eS in dem Schreiben, verpflichten Ihre Majestät, die nöthige Herbstcur nicht aufzugeben und bereits von Königsberg aus vor dem Schluffe der Manöver direct nach Berlin resp. Babelsberg zu reisen. — Anläßlich deS Besuches, welchen die kaiferl. Ma jestäten vorgestern dem auf dem Telegraphenberge bei Potsdam zu errichtenden und feiner Vollendung ent gegengehenden wissenschaftlichen Institute abgestattet haben, geht der „Nat.-Ztg." die Mittheilung zu, daß dieses Institut amtlich die Bezeichnung „astrophysi kalisches Observatorium" führt. Von der Be zeichnung „Sonnenwarte" ist deshalb Abstand ge nommen worden, weil die wissenschaftliche Aufgabe der Anstalt über die ausschließliche Beobachtung des Sonnenkörpers hinaus das gesammte Gebiet der Astrophysik umfaßt. Mit der Oberleitung des Ob servatoriums ist der geh. Regierungsrath Spieker be traut, bautechnischer vortragender Rath im preußischen Unterrichtsministerium, welchem letzter« das Institut unterstellt ist. — Der italienische Ministerpräsident Cairoli ist gleichzeitig mit der Abreise des Fürsten Bismarck aus Kissingen in Nürnberg eingetroffen. Der „K. Z." zufolge combinirt man hier, daß der Aufschub der Abreise des Fürsten Bismarck aus dem gedachten Curort mit einem beabsichtigten oder statt gehabten Empfange Cairoli's in Kissingen zusammen gehangen habe. Thatsache fei, daß der italienische Minister seine Reise über St. Moritz genommen und mit dem dort befindlichen Botschafter in Rom, Hrn. v. Keudell, an jenem Orte sich unterhalten hat. Die Zusammenkunft deS Fürsten Bismarck mit Cairoli, wenn sie stattgesunden hat, muß, den vom „N. C." detaillirten Umständen nach, Cairoli's Ankunft in Nürn berg vorausgegangen sein. Thatsache ist, daß der italienische Ministerpräsident am 19. d. in Nürnberg angekommen und von da am Morgen des 20. angeblich nach Straßburg weitergereist ist. — Der „StaatSanz." veröffentlicht heute die Ernennung des bisherigen Landes hauptmanns des MarkgrafenthumS Oberlausitz, v. Seyde witz, zum Oberpräsidenten der Provinz Schlesien. — Die Frage, ob den Hinterbliebenen von Mili- tärperfonen der Feldarmee, auch wenn deren Fa milienzugehörigkeit zu letzterer erst nach Beendigung deS Feldzuges von 1870/71 entstanden ist, ein Recht auf den Bezug der in dem sogenannten Jnvaltdengefetz vom 27. Juni 1871 normirten Beihilfen zugesprochen werden soll, ist vielfach erörtert und, der K. Z." zu folge, durch ein Erkenntniß des königl. Obertribunals jetzt in bejahendem Sinne entschieden worden. Danach werden von jetzt an solchen Hinterbliebenen die frag lichen Beihilfen nach Maßgabe des gedachten Gesetzes angewiesen, wenn der genaue Nachweis erbracht wor den, daß der Tod des betreffenden Mitgliedes der Feldarmee infolge seiner im Kriege erhaltenen Wunden eingetreten ist. Das Kriegsministerium hat die Regie rungsbehörden hiervon m Kenntniß gesetzt und den selben zugleich mitgetheilt, daß nach einer mit dem Reichskanzler getroffenen Vereinbarung der Beurthei- lung von Gesuchen um Gewährung entsprechender Gnadenbewilligungen auf Grund jenes Obertribunals- erkenntnisses aus dem kaiferl. Dispositionsfond kein Einfluß einzuräumen, sondern in dieser Beziehung vielmehr die bisherige Praxis beizubehalten ist. — Die Provinzialbehörden haben jetzt die Polizeiverwal tungen angewiesen, bei Handhabung der gegen den un befugten Gewerbebetrieb und Gewerbesteuerzuwiderhand lungen gerichteten Bestimmungen dem Hausirhandel gegenüber so zu verfahren, daß Wan der lag er als Gewerbebetrieb im Umherziehen zu behandeln und dazu auch diejenigen Unternehmungen zu rechnen seien, in welchen außerhalb des Wohnortes des Unternehmers und außer dem Meß- und Marktverkehr von einer festen Verkaufsstätte (Laden, Magazin, Zimmer, Schiff u. dergl.) aus vorübergehend Waaren feil gehalten werden, wobei die Anzeige von der Eröffnung eines stehenden Gewerbebetriebe» nicht als ein pcäjudicirendes Moment gelten soll. Stuttgart, 22. August Der „ StaatSanz." meldet, daß derKronprinz des deutschen Reiches und von Preußen auf ärztlichen Rath wegen seines nicht völlig beseitigten Fußleldens die militärische Jnspectionsreise nach Württemberg aufgeben mußte. — Die Stände- kammer hat sich gestern vertagt. Sämmtliche Justiz gesetze, einschließlich des Forstpolizeigesetzes, sind zu Stande gekommen. Darmstadt, 22. August. Wie die „N. A. Z." erfährt, hat der Großherzog bei Gelegenheit der am 18. d. M. stattgehabten Enthüllung des Landeskrieger denkmals dem Generallieutenant v. Wittich in Aner kennung seiner Thätigkeit bei der hessischen Division in Friedenszelten und bei den vor 9 Jahren stattge habten Kämpfen das Militärverdienstkreuz verliehen und denselben ü la suite des Leibgarderegiments Nr. 115 gestellt. Hamburg, 20. August. Der Augsburger „Allg. Ztg." schreibt man von hier: Mit welchem Eifer und welcher Unermüdlichkeit im Stillen fortgewühlt und die socialdemokratische Propaganda ausrechtzu erhalten versucht wird, ließ sich wieder deutlich aus einer Gerichtsverhandlung ersehen, welche sich gestern vor dem hiesigen Strafgericht abspielte. Es waren 12 Personen angeklagt, bei der Verbreitung verbotener Druckschriften socialdemokratischen Inhalts (und zwar der zu London unter dem Namen „Freiheit", sowie unter verschiedenen anderen, fortwährend wechselnden Bezeichnungen von dem bekannten Agitator Most her ausgegebenen Zeitschrift) mitgewirkt zu haben. Haupt angeklagter war der Buchbindergehilfe Säveke, welcher geständig war, als geheimer Colporteur jenes Blattes thätig gewesen zu sein; er hatte ein Mal einen förm lichen Abonnentenstand bis zu 130 Exemplaren ge sammelt und hatte nach London berichtet, daß er näch stens noch 50 weitere Abonnenten zu gewinnen hoffe. Andere Angeklagte hatten bis zu 10 Exemplaren zur Femllkton. Redigirt von Otto Banck. Eine Warschauer Skizze. (Fortsetzung und Schluß zu Rr. ivb.) Fett, starke Würzen, Zwiebeln werden in der pol nischen Küche mit Vorliebe angewendet. Macht eS auch anfangs Mühe, sich an die schweren, schnell sättiaenden Speisen zu gewöhnen, so ist eS doch mehr der Magen al» der Gaumen, welchen die compacten Gerichte zuerst befremden. Die Kartoffeln servirt man meist in Butter zerstampft, alle» Fleisch trieft von fetten Saucen, die LirblingLsuppe von Fleischbrühe, rothen Rüben und dicker saurer Sahne muthet dem Magen ebenfalls nicht geringe BerdauungSkraft zu, der schwarze Grütze, Buchweizen, nach Art deS italie nischen Risotto in Fett gedämpft, nicht minder. Der nationale Zrasi, kräftige Stücke Rindslende in einer pikanten Würzbrühe leicht gedämpft, erhebt sich in Qualität und substantieller Kraft ebenfalls weit über da« Gericht, welche« in Deutschland denselben Namen trägt. Alle diese Dinge schmecken vortrefflich, im guten Hau-Halte natürlich am besten; doch auch die öffent lichen Restaurationen mittleren Range« schrecken den Gast niemal« durch knappe würzlose, spülwäsferige Küche zurück; er kann sicher fein, überall vortreffliche« Fleisch in kräftigster Zubereitung anzutreffen. Da« in Deutschland so seltene Vogelwild de« weiten russischen Hinterland,«, jetzt besonder« die fleischigen, zarten Schneehühner erregt die Neugier de« fremdländischen Gaumens. Zahmes Geflügel wird in den polnischen Dörfern massenhaft gemästet, der feist, zartfleischige Truthahn gedeiht nirgends so gut wie in Polen. Dem opulenten materiellen Leben steht ein ange nehmes, gesellschaftliches zur Seite. In diesem macht sich natürlich die Sonderung der nationalen Elemente schon viel bemerkbarer als in jenem, welche» weder von deutschen, noch von russischen oder gar jüdischen Einflüssen stark berührt wird. Aeußerlich gruppirt die Gesellschaft sich in Club» und Ressourcen nicht nur der Nationalität, sondern auch der socialen Stellung nach. Die gänzlich unter sich lebenden russischen Offiziere haben ihre gesellige Verbindung in bestimm tem Locale, die Aristokratie spielt und amusirt sich im Jagdclub, eine Kaufmannsressource, vielleicht die glän zendste, versammelt den höheren Bürgerstand, die Deutschen finden sich in der Harmonie zusammen und wer gänzlich frei fein will, geht ins Tivoli oder ein anderes Local, wo gesungen, getanzt und verschiedene Kurzweil getrieben wird. Das Warschauer Leben trägt ohne Frage einen starken Zug von Sinnlichkeit, der sich sogar erkenntlich in den Physiognomien ausprägt. Trotzdem entfernt eS sich in seinen Aeußerungen kaum jemals von den Gesetzen der guten Sitte. Voraus setzungen und Zumuthungen, wie sie im Straßen- und selbst im Salonleben anderer Großstädte zur Regel gehören, werden hier kaum gemacht. Eme Dame könnte meiner Erfahrung nach in Warschau weit un- aefährdeter Abend» allein durch die Straßen gehen al» m iraend einer deutschen Stadt. Der Ruf sst hier wahrscheinlich weit sicherer vor unmotivirten Antastun gen al» ander»wo. Freier Sinn und angeborene Noblesse bewahren Person und Namen vor leichtfertigen Angriffen. Es kann hier selbstverständlich nur von Tact und guter Sitte im Aeußerlichen die Rede sein; daß die Warschauer Gesellschaft und ihre Mitglieder sich keinerlei Freuden de» Lebens versagen, daß sie dieselben in vollen Zügen und ziemlich unbekümmert genießen und daß der Reiz an solchen Genüssen durch die Berührung der verschiedenen Nationalitäten mit einander noch erhöht wird, soll natürlich nicht geleug net werden. DaS gesellige Leben im Hause, in der Familie, ist ein sehr ungezwungenes und behagliches. DaS War schauer HauS hat manche Vorzüge vor dem unsrigen. Einer der größten besteht in den durchweg geherzten Corrrdoren. Die Oefen einzelner Zimmer durchbrechen an ihrer schmalen Seite die Wand und erwärmen so den abgeschlossenen Flur. Man läßt deshalb selbst mr strengen Winter unbekümmert alle Thüren offen stehen, verkehrt au» einem Raum in den andern ohne Furcht vor Erkältung. Diese Freiheit der Crrculatron läßt die Wohnungen alle weit geräumiger erscheinen, als sie thatsächlich sind, sie giebt dem Hause eine Behag lichkeit, die wir mit unseren hermetisch abgesperrten Zimmern nicht kennen. Gleichmäßige Durchwärmung aller Wohnräume ist der verständigste und gesündeste Luxu» de» modernen Hause». Ein anderer, den sich in Deutschand kaum der Reiche gestattet, der hier aber den schlichtesten Wohnungen eigen ist, besteht in den durchweg getäfelten Fußböden. Die Parquetindustrie teht in Polen in hoher Blüthe, sie hat die Dielen- ußböden gänzlich verdrängt und beginnt auch schon ür das Ausland zu arbeiten. In solchem behaglichen Hause macht die Polin gastlich die Honneur» und die Frauen der anderen Nationalitäten folgen dem guten Verbreitung unter ihre Mitarbeiter übernommen, die selben im Allgemeinen auch abgesetzt und die Beträge dafür (15 Pf. per Exemplar) eingezogen. Säveke wurde zu 3 Monaten, andere zu 2 und 1 Monat Ge- fängniß verurtheilt; doch erfolgte für einige der Ange klagten auch Freisprechung. Fast alle Angeklagten waren schon wegen Majestätsbeleidigung, Vergehen gegen das Vereinsgesetz, Religionsschmähung rc. ver- urtheilt gewesen. Buda-Pest, 22. August. (Tel.) Der Minister präsident Tisza begiebt sich heure Abend nach Wien, wo er einige Tage verweilen wird. Hierauf geht der selbe nach Ostende und kehrt in der dritten Woche de» Monates September nach Buda-Pest zurück. Kopenhagen, 22. August. (Tel.) Die Prinzessin v. Wales ist mit ihren Kindern um 10 Uhr Vormit tags in Bellevue eingetroffen und von der königlichen Familie, den Ministern, den Spitzen der Behörden und einem zahlreichen Publicum empfangen worden. London, 21. August. Die amtliche „London Gazette" veröffentlicht das neue internationale Reglement zur Verhütung von Collisiouen auf See. Dasselbe ist von Belgien, Chile, Dänemark, Deutschland, England, Frankeich, Griechenland, Italien, den Niederlanden, Norwegen, Portugal, Rußland, Spanien, Schweden und den Vereinigten Staaten an genommen worden und wird am 1. September 1880 in Kraft treten. — Nach einem Telegramm von „Reuter'S Office" aus der Capstadt vom 5. d. ist General Wolseley am 3. August in Rorkes-Drift eingetroffen. Der Kö nig Cetewayo befindet sich mit wenigen Anhängern in einem Kraal nördlich des schwarzen Umvolosi. St. Petersburg, 22. August. (Tel.) Der Großfürst-Thronfolger hat gestern auf der Aacht „Zarewna", welche von den pachten „Slawianka" und „Marewo" begleitet war, seine Reise nach Schweden und Dänemark angetreten. Alexandrien, 20. August. Ein Telegramm der „Pr." meldet: Der Minister deS Aeußern in Kairo richtete an die hier residirenden Generalconsuln eine Note, in der er ihnen von dem neuvollzogenen Minlsterwechsel Mittheilung macht und zugleich die Erklärung abgiebt, daß die neuen Minister eS als ihre Hauptaufgabe bekachten werden, den finanziellen Ver pflichtungen Aegyptens Europa gegenüber pünktlichst nachzukommen. — Der „Times" wird aus Kairo unter dem 19. d. M. gemeldet. Mit Ausnahme des Justizminister» Zulficar Pascha und des Ministers des Aeußern, Mu stapha Fahmi Pascha, besteht das neue Ministerium gänzlich aus jungen Männern. Das Ministerium de» Innern ist indeß offen gelassen worden, hoffentlich für Riaz Pascha. Die Uebernahme der Präsidentschaft de» Conseils seiten des Khedive wird günstig bcurtheilt. Washington, 20. August. „Reuter'S Office" geht von hier nachstehende Depesche zu: Die von der Regierung der Vereinigten Staaten von England geforderte Entschädigung in Höhe von 163000 Dollars für die Mißhandlung amerikanischer Fischer in Fortune-Bai steht in keinem Zusammen hänge mit der Halifaxer Zuerkennung. Durch diese Schadloshaltungsforderung sucht die Regierung die Wiederholung der Fortune-Bai-AuSschreitungen zu verhindern, und sie beabsichtigt nicht, die Mißhand lung der Fischer zum Vorwande einer Ermäßigung der Halifaxer ZuerkennungSsumme, welche sie nicht als eine res achuäieatL erachtet, zu benutzen. Obwohl dieses Jahr keine Gewaltthätigkeiten vorgefallen, ist die Regierung benachrichtigt worden, es werde die Besorg- nlß gehegt, daß Gewaltthätigkeiten angewendet werden würden, um amerikanische Fischer an dem Genüsse aller Vorthecke des Vertrages zu verhindern, und eS heißt, daß zwischen den Fischern eine geßihrliche Beispiel. Die Familien besuchen einander, nachdem die Bekanntschaft eingeleitet, sofort uneingeladen, der häusliche Verkehr gestaltet sich ungenirt, herzlich und ohne Ansprüche auf besondere materielle Genüsse. Er mischt sich auch aus den verschiedenen Nationalitäten, wobei jedoch die polnischen Elemente entschieden vor herrschen. Da auch die deutschen und jüdischen Kreise ohne die polnische Sprache schon im wirthschastlichen Verkehre mit Dienstboten und Geschäftsleuten nicht auskommen können, so ist Jeder derselben mächtig und sie, nicht etwa die französische, wie man auSwärt» an nimmt, ist im gesellschaftlichen Verkehre die herrschende. Französisch hört und liest man hier sehr viel weniger, als ich erwartet hatte. ES versteht diese Sprache Jeder aus der gebildeten Gesellschaft und drückt sich gewandt, ja sogar elegant in ihr aus, aber eine besondere Vor liebe für dieselbe scheint nicht vorzuherrschen, man flüchtet zu ihr nur wie auf neutralen Boden, wenn conventionelle oder HöflichkeitSrücksichtcn im Verkehr mit Ander-sprechenden die- wünschenSwekh erscheinen lassen. Noch mehr al- da» gesellschaftliche ist natürlich da« geistige Leben Warschau- abhängig von dem Verhält nis der verschiedenen Nationalitäten zu einander. Doch wird die Ansicht kaum Widerspruch finden, daß auch hier die Polen da- bestimmende und führende Element bilden. DaS ist natürlich Die auf den Stamm neuerdings gepfropfte russische Lultur hat noch nicht Zeit gehabt, feste Wurzeln zu schlagen, Blüthen oder gar Früchte zu tragen, ja auch nicht einmal den Nach- wei- zu führen, daß sie fähig sei, zu colomsiren, durch höhere Qualitäten die bestehende iu ersetzen. Denn man darf keme«weg« annehmen, daß Re energischen
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