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WöchcmUch «schtmrn drei Nummern. Vranumermw»» Preis 22j Silbergr. (j Tdlr.) nicrlclichrNid, 3 THU. für das ganze Hahr, adne Erhöhung, in allen Tbeilcn der Preußische» Monarchie. Magazin für die Pränumerationen werden von jeder Butlchandluntt (m Berlin bei Veit n. (5omp., Iagerttraße Nr. 2L), so wie von allen Kdnigl. Post-Ammern, angenommen. Literatur des Auslandes. ^4/ 8. Berlin, Dienstag den l2. Januar 1847. China. Das Christenthum in China. Wenn das Mittelalter mit Feuer und Schwert bekehrte, wenn die Be- redtsamkeit seiner Apostel ihren eigentlichen Nachdruck durch die Furcht, welche sie zu erregen wußten, erhielt, so ist das MisfionSwcsen der neueren Zeit natürlich auf ganz andere Mittel angewiesen. Mit den Thatcn der Spanier und Portugiesen in Mejiko und Peru hat das BckehrungSwcscn im barba rischen, aber großen Stile des Mittelalters sein Ende genommen, und den massenhaften Resultaten jener Zeiten haben unsere Tage nur einen kümmer lichen Gewinn entgegenzusetzen. Vielleicht dürste man sagen, daß dieser Ge- Winn, wie kümmerlich immer er erscheine und wie sehr er an Extensität den früheren Resultaten nachstehe, dennoch diese an Intensität überrage; mit Einem Worte: daß das Mittelalter nur den Formen des Christen- thums, die neuere Zeit dagegen dem Wesen desselben Anhänger gewonnen. ES mag sich so verhalten, denn cs wäre in der That schlimm, wenn cS nicht so wäre, wenn es nicht wenigstens — denn auch an block äußerlichen Bekeh rungen ist heute so wenig, als sonst, ein Mangel — hier und dort sich also verhielte. Worin aber das MisfionSwcsen der neuesten Zeit dem des Mittelalters vollständig gleich geblieben, das ist die Verbindung des eigentlichen Bekeh. rungSgeschäfteS mit sonstigen Zwecken und Abfichten, eine Verbindung, welche für die propagirende Thätigkeit nicht immer ersprießlich gewesen ist. Wenn das Mittelalter seine Bekehrungen mit militairischen Abfichten, mit Erobe- rungszweckcn in Verbindung brachte, so ist eS gegenwärtig der Handel und die Wissenschaft, mit denen das MisfionSwesen sich vergesellschaftet. Wie besonder» die Medizin zu einem solchen Zwecke sich eignet, läßt sich begreifen und ist namentlich den Engländern und Amerikanern nicht entgan gen, die fast allen ihren Missionen jenen, überdies dem Nützlichkeitstriebe unserer Zeit entsprechenden ärztlichen Charakter aufgedrückt haben. Ueber die Fortschritte, welche sie dieser Verbindung der MisfionS- mit der ärztlichen Thätigkeit in China verdanken, giebt ein in der ksru« wonvelle vom I. November v. I. enthaltener Artikel Aufschlüsse. Es rührt dieser Artikel von einem Doktor Iwan her, der, seiner Unterschrift nach, Mitglied der (stanz.) Mission in China ist. Der ganze Aussatz ist mit Mäßigung, Kenntniß der Verhältnisse und Billigkeit gegen die protestantischen MisfionairS geschrie- den, so daß wir unseren Lesern nicht mißfällig zu werden fürchten, wenn wir hier einige Auszüge aus dem Artikel des Herrn Iwan folgen lassen. Erste« Lustreten christlicher Missionaric» in China. ES war um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, als die ersten katho lischen Misfionaire an den Küsten deck himmlischen Reiches auftraten. Die Portugiesen hatten so eben die Erlaubniß, sich in Macao nicdcrzulassen, er- halten, und dieser Umstand war rS, welcher die Jesuiten hcrbcilockte. Mit ihrer gewohnten Umsicht handelnd, wußten sie nicht allein die chinesischen Be- Hörden zu gewinnen, sondern sich auch bei der mißtrauischen, den Fremden abgeneigten Bevölkerung geltend zu machen. Man kennt ihre Erfolge, die endlich so weit gingen, daß sie vor den Thron des Kaisers gelassen wurden und einen Einfluß gewannen, der eine Zeit lang unerschütterlich schien Allein sie geriethen in Hader mit anderen Orden, die ihnen nach China gefolgt waren, und diese Streitigkeiten, namentlich die mit den Dominikanern, waren von traurigen Folgen für die Väter der Gesellschaft Jesu. Der Papst ent- schied gegen sie und verbot ihnen, fernerhin Mitglieder des Ordens nach China zu senden. Dies schon erschütterte ihre Macht daselbst. Anderentheils dienten Zänkereien zwischen Priestern desselben Glaubens nicht eben dazu, die Chinesen in günstiger Stimmung zu erhalten, die vielmehr mißtrauisch wurden und den Argwohn schöpften, daß es den Missionarien um nichts Anderes zu thun sty, als sich der Regierungsgewalt zu bemächtigen. Von diesem Augen- blick an war die Vertreibung der katholischen Priester beschlossene Sache. Schon unter Jong-Tsching'S Regierung verfolgt, wurden sie unter Kia-Kiu und dem gegenwärtig herrschenden Kaiser fast sämmtlich vertrieben. Aber — meint vr Iwan — die Jesuiten haben dennoch unvergängliche Spuren ihrer vorübergehenden Wirksamkeit zurückgelaffcn. Mathematische und astronomische Bücher, die Erbauung eines Observatoriums, eine Kanonengießcrci und noch viel« andere Etablissements — dies Alles hat China, welches sie andererseits zuerst in Europa bekannter machten, ihnen zu verdanken. Ihre Gegner haben nichts gethan, wenn man die Bekehrung einiger Neophyten ausnimmt. Auftreten protestantischer Missionaric». Der Schiffbruch, welchen die katholische Kirche erlitten, mußte die in jenen Gegenden Handel treibenden protestantischen Völker bestimmen, ihre Prediger an die Stelle der katholischen Priester treten zu lassen. Dennoch er schien erst im I. I8i>7 der erste protestantische Misfionair in Canton. ES war dieses der vr. Morrison, und er hatte eine geraume Zeit hindurch keinen anderen Mitarbeiter, als Herrn William Milne. Morrison selbst, zu sehr Gelehrter, um sich ungetheilt dem Bekehrungsgeschäft hinzugebcn, widmete sich mehr wissenschaftlichen Arbeiten, als der Ausbreitung seines Glaubens. Während der dreißig Jahre, welche er in China zubrachte, verfaßte er ein englisch-chinesisches Wörterbuch, eine Anzahl englisch-chinesischer Dialoge, deren chinesischer Theil im Dialekt von Canton geschrieben ist, endlich eine Ucbersetzung der Bibel. Das hieß zwar seinen Nachfolgern den Weg bahnen, nicht aber sich selbst einer apostolischen Wirksamkeit widmen. Um die Auf gabe, die er sich gestellt, vollständig zu lösen, stiftete Morrison ein anglo- chinesisches Kollegium, das hauptsächlich das Studium der englischen und chinesischen Literatur, nebenbei die Verbreitung des Christenthums fördern sollte. Diese späterhin nach Penang verpflanzte Anstalt hat sich nicht über den ursprünglichen Plan ihres Stifters hinaus entwickelt; sie bildete nur eine geringe Anzahl von Zöglingen aus, und unter diesen befanden sich fast nur Abkömmlinge ausgewandertcr Chinesen, nicht aber Einwohner der chinesischen Küsten-Provinzen. So beschränkte sich denn die religiöse Wirksamkeit des Instituts fast gänzlich auf die Veröffentlichung einiger Schriften, die, da das lebendige Wort nicht hinzutrat, von keinem bedeutenden Einfluß seyn konnten. Eck war die Londoner Missions-Gesellschaft, die von 1807 — 1826 für alle Bedürfnisse des Protestantismus in China sorgte, allein die von ihr auSge- sendeten Apostel, durch Familicnpflichten in Canton und Macao zurückgchalten, drangen nie in das Innere des Reiches ein. Ein protestantischer Missionair ist in der Regel mit einer zu großen Bagage belastet, um sich auf jenen kleinen Krieg cinlassen zu können, den der Katholizismus seit drei Jahrhunderten gegen den chinesischen Aberglauben führt. G ü ß I <i s s. Der Einzige unter den protestantischen Misfionaricn, welcher in dieser Epoche — nicht zwar sich in das Innere des Reiches wagte — aber doch nordwärts längs der Küste vordrang, war Gützlaff, damals Agent der nieder ländischen MisfionS-Gesellschaft und gegenwärtig Dolmetscher der englischen Regierung in Hong-Kong. Gützlaff, den die Natur mit einer ganz chinesischen Physiognomie auSgestattet, machte sich mit einer Anzahl Bibeln und einem Waarenballcn auf den Weg. Er spricht, nach Aussage der Sinologen, den Dialekt von Canton und die Mandarinensprachc vortrefflich. So ausgerüstet, stellte er sich, in chinesischer Kleidung, den Eingebornen dar, die in ihm einen Landsmann zu begrüßen glaubten. Doch beschränkte sich Gützlaff's Pro- paganda auf die Verthcilung seiner Bibeln, und er berechnete die Anzahl seiner Bekehrungen nach der Anzahl von Exemplaren der heil. Schrift, die es ihm an den Mann zu bringen gelungen war. Er bemerkte bci dieser seiner Bibclvertheilung, daß Exemplare in rothem Einband die geeignetsten waren, den Glauben der Chinesen zu erwecken; wenn man dieses anders daraus, daß roth eingebundene Bibeln bci jeder Aucktheilung am lebhaftesten begehrt wurden, mit Herrn vr. Iwan schließen darf. Gützlaff hat eine interessante Beschreibung seiner Reise herausgcgebcn, die leider nicht ganz frei von Ueber- treibungcn ist, so daß sich ein Urtheil über den Erfolg von Gützlaff's Wirken kaum fällen läßt Lcrztlichc Missiouarie«. Trotz der Begründung eines Kollegiums in Malacca, trotz der Anstren- gungcn der in Canton und Macao ««gesiedelten Misfionaricn und Gützlaff's Versuchen, blieben die Eingebornen gleichgültig bei allen Bestrebungen der protestantischen Mission. Unter diesen Umständen gericth Herr Colledge, Wundarzt bci der englischcn Faktorei, auf den Gedanken, den Eingebornen die Hülfe seiner Kunst unentgeltlich anzubieten und eine Klinik in Macao zu gründen, der er den Namen eines augenärztlichen Hospitals gab. Der Versuch glückte vollkommen, die Kranken strömten zu Herrn Colledge'ck Klinik, und einige geglückte Kuren verbreiteten den Rus des Stifters. Eine Subscription, die er zur Unterstützung seiner Anstalt bei dcn europäischen Residenten eröffnete, warf ihm in dem Zeitraum van 1827 — wo er seine Klinik gründete — bis zum I. 1842 eine Einnahme ab, die bis auf 50,000 Franken jährlich gestiegen ist. Herr Colledge sand mit seiner Anstalt schnell Nachahmer, besonders verfolgte Noch-Amerika den von