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Mesaer G Tageblatt und Anzeiger (LltetM Md Llyri-er). reIegm««.Bl»rrM Hb aU Snnspr«bft,ll« r , b R « bk so der Sönigl, Amtshauptmannschast Großenhain, des Königl. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. SS. Dienstag, «. März 18S4, Meads. 47. Jahr«. e.as Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag Abends mir Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung m den Expeditionen tn Riesa und Strehla, den Ausgabestellen, lawie am Schalter der kaiserl. Postanstalten 1 Mark 25 Ps., durch die Träger frei ins HauS 1 Mark 50 Pf., durch den Briefträger frei ins Haus 1 Mark 85 Ps. Aazetgeu-Auuahmr für die Nummer des Ausgabetages bis Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastantenstraße 59. — Für die Redaction verantwortlich: Herm. Schmidt in Riesa. Oertliches und Sächsisches. Riesa, 6. Mürz 1894. — Der soeben erschienene Bericht der Direktion und des Aussichtsraths der Riesaer Straßenbahn für 1893 be sagt, daß das Unternehmen im Berichtsjahre, wie die meisten Betriebe, auch unter der Ungunst der Verhältnisse gelitten habe; die Einnahmen weisen gegen das Vorjahr einen Aus fall von 338 M. 50 Pf. auf, während die Ausgaben einen Mehraufwand von 1233 M. erfordert haben. Der Letztere ist zum Theil auf den schneereichen Winter Anfang 1893, in der Hauptsache aber auf die abnorm hohen Futterpreise zurückzusühren Von dem vorhandenen lieber; chusse von 2890 M. 37 Pf. nebst Gewinn-Vortrag von 1892: 72 M. 56 Pf., zusammen 2962 M. 93 Pf., schlägt man vor, nach den Ueberweisungen an den Reseroefond und den Abschrei, bunzen, eine Dividende von 2 Proz. auf das Aktienkapital zu vertheilen. — Oesterreichische Thaler, die bei uns noch im Umlaufe sich befinden, verlieren nicht, wie in manchen Blättern ge meldet und wie vielfach geglaubt wird, am 1. April 1894 ihre Gültigkeit. Di« österreichischen Thaler sollen allerdings allmählich von den Reichskassen eingezogen werden, doch da der Zeitpunkt der Ungültigkeitserklärung der österreichischen Thaler noch gar nicht festgesetzt worden ist, halten wir es für nölhig, solchen Gerüchten, die nur geeignet sind, Be unruhigung hervcrzurufen, hiermit entgegenzutreten. — Zur Geschäftslage auf der Elbe schreibt das „Schiff": Ta die Elbe wieder eisfrei geworden ist, können die unter brochenen Fahrten wieder ausgenommen werden. In Ham burg hat die Unterbrechung in der Lage des Frachtenmarktes keine Aenderung herbeigeführt; das Frachtgeschäft liegt noch ziemlich flau und der vorhandene leere Schiffsraum über steigt das Angebot in Gütern. Bon Hamburg werden als letzte Abmachungen folgende Frachten berichtet: nach Magde burg für Roheisen, Getreide und Düngemittel 22 Pf., Petro leum 25 Pf., Stückgüter 50 bis 60 Pf., nach Wallwitzhafen für Roheisen, Getreide und Düngemittel 28 Pf., Futtermittel 30 Pf., Stückgüter 50 bis 60 Pf.; nach Riesa-DreSden für Roheisen, Getreide, Dünge- und Futtermittel 40 Pf-, Stück güter 55 bis 70 Pf. für 100 Ls; nach Tetschen-Laube 10 Pf., nach Aussig 15 Pf. für 100 Lx mehr als nach Riesa-Dresden. — An den österreichischen Umschlagsplätzen beginnen die Verschiffungen ebenfalls wieder. Die ersten Abmachungen für Kohlen ab Aussig lauteten bei reichliche« Angebot von Schiffsraum nach Magdeburg auf SO bis 32 Pf. für das Doppelhektoliter, nach Hamburg auf 28 Pf. für 100 L8. — Der Eompagnieführer Lanzheld, über besten Besuch bei dem hiesigen Osfiziercorps wir seinerzeit berichteten, hat jetzt über seine Thätigkeit am Victoria-Nyanza an die Ge schäftsleitung des Deutschen Antrsklaverei-ComiteeS aus Muanza einen längeren Bericht erstattet. Als hauptsächlich erwähnenSwerchen Erfolg bezeichnet er die Ansiedelung der aus Uganda infolge von Religionskriegen vertriebenen Wa- ganda in deutschem Gebiete. Es sind dies nach Langheld'S Angaben bis jetzt 2000 Menschen, die fleißig und arbeitsam sind. Die Sicherung der aus Unyoro kommenden Elfenbein- Karawanen ist Langheld gelungen; e« glückte ihm ferner, acht Sklavenhändler gefangen zu nehmen und über 20 Sklaven zu befreien. — Häufig kommt es vor, daß Jemand, dem rin gericht licher Zahlungsbefehl zugestellt wird, dagegen Widerspruch erhebt, obgleich er einen Grund zum Bestreiten der For derung nicht hat. Der Zweck dabei ist der, den Gläubiger in seinem schnelleren Vorgehen aufznhalten, damit er den langsameren Weg der Klage einschlagen muß und so eine längere Frist für den Schuldner noch gewonnen wird. Bon solchem Verfahren muß aber im eigensten Interesse de» Schuldner» auf das Dringendste abgerathen werden. Denn der Gläubiger, der den Grund de» Widerspruch» nicht kennt, erhebt schleunigst Klage und zwar in den meisten Fällen durch einen Rechtsanwalt. Die entstehenden Kosten treffen dann doppelt schwer den Schuldner, weil dieser mangels Einwendung gegen die Klage ohne Weiteres zur Hauptschuld nebst den Kosten verurtheilt wird, wobei die Kosten de» Zahlungsbefehls mit zu erstatten sind. So kann es kommen, daß bei einer geringfügigen Schuld die Kosten jene weit übersteigen. ES empfiehlt sich daher weit besser, in den gedachten Fällen statt des Widerspruchs gegen den Zahlungs befehl das Gesuch an den Gläubiger um noch einige Ge- stundung zu stelle». Mancher wird sich herbeilassen, gegen seinen Schuldner mit Milde zu verfahren, wenn dieser nur den guten Willen zeigt. — Die deutsch-italienische Turnfahrt, welche zum dies- , jährigen Pfingslfeste unternommen werden soll, wird sich zu einer großen turnerischen Kundgebung und gleichzeitig zu einer Verherrlichung des Dreibundes gestalten, da auch die österreichischen Turner an der Püngstfahrr nach Italien rheil- nehmen werden. Die Turnfahrt beginnt von Mainz aus Donnerstag, 10. Mai, Abends 11 Uhr. Es geht zunächst mittel« Schnellzuges nach Luzern, dann nach Flüelen, Göschenen, über den Sr. Gotthardt nach Lirola, Lugano, Porlezza, Menagio, Bellagio, Gomo, Mailand uno Venedig. Die Fahrt dauert acht Tage und kostet etwa 150 bis 180 Mark. Bis jetzt haben sich 30 Turnvereine zur Theilnahme gemeldet. Bom Landtage. Beide Kammern traten gestern wieder zu Sitzungen zusammen. Die Erste Kammer beschäftigte sich zunächst mit dem Bericht der zweiten Depu tation über das König!. Dekret Nr. 23, betreffend den Bau der Nebenbahnen Wilzschhaus-CarlSfeld, Limbach-Wüstenbrand und roaldheim-Kriebethal. Die Kammer beschloß, dem An träge der Deputation entsprechend, die geforderten Beträge zu bewilligen und die bezüglichen Petitionen für erledigt zu erklären, soweit sie bei den Eisenbahnpetitionen nicht noch besonders zu behandeln sind. — Ferner bewilligte die Kam mer die unter den Titeln 14, 26, 27 und 36 des außeror dentlichen Staatshaushaltsetats für Erweiterung des Bahn- Hofs Freiberg (zweite Rate), der Bahnsteiganlagen in Chem nitz, Grunderwerb für einen Rangirbahnhof mit Stations anlage am Küchwalde bei Chemnitz, sowie für die erforderlichen Anschlußkurven und Erbauung eines Dienst- und Bea allen- Wohngebäudes in Chemnitz eingestellten Beträge und ließ auf Antrag der vierten Deputation die Petition des Kaufmanns Franz Hoffmann in Dresden um Gewährung einer Bau beihilfe aus der Landesbrandkasse auf sich beruhen. — In der Zweiten Kammer war erster Gegenstand der Tages ordnung die Schlußberathung über die Petition des Elster- Saale-Kanal-Bereins zu Leipzig und die Anschlußpetitionen, eine Kanalverbindung Leipzigs mit der Saale beteffend. Die Deputation beantragt, die Petitionen der König!. Staatsre gierung zur Kenntnißnahme zu überweisen. Es sprachen hierzu die Abgg. Kellner, Fritzsche, Dr. Schill, worauf der Deputationsantrag angenommen wurde. Weiter beschäftigte sich die Kammer mit der Petition der Geweinderaths zu Wilkau und Genoffen, die Weiterführung der im Bau be griffenen elektrischen Straßenbahn Zwickau-Schedewitz betref fend. Befürwortend sprachen hierzu Vizepräsident Streit, Sekretär Speck. Königl. Kommissar Geh. Rath Meusel vertrat den Standpunkt der Regierung. Nachdem nochmals Vizepräsident Streit die Petition befürwortet hatte, wurde sie der Königl. StaatSregierung zur Kenntnißnahme über wiesen. Hiernach trat die Kammer in die verathung über die Novelle zum Forststrafgefetz ein. (Königl. Dekret Nr. 14.) Ohne Debatte nahm die Kammer den Gesetzentwurf mit den von ihrer Gesetzgebungsdeputation vorgeschlagenen zahlreichen Blenderungen einstimmig an. Letzter Gegenstand der Tagesordnung war die Berathung der Petition des Ge- sammtvorstande» de» Verbände» sächsischer Berg- und Hütten arbeiter, die Abänderung einiger Paragraphen de» Berggesetzes betreffend. Strehla. Am Freitag Mittag kam der 58 jährige Fabrikarbeiter Wendt von hier mit der linken Hand in die sogen, «nochevbreche der hiesigen chemischen Fabrik. Von der im Gange sich befindlichen Maschine wurde der Arm nach gezogen und bis an die Schulter buchstäblich zermalmt. Die Transpvrtirung des Verunglückten nach dem Johannitter- «rankenhause nach Riesa machte sich sofort nöthig und ist der Arm bis zur Schulter daselbst abgelöst worden. (Wochenbl.) Großenhain. Wie verlautet, ist seitens eines hie- sigen Bürgers, der erst unlängst eine größere Summe zu Wohlthätigkeitszwecken stiftete, dem Stadtrathe erneut ein Kapital von 12000 Mark zur Verfügung gestellt worden, da« zur Erbauung zweier, unserem prächtigen Stadtpark zur Verschönerung gereichenden monumentalen Brücken ver wendet werden soll. Meißen. Die Leichtfertigkeit, Petroleum auf da» glimmende Holz zu gießen, mußte am Sonnabend Abend ein 19jähriges Dienstmädchen wieder bitter büßen. Bei dieser Manipulation explodirie die Glasflasche und das sofort entflammte Petroleum bedeckte die ganze rechte Hand des Mädchens mit Brandwunden. Tas brennende Oel ergoß sich ia den Holzkorb, der mitsaminl dem Inhalt Feuer fing. Dem herbcigeellten HauSwirlh gelang es jedoch, bald des Feuers Hcrr zu werden. Radebeul. In Serkowitz auf der Thalheimstraße wurde ein Offiziersbursche aus Dresden von seinem Pferde heruntergescdleudert und von dem letzteren derartig getreten, daß der Bedauernswerthe sofort verstarb. li. Dresden, 5. März. Die fortgesetzte Gründung kleiner Militärvereine, welche sich nur aus den gedi nten Militärs irgend eines Regiments rekrutiren, wird von den älteren, trefflich fundirten Dercinen schon längst beklagt. In der Thal trägt diese Zersplitterung der gemeinsamen Kräfte dazu bei, den kameradschaftlichen Geist nur noch einseitig zu pflegen und gleichzeitig die Wirksamkeit der älteren Vereine auf dem segensreichen Gebiete der Unterstützung in Noch und Todesfällen der Mitglieder abzuschwächen. Zudem bieiet die schier endlose Gliederung der gedienten, von gleichem patriotischen Geist beseelten VaterlandSvertheidiger auch vom Standpunkt der deutschen Einheit ein wenig erfreuliches Bild. Das Präsidium von Sachsens Militärvereinsbünd ist übrigens ederzeit ernstlich bemüht gewesen, die Interessen der großein älteren Vereine nach der bezeichneten Richtung zu wahren, kann aber die Neubildung von konkurrirenden Vereine», sobald die Vorbedingungen dazu nach den statutarischen Bestimmungen des Bundes erfüllt sind, nicht hindern. — Der vor dem Schöffengericht zum Abschluß gelangte Prozeß Liman-Lohan wird demnächst insofern nach ein gerichtliches Nachspiel haben, als sich Dr. Lohan wegen Herausforderung seines Gegners zum Zweikampf vor dem Landgericht zu ver antworten hat. Roßwein, 4. März. Wie groß dasgJnteresse der königlichen Ministeriums des Innern an der am 16. April d. I. in Roßwein zu eröffnenden Deutschen Schlosserschule ist, erkennt man daraus, daß das königliche Ministerium der Deutschen Schlosserschule zu Roßwein zu den Kosten der ersten Einrichtung 4000 M. und zu de» Kosten des Jahres 1894 3000 M. Beihilfe aus Staatsmitteln gewährt. Niederzwönitz. Der hiesige socialdemokratische „Verein zur Förderung volksthümlicher Wahlen" hat sein bisheriges Versammlungslokal eingebüßt, da de« Besitzer der „Luthereiche"^ einem sehr „zielbewußten Genossen", wegen grober Unsittlich keiten, welche auch noch den Gegenstand staatSanwaltschaft- licher Erörterung bilden, von der Kgl. Amtshauptmannschaft Chemnitz die Schankerlaubniß entzogen worden ist. Freiberg. Die Anmeldungen zur Ausstellung sind bis jetzt von allen Theilen des Erzgebirge» in reicher Zahl eingelaufen und sind darunter sämmtl.che Industriezweige und die hervorragendsten Industriellen de« Erzgebirges vertreten. Auch hat der Verband sächsischer Lederproducenten nunmehr endgiltig beschlossen, seine für den Sommer 1894 geplante Fachausstellung in die allgemeine erzgebirgische Ausstellung mit einzuverleiben. Chemnitz. Daß das Lesen von sogenannten Jagd- und Jndianergeschichten, wie solche jetzt z. B. schon in Heften zu 10 Pf. käuflich sind, junge Leute reckt bedenklich errege» und eine derartige Lektüre Abenteuergelüste »ach Art Ro binsons reifen lassen kann, davon dürfte ein Vorgang, der ich am Frühmorgen des Montag auf hiesiger Nikolaihalte- telle zutrug, beredtes Zeugniß geben. Dem diensthabenden Schutzmann fielen daselbst zwei in Betreff ihre« Reiseziele» sich in Widersprüche verwickelnde, etwa 15 Jahre alte Burschen auf, die sich später auf der zuständigen Revierwache als zwei in Gera ihren Angehörigen, bezw. daselbst an der Lehre entlaufene Dreherlehrlinge entpuppten. Beide hatten sich zu ihrer nach Ungarn, bezw. Afrika geplanten Reise behufs Jagens auf wilde Thiere mit Revolvern und Dolchmessern ausgerüstet, zu deren Ankauf sie ihre angeblich gemachten Ersparnisse, aus denen sie auch gleichzeitig den Ankauf der Jagd- und Jndianerhefte bestritten, verwendet haben wollen. Durch Festnahme der jugendlichen Abenteurer fand somit die Reife nach den geträumten Jagdgründe» schon hier ihren Abschluß und dürften die behördlichen Er hebungen hierüber bald Aufklärung bringen. Chemnitz, 3. März. Vor dem hiesigen Schwurgerichte hatten sich gestern zwei gemeingefährliche Burschen wegen de» Sachsrnburger Raubmorbverfuchs und nicht weniger als 22 WWW