Volltext Seite (XML)
Uabenauer Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis ein schließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Mk. Zeitung für WmM, SeifttsiMs- Klein- u. ErosMn Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Ps., für auS- . wärtige Inserenten 1d Ps. Reklamen i 20 Pf. Annahme von An- zeigen für alle Zeitungen. Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 109. s-r«sprecher: Amt Leube« 2120 Dienstag, den 16. September 1913. s-r«spr-ch-rr «Ml Leube« 2120 26. Jahrgang. Hur Nah una frrn Rabenau, den 15. September 1913. — Nächsten Sonnabend, den 20. September nachmittags halb 2 Uhr findet in hiesiger Kirche Wochenkommunion statt. — Das letzte Hans vom Octsteil Niedermalter! Wird jetzt abgetragen. In wenigen Tagen wird es verschwun-! den sein und bald wird das Wasser alles bedecken, wo einst fleißige Hände arbeiteten und frohe Menschen sich ihres Da seins freuten. — Auf das K o n z e r t des Turnvereins I am Diens tag abend im Amts Hof machen wir besonders aufmerksam. Das auserwählte Programm, gespielt von den „Burgkern", das durch Mitwirkung hervorragender Sangeskräste eine außer ordentliche Bereicherung erfährt, dürfte wohl zahlreichen Be such der Veranstaltung zuführen. Haben doch die Konzert- Veranstaltungen des Turnvereins I stets das lebhafteste In teresse gefunden, sodaß auch diesmal wieder auf etwas Ge diegenes zu hoffen ist. — In dem Krug-von-Nidda-Verpfleghaus zu Saal- h a u s e n befindet sich die in den fünfziger Jahren stehende ledige Privat« Camilla Edlich auf eigene Kosten in Pflege. Die Edlich war zuletzt lange Jahre in Cossebaude wohnhaft, wo sie ein eigenes Grundstück und auch Vermögen besaß. Sonnabend abend erschien im Krug-von-Nidda-Verpfl-ghaus ein gut gekleideter junger Mann, ein Neffe der Edlich, Max Schade aus Dux, und bat seine Tante sprechen zu dürfen. Im Verlauf des Gesprächs krachte ein Schuß. Dem darauf in das Znnmer dringenden Wärterpersonal bot sich ein entsetzlicher Anblick. Fräulein Edlich lag blutüberströmt auf dem Fußboden. Die Kugel war an der Stirn eingedrungen und am Hinlerkopf wieder ausgetreten. Der Täter stand ruhig im Zimmer und ließ sich vom Personal festnehmen. Am Sonn tag war das Befinden noch schlecht und auch die Bewußt losigkeit hielt noch an. Die sofort am Tatorte cingetroffene Gendarmerie transportierte den Täler nach dem Amtsgericht Döhlen, von wo aus ec der Dresdner Staatsanwaltschaft zu- gesührt wird. Der Täler ist 1891 in Brüx geboren. Sein Vater, ein Bergwerksbeamler, wohnt in Prietzschendorf bet Dux, während die Mutter, eine Schwester der Edlich, verstorben ist. Er war früher bei der k. k. Dux-Bodenbacher Bahn an- gestrllt. Nach seinem Geständnis Hal er die Tat schon lange vorbereitet und angeblich in der Hauptsache deshalb zur Aus führung gebracht, weil ihm seine Tante hinderlich gewesen sei und durch den Tod derselben das nicht unbeträchtliche Ver mögen dann als Erbe verteilt werde. — Eine f ur chtb are Erstickungskatastrophe hat sich in Coburg ereignet. Sonntag Abend gegen dreiviertel 11 Uhr ist an der großen Mauer ein von 6 Familien bewohntes Haus eingestürzt. Bis jetzt sind 8 Personen geborgen worden, 6 konnte man aus den Trümmern herausbringen; 2 Kinder waren bereits tot. Bon den 6 Lebenden ringen einige mit dem Tode. Eine ganze Anzahl von Bewohnern ist noch unter den Trümmern begraben und man fürchtet, daß es nicht mehr gelingen wird, auch nur einige von ihnen lebend heraus zu holen. Die Zahl der unter de» Trümmern Begrabenen steht noch nicht fest, doch handelt es sich um 10 bis 12 Personen, die vermißt werden. Die Ursache der Katastrophe ist auf eine Gas explosion zurückzuführen, die infolge eines Nohrbruches aus der Straße entstanden war. Nach einer späteren Meldung wurden von den 8 aus den Trümmern hervorgezogenen Per sonen 4 ins Krankenhaus gebracht. Drei von den Geborgenen sind tot, 11 Personen liegen noch unter den Trümmern. Militär und Feuerwehr arbeiten an der Aufräumung der Trümmerstätte. — Die ausführende Firma, welche mit der Herstellung der Trinkwasserleitung von der K l i n g e nb e r ge r Talsperre betraut ist, hat ihre Arbeiten infolge ernster Differenzen mit der Bauleitung vorläufig eingestellt. Es ist dies umso bedauer licher, da die Fertigstellung bis zum Frühjahr erhofft wurde, nun aber vor nächsten Sommer kaum zu Ende gehen wird und der Sommerverkehr nochmals eine unliebsame Störung erleiden dürfte. Hoffentlich werden die Differenzen recht bald behoben. — In der großen Scheune von Talheim in Frieders dorf bei Lausa war Feuer zum Ausbruch gekommen, welches bald auch das angrenzende Wohngebäude in Brand setzte. — Zwei Jahre sind vergangen, daß beim Durchfluten der Elbe bei P o st a 10 Ulanen in dem Elbstrome einen jähen Tod fanden. Eine Abordnung vom Oschatzer Ulamn- rcgiment legte einen großen Lorbeerkranz mit Schleife an dem Gedenkstein nieder. Außerdem waren Angehörige der damals Verunglückten anwesend. Abends sang daselbst das Hosterwitz- Wachwitzer Elbtal-Quartett- Die schlichten Weisen machten einen tiefen Eindruck. — Der fozialdem. Parteitag in Jena wurde am Sonntag abend mit einem als Totenfeier für August Bebel gedachten Konzert im Volkshause ei öffnet. Der Andrang ist gewaltig. Bebels Büste steht unter Lorbeeren vor dem Podium. Ein Chor trägt Elsässers Oratorium vor, nach der Dichtung des kürzlich verstorbenen Weimarer Oberregisseurs Karl Weise. Neichstagsabgeordncter Leber-Jena begrüßte die Versammlung. Dann sprach Molkenbuhr; stehend Hörle man 'seine Erinnerungsrede für Bebel an. Seine Taktik, sein Ein treten für die Einheit des Proletariats werden besonders ge rühmt; sie werden auch seinen Tod überdauern. Ebert-Berlin und Bock-Gotha werden einstimmig zu Vorsitzenden gewählt. Ebenso geht die Wahl der Schriftführer und der Mandats- Prüfungs- und der Beschwerdekommission glatt vor sich. Die Auslandsvertreter überbringen Grüße. Dresden. Unter den Opferndes Luflschiffunglücks des „L 1" befindet sich der Obermaschinistenmaat N. Müller, ein Sohn der Oberin an der König!. Frauenklinik in Dresden. Ferner ein gebürtiger Leipziger, der 25jährige Bootsmanns maat Kurt Menge. — Albert-Theater. Dem thealerliebenden Pub likum, ist großes Heil widerfahren: das alte Kgl. Schauspiel haus auf dem Aiberlplatz in Dresden-Neustadt ist als „Albert theater" einer Aktiengesellschaft neu eröffnet worden. Es be deutet dies die Erfüllung einer Notwendigkeit. Denn für das breitere Publikum ist nunmehr eine Ställe geschaffen, wo alte gute Traditionen die Pflege des ernsten Dramas, des leichten, aber bedeutenden Lustspiels gewährleisten und zwar gegen ge ringeres Entgelt als im neuen Kgl. Schauspielhaus. Viel Vor arbeit war zu leisten: Ein Umbau, der prakiischen Bedürf nissen in Bühnen- und Zuschauerraum und künstlerischen An forderungen Rechnung trägt; die Zusammenstellung einer Künstlertruppe aller Charakter- und Nebenrollen und deren Zusammenspiel; die Gewinnung tüchtiger Kräfte für Bühnen technik, Malersaal, Beleuchtung. Herrn Direktor Nenö gelang das alles in überraschend reichem Maße, die Eröffnungsvor stellung bewies es. Und auch, daß man dem Geist wahrer Poesie treu bleiben wolle, nicht allein gefüllter Kasse nachjage. DeS alten Natmund „Verschwender", mit der Musik von Kreutzer, war gewählt worden, dem festlich gestimmten Publi kum, zahlreich erschienenen Gästen die Küustlerschar und künst lerische Absichten der Regie vorzusühren. Denn das Neue waren die Zweiteilung der Bühne durch eine Dekorationswand, deren vasenförmiger Ausschnitt die 12 Bilder der 4 Akte in die Per spektive des Märchcnbildes rückie und doch zugleich ermöglichte, daß das geschaute Bild zum Lebe», zur Entfaltung auf der Vorderbühne gelangen konnte. Man wandelte hier mit Glück auf Reinhardts Pfaden, während in einzelnen Dekorations bildern doch vielleicht zu extreme moderne Malerei versucht worden war. Doch ist der Versuch nur zu loben, auch hier etwas Ungewöhnliches zu bieten, vielleicht mag sich aus diesem Vorwärtsdrängen ein Neues entwickeln, jedenfalls erhöhte manches dieser neugeschaffenen Bilder den Eindruck des Mär- chcnhaften und beschäftigte in der Erinnerung »och lebhaft Einbildungskraft und Phantasie des Besuchers. War die Jn- scenesetzung, auf Farben- und Formeffekte gestellt, des „Ver schwenders" die Hauptüberraschung, so doch nicht minder er freulich das gute Ensemblespiel der kaum zusammengestellten Künstlerschar, unter der sich schon einige als recht gute Aqui- sitionen entpuppten. So fielen sehr angenehm auf der Edel mann des Herrn Groß, des Herrn Menzinger munter gespielter Valentin, Hans Sturms äußerst fein und sicher gezeichneter Kammerdiener, der gegen das Ende hin an Kainz'sche Kunst erinnerte. Von den Damen konnten sich wenige in' bedeuten den Nollen betätigen, nur Stella Davids Tischlersfrau bestachen durch Realistik, Else Janßens Fee durch Liebreiz, während Rosa von Berkanhi einen Sondererfolg mit ihrem Holzweiblein hatte und bewies, wie aus einer Nebenrolle ein Kabinettstück zu machen sei. — Der 2. Abend brachte für Dresden als Neuheit die schon anderwärts mit klingendem Erfolg gegebenen „Fünf Frank furter", Lustspiel von Karl Rößler. Der Autor übertrumpft alle Librettisten, die sich an einer Dollarprinzessin begnügen ließen, er stellt die fünf Millionäre der Notschild-Dhnastie auf die Bühne und zeigt uns deren innerste Triebe, Gedanken u. ehrgeizigen, oft so kleinlichen Pläne. Und das Publikum ist so andächtig bei diesen Enthüllungen aus der geheimsten Werk statt der Millionen-Unteriiehmungen, der brillanten Geschäfte, das macht, der Autor zwingt nicht zu geistiger Mitarbeit, jagt das Herz nicht durch Schauer des alles zermalmenden Schick sals, nicht durch des menschlichen Mitgefühls schmerzliche Weh mut, hebt es aber auch nicht auf die befreiende Höhe des Alles-Verstehens, Allcs-Lerzcihens. Der Autor will nicht mehr, als leicht unterhalten und hat sich zu diesem Zwecke wenig stens eines nicht alltäglichen Stoffes bedient. Auch hier waren die Rollen famos besetzt. Mit lautestem Zuruf wurde Herr Direktor Nenö selbst begrüßt als Solomon, dieser Vereinigung! von Phantasie und Berechnung, Wagemut und Besonnenheit, Lebendigkeit und Erdschwere. Herrn Schnells Herzog und die alte Mutter der Notschilds von Elisabeth Scholz verdienen weitere lobende Erwähnung. Der Beifall war stark, die Laune im Zuschauerraum rosig, und die Wiederholungen werden deS spaßigen Stücks Erfolg in weiten Kreisen bekannt machen. — Einem Schwindler fiel die Oberlcutnanlswitwe Franz in Dresden, die dieser Tage wegen Mißhandlung ihres Dienstmädchens zu Gefängnis verurteilt wurde, zum Opfer. In ihrer Wohnung erschien ein unbekannter Mann, gab sich als Gerichtsbeamlen aus und sagte der Verurteilten, wenn sie 300 Mark bezahle, brauche sie nicht ins Gefängnis. Die Witwe bezahlte das Geld dem Gauner, der ihre Lage ausbeutele. — In Deutschland existiert bisher eine theosophische Lehranstalt nicht. Die Gründung einer solchen ist nunmehr für Dresden in Aussicht genommen. Es wird zur Zeit eifrigst für diesen Plan Propaganda gemacht. — Kleine Notizen. — In schweres Leid wurde die AuSflngsfreube einer Mävchmklaffe aus Leipzig-Connewitz verwandelt, die vormittags mit ihrem Lehrer einen Ausflug nach Grimma und Großbothen unternommen hatte. Die Klasse wanderte fröhlich die Landstraße über Nimbschen nach Groß bothen, als sie von dem Geschirr des Grimmaer Grünwaren- händlers Händel eingeholt wurde. Händel halte seinem Ge schirr noch einen schweren Planwagen angehängt. Trotz wiederholter Verbote des Lehrers hängte sich eine Anzahl Mädchen an den Planwagen; einige setzten sich sogar auf die Deichsel desselben. Als nun das Geschirr die abfallende Slraßenstrecke vor Großbothen erreicht hatte, kam der Anhänge- wagen in schnelleren Gang und seine Deichsel schob sich nach vorn. Dabei stürzten mehrere Mädchen herab und wurden von dem Wagen überfahren. Einem der Mädchen, der 14 jährigen Schülerin Schönerstedt, gingen die Näder über Hals und Brust, so daß das unglückliche Kind sofort tot war. Einem zweiten Mädchen gingen die Räder über den Leib, ihre Verletzungen sind so schwer, daß sie sofort in ärztlicher Beglei tung in einem Automobil nach Leipzig gebracht werden mußte, ein drittes Mädchen kam mit leichteren Verletzungen an Hand und Fuß davon. — Der Geschirrführer Lange, bet Gutsbesitzer Leutsch in Thonhausen bei Crimmitschau, der sich in die Schoß kelle seines im Gange befindlichen Wagens setzen wollte, fiel herab und wurde tödlich überfahren. — Der Husar Möbius von der zweiten Schwadron des Husaren-RegimentS in Grimma, der nicht mit ins Manöver ausgerückt war, kletterte beim Grummetmachen aus Uebermut auf einen Mast der Hochspannungsleitung der Ueberlandzentrale. Er wurde von dem 30 000-Volt-Strome getroffen und st tt r z t e tot herab. Der Verunglückte, der aus der Leisniger Gegend stammt, sollte in wenigen Wochen zur Reserve entlassen werden. — Lebendig verbrannt ist infolge Spielens mit Streich hölzern das dreijährige Töchterchen des Maurers Urban in der Mcßbacher Straße in Plauen. Ein anderes Kind schwebt in Lebensgefahr. — Die Lehrerin Weisel in St- Kreuz war vor einigen Tagen erschossen in ihrem Bette aufgefunden worden. Als Täter bekannte sich freiwillig der Lehrer Schönheit, der zunächst angab, die Lehrerin aus Versehen erschossen zu haben. Jetzt Hal er nun eingestanden, daß er mit Gewalt in die Wohnung eingedrungen ist und die Weigel vorsätzlich erschossen hat, da sie ihm nicht zu Willen sein wollte. — In Rottluff bei Chemnitz hat sich ein schwerer Un fall ereignet. Der Gutsbesitzer Bonitz wollte in einem Pferde stall Knochenmehl streuen. Er wurde aber von einem Pferde, das den scharfen Geruch anscheinend nicht vertragen konnte, mit den Hinterbeinen an die Brust geschlagen, sodaß er nieder« stürzte. Das rasend gewordene Pferd bearbeitete den am Boden liegenden Mann hierauf derartig mit den Hufen, daß er nur als völlig zertretene Leiche aus dem Stalle getragen wurde. — Die beiden Söhne des Bahnhofsassistenten Kocks in Kleve im Aller von 5 und 7 Jahren gerieten unter ein Last« fuhrwerk und beiden wurde der Kopf abgefahren. — Die Ortschaft Stawska in Ostgalizien ist völlig eingeäschert worden. Sechs Kinder kamen im Feuer um. — Der „New Herald" veröffentlicht einen Bericht des Kapitäns Krieger, der die Macht des deutschen Kronprinzen in Marblehead gesteuert hat. Durch die amerik. Behörden wurde den deutschen Mannschaften eine beleidigende Behandlung zu teil. Sie wurden nach Angabe Kapitän Kriegers wie Hunde behandelt und mit Früchten und faulen Eiern beworfen. — Das „Meer. Tgbl." schreibt: „In einem Augenblicke, in dem nur ein leises Rascheln der Akten des eifrigen Stadt verordnetenvorstehers die Ruhe des Saales durchdrang, ging Plötzlich ein leichtes, sägendes Geräusch durch die Halle, das wegen der gleich einsttzenden Verhandlung unterging. Einen Stadtvater hatten die Verhandlungen offenbar so an gegriffen, daß er sich genötigt fühlte, für eine Weile sich der Wirklichkeit zu entrücken und in das selige Traum land ! überzusiedeln. Leider wurde er aus diesem bald wieder heraus- gerissen, denn seine Kollegen waren nichts rücksichtsvoll genug, ihm die Erholung zu gönnen."