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Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt Leo Königlichen Gerichtoamtes und Les «KtaÄtratheo zu Rischofowerda. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch« und Sonnabend«, und kostet vierteljährlich 12'j, Rgr. Inserate werden nur bi« Dienstag« und Freitags früh 8 Uhr angenommen. ö 4. I Mittwoch, den 18. September. 1867- Zum Abonnement auf das mit dem 1. October beginnende neue Quartal des „nLoLsLnoLsn Lruäbloru" mit belletristischer Beilage laden wir hiermit er gebens? ein. — Bestellungen darauf werden für hier und Umgegend in der unterzeichneten Er- pedition, für auswärts bei allen Postanstalten angenommen. Die Expedition -es „fächftschen Erzählers. Wunöfchau. Die großen Ereignisse dieser Woche sind die Er öffnung des norddeutschen Parlaments und der Zu sammentritt des sogenannten Friedens-Congresses in Genf. Etwas Lächerlicheres als die letztere Versamm lung läßt sich kaum denken. Man stelle sich eine Versammlung von 5—6000 Menschen vor, von denen 4j—54 Tausend jeder circa 10 Ngr. Eintrittsgeld gegeben hat, um im Genfer Bolkspalast dm General Garibaldi wie ein Wunderthier zu betrachten und zu hörm, man denke sich weiter ein halb Tausend der schlimmsten Revolutionäre, untermengt vielleicht von einigen Hundert gutmüthigm Schwärmern für Völker glück, Freiheit und ewigen Frieden und man hat die Bestandtheile, welche dm Teig des sogenannten Friedens-Congresses ausmachen. Dazwischen spuken noch etliche verkappte Polizei-Agentm, welche die Be stimmung haben, der ganzen Versammlung einen so- cialistischen Anstrich zu geben und sie dadurch in der öffentlichen Meinung Europas zu verdächtigen mW man kann sich den Hexensabbath vorstellm, der in dm 4 Sitzungen des Congresses geherrscht hat. Ein Friedens-Congreß aber sollte es sein! Herrliche Idee, aber miserabel ausgeführt! Wer sehnte sich nicht nach dem ewigm Frieden zwischen den Völkern? Ja, sagm die Tyrannen, welche ihre Völker zur Schlachtbank führen, wir müssen auf das FriedmSbedürfniß derselben wmigstens insoweit Rücksicht nehmen, daß sie erklären: sie fingen nur deshalb Krieg.au, um dm vom anderen Theile gefährdeten Frieden zu bewachen! Sprftm»iwanzi-st« Jahr?»»-. Wenn aber der Gmfer Congreß kein besseres Mittel für den Frieden weiß, als durch gewaltsame Revolutionen alle bestehenden Ordnungm im staat lichen Lebm zu zerbrechen, alle Glaubenssätze in dm großm zähen Urbrei einer Vernunft-Religion umzu schmelzen, die EigenthumSfrage in bedenklicher Weise aufzurührm und dm Krieg Aller gegen Alle zu pre digen — da ist doch die permanente Kriegsbereitschaft, in welcher sich Europa befindet, ja, da ist sogar mit unter ein kurzer Krieg noch ein wahrer Gottessegm zu nennen. Und wie kann man Traubm lesen von den Dornen? Garibaldi, der erst fast vergötterte und dann immer kühler und kühler Bchandelte, der end lich mißmuthig dem freien Schweizervolk den Rücken kehrt, das er recht schmeichelnd bethören will und das er dann undankbar und feig schimpft, weil es ihm nicht blindlings aus seiner wagehalsigen Abmtheurer- Politik folgt, also Garibaldi ist ein Friedens-Apostel, dessen Hände noch roth sind vom Throler Blut, der sich sogleich nach Rom begiebt, um daselbst wieder eine Revolution anzuzetteln? Und Bakunin, der be rüchtigte Brandstifter des Dresdner Mai-Aufstande», dieser Raubgeier ist auf einmal in eine Friedenstaube mit dem Oelblatt im Schnabel verwandelt worden? Alle Welt kehrt sich entrüstet oder lachend von dem Unsinn ab, daß ein Wucherer ein Wohlthäter seiner Mitmenschen, ein Räuber der festeste Schirmvoigt des Eigenthums sei, wenn aber ein überspannter Patriot seine wahnsinnigen Projekte dadurch genießbar zu machen sucht, daß er ein Körnchen Wahrheit in einem Haufen Skm wirst, so sollte man dem zujubeln? Glücklicher Weise waren in der Gmfer Versammlung gmug Elemente vorhanden, welche den phantastischen Träumen Garibaldi'S die alte Logik entgegenhielten und was uns mehr Werth ist, in dem Genfer Bolle zeigte sich so viel gesunder Sinn, daß es sich nicht von Schlagworten, wie „Genf, das protestantische Rom" oder „Ich liebe die Schweiz, wie nur ech« ihrer Kinder", „Das Papstthum ist eine Pestbeule", mit dmen Garibaldi die Gmfer bethören wollte, sangen ließ, sondern energisch dagegm protestirte, daß es gleichsam 'zum Heerde per Revolutionen gegenüber allen Nachbarstaaten gemacht werde und damit die Intervention de« AuSlmweS in die schweizerische Ua-