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Nummer 2-4 — 27. Jahrgang «eicheim «mal «»»ei»:.«» den tUuIir. »eat,«beiia«,n .D>, >««' >md „»'er« «einen Leute' lowte de» reubelia«,,, ,»>. Benne-Vlatt'. .UnIerdalNni« und Witte»' .Dt» Weil der ffrou', .«»rvNcher Ratgeber' Da» «ule B»«' .Mlmrnnd. !«-»'. Monatlicher B«,n«»vret» S Ml. et»«»,. BeNellgeid. tlnjetnummer Iv < Toiinabend. ». Tonntagnnmmer tto HmivNLrltllelter > De. «I. De«c,v». DreSde». SachsWe Dienstag» den2S.Dezember 1«23 tve»Ia«»orti Deesden Sln,elaenpr«l»«, Dte laelvallene Pellt,elle »« ^.Namlll«,. an,eigen u.S'ell-ngetnche »«<. Die Petttre„ame,-lle Mmn» drei, I crür «.„eigen aicherdald de» Berbre.tin,«»gebiete» 40 z dt»PelttreNainezetle>.!»«>». «rtetgeb.»«»^ Am Hall» bdberer Bewatt erliichi >ede Berptlichtiing aut Vieler..»« iowt« Srsitllmig v. «..,e>aen-»Ii.llrl>gen ... Lettin»« v. Eckadeneriatz. »elchlUIlicher LeU. Art«» ven^ Dresden. «detaiitttsstro«, Denn«.Berta«! «ermania ili^A, ,ttr Berta« »nd Druckerei, gtltale Dresden. Dresden»«. >. Polterttraftet?. aerimi't'WIS. Poltickieck.onlo DreSde» Für christliche Politik und Kultur Redakttan der Stichst»«»« B»Ik«,ett«na DreSde».«U!iadi t Polierstrahe N. aernrin Mit und »irn«. 1028 Haben Wünsche, die man zum heMgen ChrMsest ousspricht, besonders gute Aussicht, erfüllt zu werden? Ist es doch der Tag, an dem die Menschheit das größte Ge schenk göttlicher Gnade erhalten hat. das ihr jemals zuteil geworden ist. Und wir Menschenkinder werden trotz aller unsc.er Unvollkommenheit etwas stiller und milder an diesem Tage, suchen wenigstens dies eine Mal im Jahre, uns gegenseitig etwas zu geben (während mir sonst meist damit beschäftigt sind, eil,ander so viel als möglich weg zunehmen). Dieser Zauber des Weihnachtsfestes ermutigt dazu, einige allgemeine Wünsche auszusprechen. Der Völkerfriede ist der erste Wunsch, der unser Herz mit Sorge erfüllt. Wir in Europa haben noch allzu frisch die furchtbaren Jahre in Erinnerung, da unseren Völkern durch eigene Schuld dieses Gottesgeschenk ge raubt war. Und die Mehrheit aller dieser Völker ver abscheut heute den Gedanken an einen neuen Krieg. Wie aber steht es außerhalb Europas? Das Beispiel Boliviens und Paraguaqs zeigt ebenso deutlich wie die Ereignisse der letzten Jahre in China, daß noch überall Berantwgrt- liche gesunden werden, die bereit sind, um den Besitz von ein paar Kilometer Grenzland Blut zu vergießen. (Selbst verständlich aber nicht ihr eigenes Blut?) In letzter Stunde ist der Krieg in Südamerika vermieden worden. Kein Kaffcnlärm dröhnt in diesen Weihnachtstagen aus dem Erdeurund. Aber wird diese Stille währen? Rechnen nicht alle Regierungen mit künftigen Kriegen, für die zu Land und See und in der Luft allerorten gewaltiges Material be reitgestellt und Menschen geschult werden? Wächst nicht nach uns eine Generation empor, die das Grauen vor dem Krieg nicht mehr kennt, die von Ehrgeizigen und Ver wirrten verführt, auf kommende gewaltsame Ausein andersetzungen als auf ein Stahlbad der Völker hofft? Der verantwortliche Leiter der italienischen Politik hat es in diesem Jahre ausgesprochen, daß Italien den Krieg gewollt hat »nd auch morgen einen neuen Krieg wollen wird, wenn cs nötig sein sollte. Mussolini ist offen, und das ist snmpathisch, denn viele Berantwortliäie anderer Staaten denke so wie er. wenn sie auch schweigen oder schöne Phrasen machen. Wenn erst der Krieg von 1il14 zu einer Sache geworden ist. non der nur noch die Groß väter als Augenzeugen zu berichten wissen, dann wird einem neue Kriege wenig mehr im Wege stehen. So ist es wohl berechtigt, wenn man heute zu dem, der für die Erlösung der Welt sein Blut vergossen hat, betet, er möge künftiges Blutvergießen verhüten * Die wichtigste Voraussetzung des Bölkerfriedens sind gesunde soziale Verhältnisse. Soziale Spannungen, wirtschaftliche Konflikte sind es nach dem Zeugnisse der Geschichte zumeist, die ein Volk in den Wahn bringen, der Friede sei ein unerwünschter Zu stand, Trotz des imposanten Aufbaues der sozialen Ge setzgebung. die wir in den letzten acht Jahren unter der Führung von Dr. Brauns geleistet haben, wird niemand behaupten wollen, die sozialen Verhältnisse ließen in Deutschland nichts zu wünschen übrig. Daran sind einmal die Verhältnisse schuld, unter denen wir arbeiten. Frie densvertrag von Versailles und Londoner Abkommen bil den die Grundlage nicht nur unseres staatlichen, sondern auch unseres wirtschaftlichen Lebens. In dem so geschaf fenen engen Nahmen muß es zu einem harten Ringen um den Ertrag der Arbeit kommen. Verschuldet an das Aus land in einer vordem unerhörten Weise, von Kriegslasten bedrückt, die vernünftige Kritiker des Auslandes als irr sinnig bezeichnen, durch Schutzzölle der anderen von wei ten Teilen des Auslandsmarktes ferngehalten — so sollen wir die Mittel zu einem menschenwürdigen Dasein für alle Volksgenossen erarbeiten. Arbeitslosigkeit, niedrige Lahne, Rot der Aelteren (die man höher bezahlen müßte und daher nicht einstellt) sind die Folge. Zudem drücken die sozialen Versäumnisse der Vergangenheit auf uns; vor Nöte wären zu ertragen, wenn unser Volk entsch.ossenen und geschlossenen Willens wäre, sie ge- !"5 ' " > " ui zu dulden und einander zu erleichtern. Statt oesten herrscht zwischen unseren Stünden eine „Eintrackt" wie zwischen den Pferden an der zu engen Krippe: Sie beigen sich nach Kräften. Der Kampf in der Eisenindu- Iirie hat erst jungst gezeigt, welche furchtbaren Schäden dieser Geist des Hasses zwischen den Ständen für unser Volk bringen kann. Das Streben, dem andern Volks genossen die eigene Macht reckt deutlich zu zeigen, ist ge radezu zu einer krankhaften Sucht geworden in unserem Lande, das alle äußere Macht verloren hat. Mit libe- ralen und sozialistischen Anschauungen wird man aus die sen Konflikten, die einander mit Notwendiakeit folaen, nicht herauskommen, C h r i st l i ch e r Ge i'st bei de n notwendigen sozialen Auseinanderset zungen. das ist das zweite Gotiesaesckenk, das mir unserem Volke an diesem Christfest wünschen. * Schließlich haben wir noch einen Wunsch für unsere engeren Freunde im k a t h o l i s ch e n L a g e r. Wie wäre es, wenn wir alle, die heute in so manchen Fragen durch mannigfache Mißverständnisse getrennt sind, gemeinsam darum beten würden, daß Gott uns d'e Eintracht in allen Dingen wiederschenke? Ist es nicht ein be trübliches Schauspiel (freilich höchst erbaulich für alle Feinde des Christentums), daß heute in politischen und wirtschaftlichen, ja sogar in kulturellen Fragen Katho liken gegen Katholiken sprechen und zitiert werden? Be sonders schmerzlich ist es, daß gerade die Kreise, die ihrer Geistesbildung nach zur Führung berufen wären, die ärgste Zersplitterung zeigen. Die Mehrheit des katholi schen Volkes bildet auch heute noch eine Einheit, und sie blickt mit Schmerz auf die Führer, die ihre Stunde und ihren Beruf nicht erkennen. Sehen wir den" nicht, daß diese Zersplitterung der führenden Schicht im katholischen Deutschland in den Hauptquartieren des Unglaubens als willkommene Ge legenheit benutzt worden ist, um einen General angriff gegen die Kirche selbst zu führen? Man täusche sich doch ja nicht über die Tatsachen, glaube vor allem nicht, daß die Konversionen einiger hervorragender Persönlichkeiten einen gewaltigen Fortschritt bedeuten. Diesen Konversionen steht eine vielfache Zahl von Kirchew austritten gegenüber. Wer diese Zahlen liest und sich klar macht, daß in der Statistik nur die wenigen erschei nen, die die Brutalität zur letzten Konsequenz haben, aber nicht die vielen, die nur noch durch den Taufschein mit der Kirche verbunden sind — der muß erschrecken über die Entwicklung zum Heidentum in unserem Volke. Kürzlich konnte die „Leipziger Volkszeitung" höhnisch schrecken, Sachsen werde man nicht als protestantisches, sondern als dissidentisches Gebiet zu bezeichnen haben. Wie lange wird es dauern, und man wird fragen müssen, ob man nicht überhaupt Deutschland als dissidentisches Land zu betrachten hat! Man bedenke die Folgen. Die Kirche ist keineswegs in allen Dingen so vom Staate getrennt, wie das nach dem Buchstaben mancher Gesetze erscheinen mag. Noch exi stiert in dem überwiegenden T Ile des deutschen Gebietes eine konfessionelle Schule, noch wirken in staatlich aner kannten Krankenhäusern katholische Ordenspersonen. Noch zieht der Staat Kirchensteuer ein und anerkennt Verpflichtungen aus früheren Verträgen. — Wenn Abfall und Gleichgültigkeit also morgen den liberalen und sozia listischen Parteien ausreichende Mehrheiten in den ent scheidenden Körperschaften sichern? Die Folgen sind nur schwer ganz auszudenken. Man muß sich klar sein, daß Schule, Fürsorge, Bibliothekswesen und andere Dinge, an deren kultureller Gestaltung mir interessiert sind, heute viel enger an den Staat angelehnt sind wie etwa zur Zeit des Kulturkampfes. Nicht die Erlebnisse der siebziger Jahre würden sich an uns wiederholen, sondern die Er schütterung des französischen Katholizismus durch die Laienoesetzqebung. Wir haben nur einige Gefahren gezeichnet, keines wegs alle, die die Zukunft des Katholizismus in Deutsch land bedrohen. Können sichda die Katholiken noch weiteren häuslichen Streit leisten? » Drei Wünsche zu Weihnachten! Wir bilden uns nicht ein, daß sie die Welt verändern werde». Aber an das Gewissen jedes einzelnen verantwortungsbewußten Menschen möchten sie appellieren. Daß jeder an seinem Teil und in seinem Kreise den Versuch mache, der Frie densbotschaft d.e.r Weihnacht Geltung zu verschaffen. Denn der Friede Gottes ist nur denen verheißen, die wirbkch guten Willens sind. Lugano — un- was nun? ^ Es ist bedauerlich, daß die deutsche Oessentlichkeu, ine Woche nach dem Schluß der Ratstagung in Lugano, iusländische Pressestimmen über den Inhalt der vor igen Ministerbesprcchungen zu Rate ziehen muß. Wir ind nicht der Ansicht, daß ein deutscher Außenminister ivn jeder Ratstagung mit sogenannten „greifbaren Nesul- aten" nach Hause zurück'ehren mußt denn mit diesem Wunsch nach handgreiflichen Erfolgen hat Deutschland nehrfach unerfreuliche Erfahrungen gemacht. Es handelte ich in Lugano um ganz konkrete Veratungsgegenstände, die n Gesprächen von seltener Intensität erörtert und vielleicht zeklärt worden sind. Die deutsche Oeffentlichkeit hätte ein nennendes Interesse, darüber mehr zu erfahren, als in »em ziemlich inhaltlosen Schlußkommuniquö gesagt ist. Zwar hat der Pariser „Excelsior" in diesen Tagen mitge teilt, daß die drei Minister sich verpflichtet hätten, in Zu kunft alle Kundgebungen zu unterlassen, die das Werk von Locarno stören könnten; aber es wäre um dieses Werk nicht wohl bestellt, wenn nur Diskretion seine Wert schätzung, di« auch uns am Herzen liegt, erhalten könnte. Uebrigens hat Chamberlain in der Schlußsitzung des Un terhauses Erklärungen abgegeben, die das Schweigen ge brochen haben und sich als eine neue Umschreibung seiner Ausführungen vor der Luganeser Tagung darstellen. Es scheint sich jedenfalls der Eindruck zu bestätigen, daß i» Lugano materiell alles beim alten geblieben ist und lediglich «ine Klärung der im September vor getragenen Auffassungen stattgefunden hat Das Kommunique vom 16. September wird also vorläufig der Ausgangspunkt unserer außenpolitischen Aktionen bleiben und keine drei Punkte sind weiterhin entscheidend für die Behandlung per Nüumungs-, Sicherheits- und Reparationsfrag«. Es ist an der Zeit, zu fragen, wie «s zu dieser Fest stellungsaktion im September gekommen ist und welche Er folge sie uns gebracht hat. Sie nahm ihren Ausgangs punkt bei dem gesamtdeutschen Wunsch, das Rhein land jo schnell wie möglich von seiner Besatzung zu be freien, ohne daß neue Bindungen eingegangen werden. Wir sind gemeinsam der Ueberzeugung. daß uns die Garantien von Locarno, der Eintritt als gleichberechtigte Macht in den Völkerbund, die Unterzeichnung eines Paktes, der jeden Angriffskrieg ächtet sowie das Funktionieren des Dawesplancs das Recht geben, sofortige Räumung aus Grund des Art. 431 von Versailles („. . . wenn Deutschland Genüge leistet . . .") und noch mehr des Dreimännerabloin- mens vom 16. Juni 1919 („. . . wenn Deutschland seinen guten Willen zeigt . . .") zu verlangen. Wir wußten jedoch, daß Frankreich vor der Endregelung der Reparationsfrage und der Gewähr besonderer Sicherheiten für das entmilitari sierte Rheinland den Nechtsfall nicht für ge geben ansah, daß allerdings eine Gruppe um Vriand bereit war. für ein Entgegenkommen in der Kommerzialisicrnngsfrage eine spontane frühere Räumung in Erwägung zu ziehe». Dr. Stresemann hat daher in Thoirn diesbezügliche Vorschläge unterbreitet, aber der Pariser Widerstand zwang Briand, auf eine Fort setzung der Unterhandlungen zu verzichten. Viel später verkündete dann Poincarö die französische Rüumungs- bereitschaft für den Fall finanziellen und kontrolltechnischen Entgegenkommens, und Dr. Stresemann griff diese Vor schläge in seiner Reichstagsrede vom 31. Januar d. I. auf. Diese lanakam« B«rm.irts«>ntmickluna erhielt ei»