Volltext Seite (XML)
Dresdner W Journal. königlich Sächfisehev Stctcrtscrnzeigev. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Nr. 201. » Beauftragt mit der Verantwortlichen Leitung: Hofrat Doenges in Dresden. Dienstag, 31. August 1909. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 20, sowie durch die deutschen Postanstalten 3 Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint, Werktags nachmittags. — Fernsprecher, Expedition Nr. 1295, Redaktion Nr. 457s. Ankündigungen: Die Zeile kl. Schrift der6malgespalt.Ankündigungsseite 25 Pf.,die Zeile größerer Schrift od. deren Raum auf 3mal gesp. Textseite im amtl. Telle 60 Pf., unter dem Redaktionsskrich (Eingesandt) 7b Pf. PreisermSßigg. auf SeschLftSanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Amtlicher Teil. Dresden, 31. August. Se. Durchlaucht der Erb prinz Heinrich XXVII. Reuß j. L. ist gestern abend 10 Uhr 2 Min. hier eingetroffen und hat im König!. Residenzschlosse Quartier genommen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Ministerialdirektor im Ministerium des Innern Wirk!. Geh. Rate Merz die erbetene Versetzung in den Ruhestand zu bewilligen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem stellvertretenden Bevollmächtigten zum Bundesrate Geh. Finanzrat v. Sichart unter gleichzeitiger Ver legung seines dienstlichen Wohnsitzes nach Berlin den Titel und Rang eines Geheimen Rates zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den Oberamtsrichter Oberjustizrat Arthur Otto Bernhard Becker in Chemnitz unter Verleihung des Titels und Ranges eines Geheimen Justizrats auf sein Ansuchen in den Ruhestand zu versetzen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den Direktoren der Lehrerseminar? in Borna und Dresden- Plauen, Schulrat Karl Gottlob Steuer und Schulrat Franz Alfred Anastasius Nitzelnadel den Titel und Rang als Oberschulrat in der 3. Klasse der Hofrang ordnung zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, die von dem ordentlichen Professor an der Bergakademie Freiberg Friedrich erbetene Entlassung aus dem Staats dienste zu genehmigen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Bäckermeister Wilhelm Alfred Weidner in Jahns- dorf für die von ihm am 29. März nicht ohne eigene Lebensgefahr bewirkte Lebensrettung die bronzene Lebens rettungsmedaille mit der Befugnis zu verleihen, sie am weißen Bande zu tragen. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums des Kultus und öffentliche», Unterrichts. Zu besetzen: die Kirchschulstelle in Heinrichsort. Kollator: die oberste Schulbehörde. Gesetzliches Einkommen. Vom Kirchendienst 250 M. Bewerbungsgesuche sind bis zum 20. Sept, bei dem König!. Bezirksschulinspektor in Glauchau einzureichen; — eine ständige Lehrerstelle an der Kirchschule zu Königswalde. Kollator: die oberste Schulbehörde. Das gesetz liche Gehalt und Wohnung im Schulhause, eintretendenfalls auch Vergütung für Unterricht in der Fortbildungsschule. Vorschrifts mäßige Bewerbungen an den König!. Bezirksschulinspektor zu Annaberg bis zum 6. Sept. (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Bom Königliche« Hofe. Dresden, 31. August. Se. Majestät der König begab Sich heute früh mit Automobil zur Besichtigung des 12. Infanterieregiments Nr. 177 nach Königsbrück, traf hierauf im König!. Residenzschlosse ein und nahm hierselbst militärische Meldungen, sowie die Vorträge der Herren StaatSminister und des König!. Kabinettssekretärs entgegen. Mittags 12 Uhr wohnte Allerhöchstderselbe mit Ihren König!. Hoheiten den Prinzen-Söhnen und Prin- zesfinnen-Töchtern, sowie Sr. König!. Hoheit dem Prinzen Johann Georg, aus Anlaß des Jubiläums des 100jähr,gen Bestehens des Schützenregiments Nr. 108 und der Jägerbataillone Nr. 12 und 13, dem auf dem Alaunplatze stattfindenden gemeinsamen Feldgottesdienste und der Parade der 6. Jnfanteriebrigade Nr. 64 bei. Um 5 Uhr nachmittags wird Se. Majestät und Se. König!. Hoheit der Prinz Johann Georg an dem aus gleichem Anlasse im städtischen Ausstellungspalaste flatt- findenden Festessen teilnehmen. Aus Anlaß der Hundertjahrfeier des Schützenregi- mentS Nr. 108 und der Jägerbataillone Nr. 12 unk 13 wurden am heutigen Vormittage in der Familiengruft der katholischen Hofkirche an den Sarkophagen weiland Ihrer Majestäten der Könige Albert und Georg, sowie Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Albert von Offiziers- deputationen der genannten Truppenteile Kränze nieder gelegt. Deutsches Reich. Der Kaiser in Binz. (W.T.B.) Binz, 30. August. Se. Majestät der Kaiser traf um 9 Uhr, von Swinemünde kommend, bei der vor Binz verankerten deutschen Flotte ein und nahm in viertel stündiger Rundfahrt eine Parade über sie ab. In drei Reihen von je 6 km Länge lagen die Linienschiffe und Kreuzer der Hochseeflotte, die acht Küstenpanzer und sämtliche Schul- und Versuchsschiffe mit gehißten Topp flaggen in nordwestlicher Richtung vor Anker. Bei der Annäherung der „Hohenzollern" feuerten sämtliche Schiffe den Kaisersalut von 33 Schuß. Die Kaiserjacht durch fuhr, beim Flaggschiff des Flottenchefs Prinz Heinrich von Preußen beginnend, die von den Linienschiffen des ersten und zweiten Geschwaders und dem Küstenpanzer geschwader gebildeten Reihen, drehte dann auf und kehrte die vom zweiten Geschwader und den Kreuzern ge bildete zweite Schiffsstraße zurück. Beim Passieren Sr. Majestät senkten die Schiffe die Topp- und Heck flaggen zum Gruß, und die in weiße Paradehemden gekleideten Mannschaften brachten unter Schwenken der Mützen drei Hurras auf ihren Kriegsherrn aus. Die Torpedobootsflottillen, beide Minensuchdivisionen und Unterseeboote mit dem Deckschiff „Vulkan" waren der Kaiserjacht entgegengesahren und hatten bereits vorher beim Paffieren paradiert. Die „Hohen zollern" wurde begleitet vom Kreuzer „Emden", zwei Depeschenbooten und dem „Sleipner". Nach Beendigung der Parade stieg der Kaiser mit Gefolge und begleitet vom Staatssekretär des Reichsmarineamts Admiral v. Tirpitz und dem Chef des Admiralstabs Graf v. Bau- dissin von der „Hohcnzollern" auf das Flottenflaggschiff „Deutschland" über, um von hier aus zunächst an den vom Flottenchef geleiteten Übungen der Linienschiffe der Hochseeflotte und des Küstenpanzergeschwaders teilzu nehmen. Das Wetter ist bei aufklarendcm Himmel trocken bei etwas leichtem südlichen Wind. Die See ist ruhig. Eine große Anzahl von Vergnügungsdampsern und Segelschiffen aus den benachbarten Badeorten um kreiste die Flotte. Ausland. Die Jahrhundertfeier der Tiroler Befreiungskämpfe. (W. T. B.) Bregenz, 30. August. Kaiser Franz Joseph ist heute mittag zur Jahrhundertfeier der Tiroler Befreiungs kämpfe hier eingetroffen und auf dem Bahnhofe von den Spitzen der Behörden, den Hof- und Staatswürden trägern und der hohen Geistlichkeit aller Konfessionen empfangen worden. Landeshauptmann Rhomberg hielt eine Huldigungsansprache, auf die der Kaiser erwiderte, er sei gerne aus Anlaß des patriotischen Festes nach Vorarlberg gekommen und danke für den herzlichen Empfang. Die Angelegenheiten des Landes und die Maßnahmen für das Gedeihen des treuen Vorarlberger Volkes würden stets fein Interesse erwecken und von ihm gefördert werden. Auf eine Ansprache des Bürger meisters erwiderte der Kaiser gleichfalls dankend. Eine nach Tausenden zählende Volksmenge aus allen Landesteilen brachte dem Kaiser auf seiner Fahrt durch die geschmückten Straßen begeisterte Ovationen dar. In der Bezirkshapptmannschaft, vor der Vorarlberger in ihrer schmucken Tracht die Ehrenwache hielten, fand ein Empfang statt, an dem die Hof- und Staatswürdenträger, die Landtagsabgeordneten, die höheren Staatsbeamten und eine Abordnung der Landesverteidiger von 1859 teilnahmen. Auf die Ansprache des Landeshauptmanns antwortete der Kaiser: „Meine lieben Vorarlberger! Mit Dank und Freude nehme ich eure Huldigung ent gegen. Sie ist mir Bürge, daß die Liebe zum Vaterlande, die Treue zu meinem Hause, die vor 100 Jahren eure Voreltern zum heldenhaften Kampfe mit dem übennächtigen Feind« begeistert hat, auch heute noch in euch ungeschwächt fortlebt. Der Er innerung an jene ruhmvolle und opferschwere Zeit, an jene wackeren Männer, die im Jahre 1809 Leben und Gut mutig in die Schanze schlugen, um treu bei meinem Haus« zu verbleiben, gilt heute vor allem meine Anwesenheit. Um so mehr erfüllt es mich mit Genugtuung, bei diesem Anlaß da- Gedeihen de» Landes zu sehen und mich von eurem Fleiße und eurer Rührigkeit zu überzeugen, durch die sich eure Heimat den großen Industriegebieten meine» Reiche» ebenbürtig an die Seite stellt. Die Förderung diese» Streben», sowie de» Aufblühen» der Land wirtschaft, die für diesen Teil de» Lande» die Haupterwerb-quelle bildet, kann stets meiner angelegentlichsten Fürsorge sicher sein Bewahret euch die Tugenden eurer Väter; lehrt eure Kinder Gottesfurcht, Liebe zur Arbeit und Anhänglichkeit zum Vaterlands, so wird Vorarlbergs Zukunft gesegnet sein. Gott mit euch!" Die Rede des Kaisers wurde mit brausendem Jubel ausgenommen. Um 3 Uhr nachmittags fand der historische Festzug statt, den der Kaiser von einem auf dem Kornmarktplatze errichteten Pavillon betrachtete. Dem Kaiser wurden von den verschiedenen Gruppen die lebhaftesten Ovationen dargebracht. An dem Zuge beteiligten sich 2000 Schützen des Landes und 2500 Veteranen. Um 6 Uhr abends fand Hostafel statt, zu der außer den Hof- und Staatswürden- trägen die Spitzen der Zivil- und Militärbehörden, Landtagsabgeordnete sowie Landesverteidiger vom Jahre 1859 geladen waren. Zur Lage in Rutzlanv. (W. T. B.) St. Petersburg, 30. August. Der verstärkte Schutz für die Gouvernements Charkow, Podolien, Wol hynien, die Bezirke Pokrow und Schuisk des Gouverne ments Wladimir und die Stadt Iwanowo-Wosnessensk, sowie die Machtbefugnisse des Militärgouverneurs von Kronstadt in seiner Eigenschaft als Oberkommandeur des dortigen Hafens sind bis zum August 1910 verlängert worden. Aus Dem dänischen Parlamente. (W. T. B.) Kopenhagen, 30. August. Im Laufe der Debatte über die Landesverteidigungsvorlagen führte Minister. Präsident Graf Holstein u. a. aus, die Nordsee- und Ost see-Übereinkommen verpflichteten Dänemark, bei einer Gefahr für das dänische Territorium oder für irgendeine der beteiligte» Mächte mit deren Gesandten in Ver bindung zu treten, um sich über das Vorgehen zu einigen. Diese Verpflichtung sei Dänemark aufgezwungen worden, wenn es nicht ehrlich und loyal erfülle, was man mit Recht voni ihm verlangen könne. Die abgeschlossenen Übereinkommen seien für die Integrität Dänemarks von größter Wichtigkeit. Spanien und Marotta. (W. T. B.) Nach einer Meldung des „Temps" erklärte die Re- gierung in Madrid die Blättermeldungen, wonach Frank reich das Vorrücken spanischer Truppen in das Gebiet von Muluya ungern sehe, für unbegründet. Die Kolonnen des Divisionsgenerals Orozco hätten die Kabylenstämme zur Unterwerfung gezwungen. Verstärkungen sollen nur auf ausdrückliches Verlangen des Generals Marina ent- sandt werden. Für diesen Fall sei die Division Sotomayor in Victoria und Galicien bereit, die auf die vollständige Effektivstärke von 8000 Mann, 20 Geschützen und vier Eskadrons Jäger zu Pferde gebracht sei. Die kretische Angelegenheit. (W. T. B.) Konstantinopel, 30. August. Tas hiesige französische Postamt verweigerte die Annahme eines aus Kreta ein getroffenen Briefsackes, weil die Briefpostmarken den Aufdruck „Heller" trugen. — Die türkische Regierung soll mit ausländischen Banken wegen Aufnahme einer An leihe in Höhe von 10 Mill. Pfd. verhandeln. Zur Lage in Arabien. (W.T.B.) Konstantinopel, 30. August. Auf eine Anfrage des Vertreters des Wolffschen Bureaus über die Lage in Arabien erklärte der Minister des Innern, die in der europäischen Presse verbreiteten beunruhigenden Ge rüchte seien völlig unbegründet; die Mehrzahl der sensationellen Meldungen sei erfunden; nur die Schwierig keit der Berichterstattung mache die maßlosen Über treibungen erklärlich. Falsch sei, daß Lochaja von Auf ständischen eingenommen sei. Vor allqm sei aber falsch, daß der Imam von Jahiha zu den Aufständischen über gegangen fei. Nach zuverlässigen Meldungen der Pforte stehe Jahiha vielmehr fest auf selten der Regierung. Auch die Nachricht, daß Aufständische gegen Hodeida vorrückten, sei bisher unbestätigt. Richtig sei, baß der Wali von Jemen Verstärkungen verlangt habe, daß des halb starke Truppensendungen bereits abgegangen seien und weitere folgen würden, da die Regierung ent schlossen sei, den Ausstand völlig niederzuschlagen. Ent gegen den in der Presse verbreiteten Gerüchten liege nicht der geringste Grund vor, am Gelingen dieser Auf gabe zu zweifeln. Zur Lage in Persien. (W.T.B.) Täbris, 30. August. Fünfzig Schützen sind zur Verstärkung der Wache deS russischen Konsulats nach Urmia abgegangen.