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Dresdner Nachrichten : 11.08.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-08-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187308112
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18730811
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18730811
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-08
- Tag 1873-08-11
-
Monat
1873-08
-
Jahr
1873
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 11.08.1873
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Vür dl, «Uidiad« Imdtt ««ch« WS- ^ns»rat»i»Ann^Lm, <m»> wtlrt»: °»a v«»>r; In Samdurg, B«r. Sildits, Wt-N. bamdur», gr-iustirt a. Vr.. Kta« «n. — l>»»!» » c». In grantfurt a. M. — kr. v»L»t In «kdkninl». — 8»- l»Itt», LnIU« d v», In Varl». Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. .Druck und Eigenthum der Herausgeber: Lirpfch L Neichardt in Dresden. Verantwort!. Redakteur.- Juli«» Nrkchar-t. Ani'idKdlnd«,««!^- jnitk I» a»aNlo«»n> dl» MtNag, I-- Udr. I» »dmlw«>: »rot, »loftvr- b L die «dd. ü Udr. Dir Raum »iner rin I»,tUa«n Vcr>i,«Ile !»I,«t I» via. «ina-Ianur LI, ^A«u« SN,-, vtn, Haianue tür La, uachlltLata« <kr>ck>c>> n«n d,r Inserate wird Nicht gegeben. «uiwlirtige Annoncen- Unfträa« »an rm» unbe- kanntpr fltrmen u. Per- s»N«n tnjeriren wir nur «a»n PrIiiu««rLnd°. Lablana durch Brtes- marten «der Posiein^h- lung. » Eilben kosten vi, Nar. Auiwärtige kvmien »I« Zahlung auch «uf eine DreßdnerFirma anwNse». Dt« <hp. Rr; S28 Achtzehnter Jahrgang. MItredacteur: Or. Lioll Für daS Feuilleton: Luckvi» Dresden» Montag, 11. Aagust 1873. Tagesgeschtchte. Deutsches Reich. Berlin, 9. August. In dem neuen, zwischen Deutschland und den Bereinigten Staaten abgeschlossenen Postvertrag befindet sich eine Clausrl, nach welcher einzig amerikani sche Zeitungen in deutscher Sprache einer Stempelsteuer von 3 Cents per Nummer unterworfen sein sollen. Grund dieser Ausnahme bestimmung gerade für deutsche Zeitungen ist der Wunsch der deut schen Negierung, die Einfuhr solcher Blätter, welche die Auswande rung befördern könnten, zu entmuthigen. Mühlhausen (in Thüringen). Nachdem früher schon der große Börsenkrach seine Opfer in unserer Stadt und Umgegmd ge fordert, ist seit einigen Tagen wieder ein altes, renommirtes HauS gefallen, das Bankhaus A. R. Blachstein; leider verlieren Hunderte von armen Leuten ihre sauer verdienten Groschen-, die Aufregung ist eine unbeschreibliche, um so mehr als man behauptet, diese Firma habe sich seit Jahren in unsolide Spekulationen eingelassen. Hsrarrkreich. Paris, 9. August. Die Versöhnung zwischen dem Grafen von Chambord und dem Prinzen von Orleans ist eine vollständige. Die Herzöge von Aumale und Nemours werden eben falls nach Frohsdorf gehen, um den Akt der „souwässiou" zu bege hen. Es bestehen noch Zweifel, ob die ganze orleanistische Partei dem Beispiel der Prinzen folgen wird: eS ist möglich, daß ein Theil derselben abfällt, wenn Graf Chambord nicht die von der National versammlung votirte Verfassung annehmen will. Die Republikaner fangen an, beunruhigt zu werden; Vertreter der „republikanischen Linken" und der „republikanischen Vereinigung" hielten wegen des Besuch« in Frohsdorf Berathung; die „republikanische Linke" soll sich für Veröffentlichung einer Proklamation entschlossen haben. Heißblütige Bonapartisten sind ganz außer sich über die Unterwer fung der Orleans; aber die Partei ist augenblicklich zu machtlos, um etwas zu unternehmen. Das Landvolk sei, wie üblicher Weise be richtet, in großer Unruhe und wolle von Restauration der alten Monarchie nichts wissen. T-mrlm. Madrid, 8. August. Der Wohlfahrtsausschuß ,oon Cartagena fordert durch einen öffentlichen Aufruf die Empörer auf, den Preußen die Fregatten Almansa und Victoria wieder ab zunehmen und sich gegen einen willkürlich verfahrenden, launenhaf ten Fremdling zu erheben. Amerika. Newyork, 8. August. Der Dampfer „Wa- wasset" ist auf dem Potomae in Flammen aufgegangen, wobei 40 Personen ums Leben gekommen sind. Oesterreich. (Originalberlcht aus Wien. M.) Was deutsche Ausstellung betrifft, so ist dieselbe fast über alles Lob haben. Die einzelnen Staaten, ermuntert und unterstützt von der BundeScommisston, haben wirklich ihr Möglichstes gethan, und daß eS ihnen wiederum möglich war, solches zu leisten, ist ein Beweis von der hohen Culturstellung des deutschen Volkes Kein anderes Land ist so vielseitig, so tüchtig und dabei anspruchs- los, keines so zahlreich und vollständig vertreten, als das neue „Deutsche Reich". Die Angaben, die ich Ihnen im Nachstehen den machen werde, sind, was Statistik betrifft, zumeist dem amt llchen Katalog entnommen. ES giebt kaum einen Industriezweig der unS fremd ist. und in all' dem Tausenderlei, daS in Deutsche land producirt wird, leisten wir Vorzügliches oder doch Tüchtiges und waS fast immer zu unseren Gunsten spricht, das sind die Preise. Von Krupp'S großartigen Leistungen in der Gußstahl- fabrlkation bis zu C. H. Richter'- Buxtehuder Wachssorten, von Ohlenborff'S und Comp, in Hamburg Guanoproben bis zu den geklöppelten sächsischen Spitzen, von Ritter v. Maffei'S Lastzug Lokomotiven bi» zu den Nürnberger WestenknLpfchcn sind Industriezweige vortrefflich vertreten. Wenigsten 16 Stück vor trefflich gearbeitete Locomotlven verschiedener Eonstructlon neben vielen auf's Prächtigste ausgestatteten Personenwagen sind vom Deutschen Reiche ausgestellt. WaS Deutschland leisten kan», da lernt man hier kennen, und hier im Wiener Prater lernt man erst recht die Siege der deutschen Waffen aus den fran zösischen Schlachtfeldern verstehen, denn die Köpfe und Arme, die an diesen Werken des Friedens und Fortschritts arbei tetrn, waren zum großen Theil auch auf den Schlachtfeldern zu gegen und haben sich auch da als echte Fortschrittsmänner be wiesen. Bevor ich zu brr Beschreibung einzelner Industriezweige resv. Ausstellungsobjekte übergehe, will ich Ihnen noch flüchtig mittheilen, waS der Ausstellungskatalog vom deutschen Reiche be richtet *). DaS deutsche Reich ist 988?,, geographische Ouadrat- meilen groß und von Tilsit nach Metz sind es 174, von HaderS- leben nach Kempten 115 geogr. Meilen. Deutschland hat 150 Flüsse und darunter ca. 60 schiffbare und ca. 40,000 Getreibe- wafsermühlen. DieGesammtbevölkerung beträgt 41,058,632 See sen, worunter nebenbei bemerkt 150,ooo dänischer und 270.000 französischer Nationalität. Sachsen, gleichbevölkert mit Belgien, zählt 9400 Einwohner auf die Ouadratmeile. Das deutsche Reich zählt 32 Städte über 50,000 EInw., 48 über 20, 140 über 10, 8? über 5 und 1052 Städte über 2000 Einw. und die Zahl der Wohnhäuser beträgt 5,263,000 mit 8,665,000 Haushaltungen. Fast die Hälfte des ganzen deutschen Reiches besteht in Garten- und Ackerland, ein Viertbeil in Waldungen, ziemlich ein Fünf theil in Wiesen und Weiden und der Rest (8 pCt. des Gesammt arealS) ist unproductive Fläche. Der Werth der 2600 Qu.-Mei len Wald, die Deutschland besitzt, wirb im Minimum auf 660 Millionen Thaler angegeben. Die Zahl der Im deutschen Reiche im Betriebe befindlichen Werke der Montanindustrie beträgt un gefähr 6000. Dieselben beschäftigen circa 500,OÜO Arbeiter und »geben einen ProductionSwerth von etwa 400 Millionen Thaler WaS an Kohlen uno Eisen ln Deutschland gewonnen wird, ist ganz bedeutend, ebenso bedeutend ist auch die Salzgewinnung. Im vergangenen Jahre wurden ca. i Million Centner gewalztes Elsen ein und Über 2 Millionen Centner wurden ausgeführt. Vor 32 Jahren wurden in Deutschland noch keine Lokomotiven gebaut, während jetzt jährlich ungefähr 1000 Stück und gegen «0,000 Eisenbahnwagen für zusammen ca. 47 MIll. Thaler fertig Mellt werden. An Maschinen sind imZollverein 1872 663,720 Ltr. ein- und 771,209 Ctr. ausgeführt worben. Von großer Be- *) Der Eatalog umfaßt allein 672 Seiten. Dasselbe Schick sal, daS der sehr verdienstliche eigentlicheCatalog erfahrt, nämlich nicht gelesen zu werden, hat jedenfalls auch das Vorwort. Und »a ich glaube, daß ich ziemlich der Einzige sein werde, der das selbe gelesen hat, so erlaube Ich mir da« Nachfolgende Ihnen dar- wttzutheile» deutung ist auch die putsche Metallwaarensabrication, die am Rheine, in Westtalen und zum Theil in Thüringen (Suhl rc.) ihren Hauptsitz hat. Als großartig entwickelte Industriezweige sind ferner die Spinnerei und Weberei hervorzuhHen. Ich habe oben schon angeführt, bah eS im deutschen Reiche circa 40,000 Wassermühlen giebt und es sei zur Ergänzung noch bemerkt, daß es im Zollverein 1861 zusammen 59,118 Wasser-, Wind- und Dampsmühlen mit 104,405 Gängen gab. Der Norddeutsche Bund zählte 11,104 Branntweinbrennereien und 11,322 Bierbrauereien. Die Ausiuhr von Bier betrug im vorigen Jahre 5,199,236 Liter. Die deutsche Rübenzuckerfabricatton deckt nicht nur den deutschen Bedarf, sondern hat 1872 noch 436.035 Ctr. exportirt. Zucker fabriken bestehen in Deutschland 324. Tabaksabriken soll es jetzt gegen 4000 geben und sind im vorigen Jahre ziemlich 52,000 Ctr. Cigarren von Deutschland an daS Ausland abgegeben wor den. Mit der Herstellung der verschiedenen Glassorten beschästi gen sich letzt ungefähr 250 Fabriken. Dann kommen als weitere wesentliche Industriezweige die Fabrikation von allerhand Thon- und Porzellanwaarcn, die Möbel- resp. Holzwaaren- und Kaut- schuckwaarenfabrlcation, sowie die Herstellung von Uhren, die im Schwarzwalde allein etwa 1000 Meister und Gesellen beschäftigt. Die Pianosortefabrication liefert gegenwärtig etwa 300 Instru mente wöchentlich. Ebenso vielseitig als bedeutend ist ferner die chemische Industrie. Säuren, Farben, Salze, Mineralöle wer den in bedeutenden Quantitäten für den Export fabricirt. Unsere Geblrgsdistrlcte liefern hauptsächlich Spiel- und sogenannte Kurz- waaren für die ganze Welt. Zwei weitere große Industriezweige betreffen Fabrikation von Papier und von Leverwaaren. Gegen 1ÜOO Papiermühlen und Fabriken sind im deutschen Reiche thätig, welche jährlich für ca. §0 Millionen Thlr. Papier produciren. Davon gingen im vergangenen Jahre 20 Mill. Kilogr. mehr an das Ausland, als dieses Papier nach Deutschland sendet. Große Bedeutung haben noch die Fabrikationen von Leucht gas und künstlichen Düngmitteln, wie die Herstellung von künstlichen Mineralwassern, Sprengmitteln u. s. w. erlangt. WaS nun die Vertretung der ganzen deutschen Industrie auf der Ausstellung betrifft, so muß man gestehen, daß wir aus einer zukünftigen Berliner Weltausstellung nicht besser und vollständi ger vertreten sein können. Es haben Alle gethan, was in Ihren Kräften stand, Alle waren bestrebt, dem deutschen Namen Respect u verschaffen. Daß natürlich Sachjen hierbei in erster Reihe teht, ist selbstverständlich. Die Einen beschickten die WeltauS- tellung ihres weltbekannten Namens wegen, die Anderen wollten ich durch dieselbe in der Welt erst bekannt machen, Alle aber chließlich mit der Absicht, ihren Wirkungskreis zu vergrößern, >. h. Geschäfte zu machen. Es ist zu bekannt, was Oesterreich in vielen Gebieten noch für einen außerordentlichen Bedarf hat, und wir, die wir ihm zur Sette wohnen, ja lange Zeit hindurch mtt ihm unter demselben Dache lebten, haben gewiß die ersten An« sprüche auf Berücksichtigung. Leider sind die momentanen Ver hältnisse nicht- weniger als zur Anknüpfung von Geschäftsver bindungen geeignet. Grenzenloser Schwindel, der wie eine Sei fenblase mit einem Male sich auflöste, überspannte Hoffnungen, die plötzlich wie Märzschnee zerschmolzen, ungeordnete innere Ver hältnisse, Geldknappheit, unsichere« politisches System, im Hinter gründe das Gespenst einer etwaigen Verwickelung zwischen Italien und Frankreich, haben eine grenzenlose Ernüchterung herbeigeiührt, die schließlich eben so weit nach Unten geht, als die Schwindel- Speculation nach Oben gefahren war. Ach, welch' reicher Segen liegt in solch' einem socialen Gewitter! Socialdemokraten und Kathedersocialisten. wo bleibt Ihr mit einem Mal? Ihr, die Ihr die Welt umgestalten wolltet, die Ihr lange Reden hieltet und noch längere Bücher schriebt, kommt und helft jetzt Dämme bauen! Ihr habt jetzt Nichts zu sagen? Dann mögen wir auch zu anderer Zeit von Eurer Weisheit nichts wissen. — In Oester reich sieht eS jetzt wirklich recht trübselig auS. Alles klagt, vom Fabrikanten bis zum Handwerker, vom Engrossisten bis zum Boutiquier, von der Näbinamsell bis zum Hotelier. Alles lechzt nach „Geld", daS mtt einem Male wie weggeblasen ist. Einen Silbergulden siebt man hier eben so wenig, wie einen weißen Sperling auf dem Altmarkte. Locale» «nd Sächsisches. — Obgleich über das Befinden Sr. Majestät desKönigs Bulle tins nicht mehr ausgegeben werden, erfahren wir doch von wohlun terrichteter Seite, daß der Gesundheitszustand des hohen Patienten neuerdings zufriedenstellend ist. Se. Majestät hat vorgestern mit gutem Erfolg einenSpaziergang im Garten zu Pillnitz vorgenommen. — Seit vorgestern bis gestern Mittag ergaben sich in unserer Stadt bezüglich der Cholera 5 neue Erkrankungs- und 5 Todesfälle. Bestand an Cholerapatienten 30, von denen sich 19 in der Cholera station des hiesigen Stadtkrankenhauses, 1 in der Diaconissenanstalt und 10 in Privatpflege befinden. — Der erste europäische Blindenlehrer-Congreß, der anläßlich der Wiener Weltausstellung in der österreichischen Kaiserstadt abge halten wurde, beschloß in seiner letzten Sitzung, den nächsten euro päischen Blindenlehrer-Congreß in Dresden abzuhalten und zwar im Jahr 1876. In das ständige Büreau des Congresses wurden Di rektor Büttner aus Dresden und Lehrer Reinhardt gewählt. Somit wird an der trefflichen Idee, das bedauernswerthe Loos der des Augenlichts Beraubten mit vereinten Kräften zu bessern und die Er fahrungen der Wissenschaft, gemeinnützig organisirt, anzuwenden, rüstig fortgearbeitet. Jeder Menschenfreund wird sich über die in Wien gewonnenen Resultate, auf denen nun in Dresden weiter gebaut werden soll, innig freuen. — Bei Abgang des Sonnabend-Frühzuges von Leipzig nach Dresden verunglückte der Schaffner F. noch innerhalb des Leipziger Bahnhofrayonsaufeine ganz eigenthümliche Weise. Derselbe be merkte, als sich der Zug bereits in Bewegung gesetzt hatte, dass eine Wagenthür offen stand und stieg von seinem Sitze herab, um dieselbe zu schließen. Als er eben an der Thür ankam, fuhr der Zug an einer Weiche vorbei, die Thür stieß an die Weiche an, prallte herum, und schleuderte den auf dem Trittbrett stehenden Schaffner herab. Dadurch erlitt derselbe einen Rippenbruch und bedeutende Verletzun gen im Gesichte. . — Die von Decennium zu Decennium namentlich in Deuts ch- lanv Heller brennenve Fackel der Humanität bat ihre Strahlen auch bi- tn öle Gefängnisse geworfen. Die Finsterniß dieser Oirte, wie sie noch tm Mittelalter tn schreckenerregender Weise eristbctr, >at, wie wir Alle wissen, aufgehört, aber - noch läßt das We- ingenwesen und lassen mimentlich die Gefängmtzeiarichtuniien Verschiedenes zu wünschen übrig. Auf Anregung des DreSdi icr ArresthauS-InspectorS Diytiiianii sind denn anct> neuerdings n ie der in den Gefänanttiräuideu rs««,u nen vorgenommen worden; daß dies und wie eS geschehen — wovon wir unS, einer Einladung des genannten Herrn In spektors folgend, persbnlich überzeugt — gereicht der Justizbehörde zur Ehre. In der vierten Etage hat man daS reorganisatorische Werk begonnen. Freundlich gemalte Gänge, lustig und reinlich, führen zu den Arreststuben, vulgo Gefängnissen. BiSher bekamen die Arrestanten des Abends einen Strohsack tn ihre Zelle, der Ihnen früh Morgen- wieder weggenommenund in den Gängen an eisernen Haken aufgchängt wurde. Einestheiiö war dieser Strohsack, der sich zusammenschob, ein unbequemes, schlechtes La aer für die Gefangenen, anderntheilS boten die tn den Gängen immer gegenüber jeder Zelle ausgehängten Strohsäckr, deren In halt sich natürlich nach unten zuiammensacktr, einen widerlichen Anblick, auch wohl bei starker Wärme widerlichen Geruch. — Es sind jetzt grobe Massen von hübschen, sauberen Matratzen ange- sertigt worden, die der Gefangene von nun an an Stelle des alten Strohsacks bekommt. Hierzu wird ihm noch eine Decke ge reicht, so daß er ein völlig gesundes und beguemeS Lager hat, weit gesünder und angenehmer als vielleicht Lausende hier in der Stadt, die frei sind und — unbescholten. In den kleinsten Klei nigkeiten bemerkten wir den Ausdruck humaner Bestrebung, den Arrestanten daS LooS der unfreiwilligen Zurückgezogenheit so leicht als möglich zu machen. Meist sind mehrere Personen bei sammen, die sich mit Tabakarbeiten rc. beschäftigen und nicht allein dem Staat gegenüber sich vollkommen erhalten, sondern sich auch noch Geld verdienen, welches ihnen gutgeschrtcven wird. Das, was sie verdienen, wird gelhelft, die eine Hälfte erhält der Sraat, die andere der Gefangene. So absonderlich daS klingen mag, aber in Wahrheit sind die reinlichen Gesangenstuven, trotz der vergitterten Fenster, freundlicher wie viele jämmerliche Logis Dresdens, in denen leben zu müssen für die armen Bewohner traurig genug sein muß. — In der Behandlung seiner Gefange nen drückt der Staat ein nicht geringes testimouiui» worum sei ner selbst aus. Die kurze Anwesenheit in der ErpeVItlonSstube des Arresthauses, die am Thorr liegt und die jeder Arrestant zu nächst betreten muß, machte uns gleich mit zwei Individuen be kannt, die hier Wohnung und Kost bekommen sollten uuv zeigte unS in erfreulicher Weise, wie ruhig und freundlich die Ankömm linge hier behanoelt werden. Der eine Gast war noch «in Kind, ein Knabe von etwa 11-12 Jahren in zerlumptem Anzug und barfuß. Er mochte wohl zum ersten Male hier sein, dle äugstltch angespannten Züge, die scheuen, thränenten Blicke zeigten dies deutlich. Der Wachtmeister sagte ihm nur die Worte „schon so jung hier", worauf der Knabe, der eine kleitte Geldsumme irgend Jemandem unterschlagen batte, heftig weint«. Aber er mchfte wieder sort, denn bei näherer Besichtszung zeigte sich, daß er voll Ungeziefer war. Wohin er nun von dem Gendarm, der ihn dntchtt, grslthrt wurde, wissen wir nicht. Der andere Gast kam allein und stellte sich zu einer zwölftägigeik.Gefängnißstrase, die ihm wegen eines Ercesses, bet welchem er „gebissen" haben sollte, zugesprochen war. Der aber trat anders aüf. Kurz und ma- litiös und mit frecher Miene, war er sehr ungeNM; auS seinen Worten ging hervor, daß er dergleichen Situationen schon voll kommen kenne. „Das Port mich nicht", eine solche oder ähnliche Meinung lag klar auf seinem Gesicht ausgeprägt. Gr erhielt seine „Zimmernummer" und ein Gefangenwärter führte ihn wie im Hotel der Kellner nach vielem Zimmer. - Es herrscht noch gar viele sonderbare Meinungen im Publikum über das Arrest- Haus; hinter der großen, schweren Pforte denken sich Viele schreck liche Scenen — wenn sie sicy's aber in der Nähe ansehen könn ten, so würden sie sich wundern, wie still und ruhig, wir möchten fast sagen gemächlich dort Alles ist und vor sich geht, d. h. wir wollen damit Niemandem den Mund wässrig gemacht haben, 's ist doch besser man bleibt haußen. - Subhastationen am 12. d. in den Gerichtsämtern: Freiberg: Friedrich Rüdigers Haus in Friedeburg, 3850 Thlr, Leipzig: Friederike verw. Kummers Grundstück in Möcttrn, 1020 Thlr. taxirt. Briefkaste«. * Ein Nbc> nnent. Ist es wabr, baß Herr Dorschan bei seinem bedeutenden Butter-Umsatz so viel Gulden bekommen hat, daß er dieselben mit einem Srtrazuge nach Oestreich befördern mußte. — Wie sollen wlr'S wissen ? Wenn SiedleDorsäian'schen Gulden so sehr interessiren, so nehmen Sie sich auch einen Ertra- zug und fahren sie ihnen nach; dann erfahren Sie es ganz genau. * G. B. Nr. 1. Was ist der Unterschied zwischen Residenz und Hauptsladt. - Der Unterschied ist der, daß in der Residenz der Sitz des Herrschers, die Hauptstadt der der höchsten Behtr- den ist. * G. R. Wo der Eiswurm in den Kellern des Felsettkellec hingekommen, wissen wir nicht, bloo diiö, daß einer einen Wvtm im Kopfe haben muß, wenn er solche Fragen stellt. *C. Herklotzhier. Wir haben bis jetzt noch nichts ge hört, daß eine Expedition junger Männer nach Mexico gehen will, wüßten auch nicht, was sie dort machen sollten. Vielleicht das Reich Vitzliputzlt's wieder aulrichten. * C. I. I. Culmbacher Erportbierbrauerei-Gesellschaft betref fend. — Der günstige Quartalsabschluß ist im April oder Mai veröffentlicht worden. Ueber den äußerst soliden Stand des Un ternehmens wird der im November d. I. erscheinende Geschäfts bericht Aufschluß geben. * X. Die Gesellschaft der Freundschaft in Plauen i. V. kün digt an, daß bei ihrem Gcntenconcert siegen Entree auch ein- heimischeFremde Theil nehmen rönnen. — Allerdings ein sonderbarer Ausdruck; jedcn'alls sind solche Plauensche gemeint» die nicht mit ln „Freundschaft" machen. * L. M. aus Berlin. Sic beklagen sich über die hohen Preise in der sächsischen Schweiz! Verehrtest», diese Klage ist schon so alt, als dieselbe entdeckt worben, was noch gar nicht so lange Zeit her ist. Uebrigens dürfen Sie. edler Tpreeathener. über Urbertheuerung gar nicht klagen; man braucht ja nur in einer halbwegs anständigen Restauration der Metropole der In telligenz den Speisezettel anzusehcn, da laust jedem guten Dresde ner die Gänsehaut über den Rücken. Wollen Ske aber ganz billig leben, dann gehen Sie nach Neuschönebcrg bei Pfaffrota. da bezahlen Sie sür ein, allerdings frugale-, Abendbrod für Uebernachten und früh Kaffe mtt geschmierter Semmel nicht mehr als 7 Griechen! > * v. P. in N..borf. Ihr aristokratischer Sinu ärgert sich darüber, daß bei einem dortigen Tanzvergnügen auf einmal ein Kellner, nachdem er seine Bicrtöpfchen bei Seite gesetzt, mit einem hübschen Mädchen herumgehüpst ist. Was schadet Las? Schlimm wär'ö freilich gewesen, wenn er getanzt und dabei die Gläser in der Hand behalten hätte. *A. B. ln Dresden. Sie meinen, baß ein gepflastertes Wasserbett, 1—2 Meter breit, zur Reinhaltung und Vermeidung des BreitfließenS der Weißeritz, das beste Mittel sei. — Sagen S i e Vas dem Stadlrath selbst; aus u n s hört er nicht mehr. * L. hier. Warum wir dasstr piaidirt haben, daß die Polizei»'
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