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Sächsischer Landes-Anzeiger : 05.11.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-11-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188611058
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18861105
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18861105
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-11
- Tag 1886-11-05
-
Monat
1886-11
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 05.11.1886
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L58. — s. Jahrgang. Der jeden Wochentag Mend (mit Datum des folgenden Tages) zur Versendung gelangend- „Sächsische Landes-Anzeiger' mit täglich einem besonderen Unterhal- »ingSblatte kostet monatlich 60 Pfg. (mit Htrabeiblatt Lustiges Bilderbuch 70 Pfg.) bei den Ausgabestellen in Chemnitz und den Vororten, sowie bei den Postaustalten. Für Abonnenten erscheint im 3. „nd 4. QuartalEiscnbahu-znl,r>iia»hkftfürS»chseu. sowie im 4. Quartal dieWeihnachtsbcigabe Mstrirtes Jahresbuch desLandeS-kinzeigerS und zu Neujahr Jllustr. Landboten-Ikalkiider. Sächsischer Freitag, S. November 1888. MilkS-AlstlM mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische täglich« Zeitung für Sachse» »nd Thüringen. Bei Wiederholung großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man JnsertionSbetrag (in Briefmarken) beifügen Je v SilbenCorpuSschrist bilden ca. l Zeile). Annoncenannahme nur bis Vormittag. Verlag: Alexander Wiede, Buchdruckerei, Chemnitz. Theaterstraße ö (Fernst Telegr.-Adr.: Landes-L narre», vyemmi. (Fernjprechstelle Nr. 136). iandes-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich einem besonderen Unterhaltungsblatt: i. Sonntagsblatt - 2. Jllustrirtes UnterhaltungSblatt - 3. Kleine Botschaft 4 Sächsischer Erzähler — 5. Sächsische Gerichts-Zeitung — 6. Sächsisches Allerlei. — Ertra-Beiblatt Lustiges Bilderbuch. Amtliche Bekanntmachungen. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des unterzeichnet«» Amtsgericht» wurde heute auf Foltum 2526 verlautbart, daß die Firma Schubert, Salzer Comp, in Chemnitz künftig Schubert und Salzer lautet. Chemnitz, am 3. November 1886. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten VmtSgerichtS wurde heute aus tzolirnn 1330 verlaulbart, daß die Kaufleute Herr Robert Alfred Hersurth und Herr Pan! Emil Herfurth aus der Couunandilgesellschaft unter der Firma Gebrüder Hersurth In Chemnitz, welche den Charakter einer Zweigniederlassugg verloren hat, als Mitinhaber ausgeschieden, dagegen der Kaufmann Herr Carl Eduard Schuhknecht in Chemnitz, sowie «in Commandiilst in die genannte Gesellschaft als Theilhaber eingetreten sind, daß Herrn Georg Carl Äurich Prokura ertheilt worden und die Herrn Carl Eduard Schuh knecht ertheilt gewesene Prokura erloschen ist. Chemnitz, am 3. November 1886. Königliches Amtsgericht- Aus Folium 121 des Handelsregisters für den Landbezirk und aus Foliu« 1694 des Handelsregisters sür den Stadtbezirk de» Unterzeichneten Amtsgericht» wurde heute verlautbart, daß Herr Carl August Weidmüller in Grüna aus der Handelsgesellschaft unter der Firma C- A. Weidmüller in Grüna »nd Shemnitz als Mitinhaber ausgeschieden, daß der Kaufmann Herr Mar Weidmüller in Burgstädt in die genannte Handelsgesellschaft als Theil- Haber eingetreten ist und daß die dem Letztere» bisher ertheilte Prokura sich erledigt hat. Chemnitz, am 3. November 1886. Königliches Amtsgericht. Das Konkursverfahren über das Vermögen t es Lehngutsbesitzers Johann Friedrich Wilhelm Blüher In Kleinolbersdorf wird, da die vorhandene Masse nach Deckung der Gerichts- und Berwaltungskosten nicht einmal zu völliger Befriedigung der bevorrechtigten Forderungen ousreichend gewesen ist, hier durch wieder eingestellt. Chemnitz, den 1. November 1886. Königliches Amtsgericht. «elegraphtsche Nachrichten. Vom 3. November. Augsburg. DaS Irrenhaus zu Kaufbeureu ist durch Feuer vernichtet worden. Der Brand ist gelegt. Das Feuer kam in der weiblichen Abtheilung sür Blöde «ud Unheilbare zum Ausbruch und griff rapid um sich, so daß die Feuerwehr «ur die Nebengebäude retten konnte. Niemand wurde verletzt Es herrschte große Waffer- «oth; da- Wasser muhte in Brausüsseru au» der Stadt den Berg hlnaufgeschleppt werden. Der Schaden ist ein sehr großer. Wien. In hiesigen diplomatische« Kreise« wird die Okkupation Bulgariens als ausgemachte Sache erklärt. Oesterreich wird sich «icht rühren. Wohl aber dürfte mit dem Eintritt der Okkupation der Sturz Kalnoky's besiegelt sein. New-Kork. Hewitt (Demokrat) ist zum Bürgermeister von New-Uork gewählt. Politische Rundschau. Chrmniy, den 4 November. Deutsches Reich. Ueber die Berufung de- Reichstages ist der .Post- zufolge noch kein bisUmwter Beschluß gefaßt. Der Zu sammentritt soll aber in den Tagen vom 23 —25, November erfolge« — Der BnndeSrath hält heute Donnerstag wieder «ine Sitzung ad. Etat» Entwürfe kommen «och «icht zur Berathnng, obgleich dieselben dem BnndeSrath bis auf den Militäretat säwwtlich zuge- gangrn sind. — Der Ueberschvß hat sich auch im neuen Etat des Reich», tisenbahnamt«» vermindert und zwar um 1,150.800 Mark. Der Ausfall ist i« Wesentlichen ans ein« Berringerung de» Güierveikebr» znrückzusühreu. Der Etat d,S allgemeine« PenfivnSsondS ist aus 2.494,705 Mark «ehr als Im Vorjahre berechnet. Diese MehrauS- gäbe ist eine Folge der nenrn Pensionsgrsetze. Die Jericho-Rose. Ein« rheinisch« Novelle von Bernhard Scholz. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Hermann, der bis zu diese« Augenblick wie nnfiruig getobt hatte, wurde plötzlich still, als er sah, daß der Kahn bereits in die Schlucht eingrtogen war und, von der immer mächtigeren Strömung erfaßt, in rasender Eile dahintrieb. „Sieb mir Deine Hand, Helene,* sagte er plötzlich, „hast Dn Furcht?" „Rein," antwoltete da» klein« Mädchen, an allen Glieder« zitternd. »Komm, nimm Deinen Shawl," sagte er «nd wollte ansstrhen, d-»selben zu hole«, aber bei der geringsten Bewegung gerieth da» lleine Schiffchen in «in solch bedenklichr» Schwanke«, daß Helene ihn ivständig bat, fitzen zn bleiben. Aber Hermann kroch ans Händen und Füßen «ach dem Shawl, schlug ihn um dar fröstelnde Mädchen und fuhr ihr mit der Hand üb» die Locken, die üppig i« Winde flatterten. Sie waren seltsam, dies« lleine« Sorgen der Kinder, dicht vor einer gräßlichen Gefahr. Keine» sprach von diese», sie fühlten, daß fl« ihr nicht entgehe« konnten, aber sie schauderten, von ihr z« «den. Helene, di« am Hintertheil de» Schiffchen» saß, hatte sich, ganz in ihren Shawl gehüllt, zurllckgelegt, gleich al» wäre rS so möglich, der Gefahr z« entrinnen. Al» de« Wind immer toller pfiff, der Strom immer näher an di« Klippen brandete, da verbarg fl« ihr Köpfchen in dem Shawl «nd fing laut und heftig an zn schluchzen. „Helene, liebe Helene", flüsterte Hermann, indem er sich ihr nähert« und sich dicht neben da» Mädchen in da» schmale Schiffs- ende drückte. Er suchte ihre beiden Hände, fand sie «ud hielt sie krampfhaft in de« seinigen, sein Gesicht drückt« er dicht an da» ihr«, er fühlte ihren warmen Alhem, ihre Thränru und schluchzte herzhaft mit. Ohne noch ein Wort zu reden, lagen beide Kinder so dicht neben einander, die Spitze de» Schiffchens stand hoch empor, da di« ganze Last auf dem hintern Theil diffelben lag. Pfeilschnell schoß e» dahin, immer unheimlicher pfiff der Sturm, und zwischen durch klang schon da» Toben der Brandung. Hermann seufzte noch einmal lief auf. zog die Klein« fest an sich, beide schliffen die Augen, denn sie vernahmen schon deuilich und ganz «ah« da» Zischen de» gefährlichen Strudels. — Herr von Schlözer soll in Rom bereit» Borschläge über die «en« Reform der preußische« Maigesetze «nterbreitet haben und darin u A die Rückbernfnng der Orden zngestanden sein. Mau muß ab- warten, ob sich bk« Meldung bestätigt. Bürgschaft kann dafür Nie. mand übernehmen, — Zur Lage der Landwlrthschast. Bei der Neuverpachtuug der Domaine Buttnselde (Bez. Frankfurt o. O.) soll das Maximalgrbot 8060 Mark b,trage« habe», »ährend der bisherige PachtpreiS 23,000 Mark war — Au» Neu-Buluea hat der Dampfer „Ottilie" der Neu Guinea- Compagnie die Nachricht gebracht, daß der deutsche BIcreonsul in Apia, vr. Kneppe, in Begleitung der Herren Braun und Rabowsly an Bord der Kreuzersregatt« „BiSmarck" in Finschhafen eingrtroffe» ist. Von dort beabsichtigt« der Consnl noch de« Samoainseln zurück- zukehreu, während Herr RabowSky sich nach Batavia begeben wollte, um daselbst malayische Arbeiter anzuwerbe«. Dir drei Herren find de« Kaiserin-Augusta Fluß auf eine Strecke von 380 Meilen hinanf- gefahreu. Die erste« 100 Meilen wiesen nichts al» Mongrove- suwpf auf. — Der Abgeordnete vr. Löwe (Calbe) ist gestern in Meran ge storben. — Wilhelm Löwe wurde am 14.Novbr. 1814 geboren. Tr studlrte Medizin und wurde Arzt in Calbe, dessen Bezirk ihn 1848 in da» Parlament entsandte, wo er sich der Linken anschloß. Al» Präsident de» Rumpfparlament» wurde er in Preußen wegen Hoch- verrath augellagt «nd z« lebenslänglicher Zuchthausstrafe in ocmtu- wneism vernrtheilt. Nachdem er bi» 1861 im Ausland« gelebt hatte, kehrte er nach Preußen zurück und wurde alsbald einer der Führer der Fortschrittspartei. I« Jahre 1874 trennte er sich von derselben, später ging er zu den Nationalliberalen. Bon einem Schlag- ansall, der ihn vor 2 Jahren getroffen, hatte er sich vollständig er- holt, so daß «an ihm «och «in längere» Leben zuschreiben durste. — Vor ungefähr vierzehn Tagen wurde von verschiedene« Selten witgetheilt, daß ein Soldat des Füsilier. Bataillons in Lübeck ans Veranlassung de« Hamburger Polizei wegen socialistischer Umtriebe verhaftet und auf Ordre de» Corps-CommandoS nach Altona gebracht worden sei. Diese Mitteilung wurde verschiedentlich stark bezweifelt, ist aber tatsächlich wahr. Ter Verhaftete heißt Paul Weichet. Seiner Arretirnng ging die eine» SchnhmacherS Bitz und mehrerer Anderer vorauf, mit denen Weichet früher in Hamburg verkehrt hatte. Buch in Hamburg ist rin Infanterist, Namen» Koch, wegen soeia- listischer Agitation verhaftet worden. — In der Berliner Börsen-Ztg. wird da» an der dortigen Börse verbreitete Gerücht dernentirt, daß Herr von Bleichrödrr bei seiner jüngsten Anwesenheit in Barzln mit dem Reichskanzler über eine neue oder verändert« Bürsenstenrr conserirt habe. Daß Bleichrödrr dem Fürsten BiSmarck in Varzin einen Besuch abgestattet, sei nichts Außergewöhnliches, vielmehr bringe derselbe in jedem Jahre einen oder mehrere Tage als Gast de» Reichskanzlers in Varzin oder FriedrichS- rnh zu, wie er auch im Berliner Palais de» Fürsten zuweilen als Gast gesehen wnrde. Oesterreich-Ungarn. Heut« Donnerstag werben in Pest di« Delegationen eröffnet werden. Im Laus« der Verhandlungen wird der Minister des Auswärtigen, Gras Kaluoly, di« üblichen Dar- lrgangr« über dir politische Lage gebe». Frankreich. In Pari» fängt man an, die egyptischerr Trauben etwas sauer zu finden. An» London ist in bestimmtester Weise ver sichert worden, daß man gor »icht daran denke, an» Egypten für'» Erste abznztehen. In Konfiantincpel hat sich der Wind plötzlich ge- dreht. Dem Sultan liegt nichts daran, England total vor de» Kops zu stoßen «nd sich ganz Rußland anSzulieser«, und ohne die Türkei kann Frankreich schon gar nicht» anSrichten. Deshalb spricht man zunächst nicht mehr von Egypten. — Der «eneruanntr französische Botschafter beim Czaren, Laboulaye, gegen besten Person «an in Jetzt sind sie dicht an der gefürchteten Stelle, aber ihr Bewußt sein verschwindet in einer dumpfen Todesangst. Ein weißer, breiter Streifen schimmert durch di« Nacht. ES ist der Schaum der toben- drn Wirbel Die Fluchen, di« sich über die verborgene« Felsen im kreisenden Gischte drehen und doch pfeilschnell vorübereilen, fasten da» leichte Schifsleln, rin Ruck, daun wieder einer, da» kleine Ding wird heftig hin und her geschleudert, einen Augenblick scheint eS ver schwunden, die Kinder halten sich krampfhaft umschlungen, eine Waflerwoge spritzt über sie, — jetzt aber ist e» vorbei, noch «in starke» Plätschern unter dem vorder« Kiel» und da» kleine Boot schwimmt unversehrt jenseits de» Binger Loches. V. Die beiden Kinder, die, soweit ihr jugendlicher Gemülh em pfänglich dafür war, alle Schrecken der Tode» dnrchewpfunden hatten, waren höchlich überrascht, ans ihrer Betäubnng ganz in derselben Lage z« erwache«, in der fie sich zu sterben vorbereitet hatten. Langsam öffneie» sie die Angen, und als sie sich Beide wohlbehalten in dem Schiffchen sahen, welche» jetzt wieder ruhig dahin schwamm, da wanden fie sich au» de, Verstrickung heran», in welche fie durch ihr« Todesangst nnd durch Helenen'» großen Shawl gekommen waren, setzten sich ans nnd fühlte« an dem kalten Nachtwinde, der jetzt rnhiger über fie hin strich, daß fie gerettet waren. „Wir find durch, wir find durch I" rief Hermann jubelnd «nd fiel dem kleinen Mädchen um den Hals, indem er e» beinahe er stickte mit seinen Küssen. Helene«'» zarte Gestalt zitterte jetzt, da fie sich gerettet sah, mehr al» im Augenblick der drohendste« Gefahr, ihr« junge Brust arbeitet« heftig, sie schien sich von der Todesangst befreien zu wollen, di« ihr noch das Herz umklammert hielt. Ohne etwa» davon z« empfinden» ließ fie sich die kindischen Liebkosungen Hermanns ge falle«, endlich nach einigen Sekunden heftige« Ringen» stürzte ein Strom von Thräne« au» ihren Auge», aber das war nnr von knrzer Dauer, ein seliges Lächil« flog darauf üde« ihr schöne» Antlitz. „Du lieber, lieber Gott!" Da» waren die ri«zigin Worte, die ihr über die Lippen kamen. Ihre schönen Augen fahr» «ach oben, ihr glänzendes Haar halte fich wieder ruhig «m den Kopf gelegt, die Hände hatte fie gefaltet, fie saß da, wie ei» vom Himmel ge stiegener Schutzgeist, der da» kleine Schifflrin a»S dem Verderben gerettet hatte. Hermann hatte fich ihr zn Füße» gekauert «nd sah Petersburg nicht» einzuwenbe» hat. wird Mitte diese» Monat» »ach Rußland abrelse». — An» Tonli« kommt ein, Nachricht, die zeigt, baß die Ruhe dort noch lange «icht gesichert ist. Ein Zn, franzö sischer Infanteristen ist von de» Schwarzflaggeu überfallen und fast total vernichtet worden. — I» einer Correspondrnz de» „TempS" au» Tanger (Marokko) ist zu lesen: Wahrscheinlich wird «nse» Mi nister de» Aenßer» sich mit de» Frage der deutsche« Militär-Jnfirnk- tiouSeommisfion. deren baldige Ankunft fich bestätigt, z« beschäftigen haben. Im Verlauf der Unterhandlung«« «ach der Schlacht vo» JSly, der Beschießung von Tanger nnd Mogador wurde bestimm», daß wir (nämlich Fankreich) in Marokko «i«e mit der A«»blld«»g nnd de» Organisation der Armee de» Sulla«» betraute Militärmissto« haben sollte». JedeSmal, wenn wir di« Offizier« unserer Mission erneuerten, suchte der Sultan «u» zu überzeugen, daß wir nn» un nütze Mühe gäben und seine Soldaten keiner «nropäische« Instruktoren wehr bedürft««. Heut« «nu sagt man Frankreich auf gröbere «eise, daß wir «icht mehr genehm find und unsere Offleiere werbe« fich, wenn die deutsche Mission wirllich bl» znm Snltan gelangt, vor der Nothwrudigkeit sehe«, entweder fich vo» drn Neuangekommenen zn- rückznziehen. oder «nthätig den Arbeite« dieser letzteren znzuschane», die, wie «S scheint, berufen find, um die von ihrem Feldzng in Snß in voller Auflösung znrückgekehrte marokkanisch, Armee neu zn ge- stallen. In beiden Fällen ist die Rolle für Frankreich unannehmbar." Wahrscheinlich sehen di« Franzost« Gespenster. England. Da die Londoner Socialdemokraten fest entschlossen find, ihren für de« 9 November projectirten Umz«, abznhalte». hat dl« Polizei «icht minder bestimmte Anordnnngru getroffen, die Kund gebung, nöthigenfall» mit Gewalt, z« verhindern. All« Lad,»besitz«, der in Frag« kommenden Straßen find polizeilich aufgefordert, a« 9. November ihr« Läden «nd Fenster fest zn schließen und die letztere« nöthigenfall» durch Bretter z« schützen. — Wie der „Manchester Gnardian" erfährt, wird da» nächst« englische Bndget bedrntende Mehrfordernngen für Heer »nd Flotte stellen, weil die Regiernug entschlossen ist, die größten Opfer vom Volke z« fordern, «m die Krirgsrüstnug z« verstärken «nd di« Armee, sowie die Marin« z« reorgauifirrn. — Ans Afghanistan wird gemeldet, daß der Ansstand gegen de« Emir niedergeschlagen sei. Rußland. General Kaulbar» erhält in der rnsflscheu Regier« ungspreffe Tag sü, Tag Lobsprüche. Am Dienstag constatirte der RtgiernngSanzkiger ausdrücklich, daß der Czar mit de« «uftrrten de» General» gegen di« dnlgarische Regiernng vollkommen «inverflaiden sei. Jetzt kommt das Petersburger Jonrnak, lobt de« General Kanl- dar» bis in de» Himmel «nd sagt, Rußland werde fich von den Machthabern in Bulgarien nichts mehr gefallen kaffen. Die Regier ung mache die Bulgaren nicht sür die Handlungsweise derer verant wortlich, die in Sophia die Macht an fich gerissen hätten, aber de« Letzteren müsse gezeigt werden, daß fie nicht ungestraft auf diesem Weg« verharren dürften. DI« Freilassung der russenfrenndliche» Oificlere habe einer wichisgen Forderung de» General Kanlbars ge nügt, e» müsse aber noch mehr geschehe«. Was nun wohl heran»- lommcn wird? Orient. General Kanlbars hat e» durchgesetzt, daß di« bul garische Regierung die meuterischen Ofsicier« freiließ und ihm ver traulich das Angebot machen ließ, fie wolle entschiede» ruffenfreund- liche Minister t» ihre Reihe ausnehmen, wenn Rußland nur die groß« Nationalversammlung anerkenne, aber damit ist er noch nicht zufrieden, er verlangt eine offenbare Demüthignng de« Ministeriums in Sophia. Er schickte eine neue Note, in welcher er fich darüber beklagt«, daß der russische Unterthan Advokat Nebolfin vom Pollzripräfecte« in Sophia beleidigt sei. Kaulbar» forderte Entschuldigung oder Absetzung der Präfekten. Thatsächlich ist der Präfect völlig im Recht, den» der Hergang war folgender: Nebolfin kam auf das Bureau de» Magistrates, wo die Uebergabe der Geschäfte an den neogewählten ihr mit Begeisterung in da» lieblich«, andächtige Gesicht. Lr war rascher über die Erinnerungen de» Gefahr hinweg, al» seine kleine Gefährtin, und jetzt in diesem Augenblick« lebte kein andere» Be wußtsein in seiner geretteten Seel«, als daß er da» Ziel seiner kühnsten Träum« endlich erreicht, daß er die kleine Baronesse ge küßt hatte. Plötzlich erhielt der Kahn einen Stoß, di« Kinder fuhren über rascht empor, er war mit der Spitze ans da» steinige Ufer gefahren nnd trieb nn» rnhig dicht au demselben hin. Sie befanden fich oberhalb de» kleinen Flecken» Aßwanushausen auf dem rechten Rhein- nfer. Dicht vor dem Binger Strndrl war da» lleine gebrechliche Fahrzeug glücklich in der Hanptströmnng geblieben, nnd da dieselbe einige hundert Fuß von dem rechten Ufer ziemlich hoch über die Klippe« wrggeht, so giebt es dort «ine Stell« von einer geringen Breite, wo die Gefahr, namentlich für klein« Schiff«, «icht allzu be deutend ist «nd von der an» die ganze Strömung fich rasch de» rechte» Ufer zuwendrt. Herwann war an da» Land gesprungen «nd hatte de« Kahn vollends hereiugezogen, so daß sich die klein« Helene alsbald «eben ihm besand. Da standen nun unser« beiden kleinen Helden in der kühlen Nachtluft und sahen fich einander an. „Was machen wir mit dem Kahn?" fragte Helene, al» Her mann noch immer da» Tau in der Hand hielt, an welchem er ihn vor einigen Stnude« oberhalb Rüdesheim und jetzt wieder an da» Land gezogen hatte. „Er hat nn« verlockt nnd beinahe in den Tod gebracht, zur Strafe soll er hiuabschwimwen in da» Meer!" ries Hermann, indem er da» Ta» hiueinwarf und ihn mit eine« Fußtritte vom Land« abstirß. Der Kahn zog wieder auf de« Strom dahin und die beiden Kinder sahen ihm noch lang« «ach, b'S er in dem Dunkel der Nacht verschwand. „Wir müssen «ach Hause, komm', Hermann, schnell," sagt« «Mich Helene, al» da» lleine, verhäugnißoolle Ding verschwnn- den war, „da, nimm «in Stück meine» Shawl», «» ist kalt, laß nn» eilen." Aber Hermann, der wieder ganz dienstfertiger und getreuer Ritte» war, lehnte hartnäckig jede Thetlnahme an dem Shawl ad, ruhte nicht, bi» er seine lleine Angebetete vollständig hiuriagewickelt hatte, band ihr «in Tuch um den Kopf, denn dir kühl« Nachtluft braust« unbarmherzig in de« braunen Locken herum, nahm fie dann dei der Hand und ging mit ihr dahin.
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