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Sonntag . Rr M so. April 1845 «-b-e-rrs. Veotschlaab. -sDresden. Die Deutsch-Katholiken. Die Stadtverordne, ten. Geldwucher.— Deutsch-Katholiken in Vaden. — Die kurkessische Landgendarmerie.— Deutsch-Katholiken in Vorms- "Detmold- Actcn- mittheilung in Civilsüchen. (-»-) Vertin. Die Stadtverordneten und die Juden. Hr. Hitzig. Die Sparkasse. Die königsberger Bürgergesellschaft. Fraucnpetition. Der Lvcalverein- SVertin Die Deutsch-Katholiken. — Deutsch-Katholiken in Danjig. Lossagung zweier Geistlichen. Die ständischen Verhandlungen in Böhmen. — Prof. Exner. "Preeburg. Hr- v- Büky. Aus Ungarn. Die Selbstbcsteuerung. Die Jndustriegesellschaft. Der Schutzverein. SPanien. Der Kongreß. Das Gesetz über die Kirchengüter. Catalonien. SroHbritannie«. Die Universitäten. Katholische Prälaten. Da« Ein kommen des Prinzen von Wales, vr. Wolff. Die clektrotelcgraphische Schachpartie. Lord Metcalfe, f London. Unschicklichkeiten. Die Lejas- frage. Hr. Everett. Hr. Bunsen. Frankreich. Der König. Die Journale. Der Handelsvertrag mit China. Schweiz. Der große Rath von Luzern. Die Gefangenen. Italien. "Nom. Die Jagd. Die Wettrennen. Schweden und vrorwegen. "Stockholm. Der Kronprinz. Prinz Gu stav. Der Winter. Türkei. "Konstantinopel. Die griechische Agitation. Diplomatische Kon ferenz. Tejad. Die Anschlußfragc. Miffenschaft und Kunst. "Berlin. Literarisches. "Leipzig. Das Conservatorium für Musik. Handel und Industrie. "Leipzig. Börsenbericht. "Berlin. Gene ralversammlung der Märkisch-'Niederschlesischen Eisenbahn- f Gera. Die Eisenbahn von Gera nach Altenburg. — Berlin. Mnkündtg«ngen. Deutschland. stWkesdm, 17. April. In der am 14. April stattgehabten Ver sammlung d,es hiesigen deutsch-katholischen Vereins traten dem selben neun neue Mitglieder bei (die neulich angegebene Zahl 14 derNeu- hinzugetretenen beruhte auf einem Jrrthumc— eS waren 16), und etwa 60 Thlr. waren an Beiträgen seit der. letzten Zusammenkunft eingegan- gen. Der Betrag der bei dem ersten Gottesdienste dcS Vereins gesam melte» Gaben erhob sich auf 46 Thlr.; die Bestimmung über die Ver wendung dieser Sammlungen, welche bei jedem künftigen Gottesdienste fortgesetzt werden dürften, ward diesmal noch ausgesetzt. Von Czcrski war ein brüderliches Sendschreiben an den Verein eingelaufen, worin er denselben gleichzeitig benachrichtigt, daß er im Begriffe stehe, eine Rund reise zu den deutsch-katholischen Gemeinden in den Provinzen Ost- und Wcstpreußrn und Posen anzutreten. Mehre von pietistischer Seite her cingegangcne Ermahnungsschreibcn wurden, wie frühere ähnliche, zu den Acten genommen, weil sich eben gar nichts weiter damit beginnen läßt. Es ist auffallend, wenn nicht geradehin widerlich, dieses lächerliche, arro gante Treiben jener Partei sich hier spreizen zu sehen, wo ihr eine gar will kommene Gelegenheit zur Bethätigung ihres BekchrungScifcrs vorzulicgen scheint. Diese, immerhin gutgemeinte, Sucht, Proselyten zu machen, gibt derartige» Bemühungen der römischen Kirche weder an Eifer noch an Klugheit — oder Unklughcit? — etwas nach und beweist damit auf das unzweideutigste, daß ihr Grund in der Exklusivität einer alleinseligma chenden Kirche zu suchen, von der denn freilich der Krebs der Verkehc- rungssucht freierer Geister nicht entfernt gehalten werden kann. Wenn doch die Leute erwägen wollten, daß jede Einmischung protcstantischcr- seits in die Angelegenheiten und die Fortentwickelung des deutschen Ka- tholicismus diesem selbst Hindernisse und Schwierigkeiten bereite, die wir ihm um so mehr zu ersparen suchen müssen, als cs ihm an solchen weder äußerlich noch innerlich fehlt, und er sich immer noch — und wer mag wisst», wie lange noch? — als voelosiu militnus et pressa zu gcriren Hätz daß die Zeit, wo er als «evlesia triumpkan« dastehen kann, noch sehr tief im dunkeln Schoose der Zukunft ruht! Wenn sie doch erwägen wollten , daß wir Protestanten an der Fortbildung unserer evangelischen Kirche nach außen und nach innen, mit Rücksicht auf Symbol und Dogma wie auf Repräsentation, noch genug zu wirken und zu schaffen haben, da mit sie die Stellung wie im Staate, so in den Gemächern ihrer Beken ner gewinne und wahre, welche ihr mit Recht gebührt, und ohne welche sie Alles, nur aber keine Kirche sein kann! Diese vorgebliche Sorge um den Nächsten, dieses Sichbekümmern um Andere, während man die eig nen Angelegenheiten vernachlässigt, dieses Splittersehen und Balkenigno- riren hat doch wahrhaftig in allen Lcbcnsverhältnisscn schon zu viel Un heil seit Jahrhunderten angerichtet, als daß man nicht endlich von der «rekte Zeitung. .HM »Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Ueberzeugung seiner Nachtheile durchdrungen sein sollte; aber an solchen Verblendeten gehen freilich alle Lehren der Erfahrung wie der Geschichte spurlos vorüber! Zuletzt kam noch die Wahl eines Geistlichen für den hiesigen Verein zur Sprache, und nachdem für denselben vorläufig auf zwei Jahre das jährliche Gehalt auf 600 Thlr. festgcstcllt worden, ver einigte man sich in dem Beschlusse, noch einige Gastprcdigten zu gestat ten, ehe man sich zur definitiven Wahl und Anstellung entschließe. End lich wurden noch die von Hrn. Gcrstkamp und dem Kaufmann Büchel dem Vereine geschenkten Ältargeräthschaftcn: ein Crucifix, vier silberne Alkarleuchtcr, Kelch und Patenc, Ältarbckleidung rc., dem Verein als Eigenthum übergeben. - . Unserer Stadtverordnetenversammlung muß man das rühm liche, wohlverdiente Zeugniß geben, daß sic ihre hochwichtige Stellung mehr und mehr erkenne und die Bahn des Fortschritts fest und unverrückt zu wandeln sich entschlossen zeige. Neuerdings hat sie davon wieder ein paar Beweise geliefert. Daß die Verhandlungen derselben öffentliche sind, ist bekannt; auch wurden die Protokollcxtractc der Versammlungen schon seit mehren Jahren als Beilagen zu dem hiesigen Anzeiger veröffentlicht, aber in einer so unpraktischen Weise, daß sie nicht selten drei, wol gar sechs Monate nach der Abhaltung Ler Versammlungen zur Kcnntniß des jenigen TheileS des Publicums kamen, welcher an dem Besuche derselben verhindert war. Jetzt ist nun mit Anfang dieses Monats beschlossen wor den, die Publikation jener Extrakte stets sofort nach jeder einzelnen Ver sammlung durch Abdruck in jenem Localblattc zu bewirken, und dadurch wird den Betheiligtcn sämmtlich die Möglichkeit gewährt, stets der Wirk samkeit ihrer Vertreter folgen zu können. Das ist die Beseitigung eines äußerliche» Uebelstandes. Gleichzeitig aber ist gegen eine Minorität von vier Stimmen der ehrenhafte Beschluß gefaßt worden, in Gemeinschaft mit dem Stadtrathe eine gemischte Deputation zu ernennen, welch« dem nächst sich mit Entwerfung derjenigen Petitionen zu beschäftigen habe, die der diesjährigen Ständeversammlung vorgelegt werden sollen. Als Ge genstände dieser Petitionen sind zunächst bezeichnet: l) die um Einfüh rung des öffentlichen und mündlichen Gerichtsverfahrens; 2) die um freie Presse, und 3) die um zeitgemäße Reform des Wahlgesetzes. Hoffen wir, daß dieses gute Beispiel nicht ohne Nachahmung, die zeitgemäßen Bestrebungen selbst nicht ohne Erfolg bleiben mögen. Vor einiger Zeit war in diesen Blättern etwas über den hiesigen Geld wucher berichtet und dort der Wunsch ausgesprochen, etwanige ein zelne derartige Facta der Ocffentlichkeit zu übergeben, um dadurch viel leicht im Interesse des Publicums eine heilsame Abschreckung zu erreichen. Das jetzt mitzuthcilcnde Beispiel eins von den unzähligen, welche in noch abscheulicherer Weise hier fast täglich sich wiederholen —, ist ein durch aus verbürgtes. Es bedurfte ein hier seit Jahren lebender wohlbekannter Herr, weil ihm einige Zahlungen nicht cingegangcn waren, die Summe von 120 Thlr. gegen Wechsel und Bürgschaft eines königl. Beamten auf sechs Monate. Ein hiesiger Jude, der sehr viel derartige Geschäfte ne- gocirt, fand sich zum Abschluss^ bereit, da er den Bürgen als vollkom men sicher anerkannte, wollte sich indessen durchaus auf keine Federung von Zinsen, Gratifikation, Provision, Douceur rc. einläffen, da er an geblich die Summe selbst anderweit beschaffen müsse. Da indessen der Darlehnssucher sich zu keinem Gebote verstehen wollte, normirtc er die ctwanigen Bedingungen folgcndergcstalt: der Wechsel müsse auf etwa 160 Thlr. ausgestellt werden — das sind etwa 66Proc. jährliche Zinsen!! — und zwar von dem Bürgen selbst, der für richtige Rückzahlung des Dar- lehns in monatlichen Raten von 26 Thlr. Anweisungen auf die konigl. Kasse beizufügcn habe, aus welcher er sein Gehalt beziehe. Die imaginaire Summe von 40 Thlr. — das Wuchcrgcld — müsse indessen der Darlehns- suchcr vorher bei dem Darleiher deponiren, damit in Gegenwart des Bür gen die volle Summe der 160 Thlr. ihm ausgezahlt werden könne! Ein Anderer fodcrte für die Summe von 100 Thlr. auf Wechsel nebst Bürg schaft für drei Monate 125 Thlr., also gerade 100 Proc.! Noch etwas hinzuzufügen, wäre überflüssig — die Facta sind, wie gesagt, verbürgt! Gibt es wirklich kein Mittel gegen derartige Nichtswürdigkeiten? — Nach einer Korrespondenz des Frankfurter Journals aus dem ba sischen Mittelrheinkteise hätten in Freiburg schon über 10 Katho liken ihren Ucbcrtritt zu der neuen Kirche erklärt, und in Mannheim soll die Zahl sogar gegen 400 betragen. Es gehe das Gerücht, mehre ständische Deputiere wurden auch übertreten, wenn sie nicht dann ihre Stellung in der Kammer aufgebcn müßten. — Unter Aufhebung der die andcrweite Organisation der Landqendar- meric betreffenden rurheffischen Verordnung vom 29. Oct. I8§4 setzt ein Erlaß vom 10. April die Verfügung an deren Stelle, daß die Orga nisation und Dienstordnung der Lalldgend armcrie ferner militairisch bleibe, sodaß in dieser Beziehung dieselben Verhältnisse wie bei dem Ar meekorps stattfinden. Sie ist in Allem, was Disciplin und Bestrafung