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Dresdner Journal : 10.02.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-02-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186002107
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600210
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-02
- Tag 1860-02-10
-
Monat
1860-02
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 10.02.1860
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34. Freitag, den 10. Februar. Tbnnmnnttspretst: 6Ll>rlIeb: K Ibtt. 1V X-r. i» 1,«^««« 1 1» La«1»»a V^iUvI., 1 „ 10 „ „ „ itrltt aus ^lou»rli,li i» vr—Seo: 15 K^r. s tlt-mp-lia- Liur-ln« ^umw,r>: 1 Xxr. 1 »vbl»^ bloru. »nsrralnrvrrtsr: kllr üev 1i»UTN «iu«r Ev»p»Iteaco ttell«: 1 Itxr. t-'uter ,,k:>n^»-«n6r" 61« 2 >Ifr. erschein«»: ri^Ueli, »>t ^u,o»t>m«> 6«r Koon- uns tH«rt»x«, ^t>«u6» kur 6«u folx«ll6«.n 1'»^. DrrMerIMmal. Verantwortlicher Redactem: I. G. Hartmann. -»srrateaavwrh«« auawilrts: k». V»t»v»nr«», Lowau—looit, 6«« Ur«»6n«r 6»ura»>»; «1>«o6«»»Id«ti tt. Uv,»»»; Llloo»; N^»»»»»i»,» t »«tttor O»v»v,',cb« ttuckb., kt»r»»»r^»'i Uur«»»r >»»»»»: L. 8v»l.<,r„, kr»»Ilf»rt ». M.: 6»»»»» »«tt» öu«t>b»oälua»; LVIo: Xool.» L»o»»»»; k»rti: v. l.!»»»»,»!.» (28, ru« 6«, bau» «ut»a»); kr»ss: r». L«»l.lv»', Luebb»aäluox. iserarmDbrr: 6«» l)r«»6o»r 6ooro»l>. Or»»6»a, >l»riell»tr»»,« Xr. 7 Amtlicher Theil. Vrrtdea, 28. Januar. Seine Königliche Majestät haben allergnädigst geruht, dem Vr. mell. Emil Bech zu Pirna da» Ritterkreuz vom Albrrchtordrn zu verleihen. Dresden, 2. Februar. Se. Majestät der König haben dem Assistenzarzt vr. Wunder die nachgrsuchte Entlastung au» der Armee zu bewilligen geruht. ESSSSSSSS—-S»»SS-SS^S«SS«S»»SS»SE ' Nichtamtlicher Theil. U-b-rsicht. Trlrgrayhische Nachrichten. Aeitungtschau. (Time». — Allgemeine Zeitung. — Opinrone.) Tagesgeschichte. Dre»de«: Ertrag der StaatSeisea- bahnen pro 185S. Eine Angelegenheit de« Chem nitzer Handwerkervereins. — Wien: Stand und Verwendung de» StaatSschuldentilgung-fond». Erspar- niß im Militärbudget. Ministerialerlaß bezüglich der Protrstantenangrlegenheit i» Ungarn. — Prag: Zei- tung-projecte. — Pesth: Zur Protestantenfrage. — Verona: Berichtigung. Standrecht. — Hannover: Revision der Provinzialverfaffungen. — KarlS- ruhe: Beisetzung der Großherzogin Stephanie. — Loburg: Ausdehnung des GewerbegebieteS. — Hamburg: Der Strike der EchiffSzimmerleut«. — Pari»: Die italienische Frage. Bewegung unter den Drputirten. Die innere Lage. Conflict mit dem Erz bischof in Rennes. Garibaldi'S Ehe. — Bern:Bun- dr»versammlung geschlossen. Die Wiederbesrtzung des Gesandtschaft»postenS in Turin. — Brüssel: Ver lobung de» Prinzen von Oranien. — London: Lord Palmerston über die Bremer SeerrchtSvorschlSge. — Kopenhagen: Ministerieller Bericht über die Spruch verhältnisse im SchlrSwigschrn. Vorschläge an die schlrSwigsche« Stände. — Konstantinopel: Note der Pforte wegen des Suezcanal». — New-Bork: UuS Peru und Mexico.—BuenoS-AyreS: Wahle«. Erneuuuuaru, Versetzungen re. ine öffrntl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Pravivzialnachriedte». (Chemnitz. Reichenbach. Anna- brrg. Dippoldiswalde.) Statistik »nd Vvlkswirthschaft. KrniLetos. rageskalender. Anserat«, vörsrn- naetzrtchtrn. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Danaerttaa -. Kedruar, Nachmittag» Uhr. Die aesterv an» London gemeldete Leuste- rung Lord John Russell » bezüglich der von Prrv- sten erfolgte» Zustimmung zu den von England gemachten Vorschlägen »egen Lösung der italieni schen Verwickelungen ist unbegründet. Part», Mittwoch, 8. Kebruar, Abend». Da» so eben erschienene „Pay»" meldet, daß nach einer deute hier eingetroffeaen Privatdepesche in Kon stantinopel ein großer Aufstand ausgebrochrn sei. (Vgl. dir Börsennachrichtrn.) Madrid, Mitwoch, 8. Februar. Die officielle „Madrider Zeitung" enthält die Ernennung de» Marschall» O'Donaell zum Herzog von retuau und zum Granden von Spanien. Da» Terrain, auf welchem die Schlacht geliefert wurde, ist dem Mar schall al» Apanage verliehen worden. Za Trtuan haben die Spanier 5V Kanonen vorgefundrn. London, Mittwoch 8. Februar. In der gestri gen Sitzung de» Oberhauses hatte Lord Normanby beantragt, eine Dankadresse an die Königin wegen Widerspruch» gegen die Einverleibung Savoyens za richten und dieselbe zu bitten, weitere Anstrrng ungen zu machen, um die Abtretung SavoyenS zu hindern. Lord-Präsident Granville erklärte, die Negierung habe von Frankreich dir bestimmte Lerficheruugerhalten, daß gegenwärtig die Ein verleibung SavoyenS nicht beabsichtigt werde. Der Graf Walewski hätte ringeräumt, daß diese Maß regel vor dem Ausbruche des Krieges ein Gegen stand der Tonversation gewesen sei, aber nur für gewisse Zwischenfälle, die nicht eingetreten find, be absichtigt worden wäre. Jetzt würde diese Frage von Frankreich nicht in Betracht gezogen. Auf eine direkte Anfrage de» englischen Gesandten habe Graf Tavour erwidert, daß kein solcher Vertrag, wie immer geartet, mit Frankreich bezüglich Sa voyen» bestehe, daß Sardinien diese» Land nicht verkaufen, abtrrten oder austauschrn wolle. Die Negierung von England habe ihre Ansichten dem Kaiser Napoleon wttgetheilt; sie hätte ihre Pflicht vernachlässigt, wenn sie nicht ihre Einwendungen gegen den Anschluß SavoyenS dem Kaiser kund gethan hätte. Die Regierung hofft, Lord Nor- manby werde seinen Antrag zurückziehen. Lord Grey sagt: Die Versicherungen der fran zösischen Regierung seien ungenügend, wenn man die Sprache der Pariser Journale berücksichtige. Es wäre nichts dem Frieden Europas nachtheili- ger, als der Anschluß Savoyens an Frankreich, obschon er zu dessen Verhinderung die Anwendung von Waffengewalt nicht anempfehle. Er bedauert, daß die Regierung nicht bei Gelegenheit der Ver handlungen über den Handelsvertrag bestimmte Versicherungen über die Absichten des Kaiser- Na poleon verlangt habe. Shaftesbury meinte, daß ein arhriwer Vertrag Frankreichs mit Sardinien vor Ausbruch drS italienischen Kriege» in Bezug auf die Abtretung SavoyenS und auf Vergröße rung Sardinirns eine ungerechte, unmoralische und verbrecherische Handlung gewesen wäre. Der Staats sekretär Herzog von Newcastle sagte: Die Regie rung werd« fortfahren, an Frankreich und Sar dinien Vorstellungen zu machen. Lord Brougham hält einen Appell au die Nationalitäten zu Gun- steu der Abtretung SavoyenS für gefährlich. Lord Derby sagt: Die Vorstellungen der letzten Regie rung an Frankreich sollten die Schwierigkeiten, die nun etnaetreten sind, verhindern. Die An nahme deS Normanby'schen Antrags erachte er für die Beziehungen zu Frankreich nicht nachtheilig. Lord Ntdcliffe sagt, daß das neueste Benehmen de» Kaiser» Napoleon da» Mißtrauen Europas Lord Normanby begnügte sich mit der stattar- habten Diskussion und zog schließlich seinen An trag zurück. DaS Haus hat sich vertagt. Loudon, DonuerStag, S. Februar. Die Heu- tige „Morniug-Post' bemerkt, im Oberhause habe mau keine Gründe gegen dir Vereinigung Savoyen» mit Frankreich angeführt. Savoyen habe diese Bereinigung schon zu Louis Philipp » Zeiten ge wünscht und blicke auf die fremde Herrschaft in Turin, wie vordem die Lombardei auf die in Wien. Kopenhagen, Mittwoch, 8. Februar. Der Couseilspräfibrut und Justizminister Rottwitt ist heute Abend 1V Uhr vom Schlage getroffen wor den und wenige Minuten darauf verschieden. Flensburg, Donnerstag, S. Februar. Die schleswigsche Standeversammlung hat gestkrn Thom- srn's Antrag auf Versetzung des vormaligen Mi nister» Wolfhagen in Anklagestand mit 25 gegen IS Stimmen angenommen. Dresden, 9. Februar. Die gestern mitzctheilte telegraphische Depesche über die Mittheilung, welche Lord John Russell im engli schen Parlament bezüglich der englischen Vorschläge zur „Lösung" der italienischen Verwickelung machte, wirft zwar noch kein ganz Helles Licht auf die Situation, erhellt dieselbe aber nach einigen Seiten hin genügend, «m die Sprach« mancher Blätter richtig zu verstehen. Bor Allem rrgiebt sich au» den Erklärungen Russell s, daß Frankreich dem englischen Vorschläge wegen der An nexion Centralsialien» an Piemont noch nicht zugestimmt hat. E« ist, nach der bisherigen Sprache der Pariser Blätter zu schließen, wohl anzunrhmrn, daß es diese Zu stimmung nicht eher rrtheilen wird, bi» Piemont feiner feit» den Vertrag wegen Annexion von Savoyen und Nizza an Frankreich unterzeichnet hat. Wohl zu merken ist von dieser letzten Angelegenheit in dem englischen Borschlage mit keiner Eylbe die Rede, und vergleicht man damit die Aeußerungen der „Time»" vom 6., in denen die» Blatt offen ringrstrht, England werde und könne Frankreich nicht an jener (Erwerbung verhindern, so muß man den Schluß ziehen, daß England keinen Einwand gegen ein besondere» Abkommen dieser Art zwischen Frank reich und Piemont erhebt. Ist dies Abkommen nun schon getroffen oder nicht? Die Nachrichten darüber lauten verschieden; sicher aber scheint unS, daß Frankreich die Annrrion Centtalitalien» an Piemont nicht anders zu gestehen wird, als unter dieser Bedingung. Die Sprache der officiellen Turiner „Opi nie ne" gestaltet den Schluß, daß Piemont jedenfalls versucht oder versucht hat, einen höhrrn Prei» al» die Annrrion von Eentralitalirn für die Abtretung Savoyen» und Nizzas von Frankreich zu fordern: nämlich die Eroberung von Venedig. Die pie- montrsischen Blätter der letzten Tage arbeiteten offenbar in dieser Richtung, indem sie ganz dasselbe Spiel, wel ches wir vor einem Jahre erlebten, wieder ttiöbrn, — da- Spiel, Oesterreich wegen angeblich offensiver Haltung auzuklagcn und ihm vorzuwcrfen, daß es einen neuen Krieg in Italien wolle. Frankreich will aber offenbar dieser pirmontesischen Forderung nicht genügen, und sür den Fall, daß Piemont dabei verharren und demgemäß die Abtretung von Savoyen verweigern sollte, nimmt man in Frankreich das Einschlagen eines andern WegeS, um zu einem Arrangement in Italien zu gelangen, wohl in Bedacht. So wenigsten» scheint eine weiter unten fol gende Mittheilung der „Allgemeinen Zeitung", die, wie wir glauben, von interrssirter Seite kommt, ver standen werden zu muffen. England will aber auch die Verwickelung in Italien jetzt gelöst und die dortige Lage der Dinge, welche der englischen Politik günstig ist, nicht durch einen neuen Krieg zu Gunsten Oesterreichs oder Frankreich» verändert wissen. Darum tritt eS dem pie- «ontesischen Gelüste nach Venedig entgegen. Nach Alle dem scheint die Au-sührung der englischen Anträge jetzt btzn der Abtretung Savoyens au Frankreich abhängig. Geschieht die letztere nicht, so wird Frankreich wieder neue Wege einschlagen, und sie dürsten ziemlich weit ab von der englischen und pirmontesischen Politik führen. Oester reich verharrt beim Rechte, Rußland erkennt den Punkt, von dem die Ausführung der englischen Vorschläge ab hängig ist, und schweigt vorläufig. Sollte c» wirklich wahr sein, — wir unsererseits Haden Grund dies zu bezweifeln —, daß hingegen Preußen sich beeilt hat, diese Vorschläge sich anzueignen? Der oben erwähnte Artikel der „Time»", in dem sie ziemlich schüchtern sich übcrdre Annexion Savoyens ausläßt, sagt u.A.: „ES versteht sich von selbst, daß Eng land die Einverleibung Savoyen» in Frankreich mißbilligt, gleichviel, ob e» glaubt, daß Frankreich sich mit Piemont verabredet hat, Oesterreich zu plündern, um ihm einen Ersatz sür Savoyen zu geben, oder ob es annimmt, daß die Bewegung aus dem freien Antriebe des Volkes her- vdrgegangen ist. Aber wenn England die Sache auch mißbilligen mag, so ist sein Interesse daran doch nicht stark genug, um c» zu rechtfertigen, wenn wir weiter gingen, als daß wir blos unsre Mißbilligung aussprachen. England kann ruhig zusrhcn; aber wir bezweifeln, ob e» für den Kaiser der Franzosen eine eben so unverfäng liche Sache ist, Savoyen rinzuverleiben, wie für uns, die Einverleibung mit anzuschen. Für ihn steht unge heuer viel auf dem Spiele. Er hat Mannschaften und Geld, Schiffe und Artillerie, Alles, was zu einer furcht baren Streitmacht zu Wasser uüd zu Lande gehört. Eines aber hat er noch nicht erreicht, wird cS sich, wenn er F e uillel o n. *** Leipzig, 4. Februar. Wir haben hier wegen mehrfacher, in den tonangebende» Kreisen eingetretener Familientrauer rc. die» Jahr so gut wie gar keinen Fasching und sind daher augenblicklich mehr auf Das jenige beschränkt, wa» etwa die Oessentlichkeit an Unter haltung und Genüssen bietet. Unter diesen nehmen die Vorträge von Lorenz Clasen über neuere bildende Kunst unstreitig eine sehr hervorragende Stellung ein und werden von einer gewählten und höchst zahlreichen Zuhörerschaft mit immer strigrnderm Interesse verfolgt, wie denn überhaupt der Sinn sür die bildenden Künste, angeregt durch das neue Museum und den Künstlrrver- «i«, in neuester Zeit hier einen merkwürdigen Aufschwung genommen hat. Hinsichtlich der Clasrn'schrn Vorträge können wir nun, da mit gestern die erste Hälfte deS an gekündigten CykluS abgelaufen ist, über Lea Plan und die Art der Entwickelung, welche der Vortragende ver folgt, ein Urtheil fällen; doch dürfte bei dem guten Klange, welcher Clasen'» geistvoller Kritik von Düsseldorf her vorau-gegangtn, eine kurze Mittheilung darüber auch für weitere Kreise von Jnteresse sein. Im ersten Vor trage skizzirte der Redner die Kunstzustände beim An sauge dieses Jahrhundert» und beleuchtete die äußern und innern Veranlassungen, welche im erste» Decennium desselben eine Anzahl junger Künstler (Cornelius, Over beck, Veit, Pforr, Thorwalds»« u. A.) in Rom zusammen führte, wo sie sich de» Sunstanschauunaen de» geistvollen Carsten» und denen feiner Freunde Koch und Wächter anschloffen. Eine kurze aber scharf gezetzhnete Charakte ristik der Perfönlichkeiten diente dazu, da» Auditorium unmittelbar in jene Kreise einzuführen und zugleich mit denjeniaen maßgebenden Einflüssen bekannt z» machen, Welche sich au» der individuellen Begabung der Einzel ¬ nen mit mehr oder -minderer Energie entwickelten und die später die Gestaltung der Akademien zu München und Düsseldorf bestimmten. Nachdem schon im ersten Dortrage der abweichende Charakter dieser beiden In stitute betont worden war, beschäftigte sich der zweite Vortrag fast ausschließlich mit den großartigen Leistungen de» Altmeisters Cornelius in München, bei welcher Ge legenheit die außerordentliche, nicht genug anzuerkenncnde, -vom edelsten Geiste und den höchsten Anschauungen ge leitete Kunstprotection König Ludwig's von Bayern ge bührend hervorgehobcn wurde. Eine schließliche Erörterung über das Wesen de» Styl» in der bildenden Kunst, wo bei al- Gegensatz einiger Werke Lessing'» gedacht wurde, gab Veranlassung zu einer Classification dcr verschiedenen Kunstrichtungen, je nachdem sich darin das ideale oder naturalistische Princip manifestirt. Diese Definitionen, die in klarer und überzeugender Weise dargrlrgt wurden, fanden in dem dritten Vertrage, der Overbeck und die Nazarenische Schule zum Hauptgegenstande hatte, ihre Fortsetzung und behandelten die wichtige und interessante Frage: worin besteht da» Wesen der Schönheit? ferner die Fragen: wa» hat man unter lyrisch, cpisch und dramatisch in der bildenden Kunst zu verstehen, und in wiefern kann in der bildenden Kunst da- Dramatische zur Geltung kommen? In der Beantwortung dieser Fragen schloß sich der Redner keineswegs überall den üblichen ästhetische» Meinungen an, sondern folgte meist einer rigenthümlichrn, selbstgewonnenrn Definition. So bezeichnete rr „Styl" al» „da» mehr od«r minder wohl erwogen« und berechnet« Maß de» formellen Aus druck» im Kunstwerke" und „den stylisirende« Künst ler" al» denjenigen, der „der Natur gegenüber mit selbstständiger künstlerischer Freiheit" handle, während der Naturalist sich dieser mit hingehender naiver Treu« be diene. Schönheit, nämlich die ideal«, erklärte er als „die vollkommen harmonische und organische Form erscheinung eines geistig edcln Inhalt»"; die Schönheits- nüancen als bedingt von den Variationen des geistigen Inhalts, und wies schließlich nach, daß eine jede Form erscheinung, die unsre Sinne irgendwie afficire, stets entweder von einem inwohnenden Geistigen herrühre oder von außenhrr geistig belebt, angehaucht oder beseelt worden sei. — So ergiebt sich denn auS den bisherigen Vorträgen, daß Herr Clasen beabsichtigt, auf dem Wege einer interessanten Unterhaltung, mit Erläuterung an gleichzeitig ausgestellten Abbildüngen, die wichtigsten Fragen über das Wesen der Kunst, über Zweck und Aufgabe derselben, sowie über die gegenwärtigen Be strebungen und Leistungen der Zeitgenossen («in aller dings etwa» gewagte» Unternehmen, dessen Gefahren jedoch Herr Clasen bisher mit vielem Tact zu umgehen verstand) zu erörtern und dadurch anregend, belehrend und fruchtbringend in wciterm Kreise zu wirken. Musik. )) Zwickau. In dem vierten, vom hiesigen Musikvercine am 4. d. M. gegebenen Abonnement- concerte gelangten zum Vortrag ein Trio (6-ckur) von Beethoven, ein Quartett (Ls ckur) von Cherubini, beide auSgcführt von den Herren Concertmeistern F. David, E. Röntgen, F. Hermann und Fr. Grützmacher au- Leip zig, und ein Quintett (6-moll) vonsjMozart, meisterhaft auSgeführt von den vorgenannten Herren und Herrn Wehner von hier. Zwischen diesen Stücken wurden zwei Lieder am Pianoforte: „SonntagSlird" von Mendelssohn und „Er ist gekommen" von R. Franz, von Fräulein Köhler von hier, und zwei Gesänge für gemischten Chor » capell» von Hauptmann: „Abendlied" und „Wald einsamkeit", vom Gesangschor de» Vereins vorgetragen. — R. Wagner, dessen zweite» Concert gegeben ist, macht in Pari» von sich reden. Die große Mehrheit «» so sorttreibt, auch nie erwerben, nämlich da» aufrich tige und herzliche Vertrauen Europa». Er hat uns ge sagt, da» Kaiserreich sei der Friede; aber er unterbrach diesen Frieden durch «inen blutigen Krieg. Da» Ver trauen seiner Unterlhanen war erschüttert, und er sucht r» durch Annahme de» aufgeklärtesten Handels-System» wieder zu befestigen. Inmitten aber dieser friedlichen Erörterungen werden wir durch den rauhen Ton der Drohung und de» Vorwurf» aufgeschreckl, dessen man sich gegen Volk und Regierung eine» Nachbarstaates be dient, weil dieselben keine besondere Lust zeigen, den alten Unterthaaenverband zu lösen, um ihm zwei neue Provinzen zu geben. Ferner sagte man un», der Kaiser führe Krieg für eine Idee, jetzt aber hören wir plötzlich, daß Frank reich nichts umsonst thu«, und daß eS sich als Loh» für die Oesterreich abgenommene Beute das Erbland deS Hauses Savoyen ausbedungen habe. Es kann diese- Land nehmen; denn keine festländische Macht ist in diesem Augenblick im Stande, sich ihm zu widersetzen, und Eng land hat ein zu untergeordnetes Interesse, als daß eS etwas Andere» thun könnte, als fein bloses Bedauern ausdrücken. Aber die Lehren der Geschichte sind vergebens, wenn theuer erkaufte Erfahrungen Frankreich nicht die Ueberzrugung beigebracht haben, daß eS weise handelt, wenn eS sich an seinen gegenwärtigen weiten Grenzen genügen läßt." Die gleichfalls oben erwähnte Pariser Mittheilung der „Allgemeinen Zeitung", welche zu beweisen scheint, da- Frankreich sich, bevor nicht die Abtretung Savoyens gesichert ist, «ine neue Schwenkung seiner Politik vorbehält, sagt: „Herr v. Thouvenel ist nicht min der al» Graf Walewski der Annexion abhold, und wird Alle- ausbieten, um sie zu Hintertreiben. Jeder hellsehende französische Staatsmann muß erkennen, daß dir Annrrion gegen das Interesse Frankreichs läuft, indem sie thatsäch- lich England als Hebel dienen würde, um den französi schen Einfluß auf der apenninischen Halbinsel aus dem Sattel zu heben. Dem sei wie ihm wolle, Herr v. Thou- venrl wird sich nicht leicht bestimmen lassen, der projrc- tirten Annexion das Wort zu reden, dessen darf sich ,^L« Nord", der freilich die italienischen Zustände nur durch die Brillen des Grafen Cavour zu sehen gewohnt ist, im Vorau« versichert halten. Im Gegcntheil erstrebt Herr v. Thouvenel die Herstellung eines bessern Einverständ nisses mit Oesterreich und dem heiligen Stuhl, um den vielbesprochenen Congrrß zu Stande zu bringen. In diesem Sinne lauten die Depeschen, welche der neue Mi nister de» Lrußern vor 2 Tagen mittelst eine» Cabinets- courier« an den Marquis v. Moustier nach Wien ab-«h«n ließ. Am folgenden Tage hatte Herr v. Thouvenel eine sehr lange Unterredung mit dem päpstlichen Nuntius, Monstgnor Sacconi. Letzterer bekleidet« den Posten eines päpstlichen Jnternuntius in München, zu der Zeit, als Herr v. Thouvenel daselbst in der Eigenschaft eines fran zösischen Geschäftsträgers fungirte, und seit dem herrschte zwischen beiden ein sehr frrundschastlichcS Verhältniß, welches zur Stunde auf ihre wechselseitigen Beziehungen höchst günstig zurückwirkt. Da bekanntlich alle zum Con grrß berufenen Mächte mit ihrer unbeschränkten Freiheit des Handelns erscheinen sollen, indem kein im Voraus verabredetes Programm vorliegt, sucht Herr v. Thouvenel den Papst zu bereden, es liege besser im Jnteresse de» Kirchenstaats, den Kongreß zu beschicken, um die Rechte de» heiligen Stuhl- zu verthcidigen, al- dem Princip „laissor lmre, lmsser allor" zu huldigen. Herr«. Thou venel, der nichts weniger als Lust hat, vom Grafen Ca vour sich inS Schlepptau nehmen zu lassen, möchte gerade durch die Einberufung deS Congresses den Projekten Pie mont- den Hemmschuh anlegen, besonders seitdem Ruß land in Turin warnende Worte hat vernehmen lassen, die dem Grasen Cavour zu denken geben. Wenn auf dem nächsten Kongreß Oesterreich, Preußen u. Rußland ernsthaft die Wahrung der Dölkerverträgc in die Hand nehmen wollten, fände sich die Rolle Frankreichs Piemont gegenüber ungemein erleichtert. Denn was England an belangt, wird es sicherlich sich darauf beschränken, falls eS mit seinen eigenen Ansichten nicht durchdringt, wie der Kritiker in den Pariser Blättern ist freilich in größ ter Verlegenheit dieser Musik gegenüber und muß sich zur immer bereiten Hilfe französischer Phrasen flüchten. Von den aufgcführten Musikstücken fanden entschiedensten Beifall: Marsch und Chor auS dem zweiten Acte des „Tannhäuser" (Dacapo verlangt), Brautmarsch au» „Lohcngrin" und Finale zur Jntroduction von „Tristan und Isolde" — wie der Berichterstatter des „Nord" diese Piece nennt —, auch dir Jnstrumcntal-Jnttoduction zum dritten Acte dieser Oper. Theater» In Leipzig wurde Jos. Weilen'» romantische Tragödie „Tristan und Isolde" gegeben. Als Hauptvorzug wird der lyrische Schwung und der übervolle Bilderreichthum der durchweg poetischen Sprache hervorgchoben. Der dramatischen Wirkung steht ent- - gegen, daß die Personen völlig als willenlose Spielzeuge einer dämonischen Macht erscheinen. * Die englische Kunstanstalt von A. H. Payne in Leipzig macht bekannt, daß der von ihr ausgeschrieben gewesene Preis von 100 LouiSd'ors sür die beste Ncvclle nicht verliehen werden konnte, namentlich weil kein: der eingesandtcn Novellen daS ausgesetzte Volumen von vier vollen Bogen deS „illustrirten Familicnjournals" füllte. Sie setzt nun dieselbe Summe von Neuem in drei Preisen von 50, 30 und 20 Louisd'orS für die drei besten Novellen nach der Folge ihres WcrlhcS aus. Diese Novellen müssen Originalarbciten sein, frei von politischen und konfessionellen Controversen, müssen mindesten- zwei Bogen des „Familienjournal-" füllen und bis spätesten- den 1. Mai 1860 an Herrn Advocat Bärwinkel in Leipzig, mit Motto und dem versiegelten Namen de» Verfasser» versehen, eingesendet werden.
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