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te bzw. Instrumentalgruppen treten charakte ristisch und konzertierend hervor. Bartöks Mei sterschaft und Virtuosität in der Orchesterbe handlung belegt gerade dieses Werk, das die Gedankenwelt eines Menschen während des zweiten Weltkrieges widerspiegelt, wie kein anderes. In seiner glücklichen Synthese von ungarischer Folklore und kühnster Klanglich- keit, von elementarer Musizierlust und streng ster Formstruktur, von konzertant-solistischem Musizieren und sinfonischer Dichte der mo tivischen Arbeit gehört es zu den beeindruk- kendsten musikalischen Äußerungen unseres Jahrhunderts. )ie fünf Sätze des „Concertos“ sind durch Inen motivischen Kern, ein Quartenschrittmo- iiv, das in unterschiedlicher Prägung erscheint, zu organischer Einheit gefügt. Dieses pentato nische Quartenmotiv eröffnet denn auch in den Bässen die langsame Einleitung (Introduzione) des ersten Satzes, die uns gleichsam in eine ungarische Landschaft versetzt. Einen elegi schen Gedanken stimmt sodann die Flöte an, der durch das ganze Orchester wandert. Die tragisch-ernste Einleitung führt nach kurzer Steigerung zum Hauptthema des sonatenhaf- ten Allegro vivace. Aus dem Quartenmotiv entfaltet sich ein energischer Posaunenruf, dann bringt die Oboe ein beruhigendes The ma. Ein virtuoses Fugato für Blechbläser bil det den Durchführungsteil und den Höhepunkt des ersten Satzes, den eine kurze energische Coda beschließt. „Giuoco delle coppie" — „Spiel der Paare“ ist der musikalische Spaß des zweiten Satzes (Allegretto scherzando) überschrieben. Das bezieht sich auf die reizvolle Disposition der solistisch geführten, melodieführenden Instru mentenpaare, die durchgehend im gleichen Intervallabstand gekoppelt sind. Das Spiel □eginnt sogleich nach einem achttaktigen Bommelsolo mit den Fagotten, wie überhaupt aarin die Blasinstrumente die erste Rolle spie len: Die Fagotte blasen in Sexten, Oboen in Terzen, Klarinetten in Septimen, Flöten in Quinten und die gestopften Trompeten in Se kunden. Im Mittelpunkt steht ein Choral des Blechs; dann wird das gaukelnde Spiel des Anfangs wiederholt. Die Elegia-Klage des Andante non troppo greift auf melodisches Material des ersten Satzes zurück. Das düstere Quartenmotiv der Bässe leitet zum gequälten Klagegesang der Oboe über. Das melancholische Thema der Einleitung wird in mehreren Variationen im ganzen Orchester abgewandelt; es entfaltet sich gleichsam ein bitterer Totentanz. Mit dem mottoartigen Quartenmotiv kehrt der Satz ohne Tröstung in die Anfangsstimmung zurück. . Der wohl eingängigste Teil des Orchesterkon- ’ zertes ist der vierte Satz: Intermezzo interrotto (Allegretto). Dieses „unterbrochene Zwischen spiel“ zeichnet sich durch bezaubernde Melo dik, kapriziöse Rhythmik und transparente In strumentation aus. Nach dem verwandelten Quartmotto erklingt eine südosteuropäisch ge färbte Melodie, die nach einem Walzermittel satz immer wiederkehrt. Der fidele Gassen hauer der Klarinette wird barsch unterbrochen — ebenso ergeht es den Violinen und der Baß tuba, die sich an dem leichtgeschürzten, leicht parodistischen Thema versuchen. Mit dem Quartenmotto im Baß schließt der Satz. Die Gegensätze zwischen der unerbittlichen Strenge des ersten Satzes, dem bedrückenden Klagegesang der Elegia und den Späßen und Scherzen des zweiten und vierten Satzes blie ben bisher unaufgelöst. Das Finale bringt auch nicht die Versöhnung der Kontraste, sondern das entscheidende Gegengewicht, den Über gang zu einer wahrhaft lebensbejahenden Haltung, zu kraftvollem Optimismus. Im schmetternden Hörnerklang erscheint das Motto. Ein großes Tanzfest beginnt. Wirbelnde, lebensfrohe Weisen und Rhythmen, dem Geist ungarischer Folklore verpflichtet, sind zu orga nischer Einheit gefügt. Wieder begegnet ein ausgedehntes Fugato im Durchführungsteil. Das Quartenmotiv erhält inmitten des turbu lenten Volksfestes seine endgültige Gestalt: Trompeten und Hörner erweitern es zu einem Siegesthema, das an Beethovens „Eroica“ er innert. Dr. habil. Dieter Härtwig VORANKÜNDIGUNGEN: Donnerstag, den 10. September 1981, 20.00 Uhr (AK J) Freitag, den 11. September 1981, 20.00 Uhr (Freiverkauf) Festsaal des Kulturpalastes Dresden 1. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Gastspiel der Prager Sinfoniker, CSSR Dirigent: Jiri Belohlävek, CSSR Bedfich Smetana: Mein Vaterland Sonnabend, den 26. September 1981, 20.00 Uhr (Anrecht A 1) Sonntag, den 27. September 1981, 20.00 Uhr Festsaal des Kulturpalastes Dresden Einführungsvorträge jeweils 19.00 Uhr Dr. habil. Dieter Härtwig (Anrecht A 2) 2. PHILHARMONISCHES KONZERT Dirigent: Johannes Winkler Solist: Peter Nagy, Ungarische VR, Klavier Werke von Griesbach, Beethoven und Mendelssohn Bartholdy Programmblätter der Dresdner Philharmoniker Redaktion: Dr. habil. Dieter Härtwig Spielzeit 1981 82 — Chefdirigent: Prof. Herbert Kegel Druck: GGV, Prod.-Stätte Pirna 111-25-12 ItG 009-41-81 EVP 0,25 M 1. PHILHARMONISCHES KONZERT 1981/82