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Nachdem der Münchener Erzbischof die Einsegnung vorgenommen, wird der Sarg des Königs unter Begleitung des Oberhofmeisters Grafen Castell und des Hau-ministers Freiherrn von Crails heim in der Gruft beigefetzt und verschlossen. — Dem neuesten Bulletin über das Befinden der Königin-Mutter von Baier» zu Folge schreitet deren Genesung fort und hat daS er schütternde Ercigniß glücklicherweise keinen Rücksall in dem körperlichen Befinden der schwergeprüften hohen Frau hervor gerufen. — Gestern fand in München eine dreistündige geheime Sitzung der bairischen Reichsrathskammer statt. In der bairischen Abgeordnetenkammer waren gestern sämmtliche Minister und 156 Abgeordnete anwesend. Zunächst richtete Präsident von Ow eine Ansprache an die Kammer, in der er auf die schweren und verhängnißvollcn Ereignisse der jüngste« Zeit, namentlich auf den Tod des Königs hinwirS, der be geistert und begeisternd berufen war, entscheldend in die Geschicke und die Geschichte deS deutschen Reiches einzugreisen. GotteS Schicksalsschläge hätten Baiern getroffen und Volk und Dynastie in gemeinsamem tiefsten Schmerze vereint gefunden. Der Ministerpräsident von Lutz verlas darauf die bereits be kannte Regentschafts-Proklamation und fuhr dann fort: „Wir werden das erschöpfende Material mitthrilen, welche- Sie Ihrem Urtheil darüber zu Grunde legen werden, ob da- Verfahren des Prinzen Luitpold feit dem 10. Juni ein ver- affungsgemäßcs gerechtes gewesen oder nicht. Die Prüfung wird sich nicht nur auf die Frage erstrecken dürfen, die jetzt allein noch eine praktische Bedeutung Hat, ob der jetzige König Otto an der Negierung verhindert ist oder nicht und ob für ihn eine Regentschaft zu bestellen ist oder nicht, sondern auch auf die Frage, ob es gerechtfertigt war, zur Zeit des Lebens und der Regierung des Königs Ludwig die Regentschaft zu ergreifen. Das Material, welches Ihrer Einsicht unterbreitet wird, ist von der Art, daß es nicht gestattet ist, Alles zu ver öffentlichen. Mindestens wird es einer gewissenhaften Prüfung bedürfen, wie weit die Thatsacheu veröffentlicht werden dürfen. Wenn Sie sich anschicken, die Frage zu diskutiren, wie die ganze Angelegenheit in der zweiten Kammer zu behandeln ist, nöchte ich bitten, jedenfalls zunächst eine Kommission zu be- tellen, welcher wir das Material unterbreiten und eS dieser Kommission aufzulegen, in geheimer Sitzung zn Verkehren, also strengste Diskretion zu bewahren. Die Kommission wird dem Hause schließlich nicht blos über die materielle Frage einen Antrag unterbreiten, sondern auch die Frage zu prüfen habm und Vorschläge vorlegen, inwieweit dem Lande daS gebotene Material zugänglich gemacht werden kann. Wir werden Ihnen stets mit vollster Offenheit, wie dies durch den furchtbaren Ernst der Lage geboten ist, entgegenkommen. Sollte da- Material noch nicht als ein so erschöpfende- erscheinen, so sehen wir Ihren Anträgen auf Ergänzung entgegen." — Der Finanzminister beantragte darauf, die Summe von 842 857 Mark für den Regenten in den Etat pro 1886/87 einzustellen. Der Präsident überwieS diesen Antrag dem Finanzausschuß. Zu Mitgliedern der geheimen Kommission wurden gewählt: als Vorsitzende Kopp und Craemer, als Schriftführer Buhl und A. Lukas. Ferner Baron Lerchenfeld, Luthard, Mar« quardsen, Orterer, Psaller, Schauß, Stamminger, Baron Staufenberg, Reindl, Seltner, Walter, Wolf, Aichbichler, Alwens, Bonn, Aub, Burger, Daller, Deuringer, Franken burger, Gagern, Jos. Geiger, Hauck, Kesseler. — Die Aus gabe des „Berliner Tageblattes", welche eine gefälschte Prokla mation des verstorbenen Königs veröffentlichte, ist in München durch Gerichtsbeschluß beschlagnahmt worden. ass uus! hieb plötzlich reusorgender »lf Schiek m Freund« Nachricht. rl«flene«. Tagesschau. Freiberg, den 18. Juni. Unter Theilnahme vieler deutsche» fürstlicher Personen wird bereits morgen die irdische Hülle deS unter so traurigen Verhältnissen dahingeschiedenen Königs Ludwig ll. von Baiern in München feierlich beigesetzt. Nach dem ausgegebenen offiziellen Programm beginnt die Leichenfeier morgen Nach mittag 1 Uhr. Das Militärkommando führt der General der Infanterie von Horn, dann folgen die dienstthuende Generalität, zwei Regimenter Kavallerie, zwei Regimenter Infanterie, ein Regiment Artillerie, die Kadetten, die Krieg-» chüler, die Bruderschaften, die Schulen, die königlichen Beamtm, das Domkapitel, sämmtliche bairische Bischöfe, der Zeremonien meister, der achtspännige Leichenwagen mit den Reichsinsignien und dm gesammtrn Orden. Hinter dem Kruzifix geht der Prinzregent Luitpold von Baiern, sämmtliche Prinzen und Kronbeamten, die Reichsräthe, die Abgeordneten, die StandeS- herren, die Hof-Chargen, die Staatsminister, die Generalität und die Georgsritter. In der Michael-Hofkirche empfängt mnen- en. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Brand Verantwortlicher Redakteur: Ju Vertretung Ernst Mauckisch in Freiberg. ————— Sv. Iahrgaug. Sonnabend, den 19. Juni In einer der letzten Stadtverordneten-Sitzungen ist anläßlich der Berathung über den Ankauf des Klostergartens in dankenswerther Weise angeregt worden, das dort ge wonnene Areal zu solchem Zweck zu benutzen. Bei dem großen sanitären, wirthschaftlichen und sozialen Nutzen, welcher der ganzen Stadt daraus erwachsen würde, wenn ein Theil der hiesigen arbeitenden Bevölkerung nicht mehr gezwungen sein würde, entweder stütz und Abends stunden weite Wanderungen zu machen oder sich hier in lust« und lichtlosen engen Wohnunasräumen zu behelfen, dürsten die städtischen Kollegien sich sicher bereit finden lassen, das neuerworbcne Areal zum Selbstkostenpreise zum Bau von Arbeiterwohnungen hcrzugeben. Die Sächsstadt mit ihren vielen Holzgebäuden und ihren vielen überfüllten Wohnungen ist zwar seit langen Jahren von größeren Bränden und Epidemien verschont geblieben, trotzdem bedarf dieser Stadt- theil dringend der Entlastung, zu der die Gelegenheit geboten sein wird, wenn sich die Bebauung des Kloster garten-Areals ermöglichen läßt. In kurzer Zeit wird sich die bisherige Malzmühle in ein St. Bartholomäi-Hospital ver wandeln und der St. Bartholomäi-Platz hat bereis eine Wege bis zum Arbeitsplatz zu haben oder in ungesunden Wohnungen zu leben, aber es regt sich auch überall neuer dings der Drang, dieser Wohnungsnoth abzuhelfen. In einer der letzten GemeinderathSsitzungen der, österreichischen Stadt Graz wurden die Anträge des städtischen Gesund- heitsrathcs betreffs Herstellung billiger Arbeiterwohnungen angenommen. Darnach sollen dort zunächst ein Muster- Haus errichtet und städtische Baustellen unentgeltlich oder mit Preisnachlaß au Bauunternehmer abgegeben werden, welche sich zur Herstellung derartiger, von der Gemeinde- Umlage befreiter Häuser verpflichten. An den steierischen Landtag wird eine Petition um Befreiung von der LandeS- umlage und an den österreichischen Reichsrath um Ver längerung der Steuerfreiheit von 12 auf 25 Jahre gerichtet werden. Znsiral« di« 11 Udr aiigniam- I LMckHck» .^cr. nud i«rögi drr P. e S für öik gripsltmc Zeil- 1 /»FKUi «der denn Raum 1b Pf. LWV* Kleine billige Wohnungen. Am Sonntag Cantate, also vor wenigen Wochen, war ein halbes Jahrtausend seit dem Tage verflossen, an dem ein furchtbares Feuer in Freiberg wüthete, das nicht nur zahlreiche Häuser einäscherte, sondern auch, wie die Möller'sche Chronik mittheilt, „alle Kirchen und Glocken mit verdorben". Die regierenden Land- und Markgrafen haben damals den von dem Brand am 4. Mai 1386 betroffenen armen Bürgern die Steuern auf zehn Jahre erlassen und, wie der Chronist hinzufügt, „denselben auch sonst gute ersprießliche Hälfst gethan, damit sie sich desto eher wieder erholen und ausbawcn können." Aehnliche Feuersbrünste haben die alte Bergstadt häufig betroffen, besonders hatte ein großer Brand, der Freiberg am 24. Juli 1471 heimsuchte, nachtheilige Folgen, well man nach demselben die Häuser so geschwind als möglich aus Holz und mit Schindel-Dächern wieder aufführte. Als darauf am 19. Juni l484 die Stadt aber mals ausbrannte, wurde vom Rathc bei strenger Strafe befohlen, daß ein Jeder, welcher sein Haus wieder aufbauen wollte, solches mit Steinen bis zum obersten Giebel auf führen solle und daß alle Hauptdächer mit Ziegeln gedeckt werden müßten. Der Rath gab damals sogar zu besserer Ertragung der Baukosten eine gewisse Anzahl von Mauer steinen und Ziegeln zur Ausführung der Brandaiebel und Feuermauern ohne Bezahlung her. Trotz der Milde und Fürsorge der fürstlichen und städtischen Behörden ist es in Folge der häufigen Feuersbrünste und der schweren Kriegs ereignisse, von denen Freiberg besonders hart betroffen wurde, mit der Bauordnung in den vergangenen Jahrhunderten sehr schlimm bestellt gewesen und blieb es bei der Armuth vieler Hausbesitzer erst der Neuzeit Vorbehalten, darin eine Wandlung zum Besseren zu schaffen. Das Kapitel der Wohnungsnoth, das in allen mittleren und größeren Städten sich neuerdings Beachtung verschafft, hat deshalb für Freiberg eine besondere Bedeutung. Die Errichtung einzelner schöner Gebäude, ja selbst die Schwierigkeit, ein zelne neue Wohnungen vortheilhast zu vermiethen, beweisen nichts gegen die Behauptung, daß es hier wie anderwärts noch an gesunden und billigen kleinen Wohnungen für die arbeitende Bevölkerung fehlt. Im Ganzen sind die Mieth- preise hier zwar durchschnittlich niedrig zu nennen und keineswegs für die Hausbesitzer besonders günstig, aber verhältnißmäßig sind die kleinsten Wohnungen, weil ge suchter, viel theurer als die größeren und eleganteren. In vielen alten m engen Gassen gelegenen Häusern behelfen sich zahlreiche Familien mit der Wohnung in einer Weise, die allermindestens als gesundheitswidrig bezeichnet werden muß und auch in moralischer Weise durchaus unzuträglich ist. Nicht minder bedmtend ist die Zahl Derjenigen, die in den hiesigen Werkstätten, Fabriken oder Gruben tagüber be schäftigt sind, aber durch die Wohnungsverhältnisse ge zwungen sind, ihr Heim in irgend einem Nachbarort zu gründen. Durch den weiten Weg früh und Abends, im Winter oft bei Sturm und Glatteis, erwachsen aber den auswärts wohnenden Arbeitem sehr fühlbare Zeitverluste und gesundheitliche Nachtheile. Aehnliche Verhältnisse finden sich freilich jetzt in jeder industriellen Stadt, wo dem Minderbemittelten immer nur die Wahl bleibt, weite Gestalt gewonnen, die ihn zu einem Erholungsplatz sür den ganzen dortigen Stadttheil machen wird. Die Reguliruna des Mühlgrabens wird nicht wenig dazu beitragen, den Gesund- hcitsstand der dortigen Gegend wesentlich zu verbessern. Mehr als je muß eS da als ein zeitgemäßes Unter nehmen betrachtet werden, gerade dort, auf billigem Bau grund lauter kleine, möglichst einfache, aber massive Häuser zu errichten, welche immer etwa vier Familien Unterkunft zu einem Preise gewähren, wie er jetzt in der Sächsstadt vielfach für weit weniger freundliche Wohnungen gezahlt wird. Erheben sich dort erst solche schmucke massive kleine )äuscr mit schmalen Vorgärten nach einem sorgsam geregelten Sauplan geordnet, dann wird sich auch nach und nach ein Imbau zahlreicher alter Häuser ermöglichen lassen, die einer »lchen Renovation dringend bedürfen. Ist dort erst eine genügende Anzahl kleiner, neuer, sauberer Wohnungen be- chafft, so wird auch naturgemäß der Preis der kleinen Wohnungen in den alten Häusern wesentlich herabgehen und jeder Hauswirth gezwungen werden, seine Rente durch einen entsprechenden Aufschlag auf den Preis der größeren Wohnungen zu ergänzen. An billigen Bauplätzen ist, wenn man erst den Bau von Arbeiterwohnungen in's Auge faßt, hier auch sonst kein Mangel. Die Rückwirkung der Wohnungsnoth auf die Erschwerung der Armenpflege ist eine unbestreitbare. Wenn die Unbe mittelten den größten Theil ihres kleinen Einkommens auf die Wohnung verwenden müssen, bleibt ihnen nicht genug zur hinreichenden Nahrung übrig und ihre Arbeitskraft muß ich entsprechend vermindern. Eine dunste, enge und zugige Wohnung erfordert außerdem einen ziemlichen Aufwand von Heizung und Beleuchtung, der zuweilen für Viele sehr schwer zu erschwingen ist und die Noth häufig außerordent lich vergrößert. Zusammengepfercht in solchen engen unfreundlichen Wohnungen, in denen sich bei dem größten Fleiß kaum Sauberkeit und Ordnung erhalten läßt, fühlen sich die Insassen nur wohl, wenn sie ihre Feierstunden außerhalb der ungemüthlichen Häuslichkeit verleben, geben dann in Wirthshäusern einen großen Theil ihres mühsam erarbeiteten Verdienstes aus und verfallen nach und nach der Trunksucht, dem Müssiggang und der Armuth. Noch schlimmer ist das Loos der Dürftigen, die vorübergehend gar kein Obdach finden und zeitweise im Armen Hause Unterkommen suchen müssen, denn sie finden darnach sehr schwer einen Hauswirth, der sie als Miether annimmt. ES würde sich wohl empfehlen, für mäßige Kosten kleine neue Häuser zu schaffen, die unter billigen Bedingungen ebenso in den Besitz ihrer Bewohner übergehen können, wie dies bei den Arbeiterwohnungen in der großen elsässischen Fabrikstadt Mülhausen mit großem Erfolg ge macht worden ist. Es ist dabei vorausgesetzt, daß das ganze Unternehmen „zur Beschaffung von Arbciterwohnungen" nicht darauf berechnet wird, einen baaren Gewinn zu erzielen, sondcm aus menschenfreundlichen Beweggründen in Angriff genommen wird, was bei dem allgemeinen löblichen Drang, an der friedlichen Lösung der sozialen Frage mitzuwirken, wohl möglich erscheint. Eine dadurch leicht zu erzielende seß hafte, gesunde und zufriedene Arbeiterbevölkerung ist ein so großer Segen für eine Mittelstadt, daß man allen Grund hat, der Frage der billigen Wohnungen die größte Auf merksamkeit zuzuwenden und dafür gern und freudig Opfer zu bringen, die durch große Ersparnisse bei der Armen- und Krankenpflege reichlich vergolten werden. Hier ist ein Fingerzeig geboten, wie auch in Freiberg Abhilfe geschaffen werden könnte. Nean wird sich hier zwar sehr schwer dazu entschließen, den Bauunternehmern ähnlich wie jetzt in Graz oder wie vor fünfhundert Jahren in Freiberg einen langjährigen Steuererlaß zuzugestehen, oder ihnen, wie hier vor vierhundert Jahren Mauersteine und Ziegel zum Aufbau billiger massiver Häuser zu schenken, aber man wird doch sonst bereit sein, die Erbauung von gesunden Arbeiterwohnungen in jeder Weise zu sördern.