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Voigtländischer Anzeiger. Sechs und fünfzigster Jahrgang. Rctigin von Advocat b. Wieprecht. Druck und Verlag von C. Wieprechts seel. Wiltwe in Plaue n. Jährlicher Al'onnenu'ntspreis fiir dieses Blatt 25 9!eugroschen. — Die Jnsertionsgebühren werden nnt I Neugroschen für die gespaltene Korpus-Zeile berechnet, größere Schrift nach Derhaltniß des Raumes. — Sonnabend. «5. I«. August »8«S. Ueber den am 12. Aug. in Leipzig stattgefundenen Vorfall tdeilt die Leipz. Zeitung wenigstens Folgendes mit: „Abend nach 10 Uhr entstand hier ein tumultuarische» Straßenlärm, der sich vom Roßplatz aus verbreitete und durch zusammengelausene Haufen von Neugierigen ver größert wurde. Es sielen solche Unordnungen vor, daß die Polizei und, als diese Nichts ausrichtete, das Wachcom- mando der Eommunalgarde und des hier stehenden Mili- tairs einschreiten mußte. Einige Fenster des Hotel <ie Pruss« wurden eingeworfen, und die angerückten Schützen sahen sich leider endlich — nachdem die vordringenden Schreier mehrmals verwarnt worden waren, dann erst dem Militair daS Signal zum Fertigmachen gegeben, dann wieder Ge wehr beim Fuß commandirt war, und dennoch die Ercesse nickt aufhörten — genöthigt, Feuer zu geben, in Folge dessen in der Menge auf dem Noßplatz einige Opfer dieses beklagenswerthen Ereignisses sielen. Auch die Bataillone der Eommunalgarde versammelten sich auf Generalmarsch und trugen zur Wiederherstellung der Ordnung wesentlich bei. Nach Mitternacht zerstreuten sich die einzelnen Haufen, und gegen 3 Uhr Morgens kehrte die Ruhe zurück. Die Untersuchung hat begonnen." Zur fernern Erhaltung der Ruhe hat der Stadtrath ungeordnet, daß alle Lehrherren und Meister, sowie alle Eltern unerwachsener Kinder ihre Lehrlinge und Kinder von acht Uhr Abend an zu Hause behalten und bei eigener Verantwortung ihnen das Aus gehen nicht weiter gestatten, daß alle Hausthüren von neun Uhr an geschlossen werden, daß alle Personen, welche nach neun Uhr in größern Gruppen auf der Straße sich treffen lassen, auf erfolgte Bedeutung der Patrouillen der zur Auf rechthaltung der Ordnung requirirten Eommunalgarde sofort auseinander gehen sollen, und daß der Aufenthalt in öf ¬ fentlichen Schankstätten den Gästen nur bis neun Uhr zu gestalten ist. Schreiben eines ehemaligen Katholiken an einen römisch - katholischen Pfarrer. *) Sie werden sich, hochwürdiger Herr, vielleicht noch des Schreibers d. erinnern, der vor mehreren Jahren vor Ih nen stand, um von Ihrer Kirche Abschied zu nehmen und dann, da es für seine Glaubensrichtung keine andere be friedigende Form gab, in die evangelische, der leider nur noch idealen allgemein christlichen am nächsten stehende, Kirche zu treten. Vielleicht erinnern Sie sich auch meiner nicht geringen Rührung und in Folge derselben Ihrer eige nen beziehungsvollen Schlußworte: „Nun, es ist noch nicht aller Tage Abend!" Diese Worte haben für mich eine prophetische Bedeutung erhalten und es naht die Zeit, wo sie Wahrheit werden sollen. Von Ihnen wird es abhängcn, ob diese Verwirklichung auch Sie, oder mich allein treffen wird. Sehen Sie, ich werde zurückkommen, ich werde mich aufs Neue meinen ehemaligen Glaubensbrüdern an schließen und eintreten in die von Roms Satzungen ent bundene christkatholische Kirche, die ich dieser Satzungen wegen verließ. Und in solchem feierlichen Augenblicke drängt es mich, Sie zu Gleichem aufzufordern. Sie haben die heiligste Pflicht, nicht zurück zu bleiben, denn Ihre Ge meinde ist Ihnen von dem Herrn aller Herren anvertraut und noch jetzt sieht ein Theil derselben auf Sie, als ihren Seelenhirten. Was Sie thun, wird maßgebend für die Uebrigen sein. Sie sind ein gebildeter, vernünftiger und aufgeklärter Mann, Sie können unmöglich glauben, daß *) Lesehalle.