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Dresdner Journal : 09.02.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188202092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820209
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-02
- Tag 1882-02-09
-
Monat
1882-02
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 09.02.1882
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W33 Donnerstag, den 9. Februar. 1882. I» ck-uiieL»-, i ^UirlieUr. . . . l8 t K»rtc LV kk. Livr»ta« Kumwora: Iv?k «»»«luUV ä«, ävutsvkvo ksicl»«» tritt koit- uo<t Uioiu. In«vr,te»pr»l^, ?ür äso N»uw eiovr sse»p»It«von pstttLsils SO vot«r „Lirl^«^n6t" äi« 2«Is dv ?k. v« r»d»Uei»- uoä 2i1ssrEtr »0 1b Aukickl»^ DresdntlAmMl. la»«r»tei»»ovlttiw« »»«M>rt»i Lsipitr F>. Lran-i»t«tter, Oowmi—iovLr 6«« Vrvxiovr ^ourvitli; SimdorU -N«r»»-Vt« >«—l Nr«,I»a rriL^kart ». F t^ogt^, S«rUll -Vtio SiodllrA- krrokkart ». n. Uü»«d»»: NsrUa: /nva/iAe-c^ont - Nr«m«»: L. 8c^ott«, Nr»«I»U! /. LtanA-n» L^rrai« ^abc-t/»-, I°r»»ttarl » N.! L ^orArrUw Uuet>d»nülun8; Oörttt»: A/Ä/rr; L»L»or«r: t7. §o^ü«ter, k»tti vsrlt» krUoittur» ». N - Stutl^vl: Daub« cd 60., Luadm^: A<t. Ltein«r. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. 1-bIiod mit Au«»»iur>s <j«r 8onn- ov<j keiort«^» Adsaü» kür ü«» kol^svüso Amtlicher Uei!. Dresden, I. Februar. Se Königliche Majestät habe» allergnädigst geruht, den zeitherigen Finanz- assessor 0r. Paul Gustav Wachler unter Verleihung des Titel» und Ranges eine» Finanzraths in der 4. Elaste der Hoftangordnung zum zweiten StempelfiScal zu ernennen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Raths» und Polizeiwachtmeister Hetzer in Bischofs werda das allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. AekanrümaPung. Nachdem die zur Erledigung gekommene Function des zweiten StempelfiScal- dem Finaazrathe Or. Paul Gustav Wachler in Dresden übertragen wor den ist, wird Solche» mit dem Hmzufügen zur öffent lichen Kenntniß gebracht, daß der Genannte zugleich auch mit der Wahrnehmung der in 8 27 Abs. 2 de» Gesetze» vom 1. Juli 1881, die Erhebung von ReichS- stempelabgaben betreffend, bezeichneten Revision»geschäfte beauftragt worden ist. Dre»den, am 1. Februar 1882. Finanz-Ministerium. Freiherr von Köuueritz. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte». Schwerin, Mittwoch, 8. Februar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Herzogin Anna, Tochter del Großherzog» au» dessen zweiter Cbe mit der verstorbenen Prinzessin Anna von Hessen, (geb. am 7. April 1865) ist nach S tägiger Krankheit au einer Lungenentzündung gestorben. Wien, DienStag, 7. Februar, LdeudS. (W. T. B.) Die „Polit. Corr." meldet auf Grund zuverlässiger Mittheilungeu aut Lemberg, daß die von den Zeitungen gebrachten Meldungen über di« Ursachen der vorgrnommeuen Verhaftungen im Wesentlichen richtig, indessen nicht erschöpfend feien. Bei dem gegenwärtigen Stadium der Angelegen heit seien positive Aagabru selbstverständlich nicht zu rrwarteu. Wien, Mittwoch, 8. Februar. (Tel. d. Dre»dn. Jovrn) Offirirll wird aut Sarajewo von gestern gemeldet: Bon DuSjesno und Karaula-Humic auS veranlaßte General Obadich in Fora kurze Offen- fivstöße gegen die Insurgenten. Der Gegner wich beiden Colouuen aut. Nur Nachmittags kam et zwischen einer Schaar Insurgenten and der linken Alavkencolonne bei SuSjeSno zu einem Keuerge- fechte, wobei 3 Mann verwundet wurden. Auch bei Humic wurde erst gegen Abend geplänkelt. DaS Offenfivvorgeheu wird fortgesetzt. Paris, DienStag, 7. Februar, Abends. (W. T. B.) Die Abendblätter weisen auf deu Erfolg hin, welchen der ConseilSpräfidevt in der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer (vgl. unsere Pariser Correspondenz unter „TageSgeschichte^ errungen hat, und find der Anficht, daß die Mehrzahl Derer, welche sich gestern der Abstimmung enthielten, die» nur thatev, um ihre Meinung in dem vorliegenden Falle nicht zu ändern, daß sie aber bei anderer Gelegenheit für daS Cabinet stimmen «erden. Der Untersuchungsrichter begann heute die Ver nehmung der LerwaltungSräthe Riaut und Prinz v. Broglie (Sohn) der „Union geuöralö." Mor ¬ gen soll die Vernehmung zweier audereu Lerwal. tuagSräthe erfolgen. Da» Journal „Le Fraayait" schreibt, die Prü fung der Bontoux vorgeworfeuen Thatsachen habe den Untersuchungsrichter dahiu geführt, die Frage der vorläufigen Haftentlassung Boutour' tu Er wägung zu ziehen Die Abendblätter bestätigen, daß der gericht liche Liquidator die Eiuzahlung der uoch restirr«- de« S7S KrcS. auf die Actieu der „Uuiou göuS- rale" forderu werde. Loudon, DienStag, 7. Februar, AbeudS. (W. T. B) Nachdem heute da» Parlameut im Auf trage der Königin durch den Lordkauzler Lord Gelborue mit einer Thronrede (vgl. die „Tage«, geschichte") eröffnet worden war, trat da» Unter- hau» zu einer Sitzung zusammen, welcher der Prinz v. Wale» in der PairSloge beiwohnte. Bradlaugh sprach den Wunsch au», den Eid zu leisten. — Northcote beantragte/ Bradlaugh nicht zur Eidesleistung zuzulassen. — Der Staat»secretär de» Innern, Harcourt, stellte dagegen den Antrag auf Uebergang zur Vorfrage. — Bradlaugh er klärte, daß er, wenn er den Eid leiste, denselben al» bindend betrachten werde. — Der Uebergang zur Vor frage wurde mit 286 gegen 228 Stimmen abgelehnt und hierauf der Antrag Northcote'» auf Nichtzulassung Bradlaugh'» ohne Abstimmung angenommen. — Bradlaugh beharrte auf seinem Wunsche. — North, cote beantragte, Bradlaugh solle sich zurückziehen. Dieser Antrag, welchen der Premier Gladstone unter stützte, wurde angenommen. — Gladstone theilte hierauf mit, daß er am Montag mehrere Resolutionen auf Abänderung der Geschäftsordnung rinbringen werde. Der Sprecher Verla» ein Schreiben de» General sekretär» für Irland, Forster, in welchem dem Hause die Verhaftung der Parlamentsmitglieder Parnell, Dillon und O'Kelly mitgetheilt wird. — Gray bean tragt, zur Erwägung der Frage, ob da» Schreiben die besondere Aufmerksamkeit de» Hause» erheische, einen Ausschuß einzusetzen. — Gladstone bekämpft den An trag Gray'», der schließlich mit 174 gegen 45 Stimmen abgelehnt wird Auf eine Anfrage Wolff» antwortete der Unter- staat»secretär Dilke, Errington sei von der Re gierung mit einer speciellen Mission an den Vatikan nicht beauftragt gewesen; derselbe sei aber, da er sich gerade in Rom befunden und da» Vertrauen de» Earl Granville besessen habe, al» Vermittler einer Tom- munication zwischen Earl Granville und dem Vatikan über gewisse Gegenstände benutzt worden. Eine offi- cielle Stellung habe Errington nicht eingenommen; auch habe derselbe keinen Gehalt bezogen. Der Erlaß einer Adresse an die Königin wurde von MarioribankS beantragt und von Früh unter stützt. Die Debatte darüber wurde auf deu An trag Northcote'» auf morgen vertagt. London, Mittwoch, 8. Februar. (Tel. d. Dre»dn. Journ.) In der gestrige» Sitzung deS Oberhaust» beantragte Lord Fingall, unterstützt vom Lord Weulock, eine die Thronrede paraphra- firende Adresse. Der Staat»seeretär deS AuS- wärtigeu, Earl Granville, wie» im verlaufe der Adrrßdebatte die Angriffe de» Marqui» v. Salis bury gegen die Politik der Negierung zurück. Earl Granville erklärte hierbei, die Regierung wolle keinen Handelsvertrag mit Frankreich, der England ungünstiger, als bisher stelle. Die von Sali-bury her- brigeführte gemeinsame Action England- und Frank- reich- in der ägyptischen Frage sei da» einzige Mittel, die Verwaltung Aegypten» zu bessern. Ec glaube auch, daß da» neue französische Eabinet bezüglich Aegypten» mit England in den Hauptpunkten über- eivstimme. Die englische Politik gehe dahin, die Rechte de- Souverän» von Aegypten, die Stellung de» Khedive» und die Freiheiten de» Volk» aufrechtzuerhalten. Die englische Regierung Hobe Grund zu glauben, daß auch die anderen Mächte mit ihr übereinstimmen, und hoffe, fall» irgendwelche Intervention nothwendig werden sollte, mit den anderen Mächten cooperiren zu können, um die Nothwendigkeit einer gewaltsamen Intervention zu verhindern. Die Adresse wurde sodanu ohne Abstimmung angenommen. Die Morgenblättrr veröffentlichen die neue Geschäftsordnung deS Parlaments, nach welcher die blose Majorität den Schluß der Debatte be schließen kann, wenn der Antrag auf Schluß der Debatte von mehr alS 20V Parlamentsmitgliedern unterstützt oder von weniger als 4V beanstandet wird. Kairo, DienStag, 7. Februar, AbendS. (Reu- ter'» Office.) Ja einem heute «-gehaltenen Minister- rathe ist daS organische Gesetz in der von der No- tablenkammer vorgeschlagenen Korm genehmigt und zugleich bezüglich deS Budgets ein« Erklärung sestgestellt werden, welche constatirt, daß daS Bud- getbewilligungSrecht vom Khedive, in Gemäßheit der demselben durch die KermanS der Sultane verlieheuru Gewalten, an die Notabelnkammer übertrage« worden sei und daß die Einräumung diese» Recht» den internationalen Verpflichtungen Aegmften» nicht zuwiderlaufr. Der Khedive hat da» bezügliche Dekret unterzeichnet und da« or- gauische Gesetz genehmigt. Dre»dev, 8. Februar. Zu der Schlußsitzung der österreichischen Delegation sprach der Reichsfinanzminlster v. Szlavy e» offen au», daß man Mit der Okkupation Bosnien» und der Herzegowina einen Keil in den Panslawismus treiben wolle und daß gerade hierin der politische Gedanke der Occupation zu suchen sei. Die Meldung von zahlreichen Verhaftungen ruthenischer Notabilitäten, welche von den galizischen SicherheltSbehörden vorgenom- men worden sind, zeigt leider, daß die panslawistische Agitation auch in den älteren Provinzen der Monar chie bereit» bedenkliche Dimensionen angenommen hat. Der Bestand einer weitverzweigten russophileu Propa ganda unter den Ruthenen erscheint um so auffälliger, al» die letzteren bisher sür das reich»treueste Element in Galizien galten. Sie hielten fest zum Reiche, al- unter den Polen die Eonspirationen behufs Wieder herstellung deS Polenreiches an der Tagesordnung waren. Nachdem nun unter dem Ministerium Taaffe die Polen die ausschließlichen Herren Galiziens ge worden, scheint plötzlich das Verhältniß sich umgekehrt zu haben und das reich-treue Element Galizien» Ver schwörer- und Hochverrätherbanden in seiner Mitte zu bergen. Selbst die nationalen Fanatiker unter den Ruthenen standen stet» in emem scharfen Gegensätze zu den Großrussen de» Zarenreiche». Vorläufig sind der pensionirte Hofrath DobrzanSki nebst Tochter, der ehemalige ReichStagSabgeordnete k. Johann Naumo- vic», der Hauptführer der Ruthenen im früheren Ab geordnetenhause, nebst Sohn, eine Anzahl Redacteure ruthenischer Blätter, Lehrer, Studenten und Bauern in Verwahrung genommen und dem Lemberger Straf gericht eingeliefert worden Die ganze Agitation lei tete der Hofrath DobrzanSky; er arrangirte Theeabende seit dem Monat December, an welchen Akademiker Theil nahmen. Seine Tochter, Olga Hrabar, agitirte unter den Studenten. DobrzanSky vertheilte unter den ruthenischen Akademikern und Journalisten Subven tionen der panslawistischen LomitäS von Moskau und St. Petersburg. Unter den Verhafteten befindet sich Lüoiql. Lxpeüitioll üv» ^ourv»I», Drsxjsa, Ko. 80. auch der Redacteur Josef Markow, welcher unlängst in feiner Zeitschrift für da» Landvolk „Wicre" die Lüge auSstrrute, der Zar habe für die Opfer de- Ringtheaterbrande» 50000 Rubel, der österreichische Kaiser dagegen nur 10000 Gulden gespendet. Der „Dziennik PolSki" meldet, daß in letzter Zeit in Ga lizien russische Beamte und Militär- anlangten, welche Verbindungen mit den Lemberger russophilen Agita toren anknüpften und enorme Summen sür rusiophile Agitationen vertheilten. Während der Hausdurch suchungen in ostgalizischen Dörfern entdeckten die Be hörden in jedem Bauernhause Galiziens die Portraits de» Zaren oder andere tendenziöse Bilder mit rus sischem Texte. Außerdem wurden Tausende russophiler panslawistischer Broschüren unter den Bauern Ost- galizier.s vertheilt; in jeder Schenke befinden sich die selben. Die Kirchensänger lasen den Bauern diese aufreizenden Schriften gegen Oesterreich vor. Zu Beginn deS lausenden Jahre» ging die Nach richt durch die Blätter, die Bewohner der Ortschaft Hmliczki de» Zbarozer Bezirks in Galizien seien vom grirchisch-unirten Glauben zur orthodoxen Kirche über getreten. Diese Thatsache, welche man in Galizien al» ein Ereigniß ansah, wurde in Wien ziemlich kühl aus genommen und beurtheilt, denn die Fälle von Reli- gionsMchsel sind in Galizien nicht selten, da melsten- theil» persönliche und finanzielle Interessen dabei eine Rolle spielen und ganze Gemeinden oft einer Kirchen steuer, einer Umlage wegen den Glauben ihrer Väter wechseln und sofort wieder in den Schooß ihrer Kirche zurückkehren, wenn die Gefahr für ihren Säckel beseitigt ist. Erne desto grüß re Aufregung erariff dagegen alle polnischen Kreise, und sowohl die Krakauer und Lem berger Presse al» auch die polnische ReichsrathSdelega- tion bemächtigte sich der Affaire, der sie eine sympto matische Bedeutung vindicirten und die sie al» eine Folge einer langjährigen, tiefgehenden und weitverzweig ten russophilen Agitation bezeichneten. Diese Aufregung legte sich auch dann nicht, al» die Bewohner Hniliczki» ihr Vorhaben aufgaben und den alten Glauben an nahmen, und zwar umsoweniger, al» man indeß den Gründen und Ursachen der versuchten Eonverfion auf die Spur gekommen war und sich die Ueberzeugung verschafft hatte, daß die» Mal keineswegs der übliche Krakehl mit dem Psarrer, noch eine Geldftage im Spiele war, sondern die Agitation orthodoxer und panslawistischer Kreise, an denen indirekt auch die heilige Synode in St. Petersburg beiheiligt sein soll, deren Procurator bekanntlich der wirkt. Geh. Rath Pobedo- noszew ist, welcher heute in Rußland neben Aksakow und Katkow al» der hervorragendste Führer der pan slawistischen Partei gilt. Bald stellte e» sich heraus, daß sich die orthodoxe Propaganda neben Hniliczki, wo soeben der Dorfvogt, dessen Vertreter und drei andere Bauern verhaftet wurden, auch noch andere Orte zu ihrem Versuchefeld auserkoren habe, und all mählich entdeckte man eine förmliche Eonfpiration, an der hervorragende Männer der ruthenischen Partei in Galizien sich betheiligt haben. In den letzten Tagen fanden nun in Lemberg, StaniSlau und Skalat Ver haftungen Statt, deren Bedeutung weit über den Rahmen eines localen Ereignisse» hinauSreicht und die Dinge >n Galizien in einem sehr ernsten Lichte er scheinen läßt Der „EzaS" bespricht die Vorgänge in Galizien bereit» in sehr ernstem Tone und hält sie für so be denklich, daß e» nicht mehr genüge, von Lemberg au» einer solchen Agitation entgegenzuarbriten; e» sei viel mehr nothwendig, sie in Wien al» „Reichsangelegen heit" zu behandeln. — Da» „Fremdenblatt" sagt: „Wir dürsen mit Recht auf die positiven Ergebnisse der eingeleiteten Untersuchung gespannt sein, um zu erfahren, ob man sich vielleicht nur durch die über großen Besorgnisse de» ersten Augenblick» beeinflussen Feuilleton. Nedigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Neustadt. — „Biel Lärm um Richt»", Lustspiel in 3 Acten von Shakespeare, nach Baudissin'S Uebersetzung von Karl v. Holtey ein- gerichtet. Während im Altstädter Hostheater bei der Auf führung der Oper „Die Königin von Saba" ein außerordentlich zahlreiche- Publicum versammelt war, da» sich auch an der hohen Gegenwart Sr. Majestät erfreute und der Anwesenheit der britischen Orden-» gesandtschaft sein Augenmerk widmete, gleichsam indirect der allgemeinen Theilnahme für die unserm Könige er wiesene Ehre der Verleihung de- Hosenbandordens feierlichen Ausdruck gebend, beherrschte da- Neustädter Hau» jene heitere Lustspielstimmung, welche eben nur Shakespeare »u erregen vermag. Die Aufführung war eine ungemein ansprechende, von der Lebendigkeit de» Werke» beseelt und meisten» gehoben von einer fröhlichen, echten Theaterlaune der Darsteller. Da» Stück löst, wie fo manche» Werk de» britischen Poeten die schwierige Kunstaufgabe, den schwankarttgen Eharatter in den derbkomischen Scenen so unbefangen und natürlich mit dem de» feinen Lustspieltons zu verbinden, daß der letztere dadurch gar nicht berührt wird und doch keineswegs ein unorganisch zusammen geschobenes Songlomerat entsteht. E« ist Alle» ein einheitlicher Guß, denn die niedrige Komik mit ihrem ergötzlichen Humor deS naiven Unverstandes geht nicht auS den willkürlichen Einfällen de» Autor» hervor, sondern diese Komik entspringt ganz logisch und streng organisch als LebenSelement, als Weltauffassung, als subjektive Originalität dem Bildungsstande der be treffenden Personen. DaS Gleiche thun Witz und Humor in den Rollen der intelligenten Kreise und erreichen hier im Bene dict, besonders aber in der Beatrice einen so glänzen den Höhepunkt, daß schon der erste Act ein Ra- ketenfeuer auLsprübt, welches hinreichen würde, um viele moderne Lustspiele damit zu erleuchten. Der Benedict deS Hrn. v. d. Osten war eine sehr schätzbare Leistung. Der Künstler hat darin eine wohlthuende Natürlichkeit in der Rede und in Scherz und Ironie jenen hier passenden Accent erreicht, der dem dialektischen Verstand und der behaglichen Bon- homie des BevedictcharakterS gleich gut an paßt. Auch die Mimik war beredt und sehr gefällig für die Situation. Frl. Ulrich war immer eine Beatrice allerersten Ranges, doch hat sie in der übersprudelnden Heiterkeit des Dialogs, im lustigen Uebermuth deS Wortgefechte», im schlagenden Witz der Repliken und im glücklichen Festhalten der liebenswürdigen Anmuth ihrer Rolle niemals so voll und ganz ihr Können geltend zu machen vermocht, wie sie eS heute im Stande ist. Wenn man so Vollendetes in Augenschein nimmt, steigert sich nicht nur daS Entzücken deS Genüsse», son dern auch der Rigori»mu» im Uttheil. Trotz einer solchen anspruchsvolle« Beobachtung hab« ich während d«S ganzen ersten und der Hälfte deS zweiten ActeS, in denen sich der Lharakter der Beatrice entwickelt, nicht eine einzige Nüance gefunden, für die sich eine noch überraschendere Wirkung wünschen oder an deuten ließe. In derselben Weise wirkte die Leistung ersichtlich auf daS ganze Publicum, welche» zugleich auch seine dankbare Beachtung den übrigen in zweiter Linie Mit wirkenden und den späteren komischen Scenen zu wandten. Der Besuch war ein günstiger. O. B. Ja deu Bergen. Eine Dorfgeschichte von Anton Ohorn. (Fortsetzung.) II. Der Großhof in ThomaSdorf durfte sich sehen lassen. Die Gebäude waren allerding» zumeist au» Holz auf geführt, aber sie sahen stattlich und behaglich au» und machten den Eindruck einer erbgesessenen Solidität. Da» Wohnhaus mit seinen spiegelnden Fenstern, um die sich wilder Wein rankte, hätte auch einem Ritter- gute keine Schande gemacht, sowenig wie die geräumi gen Scheunen und Stallungen, welche im Viereck zu sammengebaut den umsangreichen Hof umschlossen, auf welchem Geflügel verschiedener Art in lärmender Un gebundenheit sein Wesen trieb. Pferde und Rinder waren feist und glänzend, und Hirten und Knechte setzten ihren Stolz drriu, beim Grohhofbauer dienen zu können. Der Besitzer selbst war eine hagere, knochige Gestalt, in deren festgeschnutenen Zügen energische» Wollen und zähe Au»dauer sich au»prägte; etwa» Freundliche» hatte der Mann eben nicht, fein Blick war kalt und schaeideod, feine Stimme klang herb und ««metallisch, und doch gab namentlich da» lang wallende, graue Haar dem bartlosen Gesichte beinahe etwa» Ehr würdige». Der Tag, den Franz in der Laborantenhütte zu- qebracht, war ein Sonntag, und der Bauer vermißte seinen Sohn um so weniger, weil dieser gerade an solchen Tagen seine beliebten Streifen durch Wald und Gebirge machte. Am Morgen hatte er vor dem Thore seine» Gehöft» gestanden, die silberbeschlagene Pfeife im Munde, und sah der Rinderheerde nach, die eben auSgetrieben worden war. Die Sonne schien glänzend aus den Teich jenseit der Straße, einzelne Kirchgänger kamen bereit» vorüber, die nach dem Nachbarorte zur Kinne» gingen, und sie grüßten alle den reichen Großhofbauern und Gemeindevorstand, der in seiner Sonntagsstimmung ungewöhnlich leut selig dankte. Da kam auch der Hallodri-Peter de- WegeS; er schien müde und abgehetzt, und «S war ihm augenscheinlich unbehaglich, daß er an dem Bauer vorübergehen sollte. Da er nicht au-weichen konnte, sollte er wenigsten» rasch vorbei, aber der alte Nie derer rief ihn an: „Nun, Peter, hast'» denn gar so eilig? Du scheinst mir doch nicht zur Kirwe» nach Gutbrune zu wollen, Du kommst wohl eher au» dem Gebirge. Haben Dich vielleicht die Grenzer gehetzt? — That'st mir leid, Peter, wenn Dich die Glünen ein Mal reinbrächten und hätten Dir die Hände auf den Rücken gebunden". Der Bursche war leicht »usammengezuckt, er dachte daran, wa» der Alte wohl sagen würde, wenn man seinen Sohn in solcher Situation hereinbrächte; sein Blick streifte fcheu über den Bauern hrn, und statt dessen Rede zu beantworten, fragte er: „Ist der Franzl zu Hause, Grohhofbauer?"
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