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191» 109. Jahrgang ftbeuö-stusgabe stnrtsblcttt dss NQtes urrS Nr. 627 1815 Donnerstag, den 9. Dezember Zernlprrch An^chluii Ar. I1V92. 11t>9.i und I16U1 Schristlrilung und <S«!chü1I9st«ll,^ 5oha»ni«gaH« Ar. 8 I!W 8ek»nk N, VIII, o»>« l_ 9. «r. a*»«ch«. >a«s irnspr. 1060 ich Friesen, lusptel. Rückwärtsbewegung der Ententetruppen auf dem Balkan Eigener Drahtbericht (r.) 'S Gravenhage, 9. Dezember. .Central News" melden aus Athen, über die Verlegung der Front der Verbündeten nach Süden liege noch keine amt liche Bestätigung vor. doch scheine festzustehen, das, französisches Militär und die Dorratslager bei Kavador nach Süden verlegt worden seien, weil man eine Umzingelung befürchtete. Die Franzosen ver doppelten die Sicherung der Eisenbahn von Saloniki nach dem Wardartal. Die Niederlage der Engländer bet Ktefiphon Telegraphischer Bericht vetb. London. 8. Dezember. 3m Oberhaus sagte Lord Crewe über die Niederlage bei Ktesiphon, cs sei nicht richtig, daß General Townsend nur eine Division gehabt hätte. Seine Truppenmachk sei beträchtlich stärker gewesen. Die maßgebenden Fachleute hätten sie für ausreichend ge halten. Ebenso sei es nicht richtig, daß der General den Vormarsch auf Bagdad aus eigenem Antrieb unternommen hätte. Die Unter nehmung sei seit Monaten geplant und sorgfältig vorbereitet gewesen. Die schnelle Einnahme von Bagdad wäre ein großes militärisches und politisches Ereignis gewesen. Weder die Truppen noch ihre Führung verdienten einen Voiwurf. Aber die Aufgabe habe sich wesentlich schwieriger erwiesen, als ursprünglich angenommen war, hauptsächlich wegen der bedeutend überlegenen Truppen des Feindes und seiner stär keren Artilleriebewasfnung. Der Rückzug in die Stellung sluh- abwärts wäre der richtige Ausweg gewesen. Lord Sydenham sagte, die Ursache der Niederlage sei gewesen, daß der Befehlshaber freie Hand gehabt hätte. Er habe die Stärke des Feindes unterschätzt, und so sei geschehen, was in der letzten Zeil so ost geschehen wäre. Der Redner fügte hinzu, er verstehe wohl die politischen, aber keineswegs die militärischen Gründe, die zu einem Abenteuer in solcher Entfernung von der Basis veranlassen konnten. Uhr: »7077 - " Berlin-Byzanz—Bagdad Drahtberichk ivtb. Christiania, 8. Dezember. Zn einem Artikel .Berlin—Byzanz—Bagdad' schreibt.Aflen- posten": Verdanken die Türken ihren Sieg über die Engländer, was nicht unwahrscheinlich ist, vor allem auch der zahlenmäßigen Ueberlegenheit, so wäre die cng- tische Niederlage noch viel ernster, da sie nichts anderes bedeuten würde, als daß es den Deutschen gelungen ist, trotz größter Schwierigkeiten in staunenswert kurzer Zeit eine brauchbare Bahnverbindung zwischen Konstantinopel und Bagdad herzustellen. Damit hätten sie jedenfalls ein außer ordentlich wichtiges Ergebnis erzielt und den Engländern den Weg zwischen Aegypten und Indien verlegt, wie sie den Rußlands bei den Dardanellen gekreuzt hätten. Deutsche Verwaltung in Monastir Telegraphischer Bericht tu. Lugano, 9. Dezember. Aus Athen wird gemeldet, daß die Deutschen die Der- wallung der Stadl Monastir übernommen haben. Englische Offiziersoerluste in Mesopotamien Telegraphischer Bericht tu. Rotterdam, 9. Dezember. Die englischen Offiziersverluste bei den Kämpfen in Mesopotamien sind, wie die jetzt in London eingetroffenen näheren Angaben erkennen lassen, weit größer, als ursprünglich an- genommen wurde. Das Ossizierkorps des 24. Pundjab-Regtmenls ist fast bis auf den letzten Mann aufgerleben. Nach amtlichen und Privat- Meldungen sind vier Obersten gefallen, zwei verwundet. Drei Viertel des gesamten Ofsizierkorps dreier Brigaden sind außer Gefecht gesetzt. vtb. Konstantinopel. 9. Dezember. Das Knegspressequartler veröffentlicht einen Bericht über die für die Türken siegreichen Kämpfe, die vom Juli bis Oktober zwischen Lahadi und Aden skaltgesunden haben. Die Türken rückten in der Nähe des Isthmus auf Aden und die Ortschaft Schesch Othman vor. Haß und Vergeltung n Schon einmal hat der Präsident der Vereinigten Staaten Gelegenheit genommen, seiner einseitigen Empörung gegen die Deutsch-Amerikaner die Zügel schießen zu lassen. Denselben Fehler hat Wilson anscheinend in seiner Botschaft an das ame rikanische Volk zur Eröffnung des Kongresses begangen, indem er den D e u t > ch - A m e r l k a n e r n nichts Geringeres vorwirft, als Verrat an ihrem Adoptiv-Balcrland. Man kann cs einem Stubengelehrten, der sich, das zeigten ja seine verschiedenen Noten an Deutschland, in einen einmal eingenommenen Standpunkt völlig verbeißt, nicht gar zu übel nehmen, wenn er unfähig ist, die Weltlage unbefangen zu beurteilen, und darum alles durch seine englische Brille sicht. Wilson teilt offenbar die Ansicht der Liga, die vor kurzem in den Vereinigten Staaten begründet wurde, und die jeden, der nicht für den Bicrvcrband, England voran, schwärm! und betet, als einen Landesverräter und schlech ten Amerikaner betrachtet, der nicht wert ist, in diesem schönen Lande zu leben. Wenn alle diese Leute, von dem gelehrten Präsidenten angcsangen bis herab zum völlig ungebildeten Multi millionär, sich nur etwas in die Geschichte der Union vertiefen wollten, dann würden und müßten sie erkennen, daß England stets Amerikas gefährlichster Feind gewesen ist, und daß die Ver einigten Staaten das, was sie heule sind, ja ihren Bestand über haupt, im wesentlichen der Arbeit der deutschen Männer ver danken, die dort ihre zweite Heimat gesucht und gefunden haben. Unbefangene und ehrliche Amerikaner, wir nennen unter vielen nur den Professor 3. W. Burgcß, erkennen das auch ohne wei teres an, der Präsident der Vereinigten Staaten freilich braucht davon nichts zu wissen. Er läßt sich in seiner Beurteilung der Haltung der Deutsch-Amerikaner vom einseitigsten eigenen Inter esse leiten und sich zu Haßausbrüchcn gegen sie verführen, weil er fühlt, daß er durch seine Politik sich ihre Stimmen bei der nächsten Präsidentenwahl völlig verscherzt hat. Da er aber doch gar zu gerne noch weitere vier Jahre im Weißen Hause zu Washington sitzen möchte, so ist er anscheinend bestrebt, durch fanatische An griffe gegen die Deutsch-Amerikaner seinen Konkurrenten Roose velt und Taft wenigstens die Stimmen der Pro-Engländer ab- zujagen. Der Wutausbruch Wilsons zeigt auf der anderen Seite aber auch klar und deutlich, daß selbst diesem kalten Rechner eine Ahnung dafür aufstcigt, wie einseitig englandsreundlicb seine bis herige Politik gewejcn ist, und wie sehr seine direkte Unterstützung des VicrvcrbandS durch die Duldung amerikanischer Waffen lieferungen und die damit verschuldete Verlängerung deä blutigsten aller Kriege ihm nicht nur die Zuneigung der Deutschen, Iren und Polen Amerikas verscherzen, sondern auch in der ganzen Weit ein Gefühl des Abscheus gegen diese Politik wecken mußte. Ganz besonders unangenehm aber muß Herrn Wilson der Brief des Vorsitzenden des HeercSauSschusscs des amerikanischen Sena tes, Chamberlain, sein, in dem dieser vor England warnt, daS Amerika niemals Gutes gebracht habe, und besonders auf die Gefahr des englisch-japanischen Bündnisses hinwcist, daS nur ge schaffen sei, um bei Gelegenheit den Vereinigten Staaten Unbe quemlichkeiten zu bereiten, wenn sic einmal politische selbständige Regungen zeigen sollten. Im übrigen darf man damit rechnen, daß solche besonnene Erwägungen in weiten Kreisen Amerikas — abgesehen natürlich von den an Wilsons Politik interessierten Munitionsfabrikanten — immer mehr Boden gewinnen und trotz Wilsons vom Haß diktierten Ucbertreibungen das Verständnis für die Gefühle der Deutsch-Amerikaner wecken werden, die zu sehen müssen, wie eine einseitig cnglandfrcundlich orientierte Politik ihrem alten Vaterlandc die schwersten Nachteile zusügt. Wilson hätte vielleicht besser getan, sich gerade in diesen Tagen der Botschaft zu erinnern, mit der einer seiner Vorgänger, Prä sident Johnson, am 4. Dezember 1803, den Kongreß eröffnete. Damals war der amerikanische Bürgerkrieg gerade zu Ende ge gangen, und Johnson geißelte mit Reckt die feindliche Haltung, die in jenem Krieg England gegen die Vereinigten Staaten ein genommen hatte. Er verurteilte den Neulralikätsbruch, den da mals England durch Waffenlieferungen an die Feinde Amerikas beging, die Raubzüge, die cs gegen den amerikanischen Handel unternahm, bis die Flagge der Union vollständig vom Meere ver schwunden war, und machte der englischen Politik den Karten Vor wurf des Doppelzüngigkeit. Freilich, die Erinnerung an solche Worte mögen Herrn Wilson heute besonders unangenehm sein, weil sie einen Vergleich mit seiner Politik herauSsordern, aber die Erinnerung daran hätte ihn doch wenigstens vorsichtiger stimmen können. Besonders unangenehm aber muß es uns Deutsche berühren, daß Wilson nur Worte des Hasses gegen die Deutsch-Amerikaner fand, während er mit keinem Worte auf die Schande cinqlng, die die Mörder des englischen Hilfskreuzers „Baralong" auf die amerikanische Flagge häuften, unter deren Schutz sic die wehrlose Besatzung eines deutschen U-Bootes hinschlackkelen. Die deutsche Regierung hat die eidlichen Aussagen von sechs amerikanischen Staatsbürgern über die unerhörte Grcucltat britischer Seeleute unter dem Befehl des Kapitäns Mac Bride der britischen Regie rung zur Kenntnis gebracht und strengste Bestrafung der Schul digen verlangt, widrigenfalls sie sich zu den schärfsten Vergeltungs maßregeln für diesen in der Geschichte einzig dastehenden Bruch des Völkerrechts entschließen müsse. Das deutsche Volk ist seiner Regierung herzlich dankbar, daß sie diese Schandtat selbst zu sühnen gedenkt, falls sich das heuchlerische Albion, was leider wohl anzunchmcn ist, nicht dazu entschließen kann. Auch da für dankt es ihr, daß sie die eklatante Verletzung des Völker rechts, die Frankreich beging, indem es offiziell der .Heldin von Loos', die hinterrücks deutsche Soldaten erschoß, begeister- nicht, aber die Cache könne nicht so einfach erledigt werden, wie Stewart glaube. Auf eine Anfrage über die jüngsten Ereignisse in Per sien sagte Grey, diese bewiesen, das die persische Gendarmerie wenig zuverlässig sei. Allerdings Hütten sich bisher nur Schiras und Hamadam ossen gegen die Regierung erhoben. Er vertraue darauf, daß die neue persische Regierung ernstlich bemüht sei, die Ordnung hcrzusiellen. Eie habe bereits versucht, Maßnahmen in Hamadäm zu ergreifen, wo deutsche Beauftragte eine große Menge von Waffen und Kriegsmaterial aufgestapelt hätten. Die russischen Truppen seien nicht in Teyeran eingcrückt. Der persischen Regierung sei milgeteill worden, daß dies nur geschehen würde, wenn cs nölig wäre, daS Leben und Eigentum der Alliierten zu schützen. Inzwischen würden alle mög- I'chcn Maßregeln gegen die ausständige Gendarmerie ergriffen. «eträqe :. Zweifel 100 Ml. th 10 Ml. . Gustav >kk. Krau L Müller öandmaiur l Fröhlich Nk. Oskar G. Bähr kk. Aug. erst a. D. betrag mit er Musik- eamte der gehcimrat 1000 Mk. >kk. Otto ünsicdler" l 100 Mk. er 10 Ml. lk. H. N. rerzienrat 100 Mk. lcr i. Fa. iclzüchtcr- l 15 Ml. ?r. Kohl !l 20 Mk. at Ober st James in Golds 100 Mi. -l 20 Mk. Utiing im 1,000 Mk. 1k. Paul Braun w Laaser rften des Krihsche eserdccker 100 Mk. Nk. Pros, nnc Hirt eitenstein 01,70 Mk. h 30 Ml. Samm* luptbahn- k 50 Mk. Mädchen Schuster 1k. Otto crmeistcr ax Kraft erichtsrat . E. Lisch - 50 Mk. Leipziger igsbeklei- lschneibcr. '. Bern- jlohanneS ermeistcr nlung: rl. Hoss. 5.80 Mk. Wehr- ammtiscks ls-Schule 5,8» Mk. 3 Wehr» Assessor Töchter» 10 Mk. M. LarrE» It. k. T»lst«r ^4- V. «. Krl,»e Mich« l. 0tt» l. Vach—> UI« «L «r «Villa, akatt. 8e geg. 10. VM: Fkatio». «la,« Uhr, Uhr: r»,l«r Der Endkampf «m 3pek Telegraphischer Bericht tu. Aus dem Krlegspresfequarlier, 9. Dezember. Wie vorauszusehen war, leisteten die Serben unseren in mehreren Kolonnen inIpek eingcdrungencn Truppen, die in un erwartet kurzer Zeit die serbischen Nachhuten östlich der Stadl warfen, bevor das Gros des Feindes Ipek verlassen konnte, z äh e n W i d e r st an d. Es kam zu erbiktertenStraßen- Kämpfen, bei denen sich ähnliche Szenen, wie sie in Belgrad vorgekommen sind, wiederholten. Komitalschis beteiligten sich am Kampfe, der trotz des serblscherseils entwickelten zähen Wider standes bald entschieden war. lieber 1809 Gefangene, 80 Geschütze, 10 Automobile und eine Menge Munition und 1000 Gewehre wurden erbeutet. Veröffentlichungen aus dem serbischen Staatsarchiv Eigener Drahtbericht (r.) Wien, 9. Dezember. Nach Meldungen aus Sofia beschloß die bulgarische Regie rung die Veröffentlichung der von bulgarischen politischen Be- emken in Risch Vorgefundenen Dokumente auSdem serbischen Staatsarchiv über die aktive Teilnahme der amtlichen serbischen Regierung an dem Fürstenmord in Zerasewo. Die Verluste der montenegrinischen Armee Eigener Drahtbericht (r.) Lugano, 9. Dezember. Aus Mailand wird gemeldet: Die Verluste der Monte- iegrlnischen Armee an Gefangenen betragen täglich 2000 bis 3000 Mann. Bei Fortdauer dieses Abganges wird die etwa 40 000 Mann starke montenegrinische Armee bald nicht mehr .xislleren. Die Filialen der französischen und italienischen Banken in Montenegro flüchten nach Italien. Der deutsche Tagesbericht Das Molffsche Bureau meldet amtlich: Großes Hauptquartier, 9. Dezember. Westlicher Kriegsschauplatz Lebhafte Artilleriekämpfe an verschiedenen Stellen der Front, besonders in Flandern und in der Höhe 193 nord östlich von Souain. Ein französisches Flugzeug wurde süd lich von Bapaume zur Landung gezwungen; die Insassen Pud gefangengenommen. Oestlicher Kriegsschauplatz Abgesehen von einzelnen Pakrouillenge fechten ist nichts zu berichten. DalLanLriegsfchauplatz Die Kämpfe südlich von Plev le, südlich von Sjenica «nd bei Ipek werden mit Erfolg fortgesetzt. Djakova, Debra, Struga und Ohrida sind von bulgarischen Truppen beseht. Die Kämpfe am Vardar sind in günstigem Fortschreiten. Anfragen im Unterhaus Drahtbericht London, 9. Dezember. Bellairs stellte im Ilnkerhause die Frage, ob die neutralen Länder England den Dank dafür ausgesprochen hätten, daß es das Meer von deutlichen Minen gesäubert und den Handelsverkehr zwischen Amerika und Europa durch Beseitigung der Lebensgefahren ermöglicht hat. Grey erwiderte, die Regierung habe keine derartige An erkennung erhalten. Slewark (Unionist) fragte, ob England nicht gegen die Ver haftung des englischen Konsuls in Schiras durch die Deutschen Vergeltungsmaßregeln ergreife, die deutschen KonzcssionSgcbicte in den chinesischen Häsen besetze und die deutschen Konsuln in China verhaften wolle, um Verschwörun gen gegen die englischen Interessen zu verhindern. Grey erwiderte, er übersehe die Gefahr der deutschen Umtriebe