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ächsHe AochtAG 47. Jahrgang Dienstag, den 24. Marz 1885. Feuilleton »erbeu vis Mama» MiMaach ». Freit«, MM«, äuge,»»»« ptelspaltZeüelbPs. Vitter Gtugefaubtr zeichneten, war vorhanden. Bei dem Gedanken, daß hier die Mutter liege, zer stoß Anna fast in Thränen Eie kniete auf dem Grab hügel nieder und betete inbrünstig für die Seelenruhe der Theoren, küßte die Erde, die nach ihrer Meinung daS ihrem Herzen kostbare Kleinod bedeckte und be schäftigte sich um so eifriger mit der Durchführung ihre» Plan«-. Eine Stunde später war schon Alle- in Ordnung. SS fand sich ein Maurer, welcher auf dem Hügel da» Fundament für den Denkstein setzen, ferner ein Gärtner, der ihn mit Rasen belegen, mit allerlei Strauchwerk bepflanzen und die Steige zum Hauptwege zurechtmachen sollte und endlich eine Krau B., die schon Blumenvasen » »ebaw— Hre-»e»-Rrufta« I. Methner Gaß« 4. vt« -«itm,, «scheint Die«»««, Uokmerftalt und Gannadc«» Abonnements-Einladung. Bestellungen auf die „Sächsische Dorfzeitung" für das zweite Quartal nehmen alle kaiserlichen Poftanstalten und Postexpeditionen gegen Voraus bezahlung von 1 Mk. 50 Pfg. entgegen. Die Verlags »Expedition. Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Lmtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und DreSden-Neustadt, für die Ortschaften de- kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentümter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Barantwortlicher Redakteur »ud Verleger Kerr««»» Müller tu Dre-be». , Politische Wellschau. Deutsches Reich. Daö von unS bereit- mehr fach erwähnte Gerücht, da- „Central-KomitS für die Bismarck-Spende" beabsichtige, die gesammelten Gelder zum Ankäufe eine- in der Nähe von Schönhausen ge legenen, den Vorfahren de- Reichskanzler- einstmals gehörigen Rittergutes zu verwenden, wird nunmehr von gut unterrichteter Seite bestätigt. Der Berliner „Börsen- Kourier", welcher in diesem Falle unbedingten Glauben verdient, sintemal der Verleger diese- Blatte-, George Davidsohn, Mitglied de- oben genannten Komitö'S ist, berichtet nemlich, eS seien bei dem Fürsten Bismarck Erkundigungen eingezogen worden, welche Wünsche der selbe in Betreff der Verwendung der durch nationale Sammlona aufgebrachten Gelder hege und auf Grund der dem Komitk zu Theil gewordenen Eröffnungen habe dasselbe sich beeilt, den Ankauf des in Rede stehenden Rittergut«- perfekt zu machen. Hören wir zuerst, wa ber „Börsen-Kourier" zur Rechtfertigung der Handlungs weise deS Konnte'S anführt! »Soll der Zweck der na tionalen Sammlung" — so schreibt das Blatt u. A. — „in wirksamer Weise erfüllt werden, so ziemt eS sich vor allen Dingen, die Wünsche dessen zu berücksichtigen, dem daö Geschenk zugedacht ist und eS zeugt von einem Mangel an Takt, diese Wünsche einer Kritik zu unter ziehen. Ganz unzulässig aber erscheint eS, wenn von verschiedenen Seiten hervorgehoben wird, viele der Zeich ner seien von der Voraussetzung ausgegangen, eS handele sich um die Gründung irgend einer gemeinnützigen Stiftung. Von vornherein wurde betont, daß der geschäftsführende Ausschuß des Komits'S berufen sein solle, zu ermitteln, in welcher Weise der Ertrag der Sammlungen am Zweckmäßigsten und den Wünschen deS zu Feiernden am Entsprechendsten zu verwenden wäre und gleichzeitig wurde dem Ausschuss« die Vollmacht von Seiten der übrigen Mitglieder des Komits'S er- theilt, dem Resultate der in dieser Richtung eingezogenen Erkundigungen gemäß zu handeln. Wer mit diesen Be dingungen für die Zeichnungen der Beiträge nicht ein verstanden war, der ist durch Nicht- genöthigt gewesen, sich an den Sammlungen zu betheiligen. Diejenigen aber welche in Wirklichkeit gezeichnet haben, konnten unmög-' kin Versehen. Erzählung von Joseph Korzeniowski. (1. Fortsetzung.) Wohl wußte sie, daß die Mutter neben der Groß mutter liege. Auch der Diener wußte daS. Aber da dieser während deS Begräbnisse- nach der Gewohnheit des alten Manne- sich ziemlich gleichgiltig und theil- nahmloS verhalten, nicht genau beachtet halte, auf welcher Seite seine Herrin liege, zeigte er Anna da- falsche Grab. DaS arme Mädchen empfand einen unbeschreiblichen lich einen anderen Zweck mit ihren Beiträgen im Auge haben, al- den, wie er im Aufrufe de- KomitS'S vom 19. Januar bezeichnet war, nemlich „dem Reichskanzler Fürsten BiSmarck zu seinem siebenzigsten GeburtStage eine Ehrengabe alS Ausdruck deS DankeS der Nation zu überreichen." Wie aber mögen sich diejenigen, welche mit der Art der beabsichtigten Verwendung der eingegangenen Geldbeträge nicht einverstanden sind, eine andere Art der Verwendung vorstellen? Sollte etwa daS Komitö dem Fürsten Reichskanzler die Geldsumme selbst mit dem Bemerken zur Verfügung stellen, daß die Spender von ihm erwarteten, er werde den Betrag zur Gründung irgend einer Stiftung verwenden? Eine solche Hand lungsweise ist unseres Erachtens absolut unzulässig und Fürst BiSmarck würde voraussichtlich Anstand nehmen, ein Geschenk unter solchen Bedingungen zu «cceptiren. Man erinnert freilich an jene Ehrengabe, welche dem preußischen kronprinzlichen Paare zu dessen silbernem HochzeilSfefte dargebracht wurde und daran, daß diese Gabe doch auch zu gemeinnützigen Zwecken verwendet worden ist, aber man wird die Verschiedenheit der Situation unmöglich zu verkennen vermögen." So weit der „Börsen-Kourier". Die von diesem Blatte § behauptete „Verschiedenheit der Situation" will unS ! nun allerdings nicht recht einleuchten. Für den Fürsten I BiSmarck, wie seiner Zeit für den deutschen Kronprinzen hat das Volk Geld gespendet in dem Glauben, die ge sammelte Summe soll« zur Ga4«r-,mg einer gemein nützigen Stiftung zum Andenken an den zu Feiernden verwendet werden. „Ist eS nun etwa" — so wird von verschiedenen Seiten gefragt — „ein gemeinnütziger Zweck, daß ein Rittergut künftighin nicht mehr seinem bisherigen Besitzer, dem Staatsanwalt« Gärtner, sondern der Bismarck'schen Familie gehören soll?" Höchst sonderbar ist ferner die Ansicht des „Börsen-KourierS": Fürst BiSmarck werde unter der Bedingung, daß daS Geld zu einem gemeinnützigen Zwecke verwendet werden solle, die Sammlung überhaupt nicht annehmen. Hat doch selbst das kronprinzliche Paar seiner Zeit an dieser Bedingung keinen Anstoß genommen! — Daß die von dem Konnte beabsichtigte Verwendung der Beiträge den Wünschen der bei Weitem größten Mehr zahl der Spender durchaus nicht entspricht, dafür liefert den besten Beweis daS Mißvergnügen, welche- durch die obige Nachricht de- „Börsen-KourierS" in allen Kreisen der Bevölkerung und in allen Gauen de» DaterlandeS hervorgerufen worden ist und daS in ZeitungS-Artikeln, in Zuschriften an da- Komitö u. s. w. lebhaften und unverblümten Ausdruck findet. Selbst streng konservative und dem Reichskanzler sonst freund lich gesinnte Organe machen Front gegen den Beschluß deS KvmitS'S. So schreibt z. B. der „Reichsbote": » -kr-unde deS Kanzlers müssen -m- A'n-An W-nn di« r«i»,n Bdrs«»sürstm d«m klage Geschenk aus ihren elgeneu L "L L'°'° -7-« da- wlnreln maa, den klemen Gaben der d« g„mg,n r«Mk ,us-mm-ng,-°ff«ae und B.r,bru° um «u«druck< g«'°mm«u ist. darf m-d. >u «>mm prosaisch^ Bksond««» charakl-ristisch ist -» d°S .D«u's<b« r-g-bl-'t" gmckM« Zus<t,.fi. m dn eS u A beißt: „Soeben erfahren w»r durch die Zei- tunaen daß eS sich nunmehr darum handelt, die ganze eingehende Summe dem Fürsten B.Smarck zu persönlichen Zwecken zu überreichen. Dies« Nachncht hat be. nur und anderen Anhängern deS Reichskanzler- einen sehr peinliche« Eindruck gemacht. Wir haben von Anfang an mch^ anders gewußt und geglaubt. alS daß eS sich wirklich um eine gemeinnützige Stiftung handele und nur m.t einer solchen Versicherung ist eS unS gelungen, nament lich bi- geringeren Leute mit Gaben heranzuzieheu. Verwirklicht sich unsere Versicherung nicht, so werden wir dadurch nicht nur schwer kompromittirt, sondern eS wird auck der Popularität deS Fürsten BiS- marck und der Verehrung gegen seine Person schwer geschadet werden. ES ist daher die Pflicht eines jeden Patrioteu. derartige Eventualitäten rechtzeitig abzuwenden. Geschieht dies nicht, so muß ich persönlich sehr bedauern, mich dieser Angelegenheit überhaupt ange nommen zu haben. — Das Berliner Konnte befindet sich natürlich infolge deS immer heftiger werdenden Widerspruches gegen die von ihm beabsichtigte Verwen dung der Gelder in einer äußerst mißlichen Lage. Den Gutskauf kann es nicht mehr rückgängig machen, schon auS Rücksicht auf den Fürsten BiSmarck nicht, welcher ja gerade dem „Börsen-Kourier" zufolge sich mit dieser Verwendung der Spende einverstanden erklärt haben soll. In seiner Bedrängniß läßt nun daS Konnte bekannt machen, eö hoffe nach Bezahlung deS Kaufpreises für daS Rittergut noch ein« beträchtliche Summe zu er übrigen und diese solle, um den Wünschen der Spender entgegenzukommen, zur Gründung einer gemeinnützigen Stiftung verwendet werden. ES wird sich nun fragen, ob dem Konnte: die Gelder wirklich so zahlreich zufließen werden, wie eS hofft. Bislang hat e- diesen Anschein nicht, wenigsten- haben die LandeS-Komitk'S in Württem berg und Baden sich entschieden geweigert, die gesammelten Summen an daS Berliner Central-Komitö abzuführen und in verschiedenen anderen Gegenden Deutschland» soll man die Absicht hegen, diesem Beispiele zu folgen. Ja selbst viel« Sammelstellen, welche bereits ihre Gelder U»mmr«n»tG Greil» r »tnNrtzLhrl. M. K« b«>iehen durch di» kaiserlichen Paß. anstalteu und durch unsere Voten. Hei freier Liefern«, tu« Haus erbebt dü P»st noch eure G- bühr von 2b Pf». Grabe, der bequeme Rasenstufen zum Knieen hatte, war mit Sand bestreut, mit Rasen eingefaßt und auf beiden Seiten mit Vasen geziert, die Sträucher grünten und Stiefmütterchen und Vergißmeinnicht blühten. Anna schrie vor Rührung auf, alS sie diese große Veränderung sah und küßte die Frau, die ihr so redlich Wort gehalten. Dann ließ sie die Arbeitsleute rufen, um ihnen den Lohn auSzuzahlen, kniete auf die Rasen stufen am Grabe nieder, faltete die Hände zum Gebet und weinte bitterlich. Da näherte sich auf dem kleinen Wege zu diesen Gräbern ein junger Mann, daS Antlitz voll Unruhe und die Schritte voll Hast und Ungeduld. ES war Michael R. Nachdem er etwa- verspätet, Urlaub er halten. war er eben erst hier angelangt, um die Pflicht zu erfüllen, die ihm so schwer auf dem Herzen lag. AlS er bis auf einige Schritte an daS Trab der Mutter herangekommen, bemerkte er, mit welcher Sorg falt dasselbe unterhalten war und da er dortselbst eine ihm unbekannte Dame knieen sah, deren Haltung und Ausdruck die innersten Gefühle ihre- HerzenS verrieth, wunderte er sich nicht wenig; er stand wie angewurzelt da und wagte weder durch Worte noch durch eine Be wegung diese- innige Gebet zu unterbrechen und diese VV verscheuchen, an die er kaum noch glaubte, obgleich er sie vor sich sah. So stand er minutenlang. Nachdem er sich über- r'ugt' daß d,eS kem Trugbild sei, sah er sich den Platz, befand, sowie da» Grabmal, neben Mutter gebettet, genauer an. Der kleine ALU"* derselbe. Ebenso da- Denkmal, dessen ' 'd"' "och so deutlich erinnerlich war. Und vorräthig hielt, um sie auf dem Hügel aufzustellen, bis daS Strauchwerk sich mit Blättern und Blüthen schmücke; sie verpflichtete sich gegen eine monatliche Entschädigung, die schnelle und genaue Ausführung der Arbeit zu über wachen, Rasen und Blumen zu begießen und die Stege mit Sand zu bestreuen — kurzum daS Grab auch ferner hin so in Ordnung zu erhalten, daß ihm anzusehen war, eS werde von einem dankbaren Herzen gepflegt. Anna umarmte die brave Frau, deren Gesicht sie überzeugte, daß sie ihr Versprechen halten werde, gab den Leuten Handgeld und bestellte dann einen nicht zu theuren, aber ansehnlichen Grabstein; auf dem Heim wege war sie schon weit beruhigter, sie hatte jeneS Hoch gefühl im Herzen, daS da Jeder kennt, der sich sagen kann, er habe eine heilige Pflicht erfüllt. Acht Tage darauf, am 5 Mai, sollte Alles fertig sein, außer der Inschrift, welche Anna allein, ohne Be- rathung mit dem Vater nicht anzugeben wagte. Voller Ungeduld und klopfenden HerzenS sah sie diesem Tage entgegen. Und alS er da war, nahm sie da» Geld zur Befriedigung derjenigen, welche sich zur Ausführung ihres Planes verpflichtet hatten, zur Hand und eilte nach dem Friedhöfe. O, wie ganz anders sah jetzt diese- ihr so theure Stückchen Erde au»! DaS Fundament ragte höher Kl eine Elle über den Hügel empor. Der sorgfältig gelegte Rasen grünte schon frisch und dicht. RingSum sproßten Pflanzen mit jungen Blättern und hier und da auch mit KnoSpen und Blüthen bedeckt. Auf dem sandbe streuten Fundamente für den Stein stand zu Häuptea eine Holzvase mit einer zierlichen Cypreffe und in der Mitte lag «in Jmmortellenkranz. Der Fußsteig zum Zuserate«. U««atzwefte»e» Die »rnolbisch« vuchhaubwu», Jnvalidenbank, Ha aseustein LLogl«, Studolf Mosse, G L. Daube 4 La. tuGresde« LewziG Hamburj,, verlm, Frankfurt a M. Schmerz, alS e» einen ganz vernachlässigten, verfallenen, mit dürrem Laube und vorjährigem Unkraute bedeckten i Hügel vor sich sah; nicht einmal eine Blechtafel mit ! Namen und Datum, wie sie sonst alle Gräber kenn